Von Brühl zum Bosporus; Teil 9b: Im Norden der Türkei

Willkommen im Jahr 2024! Auf dass es uns allen viel Freude und Glück bringen wird.

Wir haben zur Zeit das Glück, im Januar und noch etwas länger die südspanische Sonne genießen zu können. Von hier aus erzähle ich weiter von unserer spannenden Reise in der Türkei.

Durch Zentralanatolien cruisen wir wieder an die Küste. Wir fahren an riesigen Weizenfeldern vorbei, es ist Erntezeit. Uns begegnen mehr Traktoren und Pferdefuhrwerke als Autos. Große Laster hoch beladen mit Stroh prägen das Straßenbild. So kommen wir in die quirlige Stadt Amasya. Mitten in der Stadt finden wir auf dem großen Parkplatz einen guten Platz auch für die Nacht. Zu Fuß erkunden wir die lebhafte Stadt, die für ihre alten osmanischen Häuser am Fluss und die sehenswerten Königsgräber, die in den Berg gehauen wurden, bekannt ist. Abends ist alles wunderbar beleuchtet und wir sind mittendrin.

Im folgenden begleiten uns die Getreidefelder weiter. Hier wir noch mit Sense und Rechen gearbeitet. Über einen 1600 m hohen Pass juckeln wir gemütlich in die mondäne Stadt Ordu. Hier tobt der Bär mitten im Sommer. Urlauber bevölkern die Stadt und die langgezogenen Strände. Gleitschirmflieger sind in der Luft, eine Seilbahn bringt die Leute in großen Gondeln auf die andere Bergseite. Wir stehen auf einem Strandparkplatz und beobachten das geschäftige Treiben überall. Die Stadt schläft nicht, überall Musik und eine laue Nacht lädt zum Bummeln ein. Wir schlafen dennoch gut und düsen weiter an der Küste entlang, finden schöne einsamen Plätze, lassen es uns gut gehen, bleiben ein paar Tage auf einem neugestalteten Stellplatz mit großzügigen Parzellen. „Gülyali Karavan Kamp Alanis“. Es gibt einen schönen Strand mit Liegestühlen und große Duschen. Allerdings ist die Hauptstraße und der Flughafen von Ordu in der Nähe.

Die türkische Infrastruktur insbesondere die öffentlichen Einrichtungen sind richtig gut. In weitläufigen Parks mit Tischen im Schatten, Wasserspendern, Sportmöglichkeiten lässt es sich gut aushalten. Hier wird auch von städtischen Bediensteten der Müll eingesammelt und alles sauber gehalten. Was für ein Glück für uns. An vielen Stellen ist der Müll leider ein Problem. Trotz großer Müllbehältern wird alles einfach auf den Boden geworfen. Die Mutter macht es vor und wirft ihren Plastikbecher in hohem Bogen in die Büsche, die Kinder schmeißen ihre leergegessene Eistüte hinterher. Unglaublich! Sie vermüllen so ihr eigenes schönes Land.

Auf der D-010- fahren wir weiter durch gepflegte Grünanlagen. Hier im Norden ist die Farbe Grün dominierend. Berge, Meer und Grünanlagen wechseln sich ab. Du findest hier keine Restaurant-Ketten wie McDonald’s oder Burger King, nur einheimische Geschäfte und Lokale. Echt wohltuend. So kommen wir zu einem nächsten absoluten Highlight unserer Reise, zum Sumela Kloster hoch in den anatolischen Bergen liegend in der Nähe der Stadt Maçka in der Provinz Trabzon.

Das Kloster ist ein ehemaliges griechisch-orthodoxes Kloster aus byzantinischer Zeit. Der Ort ist für Christen ein wichtiger Wallfahrtsort und eines der wichtigsten Klöster der Christenheit. Dementsprechend groß ist der Andrang. Es ist aber zugleich auch ein Wallfahrtsort für Muslime. Die Gebäude liegen auf 1200 Metern Höhe direkt an der Schwarzmeerküste. Von Trabzon aus führt eine Serpentinenstraße einen engen Bergpass hinauf, an der Stadt Maçka vorbei bis zum Berg Mela im Altindere-Nationalpark. Erst nach der letzten Kurve erhebt sich das Marienkloster Sumela vor den Augen des Betrachters, so, als sei es selbst eine heilige Erscheinung. Ein erhabener und nie mehr zu vergessener Anblick.

Wir fahren mit dem Wohnmobil bis fast ganz nach oben, sehr zum Ärger einiger geschäftiger Türken, die wollen dass man ab einem bestimmten Parkplatz aus mit Kleinbussen hochfährt. Wir lernen wieder einen Deutschtürken kennen, der uns über seinen Cousin, der auf dem Berg eine kleine Teestube betreibt, einen Schlafplatz neben seiner Lokalität organisiert. So können wir in aller Ruhe das Kloster besuchen, Tee trinken, das Treiben rundherum betrachten und mit zwei Schwestern quatschen, die uns am Wohnmobil besuchen. Sie wohnten mit ihren Familien in Witten, sind aber schon seit 30 Jahren zurück in der Türkei und freuen sich, ihr nicht verlerntes Deutsch anwenden zu können. Kurz vorher wurde Dieter noch von einer türkischen Familie aus Bamberg, die auch in der Nähe mit dem Wohnmobil übernachtet, gebeten ihren Kühlschrank im Wohnmobil in Betrieb zu nehmen. Weil sie nicht wussten wie das funktioniert! Solche Erlebnisse sind fürs Leben. Wir erleben hier eine Gastfreundschaft und Freundlichkeit ohne Gleichen…in der Teestube dürfen wir „natürlich“ nicht zahlen!

Bei bestem Wetter versorgen wir uns in der sympathischen Stadt Macka, fahren zurück an die Küste und kommen in die Gegend von Rize, die bekannt ist für ihren qualitativ hochwertigen Teeanbau. Vorher biegen wir nochmal ab in die Berge und durchqueren ein enges Hochtal, das bekannt ist für Rafting und seine steinerne Brücken. Jetzt im Sommer herrscht hier in der Höhe ein angenehmes Klima, es ist aber natürlich viel los. Alle haben Ferien und bald schon wird in den Bergen wieder Schnee fallen. Ich bewundere wieder mal Bigfoot und seinen Fahrer, wie die in den Engstellen zurecht kommen. Die bekannte Senyuva Brücke ist wunderschön und wir freuen uns das man uns Platz macht, um sie zu bewundern.

Zurück am Meer riecht es überall nach Tee. Es gibt hier schon lange vor Ritze große Teefabriken. Die Platagen reichen bis hoch in die Berggipfel, die Menschen mit breiten Hüten auf dem Kopf, gebückt am Boden in den Steilhängen aus den Büschen die Teeblätter pflückend mit weißen Säcken auf dem Rücken, wirken wie große Ameisen. Die Szenerie und die Häuser erinnert uns stark an Thailand.

6600 Kilometer sind wir bis hierher gefahren. Wir sind mittlerweile kurz vor der georgischen Grenze angekommen und überlegen kurzfristig ob wir einen Abstecher in das kleine Land unternehmen sollen. Allein die lange Schlange von hunderten nicht abgefertigten LKW’s vor der Grenze hält uns davon ab. So biegen wir hinter Rize ab und fahren weiter auf einer atemberaubenden schönen Strecke in den Osten der Türkei zunächst zum traumhaft schönen Çildir-See.

2 Kommentare bei „Von Brühl zum Bosporus; Teil 9b: Im Norden der Türkei“

  1. Renate so schön geschrieben. Danke

    1. DANKESCHÖN und alles Liebe!

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