Vom „heiligen“ Berg zu den Austernbänken der Bretagne

Nach einem verregneten und stürmischen Wochenende beginnt die neue Woche ( 39. Kw) mit wunderbarem Sonnenschein. Wir sind auf dem schönen Stellplatz, La Bidonnière, mit sehr sympathischen Stellplatzbetreibern und ganz in der Nähe unseres nächsten Ziels, dem heiligen Berg, Mont Saint Michel. Von unserem Platz aus konnten wir ihn sogar durch die tief hängenden Wolken und die Regenschauer sehen. Abends ergibt sich eine mystische Kulisse durch die vielen Scheinwerfer. Mit einem Picknik und Getränken im Rucksack machen wir uns am nächsten Morgen auf die Wanderung zu diesem Heiligtum im Wattenmeer. Wir kürzen den Weg über die Salzwiesen mit den großen Schafherden ab und erfreuen uns an dem immer näher kommenden Klosterberg.

 

 

 

 

 

Ich meine immer nach jedem Schritt ein Foto machen zu müssen und bin fasziniert von dem Anblick. Der Legende nach, soll der Erzengel Michael dem damaligen Bischof des Ortes Avranches dreimal erschienen sein, mit der Botschaft, eine Kapelle auf dem Hügel zu bauen, wo vorher heidnische Riten vollzogen wurden. Dann soll er sogar mit einer handfesten Kopfnuss nachgeholfen haben, damit der Bischof endlich in die Gänge kommt. Man hat diesen vermeintlichen Schädel mit dem Loch darin, lange als Reliquie in der Kirche verehrt. Durch moderne Analysetechniken stellte sich jedoch heraus, dass dieser „heilige“ Schädel einer anderen Epoche zugeordnet werden musste. Im Laufe der Jahrhunderte erwuchsen aber dennoch aus der ehemaligen Kapelle das Kloster Abbaye du Mont-Saint-Michel, sowie das unterhalb gelegene Dorf. Über einen Damm gelangte man seit 1877 hinüber. Die Folge war die Verlandung der Bucht. Im Rahmen eines Renaturierungsprojekts führen nun eine neue, 1 km langer Zufahrt, eine daran anschließende Brücke und eine kleine Furt direkt in das Dorf.(nur für Shuttlebusses, Pferdekutschen und Versorgungsfahrzeuge, sowie Fussgänger)

 

Der heilige Berg ist Pilgerziel und Touristenmagnet zugleich. 25.000 Besucher sollen es in der Saison täglich sein. Der Eintritt in Kloster und Kirche beträgt 10 Euro. Von oben hat man einen phantastischem Rundblick, sogar bis zu den englischen Kanalinseln. Auch sieht man sehr gut den Grenzfluss zwischen Normandie und Bretagne. Neidvoll schauen die Bretonen auf diesen Berg und seine Einnahmequelle.

 

 

 

 

 

Dieser Ausflug war für uns Gänsehaut pur. Erschöpft nach so viel Kultur, suchen wir uns am Ufer des Bergs einen schönen Picknickplatz, denn die sehr touristischen Gassen des kleinen Ortes schrecken eher ab.

 

 

Wir sind früh aufgebrochen, um vor den meisten Touristen hier anzukommen und freuen uns auf unser frisches Baguette.
Kaum sitzen wir da, als eine große Möwe sich von hinten im Sturzflug nähert um dem überraschten Dieter sein liebevoll geschmiertes Frühstück so elegant aus der Hand zu klauen, dass man ihr gar nicht böse sein konnte.

 

 

Die Möwe kann sich aber sich nicht lange über das große Stück Baguette mit Camembert freuen, es wird ihr sogleich von mehreren anderen Möwen abgejagt.

 

 

Was soll uns diese Geschichte lehren? Vielleicht, dass man sich auch mit kleineren Dingen zufrieden geben soll, die einem aber dann ganz gehören…..;-)) Wir jedenfalls teilen das restliche Mahl und erfreuen uns an diesem schönen Tag in der einmaligen Umgebung.

