Sunshine-Tour im Winter: Die rauhe Felsküste zwischen Águilas und Mazarrón

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Ein stürmischer Ostwind bläst uns seit einigen Tagen um die Ohren. Die Wolken über uns jagen, das Meer brodelt, es hat die Farbe gewechselt. Von einem satten blauen Gewässer zu einem grün-schwarzen Monster. Die weißen Wellenkämme leuchten und spritzen dir die Gischt ins Gesicht! Herrlich! Meine Bronchien jubeln. Wir stehen auf dem ursprünglichen Stellplatz >Parking Tortuga Mora< direkt am Strand in der Nähe von Calabardina am Cabo Cope! Zu dem stürmischen Wetter, passt die Musik von Bonnie Tyler. Mit ihrer rauhen Stimme röhrt sie „It’s a Heartache“ und „Straight from the Heart“. Zu ihrem Lied „Total Eclipse of the Heart“ ließ sich früher so schön sechs Minuten lang Klammerblues tanzen. :-))

Bei dem bedeckten Himmel und nach fast vier Wochen Freistehen in den schönsten Buchten braucht es mal wieder einen Stellplatz. Schön am Strom, heiße Duschen und ein paar Lieblingsteile durchwaschen, das ist jetzt gerade dran.

Bei der Einfahrt zum Stellplatz kommt der Chef zu uns und sagt mit lauter Stimme: „Renata, warum kommst du jetzt erst? Du wolltest gestern schon kommen, ich hatte für dich reserviert“! Jetzt steht jemand anderes dort! Ich war ganz baff! Ich hatte doch lediglich über den Messenger angefragt, ob es freie Plätze gibt.

Denn bevor wir uns in Tortuga Mora eingefunden haben, treffen wir uns noch mit Wohnmobilfreunden in einer kleinen Bucht unweit von hier. Der Tipp dazu kam von einem Deutschen, der in Calabardina lebt. An diese kleinen wilden Strände, die eingerahmt von spitzem Schiefergestein malerisch verteilt liegen, kommen die Spanier zum Angeln und Picknick machen. Wir stellen uns mit den zwei Womos ans Ende der Bucht.

An der Einfahrt stehen die üblichen Verbotsschilder; unser deutscher Resident aber sagt uns, dass in den Wintermonaten die Wohnmobile hier geduldet werden. Es kommen auch andere Wohnmobilsten vorbei und fragen, ob man hier stehen darf. Wir verweisen auf die Schilder an der Einfahrt. Letztendlich wissen wir ja nicht, ob es tatsächlich stimmt, was uns erzählt wurde. Wir bleiben einige Tage an der Playa Arroz. Es ist traumhaft hier. Niemand stört!

Wir lassen es uns gut gehen mit Corina und Ralf. Zusammen reden, kochen und auf die Freundschaft anstoßen. Was kann es Besseres geben!? Es gibt in der Tat noch eine Steigerung. Der Ralf hat so ein „Spielzeug“ auf vier Rädern mitgebracht. Ein Quad! Die Augen meines Fahrers glänzen, Dirty Harry wird schon ganz eifersüchtig. Alles dreht sich nun um das Quad. Natürlich muss auch eine ausgiebige Probefahrt sein. Ich merke sogleich, dass Dieter in unserem Fuhrpark zuhause schon einen Platz für dieses Teil sucht. ;-)) Na, ja, es würde schon passen zu unserer künftigen Ausrichtung, denke auch ich.

Unser Morningwalk führt über die Hügel am Cabo Cope in die nette Kleinstadt Calabardina! Immer wieder tun sich von oben schöne Rundblicke auf. Abends werden wir von Corina bekocht. Wunderbar.

