„Auf Regen folgt Sonnenschein“. Auf dieses Sprichwort aus dem 17. Jahrhundert ist Verlass. Und auch auf Alicia Keys, die uns mit ihrer unverwechselbaren Stimme das Regenwochenende in Mazarrón schnell vergessen lässt. Bevor wir die Küste für einige Zeit verlassen, frühstücken wir am Strand von Bolnuevo vor der wunderschönen Kulisse der –Las Gretas de Bolnuevo-. Das sind stark erodierte Sandsteinformationen entlang des Strandes im Nachbarort von Mazarrón. Diese hellgelben Gebilde werden über Jahrtausende von Wasser und Wind geformt und gelten als Naturdenkmal. Unbedingt sehenswert!
Wir verlassen nun für einige Zeit die Mittelmeerküste und fahren durch die Berge ins Hinterland auf den, in herrlicher Natur gelegenen, Wohnmobilstellplatz >Los Olivos Camperpark< www.losolivoscamperpark.es. Alles blüht! Die leuchtendgelben Blüten des Sauerklees konkurrieren mit Zitronenbäumen die ihre gelben Früchte anpreisen. Ich bin ganz geblendet, als ich zwischen den Zitronenbäumen meine Fotos mache. Daneben blüht der Ginster dunkelgelb und die Mimosenbäume haben in etwa den gleichen gelben Farbton.
Auf dem Stellplatz geben die Olivenbäume den Ton an, sie beginnen auch zu blühen. Die Blütenstände sind noch klein und werden mal in weiß erstrahlen. Wir werden überaus freundlich empfangen. Ich hatte schon vorher über Facebook Kontakt aufgenommen um zu fragen, ob sie Platz für uns haben. Am Morgen vor der Ankunft werde ich gefragt, wie lang unser Fahrzeug ist, damit sie einen geeigneten Platz für uns suchen können. Wunderbar! Die Schwiegertochter des Chefs, die den Platz zwischen 10.00- 14.00 Uhr managt, spricht Englisch und zeigt uns alles Wissenswerte. Es gibt Wein und Olivenöl in Kanistern aus eigenem Anbau. Klar, dass wir hier einkaufen. Später bedauern wir, dass wir nicht mehr mitgenommen haben. ;-))
Die Gegend um den Ort Los Puertos de Santa Barbara ist fest in Bauernhand. Kleine landwirtschaftliche Höfe wechseln sich mit Olivenplantagen ab. Auf den umliegenden Hügeln zeugen alte Mühlentürme von der früheren Art der Wassergewinnung. Vogelgezwitscher und der süße Duft der blühenden Blumen erfüllt die Luft. Ich weiß schon warum so manche bekannten Dichter und Lyriker solche Gegenden aufsuchten und sich dort inspirieren ließen. Auf unseren Wanderungen auf dem „Sendero Barbara“ besuchen wir auch den ca. 4 Kilometer entfernten Stellplatz >SenS sleep< www.sens-sleep.es.
Er liegt auf einer Anhöhe in der Nähe des kleinen Dorfes Los Llanos. Von dort gibt es einen schönen Rundblick in die Natur. Vor allem zur Zeit der Mandelblüte kann man sich kaum sattsehen an diesem dann rosaroten Bild der Mandelplantagen. Das holländische Betreiberpaar Saskia und John erzählen uns ihre Geschichte. Das Gelände gehörte früher einigen spanischen Familien, die auf dem jetzigen Stellplatz Tennisplätze und andere Freizeiteinrichtungen gebaut haben und hier die Wochenenden in der Natur lebten, um ihren Freizeitaktivitäten zu frönen.
Das Ehepaar kaufte vor 4 Jahren das gesamte Areal und machten aus den ehemaligen Tennisplätzen 8 Wohnmobilstellplätze, alle mit erhabenem Blick in die Umgebung. Die Beiden kümmern sich um ihre Gäste. Sie bieten gegen einen kleinen Obolus ein wöchentliches gemeinsames Essen an. Saskia zeigt Dieter eine umfangreiche Mappe an Freizeitaktivitäten, die sie für ihre Gäste zusammengestellt hat. Spontan verkündet mein Lieblingsmensch, dass er sich durchaus vorstellen könnte auf diesem Platz länger zu bleiben. Ob das an der prallgefüllten Exkursionsmappe oder an der netten Chefin liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. ;-)) Auf jeden Fall werde ich ihn daran erinnern, mir gefällt es hier auch. Jeden Tag kommt jemand vorbei und bietet Waren aus der Umgebung an, erläutert uns John. Bäcker, Metzger, Lebensmittelhändler, Bauern mit Wein und Gemüse. Zum Einkaufen muss man hier nicht wegfahren. Unten im Ort gibt es einige nette Lokale. Hier auf dem Land ist man unter sich, auch die paar Touristen gehören irgendwie dazu. Wohltuend normal geht es hier zu. „Hier bin ich Mensch, hier will ich sein!“ Dieses bekannte Zitat beschreibt mein Gefühl für die Gegend ganz gut.
