Vom Indischen Ozean ins Mittelmeer: Teil 2; La Réunion und die Seychellen

Alle Mann an Bord?!- Dann kann’s ja losgehen!

Aidablu gleitet ruhig durch die Nacht und bringt uns schon am Morgen auf die nächste Insel. La Réunion wurde 1638 von Seefahren in Besitz genommen und anschließend von Frankreich kolonialisiert. Deshalb sind wir hier, mitten im indischen Ozean, jetzt für kurze Zeit quasi in Europa, genau genommen für zwei Tage. D.h. mein Handy-Netz funktioniert, wir bezahlen mit dem Euro und was vor allem für unseren Fahrer etwas entlastend ist, hier ist Rechtsverkehr. Wir haben auch hier, zur Erkundung der Insel, dieses Mal bei der Autovermietung Sixt, schon von Deutschland aus einen Wagen vor reserviert. Das war auch nötig, denn als wir aus dem Hafengelände von „Le Port“ herauskommen ist die Autovermietung schnell fußläufig erreicht, die Warteschlange schon von weitem zu sehen. Alles geht dennoch geordnet und relativ zügig zu, europäisch halt! Wer allerdings nicht reserviert hat, hat Pech, alle Autos sind vergeben. Schließlich hat diese Insel einiges zu bieten und man muss sich sputen, die zwei Tage sind schnell um.

Die Hafenstadt Le Port liegt an der Nordwestküste von La Réunion und bildet mit zahlreichen Museen und historischen Bauwerken aus der Kolonialzeit auch das kulturelle Zentrum der Insel, die übrigens vormals Île Bourbon hieß. Das berühmteste Gewürz der Insel, die Bourbon-Vanille und ihr Anbaugebiet ist auch unser erstes Ziel. Dieses liegt auf der Ostseite der Insel. Die Wolken hängen an diesem Tag tief und es gibt einige kurze Regenschauer.

Eine spannende Fahrt durch den Norden mit ihren hohen Bergen führt uns zu der Vanille-Kooperative. Hier lernen wir, wie zu Beginn des 19. Jh Orchideen der Gattung „Vanille Planifolia“ auf die Insel kamen.

Die kommerzielle Produktion der Bourbon-Vanille wurde erst später entwickelt und zwar nachdem der junge Sklave Edmond Albius die künstliche Bestäubung der Vanillepflanzen per Hand erfand. Die aufwendige Handarbeit hat ihren Preis ( so kosten 5-6 Vanilleschoten, je nach Größe u. Qualität, schnell mal 20-40 €).

Die Insel mit dem Zungenbrecher-Namen, aber eigentlich ganz einfach auszusprechen (La Ré-union) fasziniert uns mit ihrer vielfältigen Natur und Kultur. Das hatte ich so gar nicht auf dem Schirm!

30 km Traumstrände mit schwarzem und weißem Sand.

Hohe Berge, tropische Regionen, im Südosten der Insel liegende Vulkanlandschaften. Sie zählen seit 2010 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Das Wahrzeichen ist der 2631 Meter hohe aktive Vulkan „Piton de la Fournaise“ mit seiner Mondlandschaft, Plaine des Sables. Wir ziehen bei der weiterhin tropischen Hitze die Strände und das Baden im warmen Wasser vor und verzichten auf den Vulkan, dessen Lavaströme überall auf der Insel ihre Spuren, auch jetzt noch hinterlassen. So kann man an geeigneter Stelle die rotglühende Lava, besonders eindrucksvoll in der Abenddämmerung, in das Meer fließen sehen. An einem besonders markanten und jetzt heiligen Ort, hat der Lavastrom eine Kirche verschont und kam dort zum Stehen. Das angrenzende Dorf wurde gerettet. Der Anblick von schwarzen Lavabrocken und der daraus herausragenden farbigen Kirche, ist schon wieder ein Gänsehaut-Moment.

Wir schauen uns am zweiten Tag die älteste Stadt auf der Insel, Saint Paul, an. Ein Bummel über den farbenprächtigen Markt der Stadt ist ein einmaliges Erlebnis, auch für den Geldbeutel.;-)) Danach erfrischen wir uns am Strand von St. Gilles im Südwesten der Insel.

La Réunion ist eine außergewöhnliche und faszinierende Insel, die lange im Gedächtnis bleibt und ein Wiederkommen-Impuls bei uns hinterlassen hat.

Am Abend des letzten Tages singen wir wieder „sail away, sail away….. Mit vielen neuen Eindrücken versehen, freuen wir uns jetzt auf einige ruhige Seetage. Das gibt mir an der Stelle Gelegenheit, ein wenig von unserem „Leben“ auf AIDAblu zu erzählen.

