Ein Sommer in Deutschland: Vom Altmühltal über die Schwäbische Alb an den Bodensee

Am Biertisch in einer der Brauereien hatte uns bekanntlich ein Kenner der Fränkischen Schweiz ein paar wertvolle Tipps bezüglich unserer weiteren Route gegeben, die wir gerne befolgt haben. Darunter der Besuchen seiner Lieblingsbrauerei, der Meister-Brauerei in Unterzaunsbach. Da Bier ja bekanntlich in Bayern zu den Grundnahrungsmitteln gehört, scheuen wir uns nicht, trotz erfolgtem Großeinkauf bei Reichold, auch noch zu dieser Brauerei zu fahren. Doch der Reihe nach.

Zunächst genießen wir die Weiterfahrt und biegen ab in das romantische Wiesentthal, der Empfehlung unseres Tischnachbarn folgend. Wir bereuen es nicht. Hier versteht man, woher diese Gegend ihren Namen hat. Kulturelle und geologische Besonderheiten gaben dieser Berg-und Hügellandschaft mit den markanten Felsformationen und Höhlen sowie einer hohen Dichte an Burgen und Ruinen ihren Namen -Fränkische Schweiz-. Die Wiesent mäandert munter vor sich hin. Wir folgen dem Flusslauf in das Felsendorf Tüchersfeld. Hier sprechen die Bilder für sich. Ich bin begeistert!

In Muggendorf, einem der ältesten Luftkurorte genießen wir die Kneippanlage direkt neben unserem Übernachtungsplatz. Herrlich erfrischend. Das bringt den Kreislauf in Schwung. Bei der momentanen Hitze sehr wohltuend.

So kommen wir dann auch frisch und munter nach Unterzaunsbach zur Brauerei Meister. Hier werden wir von einem freakigen Braumeister begrüßt, der uns sein Vollbier verkosten lässt. Super lecker! Wir wollen gar nicht mehr weg. Der Dreamliner macht Platz in der Garage, wir laden ein. Und auch hier ist das Preis-Leistungsverhältnis wie überall in der Gegend unschlagbar. Später am Bodensee, werden wir mit Tränen in den Augen daran zurück denken.

Unser Tagesziel, Hilpoltstein am Rhein-Main-Donau Kanal ist bald darauf erreicht. Auf einer großen Wiese gibt es für Wohnmobile viel Platz. Die erste Reihe ist bis auf wenige Lücken besetzt. Wir ziehen einen Schattenplatz unter hohen Bäumen dem in der ersten Reihe vor und haben dennoch einen schönen Blick auf den Kanal, auf dem einige Schubverbände dahingleiten.

Hier an der Fränkischen Seenplatte kann man schon mal eine Zeitlang bleiben. So sind auch die meisten Wohnmobilisten um uns herum ausgerüstet. Liegestühle, Luftmatratzen, Schwimmreifen, Plastikbälle liegen herum. Es gibt unzählige Fahrrad-und Wanderwege, Geschäfte sind ganz in der Nähe, die Stadt Hilpoltstein lädt zum Bummeln ein. Der nahegelegene Rothsee bietet alles was man braucht. Er ist natürlich touristisch vermarktet und in der Ferienzeit ist eine Menge los. Wir aber finden auch hier ein einsames Plätzchen mit kleinem Sandstrand was uns bei unserer morgendlichen Walkingrunde zu einen Sprung ins kühle Nass verleitet. Wir genießen den Tag hier und schauen mit einem Glas Sekt in der Hand am Ufer sitzend, den Leuten beim Urlaub machen zu.

