Die türkisch/griechische Grenze bei Ipsala am Rande des Nationalparks ist nach 2 Stunden passiert. Es gab keine Kontrollen oder Besuche im Wohnmobil. Nur eine zufällige schöne Begegnung direkt im Grenzbereich. Womofreunde reisen ein und wir aus!
Wir sind jetzt in der Region Westthrakien. Sie grenzt im Norden an Bulgarien, im Osten an den europäischen Teil der Türkei, im Westen an die griechische Region Makedonien und im Süden ans Mittelmeer. Homer, Autor der Ilias und der Odyssee, nannte die Gegend „das goldene Reich des Orpheus“. Sie gehört zu den ältesten Kulturlandschaften Europas mit einer wechselvollen Geschichte. Die Region gilt als eine der ursprünglichsten Gebiete des Landes und ist touristisch kaum erschlossen. Sehr wohltuend für Individualtouristen wie wir. Wir freuen uns auf die Strände im Süden wie dem „Agia Paraskevi Beach“ oder dem „Kokkina Vrachia Beach“ bei Alexandropouli.
Aber zunächst sehen wir überall verbrannte Hügel und Flächen. Leider hatte es hier im Grenzgebiet viele Feuer, die aber jetzt gelöscht sind. Das Wetter ist ein Gemisch aus Wind, Sonne und Wolken. Daran müssen wir uns erst gewöhnen nach 3 Monaten strahlend blauen Himmels!
Wir sind zurück in Europa, gewöhnen uns wieder an den Euro, zahlen Autobahngebühren, der Diesel ist teurer. Wir kaufen ein bei Lidl und Aldi und fühlen uns fast wie zuhause! Wir werden nicht mehr vom Muezzin geweckt, sondern öfters vom plätschernden Regen. Alles in allem ist es in Griechenland sehr entspannt und ruhig. Es herrscht insgesamt eine gelassene Stimmung. So ganz anders als in der quirligen, lauten und nachts nicht schlafenden Türkei. Tut gut!
Das erste griechische Essen genießen wir in einer stylischen Strandbar in Makri! https://maps.app.goo.gl/6aW2rDzQ9EFYcxG5A?g_st=im
Wir besuchen unterwegs die interessanten Orte Komotoni,(Hauptstadt der Region Ostmakedonien u. Thrakien) und Xanthi, fahren an reifen Baumwollfeldern vorbei, an den langen weißen Sandstrand von Avdira/Myrodatou. Auch hier sammeln wir erstmal den Müll ein, bevor wir uns wohlfühlen.
Wir cruisen von Strand in Kavala durchs Gebirge Richtung Drama und besuchen hier das Weingut Nico Lazaridi. Ich hatte einiges über den Besitzer gelesen und war dementsprechend neugierig.
Inspiriert von der toskanischen Weinwelt Italiens, gründete Nicos Lazaridis im Jahr 1987 in seinem Heimatland Griechenland das Weingut. Vorher hatte er lange in Hamburg gelebt. Damals war das Anbaugebiet um Drama international sowie national, ökologisch gesehen, unbekannt. Heute kreiert Nico Lazaridi 21 verschiedene Weine, welche firmenintern in vier verschiedene Kategorien unterteilt werden. Die Preise der Kategorien sind unterschiedlich hoch. Mittlerweile hat er weitere Weingüter gegründet, eines davon auf Mykonos. Darüber hinaus, unterstützt das Weingut griechische und internationale Künstler. Ihre Gemälde werden für das Design der Etiketten der verschiedenen Weine verwendet sowie in der eigenen Kunstgalerie „Magic Mountain“ ausgestellt. Es war ein spannender Tag auf dem Weingut! Wir übernachten in der Nähe in der Natur. So können wir die Weine im Anschluss genießen. Sie schmecken nachhaltig gut.
In der UNESCO Weltkulturerbestätte Philippi besuchen wir zunächst das Taufbecken des Apostels Paulus. Ein mystischer Ort mit eindrucksvoller griechisch-orthodoxer Taufkirche.
Danach laufen wir durch die Ausgrabungen und übernachten ganz ruhig mit viel Platz auf dem großen Parkplatz nebenan.
