Der Alentejo steht für sanft gewellte Landschaften, endlose Weiten, weiße Dörfer, Oliven, Wein und Korkeichen. Großgrundbesitzer und Tagelöhner prägten über Jahrzehnte die Geschichte der flächenmäßig größten Region Portugals. Hier gibt es von allem etwas, auch viel Geschichte und Kultur. Und vor allem finden wir eine herzerwärmende Gastfreundschaft vor.
Wir sind unterwegs von unserer Home-Base in Richtung Norden, von der Algarve ins Alentejo. Das ist Kontrastprogramm pur. Von der Felsenküste mit den anbrandenden Wellen des Atlantik hin in die gemächliche Natur des Alentejo mit seinen endlosen Orangenplatagen, Olivenhainen, jeder Menge Schafherden, und wir staunen nicht schlecht, Herden von schwarzen Schweinen.
–Porco Preto Alentejano– das schwarze Alentejo Schwein verspricht höchste Qualität durch Freilandzucht. Die schwarzen Schweine werden in den Eichenwäldern der alentejanischen Ebenen in Freiheit gezogen und mit Eicheln gemästet. Ihr Fleisch ist deshalb saftiger, geschmackvoller und intensiver. Mir läuft beim Anblick der Herde schon das Wasser im Mund zusammen. Ich freue mich schon jetzt auf unser Weihnachtsmenü. Na gut, bis dahin ist noch etwas Zeit.
Während ich vor mich hin schwärme, ist mein Fahrer auf unserem ersten Übernachtungsplatz in Vila Verde de Ficalho (GPS: N37°56’36“; W7°18’4″) angekommen. Dieser Stellplatz ist als neuer Platz in der App CamperContact gelistet. Er hört sich interessant an, deshalb sind wir ins Dorf abgebogen. Die Anfahrt ist nicht ganz einfach, die Dorfbewohner haben in den eh schon engen Straßen manchmal etwas breit geparkt.
Dirty Harry macht sich klein, bald stehen wir vor einem geschlossenen Tor. Wir rufen die angegebene Telefonnummer an. Ein freundlicher Mann, der Gott sei Dank gut englisch spricht, erklärt uns, dass er eigentlich wegen der bevorstehenden Feiertage für 14 Tage seinen kleinen Park gerade geschlossen hat. Ich halte den Atem an! Sofort aber sagt er: „Für Euch mache ich nochmal auf, ich kann euch doch nicht vor der Tür stehenlassen“. Spricht’s und kommt wenige Minuten später mit dem Schlüssel vorbei.
Wir kommen schnell ins Gespräch. Luís, der selbst stolzer Besitzer eines Wohnmobils ist, erzählt uns die Entstehung des Platzes. „Mein kleiner Park ist Teil meines Traums. ich freue mich sehr über Besuche von Wohnmobilen und sorge dafür, dass sie hier bei maximalem Komfort in Sicherheit stehen können“. Rund um seine Halle, hat er 8 Plätze entstehen lassen mit Blick in die Gärten der Umgebung. Duschen und Toiletten werden gerade fertig gestellt. Später soll noch eine Waschmaschine und ein Spülbecken die Sanitäreinrichtung komplettieren. Es gibt die Möglichkeit sich in einer Hollywoodschaukel zu räkeln oder im Sommer in den Swimmingpool zu hüpfen. Wir dürfen Apfelsinen pflücken, ich freu mich wie ein Kind!
Am nächsten Morgen bringt Luís aus der Dorfbäckerei ein warmes Brot vorbei, wünscht uns eine gute Weiterreise und fährt zur Arbeit. Diese, zu Herzen gehende Gastfreundschaft erleben wir ganz oft hier in Portugal. Wir werden Luís wieder besuchen.
Auf geht es nun in das ca. 80 km entfernte Monsaraz. Wir sind ja schon so gespannt. Johannes, der unseren Reiseblog liest, hat uns den Besuch dieses Ortes sehr empfohlen. Wir fahren auf der >Rotas dos vinhos do Alentejo< der hiesigen Weinstraße. Die kleinen knurrigen Weinstöcke wachsen in schwerem Lehmboden und sind natürlich von der Sonne verwöhnt. Wir trinken diesen Wein, der einen trockenen erdigen Geschmack hat, gerne. Schön, dass wir auch jetzt durch die Gegend fahren wo er wächst. So kommen wir zunächst zu einem der volumenmässig größten Stauseen Europas.