 

 

 

Die 3 km zurück zum Stellplatz vergehen wie im Fluge und am frühen Nachmittag geht es auf zu unserem nächsten Ziel in der Bretagne. Wir verlassen die wunderbare Küstenlandschaft der Normandie mit ihrer kriegerischen Vergangenheit und ihren kulinarisch bekannten drei großen C‘s:
Camembert, Cidre und Calvados, welche hier natürlich am Besten schmecken, wir bestücken unseren Kühlschrank für die nächsten Tage. Die Bretagne erwartet uns mit einem Genuss der ganz anderen Art. Wir erreichen Cancale, die „Hauptstadt“ der Austern, im schönsten Sonnenschein. Überhaupt die gesamte Küstenstrecke bis Cancale und darüberhinaus mit ihren hübschen Steinhäusern und Badebuchten ist zum Inbegriff der Austernzucht geworden.

 

 

 

Wir finden mit unserem kleinen Womo einen Parkplatz in einer Seitenstraße, erkunden den alten Fischerort und freuen uns im Hafen auf die Verkaufsbuden mit frischen Austern.

 

 

Zwei Dutzend Austern sind auf der Kaimauer sitzend wie nix vertilgt.

 

 

 

Herrlich!! Ebenso genussvoll ist unser kostenloser Übernachtungsplatz in Rothéneuf über den Klippen von Saint Malo mit Blick aufs Meer. Die gesunde salzige Meeresbrise lässt uns super schlafen.

 

 

Die einst berüchtigte Korsarenstadt Saint Malo erstreckt sich an der Mündung des Flusses Rance. Die Altstadt ist an drei Seiten von Wasser umspült. Von unserem  Übernachtungsplatz sind es nur wenige Kilometer bis zum Hafen, wo wir das Womo parken können. Von dort ist es nicht weit bis zum Rundgang über die Festungsmauern „Intra Muros“. Dank ihrer wehrhaften Lage behauptete sich die Hafenstadt über viele Jahrhunderte. Man kann sich das auf dem Rundgang genau vorstellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Interessant finden wir beim Erwerben des Parktickets an der Parkuhr, dass die Mittagspause zwischen 12.00 und 14.00 Uhr  vom Bezahlen ausgenommen ist. Wenn man rechtzeitig so ab 10.00 Uhr kommt, verlängert sich die Aufenthaltsdauer also kostenlos um zwei Stunden. Die kann man in dieser geschichtsträchtigen Stadt gut gebrauchen. Außerdem zahlt man nur bis 19.00 Uhr und wieder ab 09.00 Uhr morgens, was im Umkehrschluss heißt, dass man dort im Hafen kostenlos übernachten kann. Als wir ankommen, sind zwei Wohnmobil-Besatzungen noch beim späten Frühstück.

Bei der Weiterfahrt fällt uns zum wiederholten Mal auf wie hoch doch hier an der bretonischen Küste der Tiedenhub ist. Bis zu 15 m erfahre ich auf Nachfrage im Touristenbüro. Die Boote liegen alle auf dem Trockenen, bis abends das Wasser wiederkommt. Sieht irgendwie komisch aus.

 

Den Ort Dinard, auch bekannt als das Nizza der Bretagne, schauen wir uns nur kurz an. Mich interessierte halt der Vergleich und da wir nicht schon wieder in einer Stadt bleiben wollten, fährt mein Fahrer mit mir durch den Ort. Wir sehen zwar, dass viele Womos oben am Eingang der am Hang liegenden Stadt parkten, denken uns aber zunächst nichts dabei. Bis wir in die immer enger werdenden Straßen der Innenstadt kommen und der eine oder andere Fußgänger mit der Armani-Tüte in der Hand etwas indigniert dreinblickt, als wir dort einfach entlang fahren. Vor lauter Aufregung hab ich glatt das Fotografieren vergessen, kann aber sagen, dass die Stadt den Beinamen durchaus verdient hat. :-))

 

So kommen wir nach Plévenon zu unserem Übernachtungsplatz auf einem kommunalen kostenlosen Wohnmobilstellplatz. Dort hat es uns so gut gefallen, dass wir gleich zwei Tage geblieben sind.

