„Menhire“ in der Bretagne und „Le Bunker“ in La Rochelle

„Die Bretagne ist die größte Halbinsel Frankreichs im äußersten Westen des Landes gelegen. Finis Terrae- „Ende des Landes“ sagten die Römer, nachdem sie Gallien erobert hatten und auf die wilde und raue bretonische Küste hinabschauten. Auch wenn heute jeder weiß, dass die Bretagne nicht das Ende der Welt ist, so ist der Name trotzdem passend für diese mystisch anmutende Region. Die Landschaft der Bretagne lebt von ihren beeindruckenden Kontrasten: Man findet Regionen, die mit ihren schroffen Küsten an Irland und Schottland erinnern. Wenig später denkt man, man sei am Mittelmeer und ist von Palmen und Pinienwäldern umgeben“.

 

 

 

 

 

 

 

Diese Zeilen hatte ich unlängst in einem Buch gelesen, konnte mir aber zuhause auf der Couch darunter noch nicht wirklich vorstellen, was daran jetzt so besonders sein sollte. Jetzt kann ich es, sind wir doch schon seit zwei Wochen in diesem urwüchsigen Teil des Landes unterwegs. Wir würden der Aufzählung noch die vielen alten Kirchen und Steinhäuser hinzufügen. Und die Gegend nimmt einen immer mehr in Besitz, man möchte hierbleiben!

 

 

 

Inzwischen sind wir  im Südwesten der Bretagne in Locmariaquer angekommen und auf dem dortigen Camping-Municipale, ganz nah am Strand gelegen, untergekommen. Die anderen freien Stellplätze waren wegen des Wochenendes alle schon belegt. Wunderbare zwei Tage verbrachten wir dort auf den Spuren von Dolmen und Menhiren.

 

Schon als ich die ersten dieser hochragenden Steinblöcke sah, musste ich an „Obelix“  denken und fragte mich, ob er wohl hier seine „Hinkelsteine“ hatte liegen lassen, weil er wieder mal Hunger hatte und auf der Suche nach Essen war. ;-)) Menhir ist tatsächlich eine aus dem Bretonischen entlehnte Bezeichnung für einen vorgeschichtlichen, hochragenden Steinblock, der auch als Hinkelstein bekannt ist.

Wir bekamen vom Campingplatz einen Plan und liefen dieses mal den „Sentier de Megalith“ (Megalith-Trail) rund um die beschaulichen am Meer liegenden Orte. Die Archäologen wissen bisher nur, dass diese hochstehenden Steine von den Menschen der Megalithkultur so aufgestellt wurden, aber warum sie das gemacht haben, weiß man bis heute nicht. Spannend, sich das alles anzusehen. Im ca. 20 km entfernten Carnac sind lange Steinreihen über mehrere Kilometer Länge zu bestaunen. Um es mit Asterix und Obelix vielleicht auf den Punkt zu bringen, die bestimmt bei diesem Anblick gesagt hätten: „Die spinnen die Bretonen“! :-))

 

 

 

 

Ein Phänomen der anderen Art begegnete uns wieder auf unserem Rundgang am Hafen, der hohe Tidenhub und die auf dem Trockenen liegenden Boote. Manche Besitzer haben Seitenstützen anbringen lassen, damit die Boote nicht umkippen, bis die Flut wieder aufläuft.

 

 

Abends sitzen wir zufrieden auf unserer Womo-Couch und schauen beim Aperitif in den Sonnenuntergang.

 

 

 

Schwerer Herzens haben wir uns am 1. Oktober von der Bretagne verabschiedet und sind nach 300 km in Richtung Südwesten, in La Rochelle am Atlantik angekommen. Genau genommen, liegt die Stadt am Golf von Biscaya und gegenüber der Île de Re.

Unterwegs hatte mein Fahrer beim Gastanken an einer Tankstelle sein absolutes Erfolgserlebnis. Erstens war der richtige Adapter für Frankreich dabei, zweites hat er gelernt vorher bezahlen, dann läuft auch die Gasfüllanlage :-)) Alles hat geklappt, die Tankflasche ist wieder voll. Wir stehen auf dem großzügig unter hohen Bäumen angelegten städtischen Stellplatz. Er kostet 12 Euro mit oder ohne Strom!!! Die französische Lesart von Ver- und Entsorgung hat uns in den letzten Tagen so manche Denksportaufgabe geliefert. Gut das wir diverse Steck- und Schraubadapter für Wasser und die unverzichtbare  Gießkanne dabei haben. 5 € für 15 Min. Wasser und 15 Min. Strom direkt an der Station hat uns schon verblüfft. Auch die unschöne Situation, das die Wasserentnahme oft nur wenige Zentimeter von der Toilettenentsorgung entfernt ist. Toilettenspülung geht oft auch nur, wenn Wasser gezapft wird… meistens für 3 € 10 Min. oder mit Jeton und und und…Geht aber auch schon mal, je nach Kommune alles umsonst….In Zeiten, wo die EU die Krümmung der Banane regelt, wäre das Thema Vereinheitlichung Gasadapter bzw. Ver-und Entsorgung für Wohnmobile sicher mal lohnenswert! Immerhin haben bisher die Stromanschlüsse für unser Womo die uns bekannten blauen 220V/16A CEE-Stecker. Daher bleiben die vorsorglich mitgeführten Stromadapter erstmal in der Kiste.

