Der schönste Platz in dieser wunderbaren Ferienwohnung in der >Villa Elsa< ist ein großer verglaster Erker. Hier schreibe ich unsere Erlebnisse auf der Insel auf. Mein Blick schweift immer wieder ab. Ich kann nämlich von hier aus das Meer sehen und die Menschen, die an der Uferpromenade spazieren gehen.
Der breite Sandstrand schließt sich unmittelbar an. Fahrradfahrer kommen vorbei, die kleine Bimmelbahn, die die Touristen durch die Kaiserbäder, Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin fährt. Fischer bieten in kleinen Holzhütten ihre frischen Fische an. Nebenan in Uwe´s Fischerhütte gibts den Fisch dann frisch gebraten und ein leckeres Lübzer Bier rundet das Ganze ab. Jeden Tag spielt Maria mit ihrem Accordeon auf einer Bank vor unserem Erker sitzend, die schönsten Lieder.
Gruppen bekommen von dem einheimischen Führer die stilvollen Villen erklärt. Insbesondere vor „unserer“ traumhaft schöne Jugendstilvilla >Villa Elsa< bleiben sie lange stehen. Ich weiß genau was ihnen erzählt wird. Und die Kurzfassung erzähle dann ich euch hier im Bericht.
Die Villa wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der „Wilhelminischen Bäderarchitektur“ errichtet und schon damals als Pension genutzt. Das >ErholungsWerk Post, Postbank und Telekom e.V.< der ehemaligen Deutschen Bundespost konnte 1997 diese Villa erwerben, weil die Nachfrage nach nach günstigen Aufenthalten in Ahlbeck gestiegen war. Die Ferienanlage >Seeblick< in unmittelbarer Nähe der Villa Elsa war schon früher in den Besitz des Vereins übergegangen. Inzwischen wurde der Komplex um das Haus >Ferdinand< ergänzt. Jetzt stehen drei wunderbare Ferienhäuser in der ersten Reihe der Dünenstraße in Ahlbeck.
Sie werden nur durch die autofreie Strandpromenade von Sandstrand und Meer getrennt. Die „Sozialeinrichtung“ ErholungsWerk erfreut sich bei den Beschäftigten der Postnachfolgeunternehmen seit ihren Anfängen großer Beliebtheit. Das EW ist ein gemeinnütziger Verein. In erster Linie ist es die Aufgabe dieses Vereins, Familien mit geringerem Einkommen einen erschwinglichen Urlaub zu ermöglichen. Darüber hinaus können alle Anderen, auch außerhalb der genannten Betriebe, die Einrichtungen des Erholungswerks buchen. (www.ErholungsWerk.de) Ich habe mich viele Jahre als Gewerkschafterin in den verschiedenen Gremien des Vereins engagiert. Ich freue mich sehr, dass Erholungsfürsorge auch heute noch in den Unternehmen eine Rolle spielt. In einem paritätisch besetzten Gremium wird das ErholungsWerk noch immer weiter entwickelt und ist mittlerweile öffentlich zugänglich. Im Jahr 2021 feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Auch wir werden, trotz Wohnmobil, immer mal wieder in den 16 vereinseigenen Ferienanlagen, die in den schönsten Gegenden Deutschlands liegen, Urlaub machen. ——Ja, es macht schon Spaß wenn aus 7 qm Wohnraum im Wohnmobil auch zwischendurch mal 70 qm in einer komfortablen Ferienwohnung werden.
Herrlich, morgens aufzuwachen und aus dem Bett aufs Meer zu blicken, durch die Zimmer zu laufen, sich auf das Frühstück im großen Erker zu freuen.
Danach gehts auf Erkundung der Insel mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad. Usedom ist wunderbar! Rau, ursprünglich, still, schön ostdeutsch und quirlig touristisch in den ehemaligen Kaiserbädern wie die Ortschaften Ahlbeck und Co. genannt werden.
Vor fast genau 20 Jahren waren wir zum ersten Mal hier in einer Ferienwohnung. Seit der Zeit hat sich viel verändert oder auch nicht. Natürlich gab es zu der Zeit noch eine harte Grenze nach Polen. Wenn man am Strand entlang die vier Kilometer nach Swinemünde wanderte, um dort auf dem Polenmarkt einzukaufen, wurde man an der Grenze am Strand schon von einem grimmig dreinblickenden Polizisten mit der Kalaschnikov angewiesen wie man zu gehen hatte. Der Polenmarkt ist noch da, aber alles andere nicht mehr. Ein symphatischer „Grenzübergang“ macht die Veränderung deutlich.
