Wir verlassen Calpe bei schönstem Sonnenschein. Wir brauchen Gas und haben schon vorher eine Gastankstelle auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel ausgemacht. Sie befindet sich in der Nähe an der Küste in Benidorm. Hier haben wir auch Gelegenheit uns eine spanische SIM-Karte zu besorgen, die wir dann in einem Router als Hotspot für unsere Internetaktivitäten nutzen können. Mein Lieblingsmensch hat sich zuhause intensiv mit spanischen und portugiesischen Telefongesellschaften und deren Angeboten auseinandergesetzt. So sind wir auf die Firma Simyo gestoßen, die monatlich 35 Gigabyte für einen sehr bezahlbaren Preis, aktuell 17,-€) anbietet. Man kann die Karte immer wieder aufladen und auch in Portugal benutzen. So haben wir immer genug Datenvolumen und können nach Herzenslust streamen. Ich kann unsere Erlebnisse aufschreiben und Berichte veröffentlichen. Die Karte zu aktivieren ist nicht so ganz einfach, im Internet gibt es Anleitungen. Wir finden den kleinen Telefonladen mitten in der Altstadt von Benidorm. Dirty Harry parkt auf einer Briefmarke, während Dieter mit dem Google Übersetzer ein Fachgespräch mit dem sehr hilfsbereiten spanischen Angestellten der Telefongesellschaft führt und erschöpft aber erfolgreich aus dem Laden zurückkommt. Die Maskenpflicht im öffentlichen Raum in Spanien und insbesondere in den Läden erschwert solche Situationen natürlich noch. Ich kann meinen Mann aber bis jetzt noch davon abhalten, seinen Schnäuzer abzurasieren, der zusätzlich hinderlich ist beim Maske tragen. Ich bin fassungslos von dieser riesigen Stadt mit ihren Hochhäusern. Benidorm hat die größte Hochhäuserdichte in ganz Europa lese ich. Dagegen ist Calpe ja ein Dorf. ;-)) Und dennoch ist die Stadt überaus beliebt bei Urlaubern, wie man auf den Archivbildern aus den letzten Jahren sieht. Puh, bin ich froh dass wir jetzt aufs Land fahren!
Wir biegen von der schönen Küstenstraße rechts ab, verlassen die Costa Blanca und fahren in die Berge der Provinz Murcia, in der Nähe der Städte Yecla und Gaudete. Hier wollen wir einige Zeit auf der Finca Caravana bei dem deutschen Auswanderer Franz Marschall verbringen, der diesen ökologischen Stellplatz 2016 übernommen hat. Die Gegend wird ländlich, die Vegetation karg. Oliven- und Mandelbäume soweit das Auge reicht. Wir fahren auf die Bergkette zu und fühlen uns an Marokko erinnert.
Später erfahren wir, dass insbesondere Afrikaliebhaber hier Station machen. Auf, von der Sonne verwitterten Schildern am Eingang der Finca steht es auch geschrieben. Wir werden herzlich von Franze empfangen und stehen auf einem großzügigen Stellplatz mitten im Nirgendwo. Ein phantastischer, weiter Rundblick lässt mein Herz höher schlagen. Der staubige Lehmboden hat Risse, zu trocken war der Sommer.
Außer uns sind noch einige wenige Gäste da, wir lernen sie bald kennen und erleben schöne Tage miteinander. Die Luft ist klar, die Sonne scheint. Nach dem Hochhausdschungel von Calpe und Benidorm eine wohltuende Abwechslung. Franz bringt uns ein Begrüßungsgeschenk vorbei. Sein abenteuerliches Leben als Zimmermann und Weltenbummler beschreibt er anschaulich auf seiner Webseite (www.finca-caravana.de). Hier erfährt man auch die Geschichte der Finca.
Die Winterstürme aus dem letzten Frühjahr haben den Einrichtungen sehr zugesetzt. Franz ist dabei, alles wieder herzurichten, was nicht so einfach ist. „Das Land mit seiner Hitze und Trockenheit verlangt einem alles ab“ erzählt er. Hier ist irgendwie alles anders. Es gibt kaum Infrastruktur. Wasser holt er in einem Tank von einer Quelle aus der Nähe, es gibt keinen Strom. Die Investitionen, Strom- und Wasserleitungen zu legen, sind für ihn zur Zeit nicht bezahlbar.