Unsere Reiseroute führt nun weiter die Ostküste hoch. Die Beiden wollen noch weiter südlich nach Andalusien. Wir werden uns später in Deutschland wiedersehen. Es gibt ja einiges zu besprechen.;-))

Jetzt sind wir schon einige Tage bei Domingo und seinem Sohn Sergio auf dem Stellplatz >Parking Motorhomes Tortuga Mora< (GPS: N37°26’52“; W -1°29’2″) in der Nähe von Calabardina. Er hat dann doch noch einen Platz für uns gefunden, trotz der erwarteten üblichen spanischen „Wochendinvasion“.;-))

Übersetzt heißt Tortuga Mora >Maurische Landschildkröte<. Überall in dem umliegenden Regionalpark stehen diese Schilder zum Schutz der Schildkröten. Wir stehen windgeschützt in den hinteren Reihen und haben dennoch Blick auf das unruhige Meer, welches seine meterhohen Wellen auf dem Strand schlagen lässt. Wir befinden uns in illustrer Nachbarschaft. Der verstorbene Entertainer Dieter Thomas Heck besitzt die herrschaftliche Villa nebenan. Die gelbe Farbe sticht aus dem grünen Dickicht seines Parks hervor. Schönes Anwesen. Leider ist er zu früh verstorben, seine Witwe lebt noch in der Villa. Wir bewundern das schöne Anwesen bei unserem morgendlichen Workout am Strand. Beim Anblick der tosenden Wellen und dem Salzgeschmack auf der Zunge mache ich gerne ein paar Kniebeugen mehr. Jeden Morgen hat das Wasser eine andere Farbe. Faszinierend!

Wir erwandern das Cabo Cope auf den gut ausgeschilderten Trails. Wir befinden uns hier im gleichnamigen Naturpark und treffen auch wieder auf den Camino Mediterráneo oder auch GR 92 genannt. Das ist ein ausgeschilderter Fernweg in der Region Murcia. Diejenigen, die die Route entworfen haben, nutzten die alten Straßen, traditionellen Wege und Viehwege entlang der gesamten murcianischen Küste. Der Weg führt, da wo es geht, eng an der Küstenlinie entlang und somit auch an unserem Stellplatz vorbei. Wir laufen viele Kilometer auf dem GR 92, lassen uns vom Wind treiben und sind an manchen Klippen den Wellen ganz nah!

Der Weg führt in unsere weitere Fahrtrichtung. Wir wollen in den nächsten Tagen einige Buchten und Strandplätze aufsuchen, deren Zufahrtswege ein Eldorado für 4×4 Fahrzeuge sein sollen. Dirty Harry freut sich schon. Denn dann steht er wieder im Mittelpunkt und das Quad ist weit weg. :-))

Es macht Spaß alleine in der Natur zu stehen, wunderbare Rundblicke zu haben und Vögel beobachten, wie sie ihre Kreise ziehen. Manchmal fühle ich mich wie so ein Vogel, bleiben wo es einem gefällt und weiter ziehen wenn wir Lust haben. Wir haben einige Tipps für schöne Freistehplätze genannt bekommen. Manche von Campern unterwegs quasi hinter vorgehaltener Hand und mit der Bitte sie nicht weiterzuerzählen. Leute, ich kann euch sagen, die App „Park4Night“ hat längst irgendwie alles mitgehört. :-))

Wir übernachten an der Cala Blanca auf einem Felsplateau und kommen uns bei unseren Küstenwanderungen vor wie an der Algarve. Das Wasser hat tiefe Buchten in die gelben Sandsteinfelsen gefressen. In den Felsnasen nisten tausende Vögel. In das lösliche Gestein ist es leicht ein Loch zu graben. Woher die wohl immer genau wissen, wo ihre Höhle ist, fragen wir uns. Auch ehemalige Wohnhöhlen sind hier zu bewundern!

Das Wetter wird wieder schlechter, Saharastaub verdunkelt die Sonne. Die Landschaft, die wir durchfahren passt zum braunen Staub in der Luft. Sie ist urwüchsig, einsam und wir passieren viele verfallene Häuser. Irgendwie eine „lost area“ hier. Auf der Passhöhe kann man kaum die Hand vor Augen sehen.