Acht Kilometer lang ist die Promenade in die andere Richtung auf der man von Ahlbeck über Heringsdorf nach Bansin flanieren kann. Die Seebrücken der jeweiligen Orte sind ein absoluter Hingucker.
So ist die Seebrücke in Ahlbeck die älteste ihrer Art, die in Heringsdorf, die längste.
Die Seebrücke Bansin ist zwar unspektakulär, ist aber die nördlichste in Kontinetaleuropa.
Auf der einen Seite der Promenade erstreckt sich der breite weiße Sandstrand der Ostsee auf der anderen Seite die Bauten der prächtigen Bäderarchitektur. Also für jeden etwas dabei. Ich kann mich diesem Flair der vielen herrlich renovierten kaiserlichen Villen nur schwer entziehen. Besonders beim Abendspaziergang sind die herrschaftlichen Villen ein toller Anblick.
Aber Usedom hat ja noch ein erlebnisreiches Hinterland. Auf dem Fahrrad erkunden wir in über 160 km den >Naturpark Usedom<. Zentrum der hügeligen Bilderbuchlandschaft auch Usedomer Schweiz genannt ist das hübsche Dorf Benz am Schmollensee mit seiner alten Dorfkirche St. Petri aus dem frühen 13. Jh. In der Umgebung gibt es auch noch eine alte Holländermühle zu besichtigen.
Wir fahren nach Swinemünde über eine jetzt durchgängige Fahrradstrecke und kommen dabei nochmal an dem schon erwähnten ehemaligen „Grenzübergang“ vorbei.
Die polnische Hafenstadt hat ordentlich aufgerüstet. Moderne Hotels und eine sehenswerte Fussgängerzone sind entstanden. Der Strand aber ist genauso schön wie immer.
Im Hafen gibt es jetzt auch einen netten Wohnmobil-Stellplatz, den wir uns gleich gemerkt haben. Aus den riesigen Bunkeranlagen ist eine moderne Kulturstätte entstanden.
Sympathische Polen helfen uns beim „Weg finden“. Das ist nicht immer so einfach, die EU kann nicht alle Projekte gleichzeitig finanzieren. ;-))
Weiter gehts an der Swine entlang an Usedoms Südküste ans Stettiner Haff. Hier im Südosten an der Grenze zu Polen, erhebt sich mit 71 Metern der höchste „Berg“ der Insel; der unter Naturschutz stehende Golm, der heute Gedenkstätte bzw. Soldatenfriedhof für rund 20.000 namenlose Tote des zweiten Weltkriegs ist. Wenn man dort steht in diesem Buchenwald, diese Gräber sieht, diese Stimmung spürt, die Inschriften liest, die eindringlich darum bitten, dass jeder Einzelne dafür sorgen muss, dass immer Frieden herrschen möge, dann kann man nicht glauben, dass sich wieder und verstärkt rechtsextremistische Gruppierungen erdreisten, dieses Land zu verunsichern.
In der alten Dorfkirche im kleinen Ort Garz sind die „Erinnerungen“ an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte ausgestellt. Der Ort ist sehr berührend.
Die Gänsehaut der Geschichte streifen wir im nahegelegenen Kamminke ab. Das kleine Fischerdorf hat den einzigen befestigten Hafen an der Usedomer Haffküste und schmiegt sich lang gestreckt an einen Hügel, eingeklemmt zwischen Stettiner Haff, deutsch-polnischer Grenze und dem Golm im Rücken.
Und in Kamminke gibt es die besten Fischbrötchen ever. Auf der ruhigen Landzunge genießen wir sie in der Sonne.
Auf einer weiteren Tour wandeln wir auf den Spuren von „Lyonel-Feininger“. Dieser deutsch-amerikanische Maler war leidenschaftlicher Radfahrer. Er erkundete schon 1908 mit dem Rad die Insel und malte ihre schönsten Orte. Ein ganz besonderer Ort hat dabei bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das ist das Mellenthiner – Wasserschloss. Damit trug er künstlerisch Usedom quasi in die Welt hinaus. 100 Jahre später entstand die Idee, alle Malorte Feiningers auf Usedom zu entdecken, kartografisch zu erfassen und einen touristischen Radweg daraus zu machen.
