Winterspecial in den Alpen und Dolomiten: Teil 2 ; Kufstein & Sterzing

Unser letzter Tag in Inzell beginnt mit einem mystischen Sonnenaufgang. Diesen ersten Blick aus dem Fenster auf die Berge und den Nebelstreifen der im Tal hängt, bevor ihn die Sonne verscheucht, werde ich nicht so schnell vergessen. Ich liebe es ja, wenn ich einen weiten Blick habe.

Wir freuen uns auf das abendliche Ballonglühen, ein Highlight für die Inzeller und ihre Gäste. Rechtzeitig fahren wir mit unserem Wohnmobil auf den öffentlichen Parkplatz vor dem Schwimmbad. Das hatte uns die nette Dame aus der Touristinformation geraten. Und tatsächlich, wir finden einen langen Parkplatz am Rand und sind froh dass wir dadurch keinen anderen stören und später auch gut wieder wegkommen. Denkste Puppe! Aber dazu später mehr. Wir jedenfalls freuen uns zu dem Zeitpunkt noch sehr auf das was da kommen soll. Bis zum Beginn des Events bleibt uns genügend Zeit, um nochmal in der nahegelegenen Ödmühle einzukehren. Dieses Mal sind wir nicht die einzigen, die sich auf den fluffigen Kaiserschmarrn freuen. Um genau zu sein, es ist rappelvoll. Den Geschmack des leckeren Gerichts auf der Zunge, bin ich nicht bereit wieder zu gehen.

Wir warten. Schon bald erkennt uns die nette Bäuerin und schickt uns nach oben in die 1. Etage. Neben dem alten Mühlrad steht ein großer Holztisch, an dem drei Leute sitzen, aber mindesten sechs Platz haben. Da sollten wir uns dazu setzen. Ich begrüße die am Tisch sitzenden Menschen mit einem freundlichen Hallo und sage, dass wir hier platziert worden sind. Das interessiert die muffigen Zeitgenossen am Tisch aber überhaupt nicht. Ich setze mich zwar hin, weil ich unbedingt Kaiserschmarrn essen will. Dieter setzt sich zwar auch, steht aber sofort wieder auf und sagt ihm sei zu warm. Die Stimmung am Tisch ist aber eher frostig! Wir setzen uns nach draußen an den kleinen Tisch, den wir vom letzten Mal schon kannten. Hier war es zwar kühl, aber nicht so kalt wie an unserem Tisch vorhin. „Wir sind hier halt in Bayern“, mache ich meinem Unmut Luft! Bei uns im Rheinland hätten wir ne Runde bestellt, wären zusammengerückt und hätten uns gemeinsam des Lebens gefreut! Der Kaiserschmarren schmeckt hervorragend, die alte Bäuerin bedient uns trotz des Riesenandrangs aufs herzlichste. So gibt es also auch in Bayern solche und solche. „Vergelts Gott“ ist vielleicht das richtige Ende der Geschichte.;-))

Langsam wird es dunkel und wir begeben uns zur Festwiese. Hier sind Buden aufgebaut, die einheimische Band spielt „In München steht ein Hofbräuhaus“, es riecht nach Glühwein und Bratwurst. Die ersten Ballonbesitzer kommen mit ihren Anhängern auf die Wiese gefahren. In diesem Jahr sind es alles niederländische Teams (sprich „Holländer“), die später zu einer Choreografie die Ballons glühen lassen werden, erklärt der Organisator übers Mikrofon.

Dieter schaut sich diese Ballontechnik genau an. Es ist nämlich eine hohe Kunst, die Ballons mit Luft aufzublasen und dann im Chor der Musik mit Gasfeuer zu beleuchten. An jedem der 10 Körbe hängt eine Traube von Menschen, damit sie nicht abheben! Mit einem Seil noch am jeweiligen Zugfahrzeug gesichert. Eine tolle Leistung! Ich hatte sowas noch nie zuvor gesehen. Vor dem Alpenpanorama glühen die Ballone zur Musik von Andreas Gaballier und wir wippen im Takt von „Hulapalu“mit! Herrlich!

