Sunshine-Tour im Winter: Von Klöstern, Katalonien und anderen Köstlichkeiten; Teil I

Ich wache morgens auf, freue mich, dass wir gesund sind und die Sonne scheint. Ich bin dankbar für die Zeit, die wir hier in Spanien verbringen können. Aber am meisten freue ich mich darüber, dass wir nach einem aufregenden und stressigen Arbeitsleben, wo jeder Tag mit Terminen vollgepackt war, frei über unsere Zeit verfügen können. Das ist ein so hohes Gut, ich kann das nicht oft genug erwähnen. Auch nach vier Jahren im Ruhestand erlebe ich diese Freiheit immer noch wie ein Geschenk. Besonders bewusst wird uns das in diesen Tagen. Wir erfahren, dass die Coronawerte in Deutschland kontinuierlich steigen. Eigentlich waren wir im Kopf schon fast zu Hause. Aber warum aus einem Land wegfahren, wo die Werte eher rückläufig sind. Vorausschauend hatte ich in diesem Jahr nicht den gleichen Fehler gemacht, wie so oft, und keine Anschlusstermine verabredet oder feste Zusagen gemacht. Wir können also jetzt entscheiden, wie lange wir noch bleiben wollen. Einfach verlängern. Das ist so ein super Gefühl. Herz und Bauch haben gleich viele Ideen, wo wir noch überall hinfahren können. Der Kopf brauchte einen Moment, um die Landkarte für die Frankreich-Durchquerung zuzuklappen. Dirty Harry freute sich auch, er hat es, wie wir, gerne schön warm.

Wir fahren also weiter die Küste hoch, nur langsamer. ;-)) Die Wetter App kündigt wieder ein paar Schlechtwettertage an, wir suchen uns einen Stellplatz und finden ihn in Daimús. Die Kleinstadt liegt zwischen Oliva und Gandia an der Costa Blanca. Wir befinden uns noch in der Region Valencia. Wir kommen erst spätabends dort an, die Schranke ist schon geschlossen. Wir rufen die angegebene Nummer an, die Schranke wird ferngesteuert geöffnet. Top! Der Platz >Dunes Area Camper< (www.dunesareacamper.com) ist ganz gut belegt. Hier werden Coronaregeln beachtet, es darf nur jeder zweite Platz besetzt werden. Für uns wunderbar!

Am nächsten Morgen erzählt uns der deutscher Platzwart, der hier in der Gegend lebt, alles weitere. Alle Hygieneregeln werden umgesetzt, wir fühlen uns sicher. Es ist ein stürmischer Tag. Dennoch machen wir einen Spaziergang zum Strand und schauen einem verwegenen Kitesurfer bei seinen Sprüngen zu. Wahnsinn was sich manche Menschen trauen, diesem Sturm und den Wellen zu trotzen. Die Stadt selber ist nicht wirklich attraktiv, überhaupt ist die Gegend nicht so unsere.

Am Hafen von Gandia treffen sich am Sonntag bei besserem Wetter, aber immer noch stürmischer See die Wellenreiter. Hier bewährt sich mal wieder der Allrad. Wir können auf den Strand fahren und beim Frühstück den Jungs und Mädels zuschauen. Na, ja, gute Augen braucht man schon um die kleinen schwarzen Punkte zu sehen.;-)) Und viel Geduld, bis jemand eine gute Welle erwischt. Die Zeit lassen wir uns heute nicht. Sonntags sollte man sich tunlichst irgendwann ins Hinterland zurückziehen, die Spanier kommen mit Macht an ihre Strände. :-))

Was auf der Nordamerika Tour „Maria“ für mich war, dass ist in Spanien die „Jette“. Sie versorgt uns mit guten Tipps für die jeweiligen Gegend. Sie und ihr Mann bereisen Spanien, Portugal und Marokko schon sehr viele Jahre. Wir begeben uns also auf ihren Spuren ins Hinterland und zwar in die Nähe der Stadt Tavernes. Hier liegt inmitten von Apfelsinenplantagen der kleine Ort Simat de Valldigna, rund 30 km südlich von Valencia. Den Mittelpunkt des Ortes bildet eine prächtige Klosteranlage.

Das Kloster Santa Maria de la Valldigna ist eine ehemalige Zisterzienserabtei. Das Kloster wurde 1298 von Jakob II von Aragón gestiftet. Der gotische Bau erlitt bei mehreren Erdbeben in den nächsten Jh. schwere Zerstörungen. Die gegenwärtige Kirche stammt aus dem barocken Wiederaufbau. Von der Klosteranlage sind die Klostermauer, das Königstor mit danebenliegender Muttergotteskapelle, die Klosterkirche und Teile der Klausur erhalten. Die gesamte Anlage ist geschlossen, aber auch von außen imposant anzusehen.

