Spanien: Entlang der Costa Blanca

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Wir verlassen Andalusien und den sympathischen Stellplatz in Vera und fahren 
weiter nach Norden in Richtung der Costa Blanca. Hier wollen wir weitere „Überwinterer“ besuchen und uns umsehen. Die Costa Blanca erstreckt sich von der Gegend um Mazzaron bin nach Valencia. Meine ADAC- Karte für die Gegend titelt: >Weiße Dörfer, lange Strände, alte Burgen!< Im weiteren wird beschrieben, dass die Lage am Mittelmeer mit geschützten Häfen, mildem Klima und fruchtbaren Böden, die Costa Blanca seit Jahrtausenden zum gelobten Land für unterschiedlichste Menschen macht.
Na, ja Papier ist ja bekanntlich geduldig. Das Erste was uns auffällt, als wir in die Gegend kommen ist, wie dicht besiedelt schon das Hinterland ist. So viele Gebäude auf einmal über viele Kilometer haben wir auf dieser Reise lange nicht mehr gesehen.

Dazwischen tausende Olivenbäume mit breiten Gassen für die maschinelle Abarbeitung. Gemüsefelder mit Plastikhauben schließen sich an. Als wir Richtung Küste kommen, tauchen auch die ersten Hochhäuser auf. Schon dort hatte ich zum ersten Mal ein Lied der Kölner Rockgruppe BAP im Kopf und es ließ mich die ganze Zeit nicht mehr los. Das Lied heißt „ Nit für Kooche“ ( Nicht für Kuchen). Im weiteren Text singt Wolfgang Niedecken dass er „nit für Kooche“ an Karneval in Köln bleibt, dass er quasi diesen aufgesetzten, auf wenige Tage beschränkten künstlichen Frohsinn und das „Pappnasgedönz“ absolut nicht mag und sich deshalb für „nix in der Welt“ zu der Zeit in Köln aufhält. Dieser Liedtext bezieht sich zwar nur auf den Karneval. Der Titel aber, hat sich im Kölner Raum inzwischen als geflügeltes Wort für etwas entwickelt, was man nicht so mag. Gefühlt „Nit für Kooche“ will ich hier an der zugebauten Costa Blanca zwischen den Hochhäusern sein. Ich bin trotzdem neugierig und will soviel wie möglich sehen.
Wir fahren nach Murcia in die Barockstadt. Sie liegt am Rio Segura. Ich finde, dass Städte am Fluss immer etwas besonderes haben.

Diese Stadt aber hatte keinen Parkplatz für uns, so sehr sich mein Fahrer auch bemüht hat. Zumindestens die Kathedrale wollte ich aus der Nähe sehen. Dieter wagt sich mal wieder in die engen Altstadtgassen, die Jungs an den Stehtischen der Tapasbars ziehen diese auf Seite, damit wir durchkommen, es nützt alles nichts, kein Parkplatz.

Dieter bleibt im Halteverbot stehen, ich springe raus und laufe kurz zur Kathedrale um ein Foto zu machen. Wir fahren anschließend raus auf den in der CamperApp beschriebenen kostenlosen Stellplatz vor den Toren der Stadt, umgeben von großen Einkaufszentren.

Hier auf dem gut angelegten Parkplatz, der mit einer modernen Entsorgung und vielen Informationstafeln ausgestattet ist, sind wir wieder etwas versöhnt mit Murcia. Von hier fährt man bequem mit der Straßenbahn in die Stadt. Wir sind zu müde dazu. Vielleicht beim nächsten Besuch.


Die nächste Stadt, die wir anfahren ist Santa Pola. Wir besuchen eine Freundin, die hier überwintert. Nur das ist der Grund, warum wir uns auf den mit über 400 Plätzen ausgestatteten übervollen und engen Campingplatz begeben. Der Ort hat nicht wirklich Charme für mich, aber einen netten Hafen. „Nit für Kooche“ wird mein Lieblingslied.


