Von Brühl zum Bosporus; Teil 8: Entlang der Schwarzmeerküste in die Türkei

Nachdem der Iveco „keine Schraube mehr locker hat“, fahren wir weiter nach Süden zunächst noch parallel zur Küste des Schwarzen Meeres. Die rauhe Landschaft Rumäniens zeigt hier wieder ein anderes Gesicht. Zerklüftete Berge, weitere tolle Klosteranlagen und Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht. Wir machen Pause an einem wildromantischem See und übernachten wieder an einer Klosteranlage (Manasteira Codru) auf einem Hügel, die gerade renoviert wird. Wir dürfen sie dennoch anschauen, nachdem der diensthabende Pater uns begutachtet hat. ;-))

Unser Weg führt jetzt direkt am Meer entlang. Gefallen tut uns das nicht wirklich, weil hier schon ziemlich alles zugebaut ist und Parken kaum möglich. In Nâvodari/ Mamaia-Sat finden wir einen Platz am Sandstrand. Der Strand ist lang und die Strandbar lädt zum Verweilen ein. Du schaust beim Strandwalk in der Ferne auf die Hochhäuser von Constanta und kommst Dir vor, wie an der zugebauten spanischen Mittelmeerküste. Das Meer zieht die Menschen magisch an und deshalb müssen Hochhäuser und Hotels her, um alle unterzubringen.

Wir machen Halt an dem inzwischen berühmten Schiffswrack Evangelia. Das Schiff wurde 1942 in der gleichen Werft gebaut wie die Titanic. Gestrandet ist es vor der rumänischen Schwarzmeerküste am 15.10. 1968. Das Navigationsrecht war abgelaufen; der Kapitän überzeugte daher die Mannschaft das Schiff mutwillig zu zerstören um die Versicherungsprämie zu kassieren. Sie fuhren also mit voller Wucht auf das Ufer zu. Die rumänische Rettungsmannschaft fand das heraus. Die Besatzung besaß keine Bestechungsgelder um das Ganze zu vertuschen.

Wir haben noch ca. 100 Kilometer Küstenlinie vor uns bis zur bulgarischen Grenze und relaxen ein Wochenende an einem „Lost Place“ am Strand in der Nähe von Limanu. Ich beschreibe an der Stelle nicht den Standort. An der rumänischen Schwarzmeerküste muss jede/r selber entdecken wo es einem gefällt, die App Park4Night ist dafür hilfreich, aber nicht maßgebend!

Kurz vor dem Grenzübergang nach Bulgarien bleiben wir noch in Vama Veche. Diese berühmt/berüchtigte Partymeile an der Schwarmeerküste interessiert uns schon. Gott sei Dank finden wir, etwas weiter weg vom Trubel, im Camp Marina Park mit einer supernetten Chefin eine großzügige Parzelle auf einer weitläufigen Wiese.

Tatsächlich stürzen wir uns ins Partygetümmel am helllichten Nachmittag. Es ist nicht weit bis zum Strand von wo aus die Musik aus riesigen Boxen wummert und die jungen Leute den Alkohol in sich reinschütten, als gäb’s kein Morgen. Einige Bars sind echt kunstvoll hergerichtet, andere sind die letzten Kaschemmen. Und günstig ist hier nix! Wir gehen schwimmen, genießen das warme Wasser. Ich freu mich so sehr, dass ich nicht mehr das Bedürfnis habe, hier mitzufeiern oder ggf. etwas zu verpassen. Weitere Ziele wartet auf uns. Das ist das Spannendste überhaupt!

Kurz hinter der Stadt Vama Veche befindet sich auch der Grenzübergang nach Bulgarien. Das dortige Mautsystem zwingt uns in 24 Stunden durch das Land zu fahren. Leider gibt es die angekündigte Mautbox nur Unternehmen und nicht für privat Reisende! Wir müssen online ein kompliziertes Formular ausfüllen mit einer genauen Streckenbeschreibung und das für die „paar Mark fuffzig“ ;-(( Bei der Einreisekontrolle treffen wir auf einen sympathischen Zollbeamten. Es ergibt sich folgender kurzer Dialog in englischer Sprache: „Aus welchem Land kommen Sie? Aus Deutschland! Oh gut; There, it’s more civilized –bei euch ist es zivilisierter. Ich habe lange in Tutzing gelebt“. Oh, je denke, ich wenn der das schon sagt, was mag denn hier los sein? In der Tat geraten wir in einige krasse Situationen. Unter anderem an Brückendurchfahrten, wo man nicht weiß ob es passt oder nicht.