Weiter geht es wieder Richtung Küste. Wir bleiben übers Wochenende am wilden Strand von Orfani! So ein schöner Strandabschnitt! Traumhaft! Überhaupt kommen in den nächsten Tagen immer wieder schöne Strandabschnitte an denen wir uns aufhalten. Ich komme mir vor wie im Urlaub! ;-))
„Die drei Finger“ (Athos, Sithonia, Kassandra) wie die Halbinsel Chalkidiki auch genannt wird, ist unser nächstes Ziel.
Wir cruisen an der Küste entlang, immer wieder an wunderbaren Strandabschnitten vorbei. Du könntest in jeder Bucht tagelang bleiben. So z.B. am langen Sandstrand von Stratoni. Netter Ort im Hintergrund mit großzügig breiten Straßen und Markt am Vormittag.
Der Sphinx-Strand in Ierissos hat seinen Namen von dem Sandsteinbrocken im Wasser, der einer Sphinx ähnelt. Überall in dem großzügigen Gelände kann man stehen. Jetzt in der Nachsaison wird das Campen hier geduldet, obwohl viele Schilder „no Camping“ dort stehen. Alles hier auf dem Land wirkt träge, verschlafen und super ruhig zu dieser Jahreszeit. Mitte September ist damit gemeint.
Wir lassen die östliche Halbinsel Athos, benannt nach dem Berg, der den Finger überragt, aus. Athos ist eine autonome orthodoxe Mönchsrepublik auf Chalkidikki, die im Jahr 972 gegründet wurde. Hinter dem heiligen Berg Athos trennt eine Stacheldrahtgrenze diese Mönchsrepublik Athos vom Rest der Welt. Nur Männer haben Zutritt in das tausendjährige Klosterrecht. Die spirituellen und uralten Klöster können von einem Boot aus betrachtet werden. So eine weltfremde, nur mit sich selber beschäftigte Spezies, die zudem keine Steuern zahlt und nur Nutznießer ist, ist nicht mein Ding.
Am Develiki-Beach in Gomati finden wir ein kleines Paradies. Die Taverne Eleni ist geschlossen. Die Besitzerin lässt die Wohnmobilisten unter Bäumen direkt am Strand stehen. Wir wollen hier nicht mehr weg. So idyllisch, so klares Wasser, so schöne Wanderungen. Es gibt kein Geschäft, alles hat schon geschlossen. Das muss man wissen, wenn man hierherfährt. Als die Vorräte aufgebraucht sind, fahren wir weiter.
Wir umrunden ausgiebig den mittleren Finger „Sithonia“. Dort sollen sich sich die schönsten Sandstrände befinden. Mit dem Wohnmobil nicht so einfach, die schmalen kurvenreiche Küstenstraße zu befahren und die engen Abfahrten zu den Stränden zu finden. Olivenbäume, soweit das Auge reicht, steil abfallende Felsen, die Ringstraße geht auf und ab. Die schönsten Plätze, früher Freisteherplätze, jetzt Campingplätze mit „Legebatterien“ in Sarti.
Wir frühstücken in Toroni. Ein nettes Städtchen, aber Tourismus pur. Busse und Schiffe spucken Tagesgäste aus. 50 Wohnmobile stehen auf der Reihe.
Am Porto Koufo Beach laufen wir direkt von der Womo-Treppe aus ins Meer. Herrlich, einmalig. Wir übernachten dort und springen am Morgen wieder ins Wasser.
Später finden wir den nächsten schönen Badeplatz in Psakoudia an einem langen urbanen Sandstrand.
Wir nehmen die Ausgrabungen von Olynthos noch mit bevor wir in die zweitgrößte Stadt Griechenlands eintauchen. Das antike Olynthos erstreckt sich über zwei Hügel, den North Hill und South Hill. Die Stadt wurde erstmals 479 vor Christus im Zusammenhang mit den Perserkriegen erwähnt. Die große Ausgrabungsstätte bietet einen Einblick in das frühere Leben und die Begebenheiten im antiken Griechenland. Die Stadt ist fast vollkommen erkennbar und gut freigelegt Allerdings muss man trotz Hinweistafeln viel Fantasie mitbringen. ;-)) Auch der Weg bis zur Ausgrabungsstätte ist ziemlich lang und uneben. Aber uns hält das nicht ab zwischen alten Steinen herumzulaufen und das frühere Leben und Arbeiten der Menschen zu erspüren.
