Herbstimpressionen an Nord-und Ostsee 2019: Teil 4; „Insel-Hopping“ an der Ostsee

Über die Insel Fehmarn hatte ich gelesen, dass man sie auch das >>Hawaii Deutschlands<< nennt. Etwas vermessen ist das vielleicht, aber mit 2200 Sonnenstunden im Jahr liegt Fehmarn in der deutschen Sonnenstatistik eindeutig weit vorn. Zur Insel geht es seit 1963 über die Fehmarnsundbrücke, im Insel-Volksmund liebevoll „Kleiderbügel“ genannt.

Der Sund (=abgesondert, abgetrennt) zwischen Insel und Festland ist hier 1200 Meter breit. Fehmarn ist die größte Insel Schleswig-Holsteins und nach Rügen und Usedom die drittgrößte Deutschlands. Im letzten Jahr waren wir im Juni schon einmal auf Fehmarn und haben die Insel kennen- und liebengelernt. Mit dem Fahrrad kann man wunderbare Ecken entdecken. Aber nicht zuletzt kommen wir aus einem anderen Grund wieder gerne auf die Insel. Denn hier leben die meiste Zeit des Jahres über nette Menschen, die uns zu sich einladen. Wenn Birgit und Stefan Zeit für uns haben, machen wir einen Abstecher nach Fehmarn. Die Beiden wohnen im schönen Fischerdorf Orth im Südwesten der Insel.

Wir beziehen unser Quartier auch aus diesem Grund dieses Mal auf dem Mini-Camping-Platz von Bauer Scheel, (www.ferienhof-scheel.de) direkt in Orth unweit des Hauses von Birgit und Stefan. Das kleine Campingareal besteht aus einer großen Wiese und ist eingebunden in den Bauernhof mit seinen Stallungen und Ferienwohnungen. Der CP wird überwiegend von Familien mit Zelt und Wohnwagen/Wohnmobilen als Surfbasis genutzt.

Denn von hier sind es nur ein paar Schritte zu den Surfstränden in Orth und Lemkenhafen. Wir freuen uns auf das Wochenende auf der Insel. Nur das mit den vielen Sonnenstunden hat derjenige, der im Himmel für das Wetter zuständig ist, irgendwie nicht richtig verstanden. Es regnet und stürmt was das Zeug hält. Wir haben ja nicht weit bis zu unseren Freunden, dachten wir! Einmal in die falsche Richtung gegangen, findest du nix mehr. Aber es ist nochmal alles gut gegangen. Dank google maps. :-))

Das liebevoll umgebaute und restauriert Haus von Birgit und Stefan heißt >Meeresfrieden<. Ich habe es nach dem Wochenende in „Decher`s Inn“ umbenannt. Birgit ist eine hervorragende Köchin und Gastgeberin. Die Stunden beim Essen und Klönen vergingen wie im Flug.

Ein schöner Strandspaziergang im Osten der Insel rundet unseren Besuch ab. Wir genießen die zwar rauhe, aber gesunde Luft. Auf dem Rückweg noch aus dem Himmel begossen zu werden, musste aber nicht unbedingt sein. Darauf später einen Aperol-Spritz!

Am Montagmorgen fahren wir bei herrlichem Sonnenschein weiter. Warum denn nicht gleich so. Unser Weg auf die Insel Poel führt auf der Ostseebäderstraße immer an der Ostsee entlang. Wir durchqueren die bekannten Orte Scharbeutz, Timmendorfer-Strand, Travemünde und Boltenhagen. Überall ist viel Betrieb, man merkt das Herbstferien sind! Schön ist es hier an der Küste und wenn die Sonne auch noch scheint, dann um so schöner. Wir biegen unweit Wismar rechts ab auf die kuschelige Insel Poel.

Es empfängt dich sofort eine herrliche Ruhe. Ich komme mir vor wie in „Lummerland“. Hier sind wir auch nach 30 Jahren noch tief im Osten. Über alte Betonplattenstraßen, noch aus NVA Zeiten ( Nationale Volks-Armee), geht es quer über die Insel zu unserem Wohnmobilstellplatz in Timmendorf-Strand.

