Wir sind in Saint-Jouin-Bruneval und haben gut geschlafen am Fuße der mächtigen Alabasterklippen, die sich kilometerweit die Küste entlang ziehen.
Wir freuen uns schon, sie auf dem Klippentrail zu erkunden. Dazu fahren wir später in den schmucken Ort Étretat.
Aber vorher haben wir, als bekennende Genussmenschen, noch ein anderes Ziel. In dieser Gegend, genau genommen in Fécamp, gibt es einen berühmten Likör, den wir verkosten wollen. Der Bénédictine, ein Likör aus 27 Kräutern und Gewürzen, machte diese kleine Hafenstadt weltberühmt. Uns hat die „Single Cask“ Variante am Besten geschmeckt, aber irgendwie die anderen Beiden auch. Und so wanderten drei Flaschen in unseren fahrbaren Vorratskeller. Mal sehen wieviel davon Ende Januar zu Hause ankommen!? -:))
Um 1900 entstand das gleichnamige Palais. In diesem riesigen Neorenaissance-Bau mit Erkern und Türmen wird dieser Likör noch heute destilliert.
Nun warten die teilweise 110 Meter hohen Kreidefelsen auf uns. Zurück in Étretat freuen wir uns besonders auf die mit 85 m Höhe berühmteste Kalkklippe. La Falaise d‘Aval, spannt einen eleganten Bogen ins Meer.
Etwas weiter folgt eine 70 m hohe Felsnadel. Der Klippenwanderweg ist nicht ganz ohne, Gott sei Dank haben wir schönes Wetter und wenig Wind. Dieser Trail war ein Erlebnis der besonderen Art.
Die kleine Kirche aus wuchtigen Steinquadern, hoch über dem Ort ist ein weiteres Highlight. Wir machten nach 10 km Schluss und erfrischten uns mit Cidre aus der Gegend.
10 Mio. Apfelbäume sorgen in der Normandie dafür dass dieses Getränk nie ausgeht. Auch gibt es hier den Calvados in jeglicher Ausprägung. Da sind wir aber noch auf der Suche nach genau dem Einen. Dafür gibt es in der Normandie keine Weinberge. Wir finden, dass sie das aber mit den Apfelgetränken gut kompemsiert haben. Bei unseren Gesprächsversuchen mit den Franzosen merken wir, dass unser Schulfranzösisch doch sehr eingerostet ist. Wir stellen aber im Umgang fest, dass wir irgendwie verstanden werden. Dabei hatten wir uns schon Sorgen gemacht, wie das Verhalten uns Deutschen gegenüber gerade hier in der von den Weltkriegen sehr gebeutelten Normandie wohl sein möge. Wir haben echt aufgeatmet als wir die Freundlichkeit der Leute gespürt haben. Als wir z.B. einen Parkplatz gefunden hatten und etwas hilflos vor diesem komplizierten Kassenautomat standen, warteten einige Franzosen so lange bis Dieter eingeparkt hatte, um ihm zu einem auch noch sehr günstigen Parkticket zu verhelfen. Diese besondere Tastenkombination war noch nicht mal zu erahnen. Einige Zeit später konnte Dieter wiederum anderen Franzosen seine Kenntnisse weitergeben. Alles lag sich in den Armen, die deutsch-französische Freundschaft gibt es nicht nur zwischen Merkel und Macron. :-))
Heute hat sich auch zum wiederholten Mal gezeigt, dass wir mit unserer Entscheidung, noch ein kleineres und geländegängiges Wohnmobil zu kaufen, genau richtig lagen. „Dirty Harry“ passt durch enge Altstadtgassen, schlängelt sich vor bis zur Hafenmole und passt fast in jede Parklücke.
Insbesondere mein Fahrer freut sich dass das Teil sooo gut dem Berg hochzieht. ;-)) Auch beim Abstellen des Womos z.B. auf Waldparkplätzen fühlen wir uns emotional sicher, da die zusätzliche Absicherung durch die Fa. MobiSiL (www.mobisil.de) mit der Sicherungskette zwischen den beiden Fahrerhaustüren und den Zusatzschlössern auf den anderen Türen, bei uns ein gutes Gefühl erzeugt.
Nach einem so ereignisreichen Tag kehren wir müde und zufrieden zu unserem kostenlosen Stellplatz am Ufer des Ärmelkanals zurück. Beim Suchen solcher Plätze bedienen wir uns der App „Camperkontakt“ und „Park4night“.
In der Nacht hält uns ein Sturm lange wach und schüttelt uns so richtig durch. Auch das erträgt unser „Kleiner“ besser als wir.
Wir machen uns auf Richtung Süden nach Le Havre. Die Stadt besitzt den zweitgrößten Hafen Frankreichs, alle Kreuzfahrtschiffe legen hier an. Aus dem zu klein gewordenen alten Hafen hat ein cleverer Architekt in die aufgelassenen Docks Vauban eine Ausgeh-und Einkaufsmeile erschaffen, die sich sehen lassen kann.