Vom Stellplatz (Aire de Camping-Car de Port-Neuf) in La Rochelle ist die Innenstadt mit Bussen, aber auch zu Fuß und dem Fahrrad gut zu erreichen. Wir gingen die 3 km in einer halben Stunde.

 

Immer, wenn ich vorher mal von La Rochelle hörte, dachte ich zuerst an Geschichten aus dem 2. Weltkrieg. Passend dazu fuhren wir auch auf der „Avenue des 8. Mai 1945“ in die Stadt zum Stellplatz. Viele Straßen tragen die Namen von amerikanischen Generälen. Ich dachte nun, dass an jeder Ecke Kriegsdenkmäler oder Bunkerreste auftauchen würden und wurde angenehm enttäuscht. Larochelle ist ein wunderschöne alte Stadt mit südländischem Flair. Fast könnte man sie mit den alten italienischen Städten wie Siena vergleichen.

 

 

 

 

 

Die für die Stadt typischen Arkadenstraßen sind markant und außergewöhnlich. Dort kann man schön rumlaufen und gemütlich shoppen.

 

 

 

Im Hafen von La Rochelle wird man sich der Kriegsbedeutung wieder bewußt. Wegen der strategisch günstigen Lage wurde La Rochelle 1940-45 zur U-Boot-Basis der deutschen Besatzer. Die Stadt, sowie die Hafenanlagen blieben bis zur bedingslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 in deutscher Hand. Im Rahmen eines Stillhalteabkommens zwischen dem deutschen und französischen Kommandanten wurde vereinbart, dass die Stadt und die Hafenanlagen von den Deutschen nicht zerstört wurden! Im Umkehrschluss wurden die eingekesselten deutschen Soldaten nicht angegriffen. So ist diese wunderbare alte Stadt erhalten geblieben!!! Zu Le Bunker wollte wir auch hin, da wir dachten es handelt sich um die alten U-Boot Depots. Die mitten in der Stadt angelegten Bunker für das Personal der Kriegsmarine wurden 2013 als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und veranschaulichen auf einem Rest von fast 300 Quadratmetern unter der Stadt das Leben  während des Zweiten Weltkriegs. Die alten U-Boot Depots sind nicht öffentlich zugänglich, können aber in einer interessanten französischen Dokumentation auf YouTube (La Pallice Base Sous Marine v. 16.11.2016)  betrachtet werden. Sie dienten als Kulisse für die Filme „Das Boot“ und „Indianer Jones II“. Die Bunker werden heute von der französischen Marine teilweise als Lager benutzt.

 

 

 

Wir haben entschieden doch lieber die alte vielgelobte Markthalle und die hippen Viertel der Stadt zu genießen als sich mit vergangenen Kriegen, die hoffentlich nie wieder vorkommen, zu beschäftigen.

 

 

 

 

 

 

 

Die Île de Ré, quasi vor der Haustür von La Rochelle gelegen, wird auch -La Blanche-, die Weiße genannt. Das ist wegen der vielen weißen Häuser, die in den Orten dort stehen. Es heißt halb Paris besitzt hier ein Ferienhaus.

 

 

 

 

Das Idyll ist über eine mautpflichtigen Brücke zu erreichen. Auf der Insel fallen weiße Salinen auf. Seit Jahrhunderten wird in den Salzgärten Meersalz gewonnen.

 

 

 

 

 

Außerdem gehört sie zu den größten Austernproduzenten Europas. Die Insel bietet ein 90 km langes Fahrradwegenetz, vorbei an langen Stränden und Weinbergen. Wir gönnten uns eine Rundfahrt mit „Dirty Harry“, sogar bis auf den Strand.

 

 

 

 

Auch hier spürt man die Nachsaison, ist ist wenig los und es herrscht eine wunderbare Ruhe. Teilweise ist die Weinlese noch in vollem Gange. Die vielen Weinberge, na ja eher Felder oder Gärten, auf der Insel haben uns für unsere Weiterfahrt in das  Hauptweinbaugebiet „Medoc“ eingestimmt. Wir freuen uns die bekannten Weingüter rund um Bordeaux kennenzulernen.

 

 

 

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