Sunshine-Tour im Winter: „Adeus“ Portugal

Die Zeit im Korkeichenland in São Brás de Alportel vergeht wie im Fluge. Bald steht Weihnachten vor der Tür. Ich freue mich schon. Hier auf dem schönen Wohnmobilstellplatz mitten in der Natur lässt sich dieses besondere Fest gebührend feiern. Und Platz für die entsprechende Weihnachtsdeko und alles was dazu gehört, ist schließlich im kleinsten Wohnmobil. Aber noch ist es nicht soweit. Uns zieht es nochmal an den einen oder anderen Strand. Von unserem Lieblingsstrand in Armaçao de Pera kann ich nicht genug bekommen.

Hier hat man halt alles zusammen. Nette kleine Altstadt, langer Sandstrand und die Felsen im Anschluss. Nur der Stellplatz, eher Parkplatz, ist nicht wirklich schön. Aber direkt am Strand! Am 4. Advent laufen zwei Studenten an den Wohnmobilen vorbei und verkaufen Mutter’s Kuchen. Herrlich! Und wie der schmeckt. :-))

Ich bleibe an dem Tag zu lange mit der Couch am Strand. Dieter will daher, um nicht im Dunkeln anzukommen, eine Abkürzung fahren. Wir hatten die trockene „Lehmpiste“ schon früher mal gesehen. Gesagt, getan. Dirty Harry freut sich schon auf die kleine Herausforderung auf dem Lehmboden. Wir biegen also vom Hauptweg ab, die Straßen werden enger, die Leute, die vor ihren Häusern stehen und miteinander palavern, gehen zur Seite. Eine Frau, die gerade mit ihrer Wäscheleine, die über die Straße gespannt ist, beschäftigt ist, hebt sie für uns mit dem Schrubber hoch. Sie hat Spaß, Gott sei Dank! Wir kommen über den ausgewaschenen Weg gut voran. Auch Sandabschnitte werden gemeistert. Super! Geht doch! Auf einmal kommt uns eine Dampfwalze entgegen. „Ah– sie scheinen die Straße neu zu machen“, sagt Dieter, „aber da komme ich vorbei“! Der Fahrer gestikuliert wild auf seinem Sitz. Dirty Harry und sein Fahrer sind unbeeindruckt, wollen noch zusätzlich Gas geben und schnell um die Walze herumfahren, da kommt um die Kurve ein weiteres riesiges Straßenfahrzeug mit einem großen Schieber vorne dran. Jetzt sind sie zu zweit und stärker als meine Zwei! Da is nix mehr mit, einfach weiterfahren, zu machen. Wir erkennen die Aussichtslosigkeit hier zwischen Sandbergen und großen Straßenfahrzeugen irgendwie noch weiterzukommen. Die beiden Straßenarbeiter erklären lautstark und mit Händen und Füßen, dass wir bitte zurück fahren müssen oder einen Tag warten! Oh je, das haben wir nun davon! Drehen geht nicht, also Rückwärtsgang rein und einen guten Kilometer zurückfahren. Ich muss an die Hausfrau mit der Wäscheleine denken. Sie erträgt, das nochmalige Hochhalten der Wäscheleine mit stoischer Ruhe. Ich tue so, als würde ich die Landkarte studieren. Vor lauter Schreck hab ich die skurrilen Szenen nicht festgehalten. Die restliche Fahrt verläuft schweigend. ;-))

Es geht auf Heilig Abend zu, wir schmücken unseren Weihnachtsbaum, der in diesem Jahr ein Olivenbaum ist.

Mein Lieblingsmensch fängt an, sich über den Ablauf des Weihnachtsmenüs Gedanken zu machen. Wir hatten noch in Spanien in der Thunfischfabrik ausreichend eingekauft. Darunter auch eingeschweißten Thunfisch. Dieter will ein Thunfischtatar zum Vorkosten vorbereiten und nutzt dazu eine eingeschweißte Portion. Es riecht gut, es gibt eine leckere Soße dazu und frisches Brot. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, aber nach dem ersten Bissen ist nichts mehr wie vorher. Es schmeckt total versalzen. Dieter ist super irritiert! „Was ist das denn, ich hab alles so gemacht, wie ich das sonst auch mache ……“ Ganz ratlos sitzen wir vor den Tellern. Mit schwant etwas! Ich erinnere mich an meinen Einkauf. Nachdem ich mit der Verkäuferin die frischen Thunfischteile und andere Sachen ausgesucht hatte, zeigte ich auch auf die eingeschweißten Thunfischfilets. Ich dachte, dann haben wir länger etwas von dem tollen Fisch. Die Dame hinter der Fischtheke textet mich total zu und zeigt auf die folierten Fischteile, redet ohne Punkt und Komma eindringlich weiter und ich nicke einfach. Ich verstehe sowieso nix und bin mit meinen Gedanken schon beim leckeren Essen. Jetzt weiß ich was sie mir sagen wollte. Der Thunfisch war gepökelt, und das ganz doll, zumindestens für unsere Gaumen, und somit haltbar. Jetzt ist alles klar! Dieter gibt nicht so schnell auf. Er wässert die Fischstücke mehrere Tage und siehe da; an Weihnachten gibt es nach dem Aperol in der Sonne später als Vorspeise ein traumhaft schönes Thunfischtatar und anschließend frische Thunfischfilets mit Garnelen. Wieder etwas dazugelernt.