Der 171 Kilometer lange Rhein-Main-Donau-Kanal verbindet den Main bei Bamberg mit der Donau bei Kelheim. Mit ihm entstand eine durchgehende Großschifffahrtsstraße zwischen der Nordsee bei Rotterdam und dem Schwarzen Meer bei Constanta in Rumänien, die über Rhein, Main und Donau verläuft. Faszinierend! Die geschichtliche Entwicklung dieses Kanals ist total spannend, würde aber hier zu weit führen. Franz Josef Strauß setzte den Bau des Kanals gegen harte Widerstände durch. Nach dem Mittellandkanal die zweite Wasserstraße, zu der wir später einmal wieder hinfahren wollen.

Unser Weg führt weiter ins Altmühltal. 30 Jahre musste ich warten bis ich nun auch endlich mal hierher komme. Frühere Arbeitskollegen haben wiederholt hier Urlaub gemacht und mir von diesem romantischen Tal, welches der Fluss Altmühl hier gegraben hat, vorgeschwärmt! Wir zäumen das Feld von hinten auf und fahren zunächst nach Riedenburg.

Hier ist die Altmühl schon mit dem Main-Donau-Kanal vereint und fließt, wie beschrieben, wenige Kilometer später in Kelheim in die Donau. In Riedenburg gibt es einen ganz ansehnlichen Wohnmobilstellplatz am Ufer der Altmühl, leider ohne Blick auf den Fluss. Es ist alles bewachsen. Die Wege sind unglaublich staubig, hier wird dringend Regen gebraucht. Wir entscheiden uns deshalb gegen eine Radtour und laufen den Drei-Burgen-Steig.

Ziemlich steil ansteigend, aber meistens im Wald verläuft ein schmaler Pfad, der uns auf einem Rundweg zu den Burgruinen Tachenstein und Rabenstein bringt. Die Rosenburg mit einer Falknerei ist frisch renoviert und mit Maske zu besichtigen. Wir geben uns mit den tollen Ausblicken in das Altmühltal zufrieden und genießen später auf dem Marktplatz einen zünftige Brotzeit.

An der Altmühl entlang fahren wir nach Eichstätt, frühstücken dort und gelangen später in den kleinen Ort Dollnstein. Die ältesten Spuren der Menschen im Gemeindegebiet reichen weit in die Steinzeit zurück. Relikte aus alter Zeit kann man in der ganzen Stadt sehen: die mittelalterliche Ringmauer mit der Petersburg etwa, das einstige Nordtor und die Pfarrkirche.

Hier wandern wir auf dem „Jägersteig“ und bewundern die dicken Sandsteinmassive, die überall hervorragen. Wir dürfen auf dem großen Stellplatz hinter dem Friedhof nicht bleiben wegen Corona! Hier hätten wir jegliche Abtandsregel locker einhalten können! Das Hinweisschild des Bürgermeisters verstand auch die Dame in dem Touristinformationsbüro nicht. Sie hat telefoniert, keiner wusste Näheres und der Bürgermeister war nicht zu erreichen. So kann man auch seine Gäste vergraulen! Gut, fahren wir halt weiter und geben unser Geld in einer anderen Gaststätte aus. So kommen wir nach Pappenheim! Hier werden wir ganz anders empfangen! Hier begrüßt der Bürgermeister seine Gäste auf der Internetseite mit einem herzlichen Willkommen und „Grüß Gott in Bayern“ und freut sich, uns im Luftkurort und in der ehemaligen Residenzstadt begrüßen zu können. Zu allem Überfluss gibt es auch noch freies WLAN. Für mich ein Geschenk, unsere eigenen Datenkarten neigen sich langsam dem Ende zu. Es gefällt uns auf dem kleinen Stellplatz unter schattenspendenden Bäumen am Rande der Sportanlagen.