Durchgefroren und ziemlich müde kommen wir zu unserem Wohnmobil. Der Parkplatz ist natürlich bis auf den letzten Platz voll und manche Autos parken auch etwas wild, aber immer noch so, dass jeder rauskommt. Genau vor unserem Wohnmobil parkt ein Fahrzeug wenige Zentimeter vor der Kühlerhaube. Wir haben keine Chance dort wegzukommen.

Zunächst einmal warten wir ab, der Parkplatz leert sich zunehmend. Der Ärger über so eine Dreistigkeit ist aber schon groß. Nach einer Stunde wird es meinem ruhigen und für alles Verständnis aufbringenden Fahrer doch zu bunt. Schließlich wollen auch wir zurück in unsere Ferienwohnung. Auf uns wartet im Restaurant ein bayrisches Abendbuffet. Wir haben Hunger. Dieter ruft bei der Polizei in Traunstein an und bittet um Unterstützung. Der freundliche Polizist macht anhand des Kennzeichens eine Halterabfrage und ruft den Fahrer an. Er informiert danach Dieter, dass der Fahrer in wenigen Minuten sein Fahrzeug wegfahren wird. Schon kommt der Typ um die Ecke gesprintet, springt in sein Auto und rast mit quietschenden Reifen davon. Wir sind sprachlos und freuen uns nicht die Nacht dort verbringen zu müssen, bedanken uns bei der Polizei und lassen uns später das Bier im Feriendorf schmecken!

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen und die freundlichen Angestellten in der Anlage lassen uns das kleine Negativerlebnis des gestrigen Abend schnell vergessen. Wir verabschieden uns von Rudi Maier und bedanken uns für den schönen Aufenthalt in der Ferienanlage Inzell. Unser Dreamliner freut sich, uns endlich wieder an Bord zu haben, fährt uns zum Tanken und weiter zu Beate und Toni an den Chiemsee. Hier bekommt unser Wohnmobil einen exklusiven Stellplatz vor der Haustür und wir werden aufs Beste bewirtet. Wir lernen, dass Weißbier und Käsekuchen hervorragend miteinander harmonieren. Ein echter Geheimtipp. :-))

Die in Stuttgart angefangenen Gespräche über unsere beiden Reisevorhaben in 2020 -„Das südliche Afrika“ für uns und die große „Nordamerika-Reise“ von Beate & Toni – werden fortgeführt. Mit dem Teilen von Tipps und Erfahrungen aus zurückliegenden Reisen bereichern wir uns gegenseitig.

Die Stunden bei leckerem Essen und neuen Weinsorten vergehen wie im Flug. Wir schlafen wie die Engelchen in dieser ruhigen Umgebung. Ich träume von Kanada, Alaska und Südafrika gleichzeitig :-)). Das Leben ist schön!

Unsere Weiterreise Richtung Sexten in den Dolomiten führt uns bei Regenwetter über den kleinen „Grenzübergang“ zunächst nach Kössen. Hier befolgen wir einen Tipp von Beate und kaufen in der Metzgerei Gründler im Ort ein. Sie haben hervorragende Fleisch-und Wurstqualität. Danke an den Chiemsee.

Weiter gehts nach Kufstein. Hier bei der Firma Riedel stehen noch mundgeblasene Weingläser aus der „Sommelier-Serie“ die ich beim letzten Mal nicht mitnehmen konnte. ;-)). Wir sind einfach infiziert von der Philosophie der Glasmacher Dynastie, die 1673 begann.

Im Mittelpunkt der späteren Riedel-Erben stand, welche Auswirkungen die Form und Größe eines Weinglases auf ihre bevorzugte Rebsorte hat. Um es mit den Worten des jetzigen Firmenchefs, Maximilian Riedel zu sagen. Die Riedel-Weingläser sind abgestimmt auf die DNA der Rebsorte! Für jede Rebsorte ein eigenes Weinglas. Wir erlebten vor einigen Jahren eine Weinprobe der besonderen Art. In sechs verschiedenen Gläsern wurde immer der gleiche Wein eingeschenkt (was wir nicht wußten) und er schmeckte jedes Mal anders. Für uns ein prägendes Erlebnis. Entscheidend ist nämlich, wo der Wein zuerst auf die Zunge trifft. Vertieft erläutert wird die Riedel-Philisophie bei einem Rundgang durch sieben Räume, „Symphonie der Sinne“ genannt. Anschließend kann man den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

Wir haben zwar nicht für jede Rebsorte die passenden Gläser, aber für unsere Lieblingsweine sind wir gut ausgestattet. Komplettiert wird die Sammlung durch zwei neu entwickelte Whiskygläser. Zur Zeit der ganze Stolz meines Fahrers. ;-))

Nach diesem ausgedehnten Besuch bei Riedel übernachten wir auf dem kleinen Stellplatz in Kufstein am Ufer des Inn.