Jeden Abend steckt an der Kabinentür das Faltblatt „AIDA Heute“ mit Informationen rund um das Bordprogramm und mit den aktuellen Öffnungszeiten aller Restaurants.

So kann man schon um 08.15 Uhr ein Morning Stretch mit Anna im Sportstudio absolvieren, anschl. auf dem Außendeck Shuffleboard mit Tini spielen, kurz frühstücken gehen, dann an einen Tanzkurs mit Melanie in der AIDA Bar teilnehmen, einen Spa-Workshop zum Thema Flechtfrisuren besuchen, Dart mit Regina spielen und und und…..Dazwischen gibt es noch Vorträge mit spannenden Themen. Dazu aber später mehr. Abends gibt’s Gastkünstler in verschiedenen Shows oder Gitarristen und Pianokünstlerinnen an den vielen Bars zu erleben. Die >Viva Las Vegas Night> findet an jedem Seetag im Casino statt.

Dazu gibt es Poolpartys und in der großen AIDA-Bar gastiert eine Liveband. So viel zum Thema: >Was soll ich denn an „Seetagen“ so machen. Ist doch bestimmt langweilig, den ganzen Tag nichts anderes zu sehen als Wasser. Ich mache keine Reise mit so vielen Seetagen!< Solche Gedanken haben wir nicht. Wir genießen Seetage. Bei dem Traumwetter im Indischen Ozean ist relaxen auf dem Liegestuhl angesagt. Unser Frühaufsteher Werner, der frühmorgens schon eine Runde auf dem Laufband im Gym absolviert, sorgt dafür, dass wir Liegestühle und ein Schattenplätzchen vorfinden wenn wir ausgeschlafen, nach einem wunderbaren Frühstück draußen auf den Außendecks, aufs Sonnendeck kommen.

Es gilt nun die anderen 2000 mitreisenden Gäste auszublenden und sein Ding zu machen. Für uns heißt das, dass wir am Vormittag ins Sportstudio gehen, an Sport-Kursen teilnehmen oder auf dem Crosstrainer oder Fahrrad unsere „Kreuzfahrtpfunde“ zum Schmelzen bringen.

Zum Durchhalten hilft der Blick auf die unendliche Weite des Ozeans, das Schiff durchpflügt die kleinen Wellen. Ab und zu begleiten uns eine Herde Delphine, die zeigen wie man richtig schwimmt und Luftsprünge im Wasser macht. Da geht dir das Herz auf und die Stunde auf dem Sportgerät vergeht im Nu. Überhaupt stundenlang einfach nur aufs Wasser zu schauen oder in den blauen Himmel ist für mich >Yoga ohne Bewegung< :-)) OK ich habe schon lange nicht mehr über die Hitze gestöhnt. Hiermit tue ich es nochmal. Puh, ist das heiß: Auf dem Meer bewegt sich die Luft nur träge. Am nächsten Tag kann das schon wieder ganz anders sein. Mittags gehen wir in die Restaurants mit Außenbereich zu einem leichten Mittagessen. Hier trifft man immer wieder auf sympathische und spannende Menschen. Es gibt keine festen Sitzplätze bei AIDA, das ist ein Grund warum wir gerne mit der Kreuzfahrtgesellschaft unterwegs sein. Sitzt da so ein Kotzbrocken am Tisch, der immer das Haar in der Suppe findet, stehen wir nach der Vorspeise auf und suchen uns einen anderen Tisch. Findet sich eine nette Tischgesellschaft kann das Mittagessen schon mal etwas länger werden und der Weißwein tut ein Übriges.

Ein Mittagsschlaf auf dem Liegestuhl, ein spannendes Buch, ein Sundowner und ein Besuch in der Sauna machen wieder fit.

Vor dem Abendessen noch eben an die Pianobar oder an Deck dem Konzert von Gitarrist Alfredo lauschen, der Lieder von den Beatles, Rolling Stones und anderen Rockgrößen in seinem Programm hat. Mitsingen ist erwünscht, da bin ich genau richtig.

Das Abendessen kann in verschiedenen Restaurants eingenommen werden. Jedes Restaurant hat ein eigenes Motto. Wenn wir uns in unserer kleinen Reisegruppe nicht entscheiden können, in welches Restaurant wir denn nun gehen sollen, machen wir auch schon mal „Restaurant-Hopping“. Jeder Gang wird in einem anderen Restaurant eingenommen. Macht Spaß.

Aber auch bei AIDA gibt es verschiedene sog. Bedienrestaurants. Eines davon, das Rossini, hat fast Sterneniveau. Hier muss man einen Aufpreis zum Menü und alle Getränke selber zahlen.