Warum wir aber überhaupt in Le Havre einen Stopp eingelegt haben war, dass ich gelesen hatte, dass die Stadt in die UNESCO-Liste der Weltkulturgüter Einlass fand. Ich habe einige Zeit des Herumlaufens gebraucht, um zu verstehen, welche Bauwerke denn nun gemeint waren. Le Havre wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, von bekannten Architekten wiederaufgebaut, die ganze Straßenzüge im gleichen Baustil mit Betonbauten versehen haben.
Verstanden habe ich das Ganze, ob’s mir gefällt, eher nicht. Die Straßen haben irgendwie keine Seele. Eine Seele hatten aber die Mädels in der Tourist-Info. Aus der Erfahrung von Amerika wußte ich, dass es dort immer ein stabiles WLAN gibt, was für meine Berichterstellung unabdingbar ist. Auch hier war das der Fall, ich legte gleich los und nach 20 Minuten sagte der Server, das war es jetzt, mehr geht nicht, komm morgen wieder. Die Angestellten waren alle ratlos, dachten sie doch auch, dass die Nutzung des Wifi immer zur Verfügung steht. Sie haben sich tausendmal entschuldigt. Geholfen hat’s mir zwar nix, aber gut getan hat es. Ich hoffe dass es fortschrittlichere Orte gibt, die für ihre Gäste das „Worldwideweb“ zur Verfügung stellen. Aber dass ist nicht der Grund warum wir meinen, dass man Le Havre nicht unbedingt gesehen haben muss. Der Hafen allerdings ist sehenswert, vor allem dann wenn der Sturm die Gischt so richtig hochpeitscht.
Wir verlassen kurz die Küste und kommen über die berühmte „Pont de Normandie“, in das alte, pittoreske und sehr touristische Städtchen Honfleur. Die Brücke übrigens, die wegen ihrer Seilverspannung >Harfe< genannt wird, liegt südöstlich der Stadt und verbindet seit 1995 die beiden Ufer der Seine.
Hier fließt die Seine ins offene Meer. Von der Brücke aus hat man einen grandiosen Blick. Wir stehen mit ca. 200 anderen Wohnmobilen unterhalb der Brücke am Kanal und besichtigen die nahegelegene Stadt.
Honfleur besitzt die größte Holzkirche Frankreichs. Ein Kleinod der besonderen Art, eine so große Kirche aus Holz hatten wir noch nicht gesehen und waren entsprechend beeindruckt.
Die kleinen Gässchen mit ihren vielen Geschäften wirkten wie aus der Zeit gefallen, wobei die moderne Kunst, die in den Galerien ausgestellt ist, sehr beeindruckend war.
Wir freuen uns, wenn wir morgen weiterfahren können und dieser Armada von Wohnmobilen für eine kurze Zeit entkommen. Spätestens in „Mont-Saint-Michel“ treffen wir viele bestimmt wieder. :-))
Auf dem Weg dorthin immer an der Küste entlang, liegt das bekannte Seebad Deauville so nah, dass man einfach nicht vorbeifahren kann. Heute noch bekannt ist der Ort durch seine berühmte Rennbahn. Der Aufstieg Deauvilles zum mondänsten Bad der normannischen Küste ist eng mit diesem Hippodrome verbunden. Zu den Rennen und Pferdeversteigerungen kommt noch heute der internationale Geldadel.
Ich aber wollte den Strand sehen und hier insbesondere die weißen Umkleidekabinen aus der Belle Epoche, die nach den Prominenten benannt sind, die sich hier umzogen. Ich wollte es eigentlich nicht glauben, als man mir davon erzählte, aber es ist tatsächlich so.
Das Wetter wurde schlechter auf dem weiteren Weg, so dass wir die Altstadt von Granville nur kurz durchfahren haben. Die eng verschachtelte Altstadt Haute Ville drängt sich auf einem ins Meer ragenden Felsen. Hinein geht es über eine Ziehbrücke, enge Gassen führen hinauf zu den Festungsmauern. Es hat aber so gestürmt und geregnet, dass wir nicht aussteigen konnten bzw. wollten.
Christian Dior übrigens, der berühmteste Bürger der Stadt, auch er wäre bei dem Regen bestimmt zu Hause geblieben. ;-)) So habe ich nichts verpasst…..Aber auch solch ein Wetter hat was Gutes. Wir können ohne schlechtes Gewissen die Liköre aus unserem neuen Vorrat probieren.
Nach stürmischer Nacht machen wir uns auf zu unserem letzten Ziel in der Normandie, dem „Mont Saint Michel“. Diese Klosterburg ist weltberühmt und neben dem Eiffelturm der meistbesuchte Ort in Frankreich. Wir stehen in Sichtweite und warten auf die für morgen angekündigte Wetterbesserung.
Hallo Ihr Lieben,
habe mit viel Freude Euren Reisebricht gelesen.
Wenn Ihr zukünftig wieder auf Grenzen hinsichtlich der Bedienung der Automaten stoßt, schaut doch nochmal auf die Seite meines Mieters: http://www.frankreich-mobil-erleben.de. Auch könnt Ihr Herrn Schöttle eine Mail schicken und über einen Reisebericht freut er sich sehr.
Weiterhin gute Fahrt mit Dirty Harry.
Liebe Grüße aus der Heimat
Bea und Werner
Hallo Bea,
Danke für den Tipp und die guten Wünsche
LG Renate+Dieter