Vom Indischen Ozean ins Mittelmeer: Teil 3; Im Oman, in Jordanien, durch den Suez-Kanal

Wir sind auf dem Weg nach Salalah im Oman. Für diese Strecke benötigt AIDAblu drei Seetage. Das Wetter ist weiterhin heiter mit 29°, es geht ein leichter Wind. Ich habe mich an die Temperaturen gewöhnt und genieße das Bordleben in vollen Zügen. Unser Schwerpunkt bei diesen Seetagen liegt auf dem „Edutainment Programm“ von AIDAblu. Hier wurden keine Kosten und Mühen gescheut, es präsentieren sich drei Powerfrauen mit Vorträgen zu unterschiedlichen Themen. Dorine Ali-Khan ist eine wunderbare Lektorin und in der ganzen Welt zu Hause. Sie unterhält uns mit ihren facettenreichen Vorträgen zu den Ländern und Orten, die wir besuchen. Ihre Präsentationen sind informativ und unterhaltsam. Sie sagt: „Man sieht nur was man weiß“! Und das stimmt! An den Seetagen referiert sie jeweils am frühen Nachmittag zu Themen wie: Oman,– das Land der klimatischen Gegensätze und des Weihrauchs–. Jordanien –Felsenstadt Petra, Lawrence von Arabien & Königreich der Haschemiten— oder Shalom Israeljunger Staat im Heiligen Land— und KretaDie Wiege“ des Zeus und Europa–. Wir freuen uns immer nach dem Mittagessen auf ihre spannenden Geschichten.

Viola Möbius ist Kriminologin, Bestsellerautorin und Speakerin. Als gefragte Vortragsrednerin für Unternehmen und Universitäten bringt sie ein vielseitiges Programm mit an Bord. Sie hält Vorträgen zu, wie ich meine, spannenden Themen des Lebens. Ich lerne z.B. wie ich –die entscheidenden Fälle im Leben intelligent lösen kann– mit welchen Strategien ich zum Glückskind werde– und wie ich –meinen inneren Schweinehund effektiv überwinde-. Workshops rund um das Thema: Wie schreibe ich einen Krimi, finden große Resonanz. Viola Möbius ist eine Frau, die ohne Ende reden kann, die Dinge aber auf den Punkt bringt. Ihre Energie ist ansteckend, das Thema „Krimi-Schreiben“ hätte mich schon interessiert, den Stress, zu mehreren Treffen am Tag zu gehen, wie früher in meinem Berufsleben üblich, wollte ich mir doch nicht antun.

Es gab schließlich noch eine spannende Frau, die interessante Themen im Gepäck hatte. Erfolgsbeschleunigerin, Führungskräftecoach und Trainerin Beate Recker ist mit ihrer unkonventionellen Art die beste Werbung für ihr Programm. „In Bewegung bleiben und die persönliche Komfortzone verlassen“, sich auszuprobieren in „Farb- und Stilberatung“ und die Bedeutung der „Jahreszeiten im Kleiderschrank“ zu kennen, das waren die Themen ihrer außergewöhnlichen und temperamentvollen Auftritte. Ihr Spruch des Tages war: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“. Stimmt!

So vergehen die Tage wie im Flug.

Fast hätten wir vor lauter Wissensdurst ein wichtiges Ereignis verpasst. Den ganzen Vormittag schon bereitet die Crew und die Offiziere etwas vor. Es wird hoher Besuch erwartet. Kein geringerer als der Meeresgott Neptun kommt zu uns an Bord! Wir fahren auf den Äquator zu. Die Aufregung wird größer, die Menschenansammlung auf dem Pooldeck auch.

Was fürn Quatsch, denke ich, die machen aber auch aus jedem Blödsinn ein Fest. Die Äquatortaufe steht an, verkündet in großen Lettern die Anzeigetafel! Mit rauschendem Bart, langen weißen Haaren und Dreizack, so erscheint der berühmte Meeresgott plötzlich mit seinem Gefolge, schönen jungen Meerjungfrauen an Deck. Er verkündet, wenn man alle Prüfungen besteht, die er für uns bereithält, wird man von ihm getauft und erhält einen neuen Namen. Es bildet sich bereits eine lange Schlange von mutigen Gästen. Die Musik setzt ein, es ertönt das Schiffshorn, wir fahren über den Äquator! Ich krieg doch ne Gänsehaut, so schön ist diese Inszenierung. Spontan stelle ich mich in die Schlange, esse Meeresalgen, irgendwelche Würmer (wie im Dschungelcamp) trinke schleimige Getränke, werde von Neptun mit der Klobürste auf den Namen Renate, die Räuberscholle, getauft und bekomme eine entsprechende Urkunde! Ich bin geflasht und freue mich, dass ich nicht verlernt habe, mich auf spontanen Blödsinn einzulassen!:-))