Wir fahren auf der Landstraße und kommen an eine Baustelle. es gibt natürlich keine ausgewiesenen Umleitung nur eine nette Polizistin, die mit ausgestreckten Arm zeigt in welche Richtung wir fahren sollen. Das machen wir einige Kilometer, das Navi dreht am Rad und ruft: Bitte wenden, bitte wenden. Wir kommen in ein altes heruntergekommenes Dorf, die Straße voller Schlaglöcher und immer enger werdend! Wir müssen anhalten, nix geht mehr. Etwas Ratlosigkeit macht sich breit. Da kommt ein Engel in Gestalt eines netten Bulgaren ans Wohnmobil und erklärt uns in perfektem Deutsch wie wir aus dem Chaos wieder rauskommen und wie der weitere Streckenverlauf ist. Er hat auch ein Wohnmobil von seinem Sohn geschenkt bekommen, ist mächtig stolz darauf und steht in den Dünen von Krapets am Schwarzmeerstrand. Dorthin wollte ich auch, und auch in die Altstadt von Nessebar, zum Hügelgrab von Pomori und nach Warna an den Goldstrand.

Aber, 24 Stunden reichen dafür nicht. Also fahren wir weiter. Überall an den Kreisverkehren Polizeikontrollen und Streckenkameras, wir werden nicht angehalten. Im Hafen von Kraimorie hatte Dieter einen Übernachtungsplatz ins Auge gefasst. Das Navi bietet eine Abkürzung an, die durch die Felder führt! Wir haben ja 4×4, also biegen wir links ab und geraten auf dem Feldweg durch den einsetzenden starken Regen in eine schwierige, wenn nicht sogar gefährliche Situation. Der Untergrund wird durch den Regen aufgeweicht und wie Schmierseife, das schwere Womo rutscht ständig weg, insbesondere in den Kurven kann auch die Untersetzung kaum noch helfen. Wir brauchen Stunden und viele Stoßgebiete bis wir, riesige Spuren und Löcher in der Piste hinterlassend, wieder auf festem Untergrund sind. Der Hafenmeister wollte uns wegen des dicken Matsches unter dem Fahrzeug nicht auf seinen sauberen Hafenplatz lassen. Da muss doch die gute alte Methode herhalten. Es wechselt ein Schein mehr als nötig den Besitzer. ;-)) Mein Fahrer nimmt dann später erstmal die gröbste Reinigung von dem „Matschkleister“ in Angriff!

Am nächsten Tag juckeln wir gemütlich 50 Kilometer durch den Nationalpark auf der sog. Balkanroute. Es herrscht kaum Verkehr aber viel Polizeipräsenz. An der türkischen Grenze angekommen, müssen wir aussteigen und an mehrere Schalter gehen: 1. Passkontrolle; 2. Fahrzeugpapiere und weiße (ehem. grüne) Versicherungskarte; 3. Gepäck- und Fahrzeugkontrolle.

Alle sind freundlich und helfen. Ein junger Beamter strahlt mich an und fragt wieder in bestem Deutsch: „Wie geht es Dir?“. Es entspinnt sich ein kleiner Flirt, während alle geduldig warten. Der Zöllner, der ins Fahrzeug kommt, ist beeindruckt von der Höhe des Wohnmobils, ihm gefällt es bei uns auf der Couch. Die Fahnen des roten Halbmonds und eine übergroße Figur von Kemal Atatürk, dem ersten Präsidenten der Türkei, begrüßen uns in dem atemberaubenden Land! Das Abenteuer Türkei beginnt!

Aber zunächst einmal wünschen wir allen Leserinnen und Lesern unserer Geschichten, die ich hier gerade rückblickend schreibe, ein genussvolles Weihnachtsfest und ein spannendes neues Jahr mit viel Gesundheit und neugieriger Reiselust!

4 Kommentare bei „Von Brühl zum Bosporus; Teil 8: Entlang der Schwarzmeerküste in die Türkei“

  1. Auch euch ein friedliches Weihnachtsfest und beste Gesundheit für die zukünftigen Abenteuer mit dem Womo.
    Danke für die tollen Berichte!
    Uschi & Manfred

    1. Das wünschen wir Euch auch gehabt zu haben.
      herzliche Grüße von Renate und Dieter

  2. Moin, ich bin zufällig auf eure Reiseberichte gestoßen, gefallen mir sehr. Ich bin kein Camper, aber die Berichte machen Lust auf solche Touren.
    Weiterhin gute Fahrt und alles Gute für das Neue Jahr .

    1. Moin Volker, das freut mich. Die Welt nimmt dich auch ohne Camper auf!
      Dir/Euch auch einen guten Rutsch in ein gesundes und abwechslungsreiches neues Jahr.
      herzliche Grüße
      Renate und Dieter

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