Unbedingt sehenswert ist das Schloss auch der kulinarischen Genüsse wegen. Es gibt dort Riesenwaffeln und eine eigene Brauerei!
Wir profitieren von der guten kulturhistorischen Idee. Diese „Lyonel-Feininger-Tour“ ist vor allen Dingen gut ausgebaut, was man von vielen anderen Radwegen nicht unbedingt sagen kann. An manchen Stellen könnte man meinen, dass das kaiserliche Heer gleich um die Ecke kommt, so alt und steinig sind diese Wege.
Aber auch das haben wir hingekriegt. Zwar nicht ganz unbeschadet. Bei einem Versuch nach links abzubiegen, bin ich bei einer Tour, fast aus dem Stand, mit dem Rad umgefallen. Es gab gleich einen Menschenauflauf und viele helfende Hände. Ich hatte nicht viel abbekommen. An meinem Fahrrad war die linke Bremsvorrichtung angebrochen. Dieter war zwar auch erschrocken, diskutierte mit mir aber gleich über eine eventuelle Materialermüdung. Dabei war nicht ganz klar, ob er mich oder das Fahrrad meinte. ;-))
Eine letzte Tour will ich hier noch unbedingt empfehlen. Von Ahlbeck an der Küste entlang in das gemütliche Ostseebad Ückeritz am Köpliner See. Man fährt durch die endlosen Buchenwälder immer an der Küste entlang, die auch zwischendurch zur Steilküste wird.
Nach den schönen aber anstrengenden Touren genießen wir die letzten Sonnenstrahlen auf dem hinteren Balkon der Ferienwohnung. Dirty Harry schaut dabei zu.
So gehen die übrigens wunderbar sonnigen Tage auf Usedom zu Ende. Maria spielt gerade unten auf ihrer Bank „Griechischer Wein“ und „Wenn bei Capri die Sonne im roten Meer versinkt“ während am heutigen Donnerstag hier eher herbstliches Nebelwetter herrscht. Dieter bringt ihr noch eine kleine Spende vorbei.
Wir machen einen letzten Strandspaziergang und kehren später in Uwes Fischerhütte ein. Warum Usedom auch die „Badewanne Berlins“ genannt wird erschließt sich mir nicht so ganz. Wie können denn sooo viele Berliner in eine Badewanne passen? :-)) Wahrscheinlich hat es wohl mit der geografischen Nähe zu tun. Darauf einen letzten Aperol!
Jetzt warten die Hansestadt Stralsund und die Insel Rügen auf uns!
Mit vier war ich das erste Mal auf Usedom, in Karlshagen. Erinnern kann ich mich noch an das damalige Ferienobjekt des Betriebes meiner Mutti – Esda. Und an die im Landeanflug auf Peenemünde bereits tieffliegenden Mik’s. Beides Geschichte und letzteres noch in Peenemünde zu besichtigen. Mich zieht es immer wieder auf die Insel. Leider haben wir uns knapp verpasst, aber vielleicht seid ihr unseren Radspuren begegnet.
das hat sich echt weiterentwickelt Evy, solltest du irgendwann mal buchen! Liebe Grüße von uns.
Eure Radspuren haben wir mit Sicherheit gekreuzt, so viel wir wir gefahren sind. Wir werden auch wiederkommen auf die Insel, dann treffen wir uns mal in einer Ferienwohnung des EW´s ;-))
Seit einiger Zeit verfolgen wir euren Blog, eine Empfehlung aus Vera. Ihr beschreibt alles sehr anschaulich und vor allem mit einem Schuss Humor. Weiter so. Vielleicht lernen wir uns ja im nächsten Jahr in Vera kennen.
Lydia+Felix
Danke für die „Blumen“, wir kommen bestimmt wieder mal nach Vera…
Allerdings ist 2020/21 schon für uns durchgeplant mit Südafrika u. USA.. falls alles nach Plan läuft.. „Pensionärsstress“ halt :-))) LG