So erreichen wir Salalah, die Stadt im Süden des Oman. Da wir nah an Somalia und dem Bürgerkriegsland Jemen vorbeifahren, werden wir von internationalen Marineschiffen begleitet, deren Silhouetten öfter mal am Horizont zu sehen sind. Zusätzliche Sicherheitskräfte unterstützen die Mannschaft an Bord. Dabei war der Jemen in früheren Zeiten, das Reiseland schlechthin. Unsere Lektorin erzählt uns mit viel Trauer um das kriegsgebeutelte Land in der Stimme, von ihren früheren Touren dorthin. In Somalia hat die Piraterie nachgelassen, aber dennoch ist Obacht geboten. Die Sicherheit der Passagiere geht über alles, betont der Kapitän. Wir fühlen uns zu keiner Zeit gefährdet. Leider können wir mit dem großen Schiff nur im Industriehafen anlegen, aber die Stadt ist nicht weit u. in 20 Minuten mit dem Sammeltaxi erreichbar.

Der Süden des Sultanats Oman ist auch als Weihrauchland berühmt. Die Bäume, aus deren Rinde „Gold“ tropfte, brachten der Region einst unermesslichen Reichtum. Auch heute noch ist ein Hauch des Weihrauchharzes allgegenwärtig. Im alten Souk, dem kommerziellen Viertel von Salalah, tauchen wir in die verführerische Welt der Düfte ein und genießen das orientalische Einkaufserlebnis.

Um dorthin zu kommen, haben wir uns vor dem Schiff mit anderen Passagieren zusammengetan und ein Großraumtaxi samt Fahrer gemietet. Der Preis für drei Stunden durch die Stadt, zum Sultanspalast und an den Strand ist schnell ausgehandelt.

Die Gruppe harmoniert gut. Wir hatten Spaß. Die zweitgrößte Stadt im Oman, hat etwa 100.000 Einwohner und trägt ihren Namen zu Recht, wie unser Fahrer Hassan uns erklärt. Salalah, die Leuchtende, erstreckt sich über 15 Kilometer an einem scheinbar endlosen Sandstrand an der Südküste entlang. Dabei bestimmt nicht der Wüstensand, sondern üppiges Grün das Stadtbild. Hier finden die knorrigen Bäume, die das Harz für das „duftende Gold“ liefern, beste Lebensbedingungen.

Am späten Abend verlassen wir den Oman in Richtung Jordanien. Hier beginnt nun die längste Zeit auf See. Bis wir den Golf von Aqaba erreichen, vergehen vier Tage. Wir gehen unserem schon beschriebenen Bordleben nach. Machen Sport, erweitern unseren Horizont in vielen neuen Themen, treffen immer wieder spannende Menschen und ihre Geschichten, genießen die Sonne auf dem Liegestuhl und schauen auf das endlose Meer hinaus.

So sehen wir bald schon das erste Land, die Halbinsel Sinai taucht auf der linken Seite auf. Kurze Zeit später ist die größte Stadt im südlichen Jordanien erreicht.

Aqaba hat 86.000 Einwohner und ist die einzige Hafenstadt des Wüstenstaates Jordanien. Das Land hat damit zwischen den Nachbarländern Israel und Saudi-Arabien nur einen schmalen Zugang (27 km) zum Meer. Die Stadt Aqaba ist sozusagen das jordanische Tor zur Welt. AIDAblu liegt hier für zwei Tage im Hafen.

Das gibt uns die Gelegenheit Aqaba mit dem Pendelbus auf eigene Faust anzusehen und am nächsten Tag die berühmte Felsenstadt Petra auf einem Ausflug zu erleben. In Aqaba besteht eine latente Gefährdung durch Anschläge mit terroristischem Hintergrund. Das wird uns nochmal deutlich vor dem Landgang gesagt. Wir sollen große Menschenansammlungen meiden. Mit einem etwas mulmigen Gefühl schauen wir uns die Stadt an, die nicht wirklich was zu bieten hat. Sympathische junge Menschen begrüßen uns freundlich und posieren für ein Foto.