Auf dem Stellplatz ist einiges los, wir finden einen schönen Platz auf der weitläufigen Wiese. Der Platz ist zum Ein-und Ausfahren mit einer Schranke versehen, angemeldet wird sich im nahen Souvenirladen, wo auch eine kleine Touristenabgabe erhoben wird. Die netten Ladenbesitzer versorgen uns mit Informationsmaterial und geben Tipps zu schönen Orten auf der Insel, die wir natürlich befolgen. ;-))

N 53°59’34“ E 11°22’50“

So ruhig es hier heute ist,— die kleine Insel hat schon ein bewegtes Leben hinter sich: Die Schweden nutzten sie als strategisch wichtigen Standort im Dreißigjährigen Krieg, Klaus Störtebeker und seine Vitalienbrüder schauten vorbei und im 20. Jahrhundert stellte eben diese NVA der DDR hier die Ohren auf — gen Westen! Wir genießen den Sonnenuntergang am Strand von Timmendorf und freuen uns über dieses Kleinod.

Am nächsten Tag erkunden wir auf dem Fahrrad die Insel. Ein weiter Blick über Felder, viele Pferde und schöne Strände prägen diese ausgesprochen ruhige Insel. Dabei ist Timmendorf fest in Urlauberfamlienhand, der Strand ist hier Zentrum des Interesses, kleine Imbisse und Geschäfte sorgen für leibliches Wohl, Souvenirs und Sandspielzeug, Minigolfplatz und Leuchtturm für das Rahmenprogramm. Über allem liegt eine lauschige Stimmung. Der Hauptort ist Kirchdorf den wir auf unserer Radtour besuchen. Hier im Hafen gibt es auch einen kleinen Wohnmobilstellplatz.

Auf dem weiteren Weg sehen wir viele Wildgänse und andere Zugvögel. Sie landen hier zwischen und stärken sich auf den Feldern für ihren weiten Weg ins Winterlager in südliche Gefilde.

Wohlige Schauer laufen mir über den Rücken bei so viel heiler Welt. Wir kehren ein im Café Frieda in Oertzenhof in der Inselmitte. Hier sollte man den besten Kuchen auf der ganzen Insel bekommen, war uns vorher gesagt worden. Das Frieda sei das Kunstcafé auf der Insel mit internationalem Ruf! das mag ja alles sein, wir fanden das Café auch sehr nett und die Chefin sympathisch. Man kann dort einkehren, muss es aber nicht.

30 km hatten wir auf der Uhr nach der Inselumrundung, die mich übrigens in ihrer geografischen Form an eine Miniaturausgabe von Skandinavien erinnert.

Wir genießen diese ruhigen Tage bei schönem Wetter auf dieser etwas anderen Insel. Für einen, für mich wichtigen Termin in Berlin, unterbrechen wir unsere Ostseeroute. Ich habe eine Einladung zur Verabschiedung meines Gewerkschaftschefs Frank Bsirske erhalten und mich enorm darüber gefreut. Die sehr persönliche Feier findet in einem ausgewählten Kreis von Menschen im TIPI-Zelt unweit des Kanzleramts statt. Wir stehen zeitig auf, damit wir die ca. 260 km nach Berlin gut schaffen können.

Aber an diesem Morgen geht alles schief. Die Sicherung fliegt raus, wir haben keinen Strom mehr; die Toilettenanlage gibt den Geist auf. Dieter repariert alles irgendwie im strömenden Regen. Die Schrankenanlage nimmt die Geldscheine nicht, die sind wohl zu nass geworden. Ich suche neue in meiner Geldbörse. Es ist zum Verzweifeln.

Endlich kommen wir raus und Dirty Harry gibt sein Bestes. Stau und verstopfte Straßen in Berlin zerren an unseren Nerven. Es regnet ohne Unterlass! Aber — auf meinen Fahrer kann ich mich immer verlassen. Er bringt mich pünktlich um 15.00 Uhr zum Eingang des TIPI. Ich erlebe eine emotionale Verabschiedung dieses ungewöhnlichen Vorsitzenden, der 18 Jahre lang an der Spitze von ver.di gewirkt hat. In seiner Abschiedsrede macht er nochmal deutlich, wie wichtig die Werte Solidarität und Zusammenhalt sind. Nur gemeinsam können z. B. in der Arbeitswelt gute Arbeits-und Einkommensbedingungen erreicht und langfristig in Tarifverträgen gesichert werden. Ich freue mich nette ehemalige Kollegen und Arbeitgebervertreter zu treffen.