Die Sonne scheint, ich möchte an den Strand. Zwischen Alicante und dem Ort El Campello gibt es drei Stellplätze zeigt unsere CamperApp. Also, da werden wir doch was weniger „Kuschel-Camping“ finden. Sie liegen im Abstand von wenigen Kilometern. Wir schauen Sie uns deshalb alle drei an. Es bleibt einem echt die Spucke weg, was man da so geboten bekommt. Die Stellplätze, klein wie Legebatterien und proppenvoll.

Wir fragen uns, wie die großen Womos da so rein und raus kommen. Nein, da wollen wir nicht hin! Nit für Kooche! Wir finden Platz auf einem relativ neuen, mitten in einer Ferienhochhaussiedlung gelegenen großzügigen Stellplatz. Denn wildes Campen wird hier mittlerweile mit empfindlichen Geldbußen geahndet.

Der lange wunderbare Strand ist 5 Minuten entfernt. Da dort im Winter in den umliegenden Hochhäusern kaum Leute wohnen, ist es sehr ruhig.

Die Straßenbahn ist auch hier ganz in der Nähe und fährt dich bis nach Benidorm, Calpe und sogar nach Denia. Wir wollen aber am Strand laufen. Das tun wir ausgeprägt und fühlen uns wohl, trotz der Hochhäuser. Ob hier schon der Gewöhnungseffekt eintritt…..

Wir, aber auch andere Womofahrer, fragen uns derweil, warum auf dem gut ausgestatteten Stellplatz so wenig los ist. Ob das an dem komplizierten elektronischen Einlasssystem liegt?! Dieter hat in der CamperApp eine ausführliche Beschreibung „hinterlegt“. Vielleicht ist der Platz demnächst dann auch rappelvoll. Unser nächstes Ziel ist Calpe. Auch hier wollen wir Womofreunde besuchen, die seit Anfang Januar auf dem Platz sind und drei Monate bleiben wollen. Weil sie „keinen Grund sehen hier wegzufahren“ wie sie uns beim letzten Treffen erzählt haben. Der Weg dorthin führt an Benidorm vorbei. Das kenne ich von ganz früher, als man noch über Nacht mit dem Bus anreiste, vier Tage durchfeierte, tagsüber am Strand schlief, und dann wieder nach Hause fuhr. Die Hochhäuser, die da in den Himmel ragen, machen ja fast Manhatten Konkurrenz. Wie wir später hören ist hier alles „voll“ (im wahrsten Sinne des Wortes) in britischer Hand.

Nit für Kooche, kann ich da wieder nur sagen. Fährt man auf Calpe zu, fällt schon der riesige Felsen auf, der aus dem Wasser in Strandnähe aufragt und das Wahrzeichen der Stadt ist.

Ansonsten stehen wieder viele Hochhäuser auf der Reihe. Alles ist zugebaut. Die beiden Strände sind übersichtlich groß. Es gibt nette Lokale und einen schönen Klippenweg.

Wir klappern alle  fünf Wohnmobilstellplätze, die in Sichtweite, zueinander liegen, ab. Sie sind alle voll. Wir wären auch nicht dort geblieben. Wir finden einen urigen und gemütlichen Stellplatz mit viel Grün oberhalb der Stadt. Hier ist für uns die Welt noch in Ordnung. Etwas rumpelig zwar und im Aufbau. Der Betreiber ist total sympathisch, die kleine Kneipe am Platz voll netter Stellplatzgäste, die uns aufnehmen und uns alles zeigen. 


Hier bleiben wir und besuchen unsere Freunde. Wir staunen nicht schlecht, als wir auf den relativ neuen Stellplatz kommen. Durchgestylt und etwas steril ist er zwar. Es gibt ein Schwimmbad, moderne Duschen und an jedem Platz Ver-und Entsorgung!