Wir genießen das einfache Leben hier. Jeden Morgen geht verlässlich um 07.32 Uhr die Sonne vor uns auf. Zuerst erscheint ein kleiner goldener Streifen. Es ist als würde sie zunächst den kleinen Finger in die Höhe strecken um die Lage zu peilen. Dann erscheint sie relativ schnell als güldener Ball am Horizont. Dann kann man auch schon nicht mehr hinschauen, so intensiv leuchtet dieser Planet. Ich habe schon viele Sonnenaufgänge gesehen, aber noch nie so hautnah erlebt.
Wir helfen Franz durch gießen der Pflanzen auf unserer Parzelle; viele Gäste haben Baumpatenschaften übernommen, so auch wir. Hoffentlich wird unser Olivenbaum groß und stark in dieser steinigen Umgebung. Irgendwann kommen wir wieder vorbei und sehen was aus ihm geworden ist. Wir wünschen dem Franz, dass der Wiederaufbau der Finca gelingt. Auf unseren Wanderungen in die Umgebung entdecken wir viele Kräuter. Es duftet nach Rosmarin, Thymian und Salbei. Pfefferbäume säumen den Weg, ich sammele alles ein. Fast niemand ist hier unterwegs, eine herrliche Ruhe umgibt uns, manchmal taucht ein Mountainbiker auf.
Wir schauen der Sonne beim Wandern zu und genießen ein Getränk zum Sonnenuntergang. Schnell danach wird es kühl wir machen Feuer! Oh wie mich das an unsere USA Reise erinnert. Besonders an Arizona. Wir lernen Corina, Martina und Roland kennen, sehr sympathische Menschen! Es gibt sofort einen Draht zueinander. Wir essen Weißwürste, trinken bayrisches Weißbier und Franz kocht eine Paella für uns alle. Am letzten Abend sitzen wir gemeinsam an unserem Feuer und erzählen uns die Geschichten, die man sich am Lagerfeuer so erzählt. Majestätisch geht auch jeden Abend der Mond hinter den Bergen auf, am 31.10. ist Vollmond! So vollkommen rund scheint dieser Planet auf uns herab, ein Gänsehautmoment!
Ein paar Tage bedecktes Wetter liegen vor uns, das veranlasst meinen Fahrer nach einem Stellplatz mit Strom Ausschau halten. In manchen Regionen Spaniens, so auch hier in der Region Murcia, haben die spanischen Behörden Einschränkungen wegen der Pandemie erlassen. Sie wollen verhindern, dass an dem für die Spanier hohen Feiertag, Allerheiligen, die Großfamilien zusammenkommen und dadurch das Virus weiter verbreitet wird. Die Urlauber sind weiter herzlich willkommen, sollten aber möglichst eine Reservierungsbestätigung für ihren Zielort haben. So handhaben wir das auch, werden auch unterwegs nicht kontrolliert. Wir füllen unsere Vorräte auf und fahren nach Puntas de Calnegre auf den kleinen Stellplatz „Villa- Brisa“ von Brigitte und Sascha. Die beiden sind aus Süddeutschland vor fast 30 Jahren nach Spanien ausgewandert. Hinter ihrem Grundstück vermieten sie für 7 Euro einfache Stellplätze. Wir sind die einzigen Gäste. Brigitte erzählt, dass viele Stammgäste verunsichert sind und nicht kommen wollen. Sie versteht das überhaupt nicht. „Als Wohnmobilist bist du doch autark, sagt sie, du brauchst, außer beim Einkaufen, mit niemandem in Kontakt zu kommen“. Sie bedauert, dass so wenig los ist auf ihrem Stellplatz, das Zubrot auch durch die Vermietung von einigen Mobilheimen geht ihnen in diesem Winter wohl verloren.
Die Villa Brisa liegt ca. 3 km vom Meer entfernt inmitten von Wein- und Gemüseanbau und immer mehr werdenden Gewächshäusern. Sascha erzählt uns, dass von hier aus insbesondere Brokkoli nach ganz Europa geliefert wird. Wir haben einen schönen Platz unter Palmen, werden morgens vom Vogelgezwitscher unzähliger Vögel, die in den Granatapfel-und Apfelsinenbäumen überwintern, geweckt. Vom Frühstückstisch können wir aufs Meer sehen. Wäre da nicht das viele Plastik. Wir laufen später durch diese Plastikgegend ans Meer und treffen auf Wohnmobilsten, die auf einem kleinen Stellplatz am Strand stehen. Auch hier ist wenig los. Der spanische Besitzer des Stellplatzes sucht händeringend Gäste und versteht auch nicht warum die Deutschen nicht in die Wärme und die herrliche Luft kommen. Ein Ehepaar aus der Grenzregion zu Holland erzählt uns, wie in ihrer Gegend die Pandemie-Zahlen explodiert sind und sie sich „schnell fortgemacht haben“. Hier fühlen sie sich sicherer. Einer aus der Gruppe hat ein Auto dabei. Damit fahren sie zum Einkaufen. Auf dem Platz gibt es Ver-und Entsorgung und Wasser. Sie wollen zum Teil bis März/April hierbleiben.