In Portugal gibt es eigentlich nur einen Weihnachtstag, das ist der 25.12. Für uns gut, so können wir am 26.12. neben einem langen Strandspaziergang noch in der festlich geschmückten Altstadt von Loulé ein kleines Weihnachtsshopping machen. Unser Aufenthalt in Portugal geht allmählich zu Ende und ich wollte ein Andenken an die Zeit im Korkeichenland mitnehmen. Eine Handtasche aus Kork mit passendem Portomonaie ist bald gefunden. Auch Dieter kann einem tollen Hut aus Kork nicht widerstehen! Beides führen wir am Strand von Ancāo aus.

Dieser kilometerweite Sandstrand erstreckt sich unweit von Faro. Hier, zwischen Vilamoura und Quarteira, entstand Portugals größter Jachthafen mit Stränden, Golfplätzen und einem Spielkasino. Der Strandspaziergang war sehr schön, aber diese Villengegend mit den entsprechenden gestylten Strandbars ist nicht unser Ding. Auf dem Rückweg besuchen wir noch ein kleines Gotteshaus.

Die Ingreja Lourenço dos Matos gehört zu den schönsten Kulturschätzen der Algarve. >Sie ist ein barockes Juwel<, so steht es im Reiseführer. >Hinter der schlichten Fassade wird der Besucher geradezu überwältigt von dem mit blau-weiß bemalten Azulejos (Kacheln) ausgeschmückten einschiffigen Innenraum und dem überbordenden Altar mit vergoldetem Schnitzwerk. Die Kachelmalereien bedecken die Wände, das Tonnengewölbe und die Kuppel.< Ich war schon sooo gespannt. Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir an dem Kirchlein an und finden es verschlossen vor! Renovierungsarbeiten, im Januar wieder geöffnet, steht auf einer Tafel. Also gut, wir kommen irgendwann ja wieder in die Gegend. So lange muss ich mich mit einem Bild aus dem Internet begnügen!

Die Zeit des Abschieds ist gekommen. Sechs Wochen waren wir an der Algarve. Für Nomaden wie uns eine lange Dauer. Es war eine unvergessliche Zeit, mit beeindruckender Natur, tollen Stränden und Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen. Wir verabschieden uns herzlich von dem Ehepaar Costa und dem >Motorhome Ecopark São Brás de Alportel< und versprechen wiederzukommen! Paula und Norberto waren wunderbare, hilfsbereite und den Menschen zugewandte Gastgeber. Hier, mitten in der Welt der Korkeichen kann man sich wohlfühlen und zur Ruhe kommen. Daran ändern auch bellende Hunde nichts. Wir werden die gute Infrastruktur und eine Gastgeberin, die mehrere Sprachen spricht, ziemlich vermissen.

Wir bleiben noch zwei Tage an der Ria Formosa. Die als Naturpark geschützte Lagunenlandschaft beginnt in Faro, zieht sich über 55 km ostwärts und ist durch einen riesigen, hier und da unterbrochenen, Landstreifen vom offenen Meer getrennt. Wieder eine ganz andere Welt. Nahezu ungestört leben alle Arten von Vögeln auf Inseln und Dünen.

Es gibt aber auch hier neben der Natur, immer wieder bauliche Überraschungen zu entdecken. So auch in Estói. Der unscheinbare Ort birgt einen Kulturschatz. Der Palácio do Visconde de Estói, im 18 Jh. von einem Adligen als Lustschloss erbaut, wurde in den letzten Jahren restauriert und in eine Pousada, ein staatliches Hotel, umgebaut. An der majestätischen Freitreppe erinnern Mosaiken und Kachelbilder, Brunnen und Statuen an frühere Zeiten.

Das hübsche Städtchen Tavira zu beiden Seiten des Rio Giláo gelegen ist auch immer einen Besuch wert. Auch geben wir dem neuen großen Wohnmobilstellplatz in Tavira (www.algarvemotorhomepark.com) nochmal eine Chance. Der Besitzer hat hier seinen dritten Stellplatz nach den gleichen Standards wie in Albufeira und Silves errichtet.

Auf dem kurzen Weg zurück zur spanischen Grenze, machen wir noch einen Stopp in Fuzeta. Hier waren wir auf unserer letzten Reise auch schon. Der sympathische Ort mit idyllischem Hafen ist auch ein wunderbarer Ausgangspunkt für Wanderungen in die Dünen der Ria Formosa.

