„Primavera“ en España 2022; Semana Santa („Heilige Woche“)

„Semana Santa“ ist die spanische Bezeichnung für die Karwoche. Sie wird vielerorts mit großem Aufwand als eine der zentralen Festlichkeiten des Kirchenjahres begangen und gilt insbesondere in den katholisch geprägten Ländern des spanischsprachigen Raums als Manifestation einer tief empfundenen und im Brauchtum verwurzelten Frömmigkeit. Während bei uns in den Geschäften schon im Februar die Osterdeko aus den Regalen quillt und die Goldhasen mit dem Glöckchen bimmeln, werden hier in Spanien die aufwendigen Prozessionen vorbereitet. Wichtigster Bestandteil dieser Prozessionen sind die „Pasos“. Dabei handelt es sich um tischförmige Konstruktionen, die eine Marienstatue oder eine Szene des Kreuzwegs mit Jesusstatue zeigen. Wir durften diese wunderbaren kostbaren Gestelle, exklusiv in der Kirche von Chinchilla de Monte-Aragón bewundern und einige sogar fotografieren. Zu unserem Aufenthalt in der sympathischen Stadt später mehr.

Zunächst genießen wir den alten Ortskern von Albarracin. Unglaublich, wo man überall so hinkommt. Danke an meine Reisefreundin Martina für den Tipp.

Albarracín ist eine Kleinstadt in der Provinz Teruel und gehört zur Region Aragonien. Der Ort ist als Kulturgut anerkannt, er liegt am Camino del Cid, einem bekannten Rad- und Wanderweg, benannt nach dem berühmten spanischen Helden El Cid. Der alte Ort liegt auf einem nahezu vollständig vom Rio Guadalaviar umflossenen Felsen. Das gibt ihm noch zusätzlichen einen malerischen Eindruck.

Ebenso beeindruckend ist die, von eckigen und halbrunden Türmen stabilisierte und gesicherte Stadtmauer. Sie entstand im 14. Jahrhundert. Die Altstadt von Albarracín mit ihren verwinkelten Gassen und Häusern aus Stein, Lehm und Fachwerk zu durchlaufen, ist ein Erlebnis. Wir dürfen für 4 Euro auf dem großen Parkplatz mitten im Ort übernachten und stärken uns nach der beeindruckenden Stadtbesichtigung in einer kleinen Bodega. Am nächsten Morgen kaufen wir in der etwas ausserhalb liegenden Käserei, leckeren Produkte von den heimischen Schafen.

Mit „Honky Tonk Women“ von den Rolling Stones fahren wir in den Morgen. Wir durchqueren die eindrucksvolle Sierra de Albarracín und Bigfoot bewältigt seinen ersten, schon etwas engen Tunnel mit Bravour. Es ist ein wildromantische Strecke, die sich immer höher hinauf windet. Die Sonne traut sich ab und zu mal durch die Wolken. Auf der Passhöhe bei 6° „Mendocino“ von Michael Holm mitsingen erwärmt das Herz. -))

Wir kaufen unterwegs noch einige Vorräte und picknicken auf einem abgelegenen Platz im Grünen. Hier hat Bigfoot die erste Begegnung mit spanischen 4×4 Fans. Ein Auto biegt extra von der Hauptstraße zu uns auf dem Platz ab. Die Insassen haben Spaß an dem Wohnmobil mit den dicken Reifen und heben alle Daumen nach oben. Ein Sonnenstrahl lässt Bigfoot linke „Körperhälfte“ glänzen. :-))

Das bereits erwähnte Städtchen „Chinchilla de Monte Aragón“ liegt in 900 Meter Höhe in der Provinz Albacete unterhalb von Madrid. Es pfeift ein ziemlich kalter Wind. Egal, wir stehen gut auf dem Marktplatz. Über uns erhebt sich der historische Stadtkern. Der Stellplatz ist kostenlos und hat sogar eine großzügige Ver-und Entsorgung. Freundliche Polizisten weisen uns auf den Markttag am nächsten Vormittag hin.

Wir parken um und haben dadurch einen wunderbaren Blick in die Gegend. Die erhöhte Hecksitzgruppe hat sich jetzt schon bewährt. Durch drei große Fenster hast du wunderbare Ausblicke. Es befindet sich deshalb soviel „Klebstoff“ in den schönen Polstern. Du willst irgendwie gar nicht aufstehen und etwas unternehmen. Wir sitzen sozusagen über den Dingen und können auch in das „Leben der Anderen“ schauen. ;-))

Wir laufen eine große Runde um den Ort. Das „Castillo de Chinchilla„, eine riesige Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der Wassergraben ist 6 Meter tief und 10 Meter breit. Uneinnehmbar. Das hat wohl auch der Gründervater, der griechische Halbgott Herkules, schon erkannt. Der Legende nach, geht die Entstehung des Ortes an dieser Stelle, auf seine Initiative zurück. Wir bestaunen das dicke Bollwerk und haben von hier oben einen weiten Blick in die Ebene.