Weiter geht es nun für uns nach Andalusien. Da auch in Andalusien Coronabeschränkungen gelten, haben wir uns vom Stellplatz „Oasis al Mar“ ( www.oasis-al-mar.com) des Kölner Ehepaars Gabriele & Wolfgang eine Reservierungsbestätigung erbeten. Wir fahren über die Küstenstraße in das 90 km entfernte Vera. Es gibt keine Kontrollen unterwegs. Wir richten uns ein auf dem phantastisch angelegten Stellplatz. Hier kann man sich echt wohlfühlen.
Der Strand ist 2 km entfernt. Auch hier ist wenig los auf dem Stellplatz. Man tauscht sich aus und alle freuen sich über das schöne Wetter. Übereinstimmend stellen wir fest, dass wir uns hier sicherer fühlen als zu Hause. Dieses sonnige Wetter macht, ich kann es nicht oft genug sagen, den Unterschied aus. Wir sind uns sehr bewußt, ob der besonderen Situation, beteiligen uns aber nicht an dem „Corona-Glaubenskrieg“ in Bezug auf Reisen, der z.B. in Facebook stattfindet. Wir informieren uns hier über die seriöse Berichterstattung spanischer Medien. Das Virus ist da und wir müssen mit dieser neuen Normalität leben. Wir tragen auch überall Masken und halten uns an die Abstandsregeln. Wir machen aus der Situation das Beste für uns und sind hier und da überrascht, welche Menschen meinen, uns den erhobenen Zeigefinger zeigen zu müssen! (besonders in Bezug auf unsere Reise!)! Das jetzt einmal gesagt zu haben, soll für die nächsten Monate reichen! Jetzt lenke ich den Blick wieder auf dieses schöne Fleckchen Erde. Wir machen einen langen Strandspaziergang und nehmen die Sonnenstrahlen auf. Die tun der Seele gut!
Weiter geht es für uns auf dem Weg nach Portugal an der andalusischen Küste entlang nach Torrox-Costa unweit von Malaga. Der Wohnmobilstellplatz liegt am Strand der Costa del Sol. Mehr dazu in der nächsten Folge. :-))
Ihr Lieben,
ein toller Bericht und imposante Bilder.
Wir wünschen euch noch viele interessante
Begegnungen und immer eitel Sonnenschein.
Wir bleiben dabei
Martina & Roland
Und wir bleiben bei Euch!
LG und weiter gute Reise
Ihr Lieben,
wieder ein toll geschriebener Bericht von Dir, liebe Renate! Ihr macht es richtig. Wir sind wieder in Deutschland und bedauern schon, nicht in Spanien geblieben zu sein. Wünschen Euch eine eindrucksvolle Weiterreise!
LG Gaby&Hartwig
Danke Gaby,
ja wir haben uns schon gefragt, ob ihr nicht einfach geblieben seid! Beim nächsten Mal seid ihr schlauer!
Alles Gute und herzliche Grüße an die Familie!
Hey ihr Lieben, wir wünschen euch eine tolle Reise und freuen uns über die Sonnenstrahlen, die ihr uns hochschickt :).
Lg
Frohmi und Bo
Dank euch beiden, den wie immer abwechslungsreich geschriebenen Berichten und den tollen Fotos lern ich viele interessante Gegenden kennen. Genießt die Zeit, die Begegnungen und bleibt gesund. LG Evy
Danke Evy, schön, dass Du das so siehst!
Herzliche Grüße von uns
Wunderbar geschrieben, man bekommt Fernweh. Es ist als wenn man dabei war. Danke
Danke Bernhard! und schön dass du dabei bist!
Herzliche Grüße von uns!
Wieder ein sehr schöner Reisebericht mit tollen Fotos, es hat mir wieder einmal Freude bereitet ihn zu lesen. LG von Monika aus Rusbend