Nach einigen Tagen verlassen wir diese ländliche Idylle und versprechen auf jeden Fall wiederzukommen!
Nun aber auf zu alten Steinen und zwar in die nahegelegene alte Hafenstadt Cartagena. Da wo Karthager und Römer sich schon rumgetrieben haben, da will ich auch hin. Beide Völker und auch die Mauren haben hier ihre Spuren hinterlassen. Alt und neu liegen dicht beieinander. Bevor wir aber in die Altstadt eintauchen besuchen wir noch die >Licor 43 Experience<. Das auffällig gestaltete Gelände liegt direkt an der Autobahn 7 und ist unbedingt einen Besuch wert.
Wegen der Pandemie gibt es keine Führung durch die Produktion. Naja das Rezept für ihren berühmten Likör hätten sie uns ja sowieso nicht verraten. Wir freuen uns, im Shop ein kleines Tasting erleben zu dürfen und erfahren, dass auch hier schon die Karthager und Römer mitgemischt haben. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Als die Römer nämlich Carthago Nova eroberten, entdeckten sie ein köstliches und aromatisches goldenes Elixier aus Früchten und Kräutern. Dieses typische lokale Getränk wurde Liqvor Mirabilis genannt. Um Versuchungen zu vermeiden, verboten die Römer sowohl die Produktion als auch den Verbrauch, aber die Karthager taten dies weiterhin im Geheimen. Das aktuelle Rezept, das aus 43 verschiedenen Kräutern besteht und dem Likör seinen Namen gab, ist von diesem Elixier „inspiriert.“ Erzählt uns der Store-Manager während wir eine Kostprobe der neuesten Kreation trinken. Wir kaufen natürlich ein. Nur hier im Shop und für den Export in die USA gibt es den „Quarenta Y Tres“ in Magnum-Flaschen!
Das lohnt sich wenigstens. Wir erhalten noch den wertvollen Hinweis, dass wir in Cartagena unbedingt „Asiatico“ trinken sollen. Das ist ein Gemisch aus Licor 43, Kaffee und Kondensmilch. Dieses Getränk, in einem speziellen Glas serviert, ist die Spezialität in Cartagena. Somit hat sich unser Besuch in der spannenden aber relativ leeren Stadt in mehrfacher Hinsicht gelohnt. Dirty Harry hatte geduldig auf einem Parkplatz am nördlichen Ende des Hafens auf uns gewartet. Dort haben wir einem wohl selbsternannten Parkwächter einige Euro in die Hand gedrückt, worauf hin er meinte, wir sollen doch auch dort übernachten! Hat mich irgendwie an Marokko erinnert, gelbe Weste an und schon ist es „amtlich“ -:))
Bei Sonnenuntergang kommen wir erschöpft von so vielen Eindrücken auf den netten Stellplatz außerhalb der Stadt in einem Olivenhain an. >Area Autocaravanas Cartagena< www.areaautocaravanas.com
Auch hier werden wir sehr freundlich empfangen. Zuerst wird aber Fieber gemessen. Dann dürfen wir uns hinstellen, müssen aber den coronabedingten Abstand zum Nachbarn einhalten. Das tun wir doch gerne. Nachts träume ich von Kämpfen zwischen Karthagern und Römer um die Stadt und ihren berühmten Licor 43. :-))
Nun fahren wir mal wieder eine etwas längere Strecke an der Küste hoch Richtung Norden. Wir sind jetzt an der Costa Blanca und kommen nach 100 Kilometern an unserem nächsten Ziel an. Die Mühlentürme begleiten uns noch viele Kilometer, ebenso die Salatköpfe. Überall wird geerntet was das Zeug hält. Ich glaube, ich muss jetzt jedes Mal, wenn ich Salat esse, daran denken, wie und wo er hauptsächlich geerntet wird. Bei herrlichem Sonnenschein treffen wir am Strand zwischen Santa Pola und Elche wieder auf die Freisteherclique, von denen wir jetzt schon einige immer mal wiedergetroffen haben. Bei einem Getränk tauscht man sich über die vergangene Zeit, wer denn wo war, aus. Schön!