 

Was wirklich witzig ist, dass viele Stellplätze von den Gemeinden kostenlos zur Verfügung gestellt werden, wenn du aber Wasser brauchst, musst du beim Bürgermeister vorsprechen und dort Jetons erwerben. Wenn er nicht anwesend ist, gibt es beim Metzger oder Friseur auch welche zu kaufen. Steht alles auf einem großen Zettel am Stellplatz. So haben wir uns fein gemacht und sind zum „Maire“. Hat alles geklappt, wir bekamen Wasserjetons und können dort bleiben. Es gibt schließlich viel zu sehen. Das Cap Fréhel wartete auf uns. Ein wunderbarer Küstentrail durch blühende Heide führt uns über die Klippen bis zum „ Star“ der Côte d‘ Emeraude, der Smaragdküste.

 

 

70 m ragt das Cape Frehel aus dem Meer.

 

 

 

Es gibt wieder einen traumhaften Rundblick bis hin zum Fort La Latte, welches wir am nächsten Tag bei unserer Küstentour mit dem Motorroller besuchen. Die „Smaragdküste“ hat ihren Namen von der Färbung des Meeres, je nachdem wie die Sonneneinstrahlung ist.

 

Wir kommen aus der Gegend irgendwie nicht weg; die rosa Granitküste, die „ Côte de Granit Rose“ liegt gleich im Anschluss in der Sonne und lockte auf einen Trail. Im Reiseführer steht, dass man sich diese Wanderung im Hauptort Perros-Guirec nicht entgehen lassen kann. Also machen wir uns auf den „Sentier des Douaniers“. Der Zöllnerpfad beeindruckt mit phantastischen Gesteinsformationen und höchst fotogen ist auch das romantische Château Costaérès. Magma mit rosa Felsspat erstarrte hier zu bizarren Steingebilden. Nur aus dem beschriebenen „Spaziergang“ ist ein 11 km Marsch geworden mit Auf und Ab´s. Ich bin am Ende fertig mit der Welt.

 

 

 

 

Inzwischen haben wir uns doch ein Stück nach Süden bewegt. Den ursprünglichen Westen der Bretagne, bis hin nach Brest, mit seiner wilden Schönheit und Einsamkeit schauen wir uns bei einem nächsten Besuch an. Auf dem Weg zu den berühmten Megalithstätten um Carnac und die Halbinsel Quiberon, besuchen wir noch Morlaix. mit seinem beeindruckenden Eisenbahnviadukt von 1861. es umspannt in 58 m Höhe den Jachhafen und die Altstadt mit ihren schönen Kirche. Morlaix ist außerdem die Partnerstadt von Dieters früheren Heimatstadt Würselen bei Aachen. In seiner Sturm-und Drangzeit vor vielen Jahren erlebte er hier eine schöne Zeit.

 

 

 

Darauf einen Cidre! Aber einen der besonderen Art. Ein guter Tipp führt zu  einem Abstecher nach Guimaec zur Domaine de Kerveguen. Eric Baron, der Inhaber des malerischen alten Hofs, hat sich ganz auf die Herstellung von Cidre spezialisiert und produziert in seinen Eichefässern einen der besten Tropfen der Bretagne. Er führte uns durch seinen Keller und die anschließende Verkostung war spannend. Einige Flaschen Cidre mit dem, eine Lebenseinstellung beschreibenden, Namen „Carpe Diem“ wechselte den Besitzer.

 

 

Am Strand beim Sonnenuntergang genießen wir die erste Flasche.

CARPE DIEM!

 

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