Zischende fauchende Geräusche wecken uns eines Morgens früh um 5 Uhr. Dort wo wir gestern bei der Ankunft noch ganz alleine standen, sind wir jetzt umringt von Menschentrauben, die dieses wunderbare Schauspiel mit uns an der Felskante erleben wollen.
Wir sind in Göreme und stehen hoch über dem Love-Valley am Felsrand mit dem besten Blick auf dutzende Heißluftballons, die im Morgengrauen hochsteigen. In den Käfigen unter dem aufleuchtendem Gasfeuer stehen die Menschen dichtgedrängt in den Holzkörben und genießen diesen Flug. Überall in der ganzen Gegend steigen die riesigen Ballone jetzt auf. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Start- und Landezonen.
Die physikalische Zusammenhänge lassen nur den Start am frühen Morgen zu wenn die Sonne noch nicht ihre wärmende Kraft entfaltet.
Der magische Sonnenaufgang wird für eine andere Sache genutzt. Viele Brautpaare nehmen diese Gelegenheit wahr und lassen sich hier umgeben von Ballonen und den mystischen Gestalten des Tuffsteins fotografieren. Manche haben mehrere Outfits dabei. Wir werden gebeten unser Wohnmobil als Umkleide nutzen zu dürfen. Bigfoot fühlt sich sehr geehrt.
Es sind schon verrückte Geschichten, die sich um uns herum abspielen. Wir bleiben 3 Tage in der spannenden Gegend und stehen an verschiedenen Plätzen. Ich schreibe hier keine Empfehlung oder Koordinaten. In den einschlägigen Apps gibt es viele davon. Wo du stehen willst, hängt ein wenig von deinem Mut und deinem Wohnmobil ab.
Die Stadt Göreme selber ist gnadenlos vermarktet und nicht so unser Ding. Die Plätze oberhalb auf den Felsvorsprüngen mit tollen Rundblick natürlich schon.
Weiter geht es auf über 1000 m Höhe durchs wunderbare Taurusgebirge. Wir durchwandern Teile des traumhaft schönen Ihlara-Tals mit seinen vielen in den Berg gehauenen uralten Kirchenruinen. Alleine in der Gegend könnte man tagelang bleiben. Interessant sind die Lokale im Wasser. Man sieht quasi schwimmen, was man später isst.
Anschließend „erklimmen“ wir den Berg „Hasan Dagi“ ( 3211 m) haben wir doch gehört, dass es dort oben eine wunderbare Köchin gibt! Auf 2000 m Höhe neben dem Hotel Karbeyaz liegt das Restaurant, dessen Chefin Hülya, nach langen Jahren in Deutschland, wieder zurück in ihrer Heimat ist und die deutsch-türkische Küche mit Leidenschaft zu neuem Leben erweckt. Wir steigen also nicht auf den Berg mit ihrem Mann, sondern lassen uns von Hülya kulinarisch verwöhnen. Wir lauschen dabei ihrer spannenden Lebensgeschichte. Wir stehen mit unserem Wohnmobil in der Nähe auf der Wiese. Nur die Ziegen aus der Umgebung sind unsere anderen „Mitbewohner“. Wer mal in die Gegend kommt, unbedingt hochfahren und Grüße überbringen.
Entlang eines kleinen Flusses mit kleinen Ortschaften geht es weiter über Aksaray zum größten Salzsee der Türkei dem Tuz Gölü. Ein wunderbar mystischer Abendspaziergang rundet den Tag ab. Am nächsten Tag dürfen wir mit einer Sondergenehmigung durch das Salzgewinnungsgebiet des Tuz Gölü fahren. Ein Erlebnis!
Wir düsen weiter, kommen an kilometerlangen Parkanlagen vorbei in die Stadt Konya, die „Hauptstadt der tanzenden Derwische“. Sie ist auch eine bedeutende Pilgerstätte und beherbergt das Grab von Jelaleddin Rumi, dem Gründer des Mevlevi-Ordens. Die Alaeddin-Moschee aus dem 12. Jh. liegt umgeben von grünen Parks auf den Aladdin-Hügel. Wir bleiben einige Tage auf einem Stellplatz, der mitten im Park liegt und fahren mit dem Taxi für kleines Geld in die zauberhafte Stadt. In Erinnerung bleiben uns neben den schönen historischen Gebäuden, insbesondere die zahlreichen großflächigen Parkanlagen mit allem Komfort und großen Picknickgeländen mit Grillstationen und Sitzgelegenheiten.
Im Beysihir Nationalpark, am gleichnamigen See, verbringen wir ein entspanntes Wochenende. Total ruhig in toller Natur und ohne Muezzin liegt ein neuer großzügiger Stellplatz direkt am See. Beyşehir Belediyesi Karavan Park: https://park4night.com/lieu/426055/
Durch riesige Getreidefelder und überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet geht es 160 Kilometer weiter durch die Berge und den Kizildag Nationalpark cruisen wir zum nächsten geilen See. Der Egirdir-See ist der viertgrößte See der Türkei. Er hat die Größe des Bodensees. Der warme Wind bläst mit 36°. Wir finden einen schönen freien Platz direkt am See und lassen den restlichen Tag faul an uns vorüberziehen. Im nahegelegenen Städtchen Egirdir thront eine alte Burgruine über dem geschäftigen Treiben in den engen Gassen. Hier bekommt man alles was man braucht. Wäre es nicht so heiß würden wir länger bleiben.