Wir stehen die ersten Tage alleine in einer kleinen Bucht und verleben wunderschöne Zeit an „unserem“ Strand. Es ist schon kitschig schön! Am Wochenende kommen die Spaniern angereist und occupieren das Gelände mit ihren Angelruten, mit Tischen und Stühlen, mit Kühltaschen und Kind und Kegel.
Wir erkunden derweil die Küstenregion und wandern mal linksrum nach Santa Pola, mal rechtsrum nach Elche oder umgekehrt, je nachdem wie man steht. Am Sonntag wollen wir aber hoch hinaus und zwar zum Leuchtturm auf der Klippe! Es führt ein Pfad zwischen zwei Felswänden nach oben. Also nach oben gehen, dass schaffe ich gut. Die Kondition ist da. Aber an der gleichen Stelle wieder runter? Never ever! Wenn ich mir vorstelle, dass ich da stehe und nach unten in den Abgrund schauen muss und mich dabei auch noch bewegen soll. Das geht gar nicht. Pfadfinder Dieter beruhigt mich.
Wir finden einen anderen Weg. Der ist dann zwar länger. Das macht mir nichts aus! Wir kommen zum Leuchtturm und bewundern die weite Aussicht. Das hat sich echt gelohnt.
Nach einer Verschnaufpause machen wir uns auf den Rückweg. Man muss wissen, dass oben auf dem Felsen mehrere Ferien-Siedlungen gebaut wurden. Natürlich der schönen Aussicht wegen. Die haben sich aber gegen ungebetene Besucher abgeschottet. Wir suchen uns also auf der Höhe an den Siedlungsmauern entlang auf schmalen Pfaden einen Weg, der nicht steil nach unten geht. Dabei kommen wir auch auf das Plateau an dem die Gleitschirmflieger abspringen und landen. Das ist sehr schön mitansehen, hilft uns aber nicht weiter, die haben alle einen fahrbaren Untersatz dabei. Und den ganzen Weg an der Straße entlang laufen, wollten wir nicht. Mein Pfadfinder geht vorweg, ich stolpere hinterher. Wir kommen am Klippenrand ganz gut voran und haben die erste Feriensiedlung und einen Talabschnitt gut geschafft.
Dann ist uns auf dem schmalen zugewucherten Pfad ein Zaun im Weg. Ich sehe aus den Augenwinkeln einen kleinen Jungen, der auf der Terrasse mit seinem Ball spielt. Erstaunt guckt der uns an, als wir uns an dem Grundstück vorbeischleichen. Er lässt den Ball fallen und läuft ins Haus, während wir über den Zaun klettern. „Dieter, wir werden bestimmt gleich verhaftet“ rufe ich. Wir beeilen uns, biegen um die Ecke und stehen vor einem großen geschlossenen Tor, welches sich nur öffnen lässt, wenn man den Code kennt. Oh nein! Wir sind gefangen. Da sieht Dieter im Zaun eine kleine Pforte nach draußen. Darauf ein Schild mit einem Hund. „Hier führen die Bewohner ihre Hunde aus, das ist ein Pfädchen, da kommen wir weiter“. Ich kann nur sagen, die Hundebesitzer müssen aber sehr trittsicher sein. Es geht ziemlich steil nach unten, Büsche zerkratzen meine Beine. Egal!
Den restlichen Weg bis in unsere Bucht fasse ich mal unter der Headline >Blood Sweat and Tears< zusammen. 18 Kilometer hatten wir am Schluss auf der Uhr, was dazu geführt hat, dass ich mich am nächsten Tag nur am Strand aufgehalten habe. Mein Lieblingsmensch hat mich wieder mit feinen Getränken versorgt!
Es sind einige Regentage auf der Wetter App angekündigt. Dem entsprechend machen wir uns wieder auf den Weg. Ich hatte auf der Webseite von >Womo Iberico< gelesen, das nicht weit die Küste hoch in El Campello im Februar 2021, ein neuer Stellplatz eröffnet worden ist. Den wollten wir uns ansehen. Wir fahren an der Küste entlang durch die große nahegelegene Stadt Alicante, kaufen unterwegs Lebensmittel und sehen von weitem die Hochhäuser von El Campello. Überhaupt, schon ab Santa Pola kommt einem die Küste wieder völlig zugebaut vor. Ein Ort schließt sich nahtlos an den anderen an. Der Höhepunkt des Hochhausdschungels wird dann später in Benidorm und Calpe erreicht.
Der Stellplatz >Área Natur Playa Muchavista< liegt in einem relativ ruhigen Wohngebiet. Zum endlos langen Sandstrand sind es ca. 400 Meter. Wir kennen El Campello von einem früheren Aufenthalt. Der Strand ist wirklich großartig. Die Stadt ist eher nicht so unser Fall.