Es gibt einen Campingplatz direkt am Hafen. Für uns keine Option. Denn dieser Campingplatz hat, wie so viele andere auch, kleine Parzellen, alles steht dicht an dicht. Er ist ausgestattet mit vielen Bäumen, die im Sommer wertvollen Schatten spenden. Im Winter komme ich mir da vor wie im Dunkeln. Vor dem Campingplatz gibt es viele Parkplätze für die Besucher der Strände. Dort stehen Wohnmobile. Klar, du hast hier draußen einen ganz anderen Blick und fühlst dich nicht so eingeengt. Aber hier stehen, unübersehrbar, Verbotsschilder für Wohnmobile. Wir wundern uns, da scheinen einige nicht lesen zu können. Zumal ja in Portugal das neue Gesetz in Kraft tritt, dass dem ausufernden Wildcampen Einhalt geboten werden soll. Fast bewundere ich die starken Nerven der französischen Wohnmobilsten, die seelenruhig dort Boule spielen und an ihren Womos die Stützen ausgefahren und die Teppiche vor der Tür liegen haben. Am nächsten Tag lesen wir in Berichten, dass die Polizei (GNR) kontrolliert und 250 Euro Strafe pro Person erhoben hat. Einem Wiederholungstäter haben sie eine „Kralle“ ans Rad befestigt, weil er nicht mehr genug Bargeld hatte.

An der Algarve hat jetzt die „Flucht“ der „Wildcamper“ auf Stellplätze und die leider oft maroden Campingplätze begonnen! Die regionale Geschäftswelt hat, trotz der Umweltproblematik, immer für eine Duldung der Camper an den Stränden geworben. Jetzt geht natürlich das dringend benötigte Wintergeschäft verloren, wenn kein geeigneter Stellplatz oder Campingplatz vor Ort ist! Jedenfalls braucht es eine schnelle „Aufrüstung“ der entsprechenden Infrastruktur für Camper an der Algarve!

Wir sind mittlerweile wieder in Spanien und zwar im >Camper Park Playas de Luz< in Isla Cristina. Hier waren wir auf der Herfahrt auch zwischengelandet. Was uns an dem Stellplatz sympathisch ist, ist, dass auch hier der Besitzer zwischen den Wohnmobilen für ausreichenden „Corona-Abstand“ sorgt. Auch wenn jetzt zum Jahreswechsel viele spanische Familien hier sind, wirkt der Platz nicht überfüllt. Es macht Spaß, in einer lauen Nacht mitten unter ihnen den Jahreswechsel zu erleben. Eine Stunde vor Mitternacht trifft man sich vor der Rezeption zu einer kleinen Party, wir stoßen rechtzeitig hinzu. Während auf der Uhr auf der großen Leinwand die letzte Minute runterläuft, zählen alle laut mit und bei jedem Gong, muss man eine Weintraube in den Mund stecken. Das ist gar nicht so einfach, bei der siebten Traube hab ich mich verschluckt, es aber noch rechtzeitig geschafft! Ein kleines, aber feines Feuerwerk, vermittelt etwas Normalität in dieser Zeit und ist für mich ein Fingerzeig hin zu einem besseren neuen Jahr! Auch dank der begonnenen Impfungen, die wir uns dann später in einigen Wochen zu Hause abholen werden!

Ein wunderbarer Strandwalk am 1. Januar macht unseren positiven Jahresbeginn perfekt! Im Anschluss lädt die Betreiberfamilie zum Barbecue ein.

Wir wünschen allen lieben netten Menschen ein anderes, ein gesundes, ein kraftvolles, ein schwungvolles und hoffnungsvolles neues Jahr! Macht was draus!

Wir tingeln derweil an der ursprünglichen andalusischen Westküste entlang nach Süden!

4 Kommentare bei „Sunshine-Tour im Winter: „Adeus“ Portugal“

  1. Hallo ihr zwei,
    wir sind gerade auf dem Weg vom Gebirge (es war doch etwas kühl dort) zurück
    an’s Mittelmeer. Eine gute Gelegenheit, Roland deinen Portugal Bericht vorzulesen…
    Wir haben schallend gelacht, mit euch getrauert um das Tartar, geschmunzelt über
    so manche Begebenheit aber auf jeden Fall haben wir uns mit euch gefreut.
    Das Leben ist doch einfach schön, man muss es sich nur schön gestalten.
    Liebe Grüße
    Martina und Roland

    1. Danke Martina,
      wir freuen uns immer auch von Euch zu hören!
      Wir sind gespannt welche spannenden Plätze ihr noch aufsucht! Viele Grüße an Roland. Wir hören und lesen uns.
      Bis bald
      Renate und Dieter

  2. Es grüßen Euch ganz herzlich Monika & Henry mit den besten Wünschen für’s Jahr 2021 und ein dickes Lob & herzlichen Dank für den sehr beeindruckenden & interessanten Reisebericht! Folgender Spruch von Hans Clarin gefällt mir sehr , Glück ist, das zu mögen, was man muss, und das zu dürfen, was man mag. Wir wünschen Euch dieses Glück.

    1. Liebe Monika und Henry,
      vielen Dank für Hans Clarin! Ich hab ihn immer gerne gesehen und von ihm gehört. Durch euch ist er mir wieder in Erinnerung gekommen! Und in der Tat: wir mögen was wir machen!
      Herzliche Grüße Renate und Dieter

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