Damit der Alequeva-Stausee entstehen konnte, wurde der Grenzfluss Rio Guadiana aufgestaut. Hier in der Gegend gibt es viel zu entdecken. Nette Strände, die riesige Staumauer im gleichnamigen Dorf, kleine Häfen. Wir aber wollen hoch hinaus, ins idyllische Dorf Monsaraz aufsteigen.
Dort oben angekommen, erleben wir einen Zeitsprung ins Mittelalter.
Wenn es einen Ort gibt, der aus dem Märchenbuch stammen könnte, dann ist das Monsaraz. Strahlend weiße Häuser leuchten unter tiefblauem Himmel, im Kontrast dazu führen dunkle Schiefersteinpflastergassen zur Burgruine. Das komplette Dorf liegt innerhalb einer Ringmauer auf einem Berg in 197 m Höhe.
Von oben schaut man auf die glitzernde Seenlandschaft des großen Stausees und die Weiten des Alentejo. Selbst der ganz in weißem Marmor gehaltene Friedhof ist hier idyllisch.
Mitten im mittelalterlichen Ensemble steht die Pfarrkirche Nossa Senhora da Lagoa mit dem Pranger davor, an dem Verurteilte dem Volksspott ausgesetzt und in Zeiten der Inquisition auch öffentlich gehenkt wurden.
Souvenirgeschäfte, Delikatessenläden, eine Handvoll Gästehäuser und kleine Cafés beleben den Ort. Es sind nur wenige einheimische Besucher da und Wir! Wir begegnen Menschen aus den früheren Jahren des Dorfes. Sogar die Heiligen Drei Könige sind schon im Anmarsch. Und natürlich darf die Krippe mit der Heiligen Familie nicht fehlen. Der Burghof bietet dafür die richtige Kulisse.
Meine Güte, was ist das schön hier. Wir hatten ja schon einiges über den idyllischen Stellplatz direkt unter der Burgmauer gelesen. Alle schwärmten von der Aussicht. Man muss ein kleines steiles Stück Kopfsteinpflastergasse überwinden und schon steht man dort oben und staunt nur noch. Diesen Ausblick und die ganze Atmosphäre macht sprachlos. Wir sind das einzige Wohnmobil (..wer fährt schon im Dezember auf `nen Berg) und entscheiden auf dem Burghof stehenzubleiben, obwohl inzwischen der Stellplatz verlegt wurde und zwar unterhalb des Dorfes in der Nähe des Kreisverkehrs. (GPS: N38.442041; W7.379171)
Abends ist alles geheimnisvoll beleuchtet. Wir streifen nochmal durchs Dorf um diese besondere Atmosphäre zu erleben. Danke nochmals Johannes für diesen super Tipp!
Nach einer absolut ruhigen Nacht auf unserem einsamen Stellplatz erleben wir einen gigantischen Sonnenaufgang. Verstärkt wird diese mystische Atmosphäre durch die Nebel, die das Tal bedecken. Es ist so als wären die Wolken auf die Erde gefallen. Als wäre die Welt in Watte gepackt und wir die einzigen Menschen, die noch da sind. Gänsehaut pur! Als der Nebel anfängt zu steigen, wird das Gefühl verstärkt, in einer Wolke zu sein. :-)) Noch nie haben wir ein Naturschauspiel so hautnah erlebt. Wir fühlen uns irgendwie begnadet. Ich hüpfe in meinem Schlafanzug vor Freude auf dem Burgparkplatz rum! Sieht ja keiner, ist niemand da! Herrlich!
Irgendwann fahren wir im Nebel weiter durch den noch im Nebel liegenden Alentejo nach Évora. Wir sind weiter unterwegs auf der >Rotas do Vino Alentejo< Überall arbeiten die Menschen in den Weinbergen, befreien die Weinstöcke von altem Holz und machen sie so bereit für das neue Wachstum. Die hiesigen Weine tragen den Geschmack der schweren Lehmerde in sich.
Den Titel UNESCO-Weltkulturerbe hat Évora wahrlich verdient. Die monumentale Universitätsstadt birgt einer der sehenswertesten historischen Gebäudeensembles von ganz Portugal. Prähistorische, römische, arabische und mittelalterliche Zeitzeugen sind hier zu finden. Im Zentrum steht der einzige römische Säulentempel Portugals, der vor 2000 Jahren zu Ehren Kaiser Augustus erbaut wurde. Einfallende Barbaren zerstörten das Bauwerk im 5. Jh. weitgehend, weshalb heute nur noch zwei Säulenreihen zu sehen sind.