Am Strand ist richtig was los. Das Wetter ist traumhaft. Wir kaufen auf dem Gewürzsouk frische Gewürze und Safran aus dem Iran. Die Stadt ist bekannt für ihre gute Schokolade und Pralinen, die einen hohen Kakaoanteil enthalten und dementsprechend wertvoll aber nicht so süß sind.

Nun aber freuen wir uns auf den Besuch von Petra. Das Gelände ist die berühmteste Sehenswürdigkeit Jordaniens. Die legendäre Felsenstadt, UNESCO-Weltkulturerbe und Schauplatz vieler Filme, zieht täglich tausende Besucher in ihren Bann. So auch uns. Frühmorgens um 06.00 Uhr geht es los. Durch eine bizarre Berglandschaft am Rande der Negev Wüste fahren wir durch das Heilige Land, wie es im alten Testament genannt wurde.

Am Eingang werden unsere Karten kontrolliert. Stolze 70 Euro bezahlt man hier. Dann wandern wir durch eine enge, gewundene, mehr als einen Kilometer lange Schlucht. Fast 100 Meter hohe Felswände ragen auf beiden Seiten auf. An der engsten Stelle ist die Schlucht nur zwei Meter breit.

Und dann, plötzlich, steht man vor ihr: der gewaltigen Fassade des „Schatzhauses“. Rund 40 Meter ragt das hohe, aus dem Fels gehauene, mit Säulen geschmückte Wunder auf.

Fast jeder hat wohl schon mal das weltberühmte Gebäude, das auch in Filmen wie „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ beeindruckt, auf Bildern gesehen. Unser Führer, der gut Deutsch spricht, erzählt uns viel über das Volk der Nabatäer, die vor mehr als 2000 Jahren ihre Hauptstadt aus den roten Sandsteinfelsen schlugen. Sie gilt als die älteste Kultur der Menschheit. Die „Wallstreet des Alten Arabien“, diesen Spitznamen gibt es für Petra (altgriechisch=Sandstein) ebenfalls. Fast drei Jahrhunderte lang beherrschten die Nabatäer die Stadt, günstig gelegen am Schnittpunkt wichtiger Handelsstraßen. Durch ein ausgeklügeltes Wasser-Management mit Leitungen, die das Wasser der umliegenden Quellen nach Petra führten, wurde die Felsenstadt zu einer Oase mitten in der Wüste. Unser Führer zeigt uns begeistert diese noch erhaltenen Wasserkanäle.

Das Gelände ist weitläufig und an einem Tag nicht wirklich zu besichtigen. Aber von einem Felsplateau aus, bekommen wir einen guten Überblick.

Mittlerweile ist es Mittag geworden und die Menschenmassen schieben sich durch die Schlucht. Alles ist hier vermarktet, überall stehen Souvenirläden, Kinder sprechen dich jede Minute an und wollen ihre Ansichtskarten verkaufen. Nichts ist reglementiert, überall lauern die Händler, alle wollen einen Dollar verdienen. Das „Weltwunder“ wird gnadenlos vermarktet. Hier in der Gegend sollen schon bald 60! neue Hotels entstehen. Das ist die Kehrseite der Medaille. Gut, dass wir diesen sagenumwobenen Ort mal gesehen haben.

Ich freue mich aber auch, wieder auf dem Schiff zu sein.

Bei einer guten Flasche Wein in der bordeigenen Vinothek verarbeiten wir den Tag und fiebern erwartungsvoll den nächsten Ereignissen entgegen, der Durchfahrt durch den Suezkanal und den Besuch der biblischen Stätten in Jerusalem und Bethlehem. Jetzt also auf in den Suezkanal.

Schon ägyptische Pharaonen, römische Kaiser und arabische Kalifen versuchten sich am Bau eines Kanals, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbinden sollte, aber keines der Bauwerke konnte der Zeit und dem Wüstensand standhalten. Erst dem Franzosen Ferdinand de Lesseps gelang 1869 der endgültige Durchbruch. In den ersten Jahrzehnten nach Fertigstellung durchfuhren rund 3000 Schiffe jährlich den 162,5 Kilometer langen Suezkanal. Heute sind es rund 15.000 pro Jahr. Seit neuestem gibt es einen zweiten Wasserkanal, so dass die Schiffe, die im Konvoi fahren, nicht mehr im großen Bittersee in der Mitte der Strecke aufeinander warten müssen. Faszinierender als alle Fakten ist aber das Gefühl, an den endlosen Sanddünen beider Uferseiten zum Greifen nah vorbeizugleiten.