Besonders aber freue ich mich über ein Gespräch mit Frank Bsirske und fühle mich geehrt über die Widmung, die er mir in das Buch, dass über sein Wirken in dieser Gewerkschaft, aufgelegt wurde, geschrieben hat.

Wir tauschen die Handynummern aus und werden uns wiedersehen. Nach diesem genussvollen Abend bei Rotwein und Tanz mit den ver.di Mädels, holt mich Dieter spätabends wieder ab. Wir fahren durch das illuminierte Berlin zu unserem Übernachtungsplatz am Prenzlauer Berg.

Ein weiteres Highlight! Was wir tatsächlich nicht wußten, dass jedes Jahr im Oktober das „Festival of Lights“ in Berlin stattfindet. Zahlreiche Gebäude und Plätze in der Hauptstadt werden dabei bunt illuminiert. Ein gelungener Abschluss eines ungewöhnlichen Abends. Wir schlafen ruhig mitten in dieser Millionenstadt Berlin. Ein wirklich super Übernachtungsplatz an der Endhaltestelle der Buslinie 200. Und dabei auch noch kostenlos. Die anderen Stellplätze in der Gegend kosten 30 Euro und mehr. Mit diesem 200-er Bus ist man in Null Komma nix in der Stadt. Ist schon witzig, wenn man aus dem Bett den Menschen beim Einsteigen in den Bus zusehen kann. :-))

Hier kommen wir auf jeden Fall wieder mal hin. Berlin ist ja immer eine Reise wert. Auf dem großzügigen Parkplatz und ohne Regen repariert Dieter am anderen Morgen dann noch unsere Toilette. Mit telefonischer Unterstützung der Firma SOG aus Löf an der Mosel, sitzt der Mikroschalter für die Entlüftung dann wieder an der richtigen Stelle!

Alles ist gut und die Stimmung auch! Wir machen uns auf und fahren durch den Osten weiter Richtung Usedom unserem nächsten Ziel. Hier werden wir eine Woche in einer Ferienwohnung des Erholungswerks, Post, Postbank und Telekom e.V. verbringen. Neben der Gemeinnützigkeit sind die Ferienwohnungen u. -Häuser auch öffentlich zugänglich. Reinschauen lohnt sich : (www.ErholungsWerk.de)

Ich war viele Jahre für diese Sozialeinrichtung der Postnachfolgenunternehmen in verschiedenen Gremien tätig. Zum Abschied gab es einen Gutschein, den ich in diesem Jahr endlich einlösen kann. Dirty Harry wird derweil gut untergebracht. Wir übernachten vorher nochmal in Anklam und stehen schön ruhig direkt an der Peene.

N53°51’37“ E 13°41’23“

Hausboote fahren vorbei und Fischer versuchen beim Angeln vom Ufer ihr Glück. Eine Fußgängerbrücke führt direkt in die Innenstadt. Hier sind überall die Spuren vom Wirken Otto Lilienthals zu sehen. Kein Wunder, ist ja seine Geburtsstadt. Seine Flugversuche sind legendär und seine Fluggeräte sind in Anklam ausgestellt. Sein Gleiter wurde neun Mal verkauft und gilt deshalb als erstes Serienflugzeug der Welt. Er selbst, so steht es zu lesen, gelte zu Recht als erster nachgewiesene Flieger der Menschheit.

Nachdem Dieter sich für die Insel noch fein gemacht hat, fahren wir los. Unterwegs herrscht schöne Herbstimmung. Usedom empfängt uns mit ruhigem Wetter.

Auch die Villa Elsa in Ahlbeck, unser Zuhause für die nächsten Tage hat sich herausgeputzt.

Also, dann kann das Abenteuer Kaiserbäder, Swinemünde und Umgebung mit lange Strandspaziergängen und Radtouren ja losgehen….

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