Der Camperpark aber ist mit allem was das Wohnmobil-Herz erfreut, ausgestattet. Große moderne Duschen, Waschmaschine und Trockner, Boulebahn und Grillplatz. Der Chef ist Franzose und erzählt mir, dass er vor 5 Jahren nach Spanien ausgewandert ist. Er hat hier jetzt sein Wunschprojekt, einen großzügigen Wohnmobilstellplatz zu bauen, realisiert.
Es ergibt sich, dass unsere Nachbarn die Betreiber der Webseite von „Womo Iberico“ sind. Sie sind aus Dortmund und gerade erst in Spanien angekommen. Am nächsten Tag sehen wir überrascht auch Hartmut Conrad und Frau von Haco-Video noch anreisen. So können sich die „Experten“ untereinander austauschen, während wir uns verabschieden und weiterfahren.
Eine wohltuende Ausnahme an der „Hochhausküste“ wie ich sie nenne, bildet die schmucke Kleinstadt Villajoyosa mit ihren bunten Häusern. Wir fahren von El Campello zum Frühstücken an den vorgelagerten Strand mit dem etwas hochtrabenden Namen „El Paradiso“.
Das Wetter ist etwas trübe, so dass die Farben der Häuser nicht so wirklich leuchten. Aber der Besuch hat sich gelohnt. Berühmt ist das Stadtbild der sogenannten „hängenden Häuser“ im Zentrum der Stadt. Darunter mündet der Fluss Amadorio ins Meer. Die Legende sagt, dass die Menschen früher ihre Häuser so bunt angestrichen haben, damit die Seefahrer auch im Nebel ihren Weg nach Hause finden.
Im Anschluss machen wir nochmal einen Abstecher nach Calpe um nach dem „Rechten“ zu sehen. Das haben wir Daheimgebliebenen versprochen. Leider ist der Stellplatz >Estrella Polar< in Calpe, den wir bevorzugt genutzt haben, geschlossen worden. Der Besitzer will dort Häuser bauen. Als ob es nicht schon genug davon gäbe an der gesamten Küstenlinie. Die bekannten Stellplätze unten in der Stadt sind gut gefüllt. Drumherum werden mehrere Hochhäuser gebaut. Der Baulärm ist nicht zu überhören. Den Leuten in den Wohnmobilen scheint das nichts auszumachen. Wir bleiben nicht, sondern bevorzugen eine ruhigeres Plätzchen am Strand.
Wir haben gerade für den letzten Abschnitt der Tour zur Heimreise einen Plan gemacht, da hören wir in den Nachrichten von den neuen Corona-Maßnahmen und der Verlängerung des Lockdowns in Deutschland bis Mitte April. Nach Abstimmung mit unseren Lieben zu Hause verlängern wir kurz entschlossen unseren Aufenthalt in Spanien. Denn „Campen auf Abstand“ klappt hier sehr gut und fast alle gehen entspannt mit der Lage um! Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, wir sind willkommen und können uns im Rahmen der regionalen Regelungen frei bewegen. Es wird also einen weiteren Reisebericht, dieses Mal aus Katalonien geben.
Ihr Lieben, genießt weiter den entspannten Umgang in Spanien mit der Situation. Freu mich auf weitere schöne Berichte, erfreue mich an dem gelesenen und den schönen Bildern. LG Evy
Hy Evy,
schön von Dir zu hören…
Ja, wir haben wohl letztes Jahr im Oktober die richtige Entscheidung für uns getroffen, ohne zu ahnen was sich noch entwickelt. Jetzt hoffen wir das „Deutschland“ auch die Kurve kriegt! LG
Wieder sehr schön geschrieben , Neidfaktor 10
Danke,
für die schöne Rückmeldung!
Wir schauen aktuell etwas ungläubig nach Deutschland! LG
Hallo ihr zwei,
keine Eile mit der Rückkehr… 🙂
Good old Germany, alles geregelt und durch-organisiert 🙂
Und trotzdem weiß grad keiner wo es hinläuft…
Also tanzt durch das spanische Land, ungezwungen & fröhlich, solange wie möglich.
Ich hoffe, wir können im Herbst zeitig aufbrechen, das Fernweh wächst.
Liebe Grüße Martina und Roland
Ihr Lieben,
ja wir schauen etwas besorgt nach Deutschland und hoffen dass es bald besser läuft. Ich habe heute ein paar Steine gesammelt für Dich Martina! Freue mich wenn du sie mir bemalst.
Liebe Grüße von uns
Sehr gerne 🙂