Es ist ein schöner warmer Sonntag als wir auf dem kostenlosen Gemeindestellplatz mit Ver-und Entsorgung ankommen (N39°02’30“ W0°18’28“). Außer uns sind noch einige spanische Wohnmobile dort. Wir finden einen Platz direkt an den weitläufigen Orangenplantagen. Der herrliche Blütenduft weht bis ins Wohnmobil. Ich kann mich nicht sattsehen an diesen Apfelsinenbäumen, die voll hängen mit großen Früchten, aber auch schon die Blüten für die neue Ernte tragen. Das haben wir so noch nie gesehen! Einmalig schön! Die gesamte Luft ist angefüllt von dem süßlichen Duft. Es riecht wie Jasmin! Ich kriege mich mal wieder nicht mehr ein. Die Rolling Stones mit ihren ruhigen Liedern wie >Ruby Tuesday< und >Sitting on a Fence< runden unser Sonntagswohlbefinden ab. Wir machen einen Rundgang um die Klosteranlage und den schmucken Ort und freuen uns des Lebens.

Am nächsten Tag stehen wir noch ganz alleine auf dem Dorfplatz. Wir hatten eine Wanderung in die nahegelegenen Hügel geplant. Die Ruta dels Forns de Calç (Kalkstein-Route) stellt sich als anspruchsvoller Trail heraus. Es geht über steinige Pfade immer bergauf. Hier lernen wir auf Schautafeln wie früher Kalkstein gebrannt und zu Kalk verarbeitet wurde. Die Brennöfen sind am Wegesrand zu besichtigen.

Immer höher geht der Weg, schöne Rundblicke tun sich auf.

10 km und einhundert Stockwerke später kommen wir erschöpft am Fuße der Orangenplantagen wieder an. Unsere Füße hatten mehrere Stunden eine kostenlose Fußmassage erlebt und wir dürfen uns von den köstlichen Orangen welche pflücken. Wir essen sie direkt an Ort und Stelle, der Saft läuft mir übers Kinn und die Arme hinab. Der Trail hat Kraft gekostet und die Früchte waren jetzt für die Regeneration genau richtig!

Schön wars in der Bergwelt im Hinterland der Costa Brava.

30 km weiter in Algemesi erwartet uns das nächste Highlight. Die Bodega 2020! (www.bodega2020.com) Das Anwesen liegt in einer weitläufigen Ebene südlich von Valencia auch inmitten von Apfelsinenplantagen. Der süße Duft der blühenden Bäume empfängt uns auch hier. Ich freue mich in mehrfacher Hinsicht. Die engagierten Betreiber der Bodega Audrey De Lauw und Joeri Röttger zeigen anschaulich auf ihrer Facebookseite was sie ihren Gästen zu bieten haben! Uns lief auf der Herfahrt im Oktober schon das Wasser im Mund zusammen. Damals hatte ein Stopp in der Gegend nicht in die Reiseroute gepasst. Aber jetzt!

Es gibt 5 großzügige Stellplätze auf dem Gelände mit Ver- Entsorgung aber ohne Strom. Dusche und Toiletten sind auch vorhanden und zwei super sympathische Gastgeber. Wir genießen die erste Flasche Wein aus eigenem Anbau, einen Rosé, noch draußen in der untergehenden Sonne. Danach servieren uns die Beiden ein „Wohnmobildinner“ vom Allerfeinsten, mit eigens von Joeri raffiniert zubereiteten Tapas a la Casa! Das wir die passende Weinbegleitung dazu geordert haben, versteht sich von selbst. :-)) Eine weitere Köstlichkeit! Dieses Menü in seiner hervorragenden Qualität hatte schon seinen Preis, unsere Reisekasse wird’s aber verkraften.