Am Seeufer entlang fahren wir weiter und erreichen bald das berühmte Rosenanbaugebiet Isparta. „Anfang Mai beginnt hier die Ernte“, erzählt uns die symphatische Verkäuferin in einem der vielen Läden, die das edle Rosenöl verkaufen. „Um 05.00 Uhr morgens müssen die Arbeiter*innen auf den Feldern sein. Aus den Blättern der Damaszenerrose wird das wertvolle Öl am besten frühmorgens gewonnen. Sie gedeiht wunderbar in den kühlen Hochtälern des Taurusgebirges zwischen Egirdir und Isparta auf 1800 Metern. Der wertvolle Rohstoff wird auf der ganzen Welt für die teuersten Parfums verwendet. Rund um die Stadt Isparta gruppieren sich die großen Fabriken, die Rosenöl herstellen“. Spannend!
Auf der Weiterfahrt sehen wir viele viele Marmorbrüche mit den tollsten Maserungen. Man könnte sich hier einen Anhänger vollladen so selten schön sind die Marmorblöcke! So kommen wir schnell an den schönsten See der Türkei. Er liegt auf 1200 Meter Höhe und ist wirklich unbeschreiblich schön anzusehen. Man nennt die Gegend hier auch “ die Malediven der Türkei„! Wir sind am Salda Gölü, dem Salda See! Auf dem kleinen Doganbaba Beach Campingplatz, schön im Schatten unter Bäumen und direkt am See bleiben wir ein paar Tage. https://park4night.com/lieu/371236/
Der Salda-See ist ein abflussloser See im westlichen Taurusgebirge. Das Wasser des Sees ist wegen des hohen Magnesiumsgehalts alkalisch. Diesem Umstand verdankt der See seine türkise Farbe, aus diesem Grund sind die Strände auch schneeweiß! Und etwas Gesundes kann man hier tun, nämlich ein Schlammbad nehmen. Trocknen lassen, abrubbeln! Die Haut ist glatt wie ein Kinderpopo.
Wir kommen nach Pamukkale, dem nächsten Touristenhotspot. Ich war noch nie dort, deshalb nimmt Dieter für mich nochmal diesen überlaufenen und geschmacklosen Touriort Denizli auf sich.
Mittlerweile herrschen hier im August Temperaturen von fast 40 Grad. Wir dürfen bei einem Hotelbesitzer, der lange in Deutschland gelebt hat, im Hotel Yildizhan stehen und seinen Swimmingpool benutzen. Ich freue mich auf das kühle Nass. Der Schock folgt auf dem Fuß, als ich mit einem dicken Platscher im Wasser lande. Hier drin ist es fast wärmer als draußen. Also nix mit Abkühlung.
Wir ertragen auch die Hitze der Nacht und machen uns am nächsten Morgen auf, um die Kalksinter-Terrassen oder das „Baumwollschloss“ wie Pammukkale übersetzt heißt, zu erklimmen. Von unten sehen sie aus wie ein große Skipiste. Der Eintritt ist happig, (30 Euro p.P.). Wir schieben uns mit den Menschenmassen aus den Reisebussen barfuß nach oben.
Nicht mal mehr 1/3 dieses großen Areals sind mit Thermalwasser gefüllt. Für Touristen sind einige Wasserbecken gefüllt. Dort gibt es Möglichkeiten sich in das warme Wasser zu legen. Das mache ich natürlich. Dieter erzäht mir, dass zu früheren Zeiten genügend Wasser vorhanden war um alle Becken zu füllen, war ein gigantischer Anblick. In das berühmte „Kleopatra Bad“ oben am Hang gehen wir erst gar nicht rein; das Becken ist völlig überfüllt.
Stattdessen besichtigen wir die antike Stadt Hierapolis, die sich direkt anschließt. Eine perfekte Kulisse zu den weißen Kalksinterterassen. Diese sind übrigens über die Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen entstanden.
190 Kilometer weiter Richtung Westen und wir sind im antiken Ephesos. Ich laufe stundenlang durch diese eindrucksvollen Ruinen! Insbesondere die Ephesus Bibliothek mit ihren hohen Außenmauern ist ein Blickfang. Ephesos war im Altertum eine der ältesten, größten und bedeutendsten Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis eines der Sieben Weltwunder. Die Ruinen von Ephesus liegen heute in der Nähe von Selçuk, ungefähr 70 Kilometer von Izmir.
Sie wurden 2015 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. In der Antike lag die Stadt direkt am Meer an der Mündung des Kaystros. Die sogenannte Küstenstraße führte direkt ans Meer. Wenn du jetzt dort stehst ist das kaum vorstellbar.
Die für diese Zeit sehr modernen Toilettenanlagen sind natürlich auch sehenswert ;-)).
Über unsere Zeit an der türkischen Ägäis und dem Besuch weiterer „alten Steine“ erzähle ich im nächsten Kapitel! Bleibt gespannt.
Ich verspreche auch, dass ich die nächsten Kapitel zeitnaher fertigstellen werden. Es gibt leider oder eher Gott sei Dank so viele neue Reiseideen; Treffen mit interessanten Menschen, die spanische Wintersonne und andere Planungen, so dass mein Blick zurück auf diese phantastische und erlebnisreiche Reise etwas aus dem Fokus geraten ist.
Wieder sehr interessant geschrieben und bebildert!
Grüße aus Amsterdam von Rena und Helmut
Danke lieber Helmut!
Herzliche Grüße nach Holland!
Ach ihr Beiden, jetzt bin ich wieder angefixt. Ist es nicht schön? Die Türkei hat ihre ganz eigene Farbe.
Schön eingefangen und beschrieben. Glaub ich muss auch noch mal hin.
Liebe Grüße von Chiemsee.
Ja, ich glaube auch dass Du noch mal hin musst! ich bin ja noch nicht fertig. ;-))
viele Grüße von uns und alles Gute!