Nachdem wir den wenig attraktiven Ort Canãda de Gallego passiert, staubige Feldwege hinter uns gelassen und uns gefragt haben, ob denn hier wohl noch was kommt, oder ob wir uns verfahren haben, tut sich vor uns eine traumhafte Bucht auf. Die Playa de Percheles auch >Schlangenbucht< genannt. Der Anblick lässt den verschleierten Himmel und die Sonne, die nicht durchdringt vergessen. Wir finden einen Platz in der 1. Reihe, wieder etwas knubbelig, eben 4×4 geeignet.

Die großen Liner stehen weiter weg, wo es ebener ist. Die halbrunde Bucht mit ihrem feinen Sandstrand und den Palmen, erinnert an die Karibik. Vor allem wenn die Sonne scheint und das Wasser tiefblau leuchtet. Die Sonnenuntergänge sind wunderbar, die Landschaft verwandelt sich in einen „Scherenschnitt.“ Die Fotos erinnern mich an meine frühere Fototapete im Schlafzimmer meiner ersten eigenen Wohnung. Abends wenn ich im Bett lag, träumte ich davon, an so einem Strand zu sein und den Sonnenuntergang zu erleben. Schon lange sind diese Träume wahr geworden. „Ist das nicht schön“?!, würde jetzt Matthias der sympathische Reiseleiter von HEKA Reisen, der uns durch die Masuren geführt hat, enthusiastisch sagen. „Ja, das ist schön“, antworte ich laut!

Um uns herum am Wegesrand blüht alles, es ist Frühling. Die Mandelbäume treiben schon hellgrüne Blätter aus. Wir erwandern uns auch hier die nähere Umgebung. Mehrere kleine Buchten liegen schlangenartig geformt um uns herum, getrennt von schwarzem, gezackten Schiefergestein! Vielleicht stammt von dieser Küstenform auch der Name >Schlangenbucht<. Ich konnte nirgendwo in den einschlägigen Medien oder von den anderen Campern eine Erklärung finden. Die prächtigen Schieferformationen erinnern mich jedenfalls sehr an meine Moselheimat am bekannten Calmont. Dort gibt es eine der besten Schiefer-Rieslings-Lagen. Ein Garant für einen hervorragenden Wein.

Überall an dem Küstenstreifen verteilt stehen prächtige Mimosenbäume und zeigen ihre gelbe Blütenpracht. Sie passen in ihrem Erscheinungsbild überhaupt nicht zu dem umgangssprachlichen Ausdruck “ Du bist eine Mimose“, was ja gemeinhin eher als Negativaussage gilt.

500 m weiter auf der linken Seite erreicht man einen Strandabschnitt, der „Ziegenwiese“ genannt wird. Hier stehen um ein verfallenes Gehöft herum und weiter am Strand entlang vor einer Wand von Gewächshäusern viele weitere Wohnmobile aus aller Herren Länder, vor allem aber Deutsche. Auch so ein Platz, den wir nur vom Hörensagen kannten. Während mittlerweile in der Schlangenbucht 5 Euro zu zahlen sind ( es gibt dort eine Entsorgung und Wasser) , steht man auf der Ziegenwiese frei. Die Wohnmobilsten hier können an einer nahegelegene Tankstelle entsorgen. Für ganz viele Menschen, die wir auf der Reise getroffen haben, ist es sehr wichtig, frei und kostenlos zu stehen. Und das hat bei vielen nichts mit Geld zu tun, wenn man die großen Liner aller Wohnmobilmarken teilweise mit Anhänger und Fahrzeugen drauf, dort oder auch woanders sieht.

Überhaupt finden wir es sehr interessant, die vielen unterschiedlichen „Reisegewohnheiten“ kennenzulernen. Die Einen bevorzugen vorgebuchte, komfortable Campingplätze oder Stellplätze (der Unterschied liegt manchmal nur im Preis), die Anderen wollen grundsätzlich an urigen Plätzen ohne jegliche Versorgung verweilen. Sind auch schon mal sauer, wenn zu viele die Stelle kennen, bzw. sprechen von „Geheimtipps“! Besonders manche langjährigen „Überwinterer“ sind hier und da gewöhnungsbedürftig, weil sie so tuen, als ob das Gastland ihnen gehört. Für uns war es auf dieser Reise bisher wohltuend immer mal wieder zwischen der freien Natur und den „geregelten“ Stellplätzen zu wechseln! Die großen Campingplätze, besonders wenn sie „vollgepackt“ sind eher nicht unser Ding! Wir können uns aber vorstellen, was los sein wird, wenn wieder alle unterwegs sein werden, die wegen der Pandemie zu Hause bleiben wollten oder mussten! Zukünftig werden wir dann wohl von den überlaufenen Küstenregionen mehr ins Hinterland ausweichen!