Im Buffalo-Steakhouse gilt das gleiche Prinzip. In der Brauerei zahlt man nur die Getränke selbst. Jeden Abend beim Aperitif wird die Frage aller Fragen geklärt. „Wohin gehen wir denn essen?“. Das hört sich doch ganz nach Urlaub an oder? Den Abend beschließen wir mit dem obligatorischen Absacker draußen an Deck 14 an der Ocean-Bar und schauen uns anschl. z.B. das Rockkonzert „Born to be wild“ an.

Oder eine Show mit den Liedern von Queen oder Abba. Auftritte von Comedians und den 3-Likören aus Köln runden das Entertainment Programm eindrucksvoll ab. Poolpartys mit Musik aus den Siebzigern und Achtzigern mag mein Lieblingsmensch zwar nicht so gerne, er nimmt mir zuliebe aber teil und wiegt sich zum Teil auch mit im Takt.

Und manchmal gehen wir auch abends nach dem Essen einfach nur ins Bett.

So erreichen wir nach zwei Seetagen die Inselgruppe der Seychellen. Wie im Paradies würden wir uns überall auf den Seychellen fühlen steht in unserem Bordprogramm. Na, da sind wir aber gespannt. AIDAblu liegt in Hauptstadt Victoria auf der Hauptinsel Mahé drei volle Tage vor Anker.

Auch hier haben wir wieder einen Wagen gebucht. Der kleine weiße Flitzer, mit großem Innenraum und genug Platz für uns vier, wartet in der Nähe des Schiffes auf uns. Hier ist wieder Linksverkehr und viel los. Das erfordert die volle Aufmerksamkeit unseres Fahrers Dieter, zumal die schmalen Straßen von tiefen Gräben gesäumt sind und die Einheimischen, wie auf allen Inseln, sehr gewöhnungsbedürftig unterwegs sind.

Mahé ist die größte von 115 Trauminseln und empfängt uns mit sonnigen 29° . Wir fahren einmal rund um die Insel und später quer durch. Das geht alles bequem, die Insel ist sehr viel kleiner und kuscheliger als Mauritius und La Réunion. Wir sind sofort verliebt in diese Traumstrände, in die netten Menschen, in die gemütliche Hauptstadt Victoria.

Wir fahren durch den Morne Seychellois Nationalpark und haben von oben einen wunderbaren Blick über die Insel.

Wir baden in der Beau Vallon Bucht, fahren in den Süden erkunden den Takamaka-Strand liegen faul in der Sonne am Intendance- Traumstrand. Wir bewundern die riesigen rundgewaschenen Steine an den Stränden. Sie sind Überbleibsel des Auseinanderbrechens der Erdkrusten vor Millionen von Jahren als der Kontinent noch „Gondwana“ hieß.

Wir kommen ins Gespräch mit einer Einheimischen, die über 20 Jahre mit ihrer eigenen Familie in Frankfurt gelebt hat und jetzt zurück gekommen ist um ihre alte Mutter zu versorgen. Sie gibt uns Tipps, in welche Buchten wir fahren sollen, wo keine Touristen hinkommen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Herrlich hier!

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes statten wir der kleinsten Hauptstadt der Welt, Victoria, einen Besuch ab. Sie ist vom Schiff auch fußläufig zu erreichen. Zunächst besichtigen wir den Clock Tower.

Die Nachbildung des Uhrturms von der Vauxhall Bridge in London wurde 1903 zu Ehren der Queen aufgestellt und ist mittlerweile zum Wahrzeichen avanciert. Nicht weit entfernt liegt der Sir Selwyn Clarke Market, auf dem Obst, Gemüse, frischer Fisch, Gewürze, Kokosnuss und Souvenirs angeboten werden.

Noch im Stadtgebiet von Victoria, am Fuße des Mont Fleuri, liegt der Botanische Garten. die 1901 gegründete Anlage vermittelt einen schönen Überblick über die Pflanzenwelt der Seychellen. Unter anderem sind hier alle einheimischen Palmenarten zu sehen, darunter auch die berühmte Coco de Mer.

Das Lebensmotto hier heißt >Gelassenheit<. Davon habe ich mir eine Tüte eingepackt. Ganz heimlich habe ich wieder einen kleinen Koffer hinter eine Palme gestellt. Hier fühle ich mich tatsächlich wie im Paradies.

Das Auslaufen verläuft mit einer Träne im Knopfloch! Es warten zwar noch einige tolle Ziele auf uns, aber in dem Abschied liegt trotz des kühlen Drinks in der Hand, ein wenig Wehmut…..

Aber nur kurz, denn es gilt den Oman, Jordanien und den Suez-Kanal zu erleben. Aber vorher wartet noch ein ganz besonderes Ereignis auf dem Ozean auf uns! Davon und von noch viel mehr, erzähle ich im nächsten Bericht.

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