Durch die tief verschneite Tiroler Landschaft fahren wir über die alte Brennerstraße nach Sterzing und bummeln im Schneegestöber durch die schöne alte Stadt. Wir kommen seit Jahren gerne hierher.

Da der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier ist, kehren wir auch jedes Mal bei dem Weinhändler unseres Vertrauens ein. Bei MairMair werden wir immer kompetent beraten. Z.B. welche der vielen Winzer, die einen guten Lagrein anbieten, für uns der Richtige ist.

Wir finden eine gute Mischung aus verschiedenen Rotweinen und tragen unsere Schätze zum Wohnmobil. Wir übernachten auf dem Parkplatz am Eisstadion am Ortseingang von Sterzing. Der nächste Tag erstrahlt im frischen Weiß des neugefallenen Schnees. Der strahlend blaue Himmel lockt uns nach draußen, wir wollen vor dem Frühstück eine kleine Runde drehen.

Herrlich so durch den frischen Schnee zu stapfen. Auf dem Weg begegnen wir einem freundlichen Einheimischen, der uns für zurück einen schönen Weg empfiehlt, welcher oberhalb des Ortes entlang führt. So müssen wir nicht neben Straße weiter laufen. Ja, ja, wenn man auf nette Italiener hört! Auf einmal wird aus unserem gemütlichen Morning-Walk eine ziemlich anstrengende Bergwanderung. Gut, dass ich was zu trinken eingesteckt hatte. Es geht auf und ab, Hindernisse sind zu überwinden.

Wir haben schöne Ausblicke auf die Umgebung, freuen uns aber dann doch als wir von weitem unser Wohnmobil wiedersehen. Fast 10 km waren wir unterwegs und das ohne Frühstück.

Für den Tag haben wir von abenteuerlichen Wegen genug und fahren nur noch zu unserem nächsten Übernachtungsplatz nach Bruneck. Hier stehen wir ruhig auf dem großen Parkplatz des Freizeitgeländes Cron4 direkt an den Rundloipen des Sportparks Reischach und mit Blick auf die Talstation am Kronplatz. Jeden Tag werden diese Loipen sorgfältig präpariert. Neben der schmalen Loipe breitet sich die freie Piste für die Anhänger der Skateng-Technik aus. Die Langlaufpisten werden bei Bedarf beschneit und sind als eine Art Highway angelegt.

Am nächsten Morgen schwimmen wir ausgiebig in dem nahegelegenen Hallenbad. Im Nebel sieht die Landschaft aus wie in Watte gepackt und die Läufer tauchen aus dem Nebel auf wie fremde Wesen. Wir helfen unserem Nachbarn mit dem Generator aus und kommen ins Gespräch über schöne Reiseziele. Mein Fahrer fachsimpelt mit dem Besitzer des selbstausgebauten Expeditionsmobils über dessen Vor-und Nachteile.

Über die alte Brennerstraße fahren wir entspannt und bei hellem Sonnenschein ins Hochpustertal in den Caravanpark nach Sexten. Die gezackten Bergspitzen der Dolomiten grüßen aus der Sonne. Wir „akklimatisieren“ uns bei unseren Freunden Astrid und Klaus, wo nach einer schönen Schneewanderung immer der Tisch gedeckt ist. Und den Dreamliner finden wir auch im Dunkeln. ;-)) An unserem Stehtisch trinken wir den Morgenkaffee in der Sonne.

Jeden Tag kommen weitere Niesmann & Bischoff Fahrzeuge im Caravanpark an. Das große Winterevent des Reisemobilherstellers steht an. Mehr darüber im nächsten Bericht.

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