Wir schlafen abends gut unterhalb der beleuchteten Burganlage. Auch hier in Pappenheim gibt es eine kleine Kneippanlage, die ich gerne nutze. Durch das Wasser der Altmühl gespeist, ist sie besonders kalt. Leider hat der Ort, der quasi auf einer Halbinsel liegt, sonst nicht viel zu bieten. Ob die Altmühl deshalb so einen großen Bogen um die Stadt macht?! Die ehemaligen Residenzdenzgebäude sind fast alle leer, wer solche riesigen Kästen renovieren will, muss viel Geld in die Hand nehmen. Damit einhergehend sind auch kaum noch Lokale geöffnet. Wir wünschen dem sympathischen Bürgermeister, dass er dennoch den Strukturwandel schafft und die Stadt wieder mehr zum Leben erwecken kann. „Er kennt doch seine Pappenheimer“ sage ich in Anspielung auf diese berühmte kleine Anekdote zu Dieter. Die Redewendung wurde überliefert durch das Drama >Wallensteins Tod<. „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ soll Wallenstein im dreißigjährigen Krieg zu einer Delegation des Pappenheimer Regiments gesagt haben. Er sagte dies aber in voller Anerkennung, nicht in dem abwertenden Sinne, in dem die Wendung heute benutzt wird.

Wir verlassen den „Naturpark Altmühltal“, der mit 3000 Quadratkilometer Fläche der drittgrößte seiner Art in Deutschland ist, in Treuchtlingen und folgen nun der Donau. Zunächst übernachten wir auf dem Hofgut Baldeschwaige in Tapfstein inmitten von Sonnenblumen.

Wir treffen auf den vielbesungenen Fluss in Donauwörth und begleiten ihn zunächst bis Ehingen und wechseln damit in das Bundesland Baden Württemberg. Was mich hier in der Gegend aber am meisten fasziniert, sind die Kirchtürme, die schon von weitem zu sehen sind. Gewöhnen werde ich mich aber nicht daran, dass in Süddeutschland zu jeder Viertelstunde gegongt wird. Auch nachts! Warum das so ist, das konnte mir keiner sagen! Wahrscheinlich muss man insbesondere im Söder-Land sogar wissen was die Viertelstunde geschlagen hat. ;-)).

Inzwischen hat mir ein sympathischer „Follower“ den Grund erklärt: Der Brauch des häufigen Glockenschlags stammt noch aus dem Mittelalter. Damals besaß ein Großteil der Bevölkerung keine Uhr und war deshalb von der Turmuhr der Kirche abhängig. Die Tradition hat sich in diesem Teil Deutschlands bis heute gehalten.

Nach einem zünftigen Weißwurstfrühstück am Ufer der Donau, biegen wir ab ins „Biosphärengebiet“ Schwäbische Alb. Schön ist es hier auf der hügeligen Alb. Es gibt jede Menge altes Gemäuer zu sehen. Und von überallher kommen die Fahrradfahrer die Steigungen hochgekeucht. Reife Leistung Jungs und Mädels. Auch wir klettern hoch zur Burg Lichtenstein, die hoch über dem Tal auf einer Felsnase thront.

Mittlerweile sind wir im Bundesland Baden-Württemberg angekommen. Ein guter Übernachtungsplatz ist auch bald gefunden und zwar in Trochtelfingen. Ein Schloss mitten in der mit Fachwerkhäusern ausgestatteten denkmalgeschützten Innenstadt. Na Gott sei Dank mal nicht klettern sondern nur gucken. Wunderbar!

Warum die Schwäbische Alb, Biosphärengebiet genannt wird, will ich von der freundlichen Dame in der Toruristinfo wissen. Stolz erklärt sie mir, dass der Alb im Jahr 2009 diese Bezeichnung von der UNESCO zugeteilt wurde. Sie ist eine Anerkennung für die Anstrengungen in der Region eine nachhaltige Entwicklung zu betreiben und die heimischen Kulturlandschaften zu bewahren. Wir fahren weiter auf der Zollern Alb, die so genannt wird, weil die Hohenzollern überall ihre Spuren hinterlassen haben und besuchen „Herrn Trigema“ in Burladingen. Wenn ich schon mal hier auf der Schwäbischen Alb bin, muss ich mir das Reich von Herrn Grupp doch mal ansehen. Der gesamte Ort besteht fast nur aus Trigema Gebäuden und Fabriken. Hier kann man schön sehen wie die Firma im Laufe der Jahrzehnte gewachsen ist. Sogar eine eigene Trigema-Tankstelle gibt es hier. Und natürlich muss ich ein wenig shoppen gehen. ;-))