So kommen wir langsam nach Thessaloniki, in die Hafenstadt am Thermaischen Golf der Ägäis. Vor allem in der Oberstadt sind zahlreiche Zeugnisse aus der römischen und osmanischen Zeit erhalten. Die Hafenmeile ist supermodern, man kann endlos laufen. Wahrzeichen der Stadt ist der alte Wasserturm am Ende der Mole.
Wir übernachten vor der Stadt auf dem riesigen IKEA-Parkplatz. Direkt daneben sind die städtischen Verkehrsbetriebe angesiedelt. Ein Bus fährt alle paar Minuten in die Innenstadt. Du musst dir nur die Haltestelle merken, die der nette Mensch am Infoschalter Dir sagt. Sehr easy. Wir laufen uns müde und genießen ein vorzügliches griechisches Menü in „The Greek House“ in Hafennähe!
https://maps.app.goo.gl/2xv2uw1E5YsVTRAL8?g_st=im
Wir versorgen uns noch in der Einkaufsmeile, bei Ikea und im gut sortierten Campingladen, tanken Wasser und fahren auf die mautpflichtigen Autobahn. Am mächtigen Olympmassiv, an den „Götterbergen“ vorbei, gehts kurvenreich durchs Gelände mit weiten Blicken. Die Bergspitzen sind teilweise in Wolken, ich stelle mir Zeus mit seinem langen Wallebart vor, wie er uns beobachtet. :-))
Die griechischen Strände haben Klebstoff, wir können uns noch nicht trennen. So bleiben wir, unter dem strengen Blick der freundlichen Götter unterhalb des Berges am Strand von Litohora auch „Olympian Bay Beach“ genannt, für ein Wochenende. Dort bastele ich den kleinen „Olympos“ für meine Reisefreundin Martina, die hier später im Winter vorbeikommen wollen. (Leider haben die Winterstürme den kleinen Olympos in alle Winde verweht, oder hat Zeus ihn zu sich in den Olymp geholt?!)
Unser letztes großes Ziel auf dieser Reise in Nordgriechenland sind die berühmten Metéora Klöster. Sie liegen in der Nähe der Stadt Kalambaka und gehören zum UNESCO- Weltkulturerbe. Laut Wikipedia leitet sich der Name Metéora von altgriechisch metéōros, deutsch ‚in der Luft schwebend‘, ab. Dieser Name beschreibt die Lage der Klöster, die auf hohen Sandsteinfelsen gebaut wurden und bei dunstiger Luft manchmal zu schweben scheinen. Besser kann man diese Einmaligkeit nicht ausdrücken.
Wir übernachten in der Nähe in Karpero in einem Park auf dem Hügel. Der Stellplatz wird von der Gemeinde verwaltet. Toll was einige engagierte Menschen doch für Camper tun.
In aller Frühe fahren wir zu dem zentralen Parkplatz von wo aus man einige der Klöster gut zu Fuß erlaufen kann. Alleine die Anfahrt in das sagenumwobenen Gebiet mit seinen riesigen Steinformationen ist schon ein Erlebnis. Die tatsächlichen Anblicke der fünf Steinkolosse auf engen Felsnadeln in schwindelnder Höhe ist eigentlich nicht zu beschreiben.
Gigantisch, mystisch, unglaublich. Was Menschen doch alles erschaffen können! Ein absolutes Highlight unserer Reise! Dort muss man echt gewesen sein! Ein absoluter „Place to be“! Aber sowas von!
Das war es für uns auf dieser Reise in Nordgriechenland. Wir kommen wieder und entdecken des Rest dieses super sympathischen Landes.
Darauf ein tief aus dem Herzen kommendes „Jámas“ ! Auf die Gesundheit und zum Wohl!
Für uns geht es nun weiter nach Albanien.
Dazu mehr im nächsten Bericht!