Der ca. 50 km langen Küstenabschnitt zwischen Aguilas und Mazarron gibt ganz viele schöne Möglichkeiten her, sich frei oder für ein paar Euro, wenn der Besitzer Entsorgungsmöglichkeiten bereit stellt, in der Natur oder am Strand aufzuhalten. Die Schlangenbucht ist für uns auf jedem Fall ein Ort an den wir immer wieder zurückkommen werden. Neben diesen beiden eben beschriebenen Strandabschnitten, wollten wir auch noch einige Stellplätze kennenlernen. So sind wir jetzt für das Wochenende auf dem relativ neuen Stellplatz „Area Camper Mazarrón“ (www.areacampermazarron.com) angekommen. Er liegt außerhalb der Stadt und ca. 3 km vom Strand entfernt. „Was willst du denn auf dem Stellplatz“, hatte mich unsere Nachbarin in der Schlangenbucht noch gefragt, „da guckst du doch nur auf Wohnmobile“! Wo sie recht hat, hat sie recht. Der Platz ist gut belegt, als wir ankommen. Aus Pandemiegründen will Javier, der Besitzer, nur jeden zweiten Platz besetzen. Für uns gut, dadurch bleibt ein weiter Blick möglich.

Die Parzellen sind ausreichend groß und mit Palmen bepflanzt. Ca. 130 Wohnmobilstellplätze liegen in einer eher kargen, aber bewässerungsintensiven, landwirtschaftlich genutzten Gegend, eingerahmt von Bergen. Die Salaternte ist in vollem Gange. Beim morgendlichen Rundgang schauen wir bei der Ernte zu. Der Eisbergsalat wird von den äußeren Blättern befreit, direkt in Folie gewickelt, in Kisten gepackt und auf den LKW geladen. Die Arbeiter*innen werden in Reisebussen zu den jeweiligen Feldern transportiert.

Zurück auf dem Stellplatz genießen wir eine Dusche in einem großzügigen Raumbad. Überhaupt, alles ist hier großzügig bemessen. Mehrere Entsorgungstationen, eine große Spülbeckenabteilung im Freien, sogar mit heißem Wasser, was sonst eher unüblich ist. Daneben eine Grillstation, breite Wege zwischen den Stellplätzen, eine schöne Bepflanzung und sehr zuvorkommende Gastgeber! Was will man mehr an einem verregneten Wochenende. Da ist es mal wieder ganz schön, am Strom zu stehen und die Annehmlichkeiten eines modernen Wohnmobilstellplatzes in Anspruch nehmen zu können.

Im Übrigen werden wir uns in den nächsten Tagen weitere Plätze auf unserer Route nach Norden erkunden! Und einige schöne Strände warten auch noch auf uns.

2 Kommentare bei „Sunshine-Tour im Winter: Die rauhe Felsküste zwischen Águilas und Mazarrón“

  1. Inzwischen wurde kurz vor Heilig Abend die Schlangenbucht für immer geräumt. Da hatten sich die Behörden einen anderen Tag aussuchen können. Angeblich erwartet dem Betreiber eine empfindliche Strafe und sogar eine Enteignung. Auch soll er das Gelände wieder in den Urzustand zurückversetzen.

    1. Ja das hast du unbedingt recht! Ein anderer Tag wäre echt besser gewesen. Seit Jahren sind die Behörden da dran und ausgerechnet Weihnachten verjagen sie die Leute. Ich bin froh, dass wir erst im Januar losfahren…
      schöne Weihnachten trotzdem!

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