Nur wenige Schritte weiter erreicht man die Kathedrale aus dem 12. Jh. Das UNESCO-Ensemble komplettiert die mitten in der Stadt am Praça Giraldo liegende Knochenkapelle, ein wahres, von Mönchen geschaffene Gruselkabinett. Tausende Menschenschädel schauen den Besucher hier mit hohlen Augen an und die Beinknochen stapeln sich an den Wänden. Man könnte vermuten, die Klosterbrüder hätten nichts anderes zu tun gehabt oder wären etwas sadistisch veranlagt gewesen. Dieter hat sich einen Rundgang angetan, ich habe lieber meine Gesicht draußen in die Sonne gehalten und bin über den kleinen Weihnachtsmarkt flaniert. Denn schon am Eingangsportal ins Museum steht frei übersetzt: „Wir Knochen, die hier liegen, warten bis wir Eure kriegen!“.
Évora ist eine spannende Stadt und hat viel zu bieten. Wir werden sie bei nächster Gelegenheit wieder besuchen.
Nach soviel Mittelalter brauchen wir nochmal einen Tapetenwechsel Wir fahren einfach noch rund 100 km nach Westen. Kurz hinter Setúbal liegt in den Hügeln versteckt ein Weingut, die Quinta da Alcube. Wir kennen die Weinhandlung von unserer Genussreise durch Portugal mit Lars. Zum 3. Mal sind wir hier. Die Chefin freut sich, wundert sich aber jedes Mal, dass wir aus Deutschland extra hier zu ihnen kommen. Tja, das ist ganz einfach, man kann den leckeren Wein nirgendwo kaufen. Auch nicht über die Weinshops im Internet. Und auch nicht über gutes Zureden und Angebote einer uns nahestehenden Spedition. ;-)) Also gilt der Spruch: >Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen…..< Wir kaufen einige Kisten Wein und dürfen auf dem Parkplatz neben den Weinbergen übernachten. Das gibt uns Gelegenheit zu einem ausgiebigen Tasting im Womo. Was dazu führt, dass wir am nächsten Morgen die ersten Kunden an der Weintheke sind und nachordern. Wunderbar, so kurze Wege.
Zurück im Korkeichenland, wie ich unsere Homebase mittlerweile nenne, haben wir 500 km mehr auf dem Tacho. Das ist ungefähr die Strecke, die wir aus dem Rheinland in die Pfalz zum Wein kaufen zurücklegen. So haben wir Kultur mit Natur und Naturalien sinnvoll verbunden.
Weihnachten steht vor der Tür, das heißt für uns, neben dem Weinkühlschrank auch den anderen Kühlschrank mit Leckereien zu füllen. Dazu fahren wir in das nahegelegene Loulé. Hier gibt es eine große, im maurischen Stil erbaute Markthalle. Ein Genuss, dort hindurch zu schlendern. Es herrschen strenge Sicherheit-und Abstandsregeln. Mein Chefkoch läuft zur Hochform auf. Ich sehe den Omnia schon vor meinem geistigen Auge glühen. :-))
Es macht außerdem Spaß durch die mittelalterlichen Gassen der Altstadt zu schlendern. Loulé ist eine der ältesten Städte der Algarve und dementsprechend kulturhistorisch interessant. In der kleinen Kapelle aus dem 17. Jh. spreche ich ein kleines Gebet und bitte die Mutter Gottes an dem prächtigen Altar um Gesundheit für uns und unsere Lieben.
Auf dem Parkplatz treffen wir auf Mari und Johannes. Sie kommen mit ihrem Wohnmobil aus Königswinter. So klein ist die Welt. Wir erzählen ihnen von unserer Home-Base bei Paula und Norberto im Motorhome Eco-Park Saõ Bras de Alportel. Jetzt stehen sie in unserer Nähe und freuen sich auf diesem weitläufigen Stellplatz zu sein!
Unser Weihnachtsbaum ist in diesem Jahr ein Olivenbaum, trägt die Lichterkette aber mit Stolz und leuchtet überallhin. Wir freuen uns über sonnige Weihnachtstage im Korkeichenland.
Allen lieben netten Menschen, die uns folgen, wünschen wir ein gefühlerfülltes Weihnachtsfest und ein positives neues Jahr!