Über Albstadt fahren wir nun nach Sigmaringen. Hier besichtigen wir das Wahrzeichen der schönen Kreisstadt, das Schloss der Hohenzollern. Auch die kleine Altstadt kann sich sehen lassen. Dementsprechend voll ist es hier und auch für den Dreamliner wird’s wieder eng. „Was soll das erst am Bodensee werden“, stöhnt mein Fahrer.

Jetzt folgt der beste Teil im „Naturpark Obere Donau“. Das Durchbruchstal der Donau zwischen Sigmaringen und Fridingen gehört zu den schönsten Flusslandschaften Deutschlands. Idyllisch und mit einigen Höhepunkten und Durchbrüchen auch für den Dreamliner, im wahrsten Sinne des Wortes.

Hier ist alles unterwegs, Radler auf dem Donauradweg, Wohnmobilsten wie wir und Paddler auf dem Fluss, der hier noch gemächlich dahinfließt. Schließlich ist er noch ein junger Fluß, entsprungen im 50 km weit entfernten Donaueschingen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Das mächtige Kloster Beuron grüßt auf der linken Seite, bald kommt der Donaudurchbruch in Sicht.

Wir können die Stelle im Wohnmobil nur erahnen. Meine Freundin Hanne, die mich virtuell begleitet und hier mit dem Fahrrad war, hat mir das entsprechende Bild zur Verfügung gestellt. Sie war mit dem Schiff draußen am Durchbruch. Wir ducken uns durch mehrer Felslöcher und Fels-Vorsprünge. So romantisch und friedlich ist alles hier. Burgen grüßen von oben wir erfreuen uns an dieser gigantischen Felslandschaft. Ich könnte immer so weiterfahren.

Ein Highlight wartet aber noch auf uns. Ein Naturschauspiel was seines gleichen sucht. Die Donauversinkung bei Immendingen. Ein Fluss taucht sozusagen ab. Es gibt einen ausgeschilderten Parkplatz von dem aus wir zur Donauversinkung gehen. So heißt das ziemlich einzigartige Phänomen. Wobei sich doch tatsächlich zwei Gemeinden darüber streiten ob dieses Naturereignis nun >Donauversinkung< oder >Donauversickerung< heißt! Na, ja, wenns weiter nix gibt….

Wir gehen ein Stück mit der kleinen Donau zu der Stelle an der sie auf einmal weg ist! Wie kann das sein, wo ist auf einmal das Wasser. Es gibt natürlich Hinweistafeln die alles geologisch erklären.

Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ist bewiesen, dass das Wasser mehr oder weniger vollständig in einem unteririschen Karstgestein versickert. 12 Kilometer läuft das Wasser unterirdisch weiter bis es wieder auftaucht. Kein Witz, Forscher haben damals dem Wasser Substanzen zugesetzt, die man nach 60 Stunden im Aachtopf, der größten Quelle Deutschlands, zu der wir auch in einigen Tagen mit dem Fahrrad hinfahren werden, nachweisen konnte. So mystisch, so schön, so individuell ist dieser magische Ort an der Donauversinkung. Ich sitze mittendrin im trockenen Flussbett und bestaune das Naturwunder. Alle anderen Besucher fahren heim. Wir bleiben einfach an diesem einzigartigen Ort und übernachten dort auf dem Parkplatz.

Nachts träume ich von der gurgelnd verschwindenden Donau.

„Genug geträumt meine liebe Tourguide“, sagt mein Fahrer am nächsten Morgen. Jetzt aber auf an den Bodensee, die Hegauberge warten schon!

Schreibe einen Kommentar