Wieder zurück am Stellplatz haben wir 7 Kilometer auf der Uhr und kaufen frische Lebensmittel bei den Marktleuten. Die freuen sich über die Besucher aus „Alemannia“.

Wir bleiben noch einen Tag länger als geplant und bewundern in der Kirche die vielen geschmückten „Tragealtäre“, die nur darauf warten, sich einem staunenden Publikum während einer der vielen Oster-Prozessionen zu präsentieren.

Weiter gehts am Gründonnerstag in die Region Murcia. Wir bleiben weg von der Mittelmeerküste, ganz Spanien ist los über Ostern ;-)) Wir finden einen ungewöhnlichen Campingplatz mitten in einer kargen, ursprünglichen Landschaft in der Nähe des Ortes Pinoso.

Das Camp „El Tranquilo“ (www.eltranquilo.es) bietet große, gekieste Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile an.

Die Sanitäreinrichtungen sind modern und sauber. Es gibt ein Schwimmbad, eine Bar und viele Palmen auf dem Platz. Das Betreiberehepaar stammt aus Großbritannien. Entsprechend beliebt ist der Platz beim englischen Publikum, die diesen Platz auch zum Überwintern benutzen. Es sind einige Wohnmobile von der Insel hier abgestellt. Wir lernen die Eigentümer nicht kennen, sie sind im Urlaub. Gerry, ihr Vertreter heißt uns herzlich willkommen, spricht hervorragend deutsch und erklärt uns die Umgebung.

Er beschreibt uns Wanderwege in den nahegelegenen Naturpark „Sierra del Carche“. Ein Novum ist, dass die Zielgruppe des Campingplatzes nur Erwachsene vorsieht und keine Kinder erlaubt sind! Das Motto “ El Tranquilo“- „die Stille“ soll so sprichwörtlich erlebt werden. Es ist eine rein strategische Priorisierung und keine Diskriminierung von Familien wird uns erklärt. Was soll ich sagen, wir genießen es hier!

Es geht uns gut in „der Stille“. Wir freuen uns, dass es nicht so voll ist und machen einige Wanderungen z.B. in das freundliche Dorf Raspay und auch in den Naturpark. Erklimmen hier den ersten Hügel nach dem steinernen Eingang in der „Sierra del Carches„. Von hier oben hat man einen traumhaften Blick in die Ebene der Region Murcia. Unzählige Mandelbaumplantagen wechseln sich mit Weinplantagen ab. Ich liebe solche weitläufige fruchtbare Landschaften und habe Hochachtung, wie die Bauern diesen steinigen Böden, Wachstum und Fruchtbarkeit abtrotzen.

Wir bleiben weiter unserem Grundsatz treu und fahren dem nächsten Gemeindestellplatz in einer uns noch unbekannten Gegend entgegen.

8 Kommentare bei „„Primavera“ en España 2022; Semana Santa („Heilige Woche“)“

  1. Wieder sehr schön und gefühlvoll geschrieben, danke.,.
    Gruß
    Bärbel und Bernd

    1. Hallo Ihr Beiden,
      viele Grüße zurück und alle Gute!

  2. Ihr Lieben, es freut mich, dass es euch prima geht und ihr es euch gut gehen lasst. Der Ausblick aus dem Heck ist der Traum. Die Landschaft hat was und die Ortschaften einen Charme, dem ich jetzt Mal etwas nachhänge. LG Evy

    1. Hallo Evy,
      ja, die Reise macht Spaß und das Wetter hilft beim Wohlfühlen! Liebe Grüße

  3. Mal wieder ein toller Bericht und schöne Bilder. Vielen Dank!

    1. Danke!
      macht Spaß mit so vielen netten „Followern“. Viele Grüße von uns….

  4. Martina und Roland sagt: Antworten

    Was soll ich sagen meine allerliebste Reisefreundin…
    WOW ich bin beeindruckt und werde mir die wunderschönen Plätze notieren.
    Vielen Dank und habt noch jede Menge Spaß auf eurer Reise.
    Seid herzlichst gedrückt

    1. Ja, ihr Lieben, wo man alles so hinkommt gell! ist aber immer individuell vom Geschmack des einzelnen abhängig. Jetzt gerade stehen wir in einem Dorf wieder auf nem Markplatz und warten den Regentag ab. Liebe Grüße von uns

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