Die Bundesliga geht in die Winterpause und ich auch! Im Januar geht’s dann weiter mit weiteren Geschichte rund um unsere >Sunshine-Tour< im Winter.
Hallo Renate …
Ja du machst das immer Klasse mit den Berichten schreiben ich wünsche Euch auch ein schönes
Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2021…aber ob das besser wird man muss es abwarten.Mein Mann heisst auch Dieter sind nächstes Jahr April..22 Jahre verheiratet so schnell vergeht die Zeit.
Also dann passt auf Euch auf..
Es grüsst eine Ehemahlige Kollegin Hannelore..
Danke liebe Hannelore, lieber Dieter für den netten Kommentar. Ja, die Zeit vergeht zu schnell, deshalb sind wir auch immer on tour!
Passt auf Euch auf!
Herzliche Grüße von uns
Es hat mich sehr gefreut, dass es euch so gut in Monsaraz gefallen hat. Dann hab‘ ich ja keine Fehlinformation betrieben. Der Bericht und die Fotos waren wieder grosse Klasse. Und so wünsche ich euch recht angenehme Weihnachtstage, einen weiteren erlebnisreichen Aufenthalt in Portugal, einen kraftvollen Übergang ins neue Jahr und für diesen neuen Zeitabschnitt Gesundheit, Zufriedenheit und weiterhin Reisefiber.
Danke Johannes,
ja es war ein Erlebnis u. wird uns noch lange begleiten..
liebe Grüße zurück, schöne Weihnachtstage u. vor allem Gesundheit!
Renate+Dieter
Liebe Renate,lieber Dieter, irgendwie war es ja zu befürchten ! Der gute alte Mann mit dem Rauschebart ist dieses Jahr nicht gekommen…. Abstand halten, andauernd Hände waschen und Maske tragen ist einfach nicht seine Welt. Somit haben wir es uns gemütlich gemacht und voller Vorfreude auf’s eigene Reisen,euren so schönen Reisebericht gelesen. Auch die gelungenen Fotos anzuschauen…. war uns ein Vergnügen! Danke dafür und Feliz Natal und macht weiterhin das Beste aus allem! Mit weihnachtlichen Grüßen MONIKA & HENRY
Liebe Renate, lieber Dieter,
ja schön, dass die Welt so klein und der Lidl darin so häufig vertreten ist. Denn so haben wir Euch getroffen und nun können wir ein paar Meter von Euch entfernt Weihnachten feiern und uns auf unsere Weiterreise nach Spanien vorbereiten.
Wir werden Eure Route weiter verfolgen und wünschen Euch jetzt schon viele schöne Tage und Erlebnisse mit Dirty Harry und immer ein neues Ziel am Horizont.
Liebe Grüße
Mari und Joh
Hallo Mari und Joh, ist das nicht schön, dass der Zufall immer mal wieder nette Menschen zusammenbringt. Wir wünschen Euch auch auf diesem Weg noch eine schöne Weiterreise und schön Erlebnisse! vielleicht gelingt ja morgen noch ein Plausch oder wir treffen uns wieder auf irgendeinem spanischen Lidl-Parkplatz! Alles Gute!
Liebe Renate, lieber Dieter,
Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021. Genießt Eure Reise und habt viel Spaß dabei. Ich verfolge mit Freude und Interesse die Winterreise. Die tollen Fotos und Reiseberichte versüßen mir immer die Zeit. Weiter so und bleibt gesund….
Liebe Grüße Udo
Lieber Udo,
das freut uns echt, dass wir Dir mit den Reiseberichten eine Freude machen können. Ich freue mich auch sehr, ab und zu von Dir zu hören oder zu lesen!
Wir wünschen Dir ein gesundes neues Jahr, verbunden mit der Zuversicht, dass sich einiges zum Besseren ändert! Hoffentlich auch für euch bei der DB!
Herzliche Grüße
Renate & Dieter
Hallo Dream-Team,
es wurde bereits alles geschrieben… so inspirierend deine Berichte.
Und auch ich finde es schön, dass wir alle uns so tolle Tipps geben
Nun genießt in vollen Zügen eure Erlebnisse, habt Spaß am Leben und bleibt
so wie ihr seid.
Von Herzen gedrückt Martina & Roland
Hallo ihr Beiden,
wooh, das hast Du aber schön geschrieben!!!
Ja, wir finden das auch toll. Schließlich sieht man nur was man weiß!
LG Renate+Dieter