Der Küchenchef, der eigentlich Winzer ist, erzählt uns zwischendurch von seinem Weinanbau. Das niederländische Paar besitzt in der Umgebung eigene „Weinberge“, sie bauen das Geschäft weiter aus. Die Rebsorte Babal ist 55 Jahre alt und sorgt mit einem Anteil von Tempranillo für einen beerigen Geschmack im Rotwein. Sie ist auch Grundlage für den spritzigen Rosé. Die Rebsorte für den Weißwein ist die Macabeo-Traube. Die Rebstöcke sind schon 99 Jahre alt und dementsprechend konzentriert ist der Geschmack des Weißweins. Für mich als ehemalige Winzerstochter sind solche Informationen immer spannend. Joeri erzählt, dass er in Wehlen an der Mosel, sein Winzerhandwerk gelernt hat und auch meine Heimat am Bremmer Calmont kennt. Ach daher, die gute Weinqualität! Hab ich doch gleich gewußt.;-))

Am nächsten Morgen machen wir einen Spaziergang durch die Apfelsinenplantagen. Joeri hatte uns gesagt, dass wir von den Früchten so viele mitnehmen könnten wie wir mögen. Die Bauern lassen hier die Apfelsinen einfach hängen, sie bekommen zu wenig Geld für ihre Ernte. Da lohnt der Aufwand nicht. Ist das nicht traurig?! Dabei schmecken die Apfelsinen ganz hervorragend! Eine Schande diese Agrarpolitik. Ich hoffe, dass ich einige Orangen für unsere Nachbarin Nicole bis nach Hause „retten“ kann. Sie liebt diese Früchte, so wie ich!

Neben den Orangen wird jetzt auch noch Wein in Dirty Harrys schon recht volle Garage verladen. Er nimmt ’s gelassen, ist gewohnt, dass wir überall einkaufen. Wir verabschieden uns von unseren engagierten Gastgebern, versprechen wiederzukommen und den neuen Jahrgang zu verkosten! Weiter gehts nun wieder an die Küste!

Noch eine Information in eigener Sache und kein Aprilscherz: Wir freuen uns über 100.000 Klicks auf unserem Reise-Blog! Unser quasi Reisetagebuch hat doch viele Mitleser*innen angesprochen! Das erzeugt Anspruch und Motivation! Danke dafür! Das ist für mich eine Köstlichkeit der besonderen Art.:-))

Wir wünschen Euch ein gesundes Osterfest!

8 Kommentare bei „Sunshine-Tour im Winter: Von Klöstern, Katalonien und anderen Köstlichkeiten; Teil I“

  1. Euch auch ein schönes Osterfest im warmen Süden. Lasst es euch weiter gut gehen.
    Häschengrüße von Evy

    1. Liebe Evy, immer schön wenn du Dich meldest! Bleib du auch gesund und passt auf Euch auf. Macht es euch schön in der Heimat. Liebe Grüße
      Renate und Dieter

  2. Hallo ihr 2 netten Menschen..Hallo Renate……Ja da wünsche ich Euch weiterhin viel spass ..Die Tochter von meinem Mann ..sie haben sich jetzt auch so was zugelegt nur ist alles noch leer also sie machen alles in Eigenregie ist noch viel arbeit aber sie wollten es ja haben…Wird noch was dauern bis sie mal
    fahren können aber egal ..Irgendwann dieses Jahr wird das Wohnmobil wohl fertig sein..Sie wollen in den Urlaub nach Kroatien wo sie ja immer hin fahren…ich wünsche Euch alles gute und passt auf den fiesen Virus auf..wir halten auch abstand und gehen nur einkaufen und viel spazieren aber leider nicht an den Rhein da sind zu viele Leute…..eventuell lassen wir uns bald Impfen müssen uns noch einen Termin machen….mal sehen ob es mal klappt…..Es grüsst aus der Ferne ..Hanni us dem Ehemahligen Nippes……jetzt schon 24 Jahre in Düsseldorf da ist es auch schön 🙂 🙂

    1. Schön von Dir zu hören, liebe Hannelore ehemals us Nippes! Das Du nach Düsseldorf gezogen bist, na, ja, Schwamm drüber! Ja wir passen auf uns auf! Das fiese Virus kriegt uns nicht. Wie schön, dass in eurer Familie jetzt ein Wohnmobil gebaut wird! Vielleicht bekommt ihr ja auch noch Lust mal damit zu verreisen. Ist echt wunderbar kann ich nur sagen! Du bist unabhängig und kannst kommen und „gehen“ wann du willst. Herzliche Grüße vom Mittelmeer Renate und Dieter

  3. Danke für diesen schönen Bericht und die Fotos!

    1. Sehr gerne Wolfgang und danke auch für deinen Kommentar!
      Schöne Ostertage wünschen Renate und Dieter

  4. Martina und Roland sagt: Antworten

    Herrlich… Wunderschön… Interessant…
    Dickes Bussi aus der Ferne
    Martina

    1. Danke! Auf das Bussi komme ich später nochmal zurück! :-))

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