Strom ist inclusive. Wer mehr Platz haben möchte, kann zwei Plätze buchen. Bei längerem Aufenthalt gibt es einen super Rabatt. Tja, es gibt tatsächlich keinen Grund hier wegzufahren! Inge und Gerd haben auf ihrem Platz, den man zwar reservieren, aber dann doch zugeteilt bekommt, zudem den ganzen Tag Sonne und einen schönen Blick auf den markanten Felsen.

Ob wir in den nächsten Jahren auch noch schwach werden und hierher fahren….. mal sehen! Wir machen einen Rundgang durch den modernen Teil von Calpe, laufen am Strand entlang, treffen Leute. (hier kennt irgendwie jeder jeden). Wir essen und trinken schauen aufs Meer und lassen es uns gut gehen.

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick von oben auf Calpe. Ein schöner Abschluss eines entspannten Tages mit Freunden, die uns überzeugend in das Leben der „Überwinterer“ eingeführt haben.

Wir gehen den Berg hoch zu unserem Platz und bleiben in der kleinen Kneipe hängen. Der Chef grillt persönlich die Bratwürste für uns. (ein feeling, fast wie bei Klaus Hünerkopf). Wir treffen spannende Leute, die weitgereist sind und erhalten jede Menge neuer Ideen und Reiseziele. Wir tauschen Adressen aus und werden heute morgen von Edith und Frank noch herzlich verabschiedet. „Nit für Kooche“, singe ich heute etwas leiser.

Sich hier einige Zeit niederzulassen, ist ein anderes Reisemodell. Wenn wir als „Reise-Nomaden“ etwas seßhafter geworden sind, könnte es schon sein, das wir mit dem richtigen Basiscamp und der nötigen Mobilität (Fahrräder/Motorroller oder Auto) einen längeren Aufenthalt wagen. Das milde Klima und die vielen Sonnentage spielen eine maßgebliche Rolle, warum wir uns dann doch vorstellen können, eine längere Zeit an einem Ort im Süden Spaniens zu bleiben. Das Wetter macht einfach den Unterschied! Wir fahren für dieses Mal aber los und weiter Richtung Norden. Am Strand von Denia finden wir einen schönen möglichen Übernachtungsplatz für eine nächste Reise.

Kurz vor Valencia biegen wir dann nochmal ans Meer ab. Wir finden einen Platz direkt am Wasser und zögern die Rückreise ins kalte Deutschland noch etwas hinaus.

3 Kommentare bei „Spanien: Entlang der Costa Blanca“

  1. Danke für den ehrlichen Bericht. Jetzt weiß ich, dass wir durch das Inland zurückfahren werden!
    Trotzdem weiterhin erholsame Tage für euch!

  2. Sehr schöner Bericht, lesen Ihn gerade im Wohnmobil in Norddeich, auch Freunde von Inge und Gerd denen wir die Überwinterung sehr gönne. Wir müssen leider darauf noch hinarbeiten .

  3. Bis 2022 ist alles noch schlimmer geworden, jedenfalls um Denia herum. Die ehemals von großen Citrusplantagen getrennten Dörfer sind kaum noch zu erkennen und zusammengewachsen. Gewerbegebiete tun ein Übriges! Straßen über Straßen. Im Bereich bis 25km von der Küste ins Landesinnere parallel zur Küste zwei Autobahnen, mindestens zwei weitere Schnellstraßen und dann die Küstenstraße, die wg. des Verkehrsaufkommens nur im Schritttempo befahren werden kann. Und das in der Nebensaison.!
    In die letzten noch vorhandenen landwirtschaftlich genutzten Flächen sind schon die Straßenanschlüsse gelegt, um auch hier alles zu Betonieren und mit Neubauten vollzustellen. Die gesamte Gegend eine einzige Urbanisation. Lidl und Aldi alle 10 km – wie zuhause. So auch das Publikum, das sich fürs Alter oder auch nur für den Urlaub Ihr bescheidenes Ferienhausglück zu verwirklichen versucht. Dumm nur, dass Tausende andere die gleiche Idee hatten. Von Urlaub und Abwechslung – Tapetenwechsel von zuhause – keine Spur. Urlaub geht anders!

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