Dieses Schauspiel lassen wir uns nicht entgehen. Wir bleiben einfach auf unserem Frühstücksplatz am Heck des Schiffes sitzen und genießen mit wechselnden Passagieren am Tisch die Durchfahrt.

Gegen 17.00 Uhr sind wir im Mittelmeer angekommen. Wir kommen nach Europa. Das merkt man als erstes am Wetter. Es wird merklich kühler und das blaue Meer wird grau.

Seit Tage verfolgen wir schon die Meldungen über Raketenangriffe im Nahen Osten und bangen um unseren Ausflug in Israel. Wir bekommen mit, das die AIDA Ausflüge für Tel Aviv abgesagt werden. Dennoch freuen wir uns auf den Landgang und auf Jerusalem. Leider kommt dann doch um Mitternacht durch die zentrale Lautsprecheranlage eine (ungewöhnlich auch direkt in die Kabinen) Durchsage des Kapitäns. Wir werden Isarel und den Hafen von Haifa aus Sicherheitsgründen nicht anlaufen. Die Lage hat sich dort verschlimmert und droht weiter zu eskalieren.


Ich habe eine schlaflose Nacht. Ich hatte mich außerordentlich auf diesen Ausflug zu den biblischen Orten des alten Testamentes, welches ich als Kind begeistert gelesen habe, gefreut. In einer Pressekonferenz für die Passagiere erläutert der Kapitän am nächsten Morgen, wie sie zu der Entscheidung gekommen sind und wer alles in die Entscheidungsfindung involviert war. Es gab Telefonkonferenzen mit der Reederei in Rostock, der Sicherheitsabteilung in Hamburg, den deutschen Auslandsgeheimdiensten und der Konzernzentrale in Miami. Alle relevanten Meldungen und Informationen von allen Nachrichtenquellen wurden ausgewertet und bewertet. Am Ende des Tages entscheidet der Vorstandsvorsitzende in der Konzernzentrale in Miami, Israel nicht anzulaufen. AIDAblu geht auf Nummer Sicher und fährt weiter nach Zypern. In Limassol konnten wir nun schon einen Tag früher anlegen, da glücklicherweise ein Liegeplatz frei ist.


Hier weht ein frischer Wind bei 18°. Bei mir war nun die Luft raus. Es galt die Enttäuschung zu verarbeiten. Wir schauen uns dennoch ein wenig die Stadt an. Mit dem Shuttlebus fahren wir aus dem Hafen und laufen einige Kilometer am schmalen Sandstrand entlang und besuchen anschließend den kleinen Altstadtkern.

Den zweiten Tag verbringen wir an Bord und machen uns erste Gedanken übers Kofferpacken. Wir genießen das neue Bier im Brauhaus, was soll man bei dem Wetter anderes machen;-))

In Heraklion auf Kreta angekommen, regnet es in Strömen. Passt zu meiner Stimmung. Den letzten Tag unserer Reise verbringt die kleine Reisegruppe Ouzo trinkend neben einem Heizpilz in einer griechischen Kneipe in der wirklich schönen Altstadt.

Ein problemloser und angenehmer Heimflug versöhnt uns mit dem Regen und das schöne Wetter bei unserer Ankunft in Frankfurt tut ein Übriges. Von Mauritius nach Kreta! Eine Traumreise ist zu Ende! Wir freuen uns auf zu Hause. Dort wartet unser Garten, der mit Frühlingsblumen bepflanzt und österlich geschmückt wird.

In ein paar Jahren werden wir wieder aufsteigen! Dann geht es nach Südostasien, nach China und Japan und in die Südsee.

Zunächst aber freuen wir uns auf ein schönes Osterevent in Ostfriesland. Hier findet die Neueröffnung des Stellplatzes Sagter-Ems in Strücklingen statt. Lars Schober ist der neue Besitzer. Mit ihm hatten wir die meisten „Pilot-Touren“ seiner damaligen Firma „Genussreisen“ nach Italien, Spanien, Portugal, Schottland u. Irland erleben dürfen. Er hat den Stellplatz weiterentwickelt und viele neue Ideen für die Zukunft. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und auf viele liebgewonnene Wohnmobilisten aus der „Szene“.

Unsere Reise mit Wohnmobilfreunden durch „Ostpreußen- Masuren“ im Mai 2019 wird ebenfalls ein Highlight. Wir freuen uns auf die Gruppe und Anna und Matthias von HEKA-Reisen, die uns auf ihre ganz eigene Art durch das Land führen werden. Davon erzählen meine nächsten Berichte.———

Dreamteam wünscht Euch ein buntes und sonniges Osterfest!

Easter.

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