Rundreise „Ostpreußen“- Masuren: Wo Schiffe über Land fahren und Kreuzritter wohnen!

Wir fahren nun schon einige Zeit durch Polen und ich finde es ist an der Zeit, sich mal ein wenig mit Land und Leuten zu beschäftigen. Ich weiß nicht wirklich viel über dieses osteuropäische Land, deshalb habe ich mich mal schlau gemacht. In Polen leben ca. 38,5 Mio. Menschen; in der Hauptstadt Warschau wohnt ein großer Teil davon. Über den längsten Zeitraum hinweg war Polen ein Vielvölkerstaat. Infolge der Grenzverschiebung nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden sich 6.5 Millionen Menschen im alten polnischen Osten zwangsweise als Neubürger der Sowjetunion wieder. Viele von ihnen flohen oder wurden vertrieben und von der polnischen Führung, zusammen mit den zahlreichen aus dem Exil heimgekehrten, in Ost-und Westpreußen, Hinterpommern und Schlesien angesiedelt; Gebiete, aus denen zuvor viele Millionen Deutsche vertrieben worden waren. Ukrainer, Weißrussen, Litauer und zahlreiche weitere Bevölkerungsgruppen wurden ebenfalls dazu gezwungen, das neue Polen zu verlassen.

Das Gebiet Polens besteht aus fünf geografischen Räumen. Im Nordwesten befindet sich die von der Pommerschen bis zur Danziger Bucht reichende Ostseeküste, die durch zahlreiche Nehrungen, Binnengewässer und Dünen gekennzeichnet ist. Die weitgehend gerade verlaufende Küstenlinie wird durch das Stettiner- und das Frische Haff unterbrochen. Im Norden und der Mitte schließt sich das von der Eiszeit geformte Tiefland an, in dem vier große Seenplatten, davon die uns bekannte Masurische Seenplatte, liegen. Die höchste Erhebung  Polens, die Tatra, ist ein geologisch sehr vielseitiges Hochgebirge. Über Kunst und die reichhaltigen Kulturschätze dieses Landes noch ausführlich zu schreiben, würde zu weit führen.

Wir erleben einen, wenn auch nur kleinen Ausschnitt davon, und sind begeistert.

Aufgrund ihrer Lebendigkeit und großen Kontaktfreudigkeit gelten die Polen als die „Italiener des Nordens“. Na ja, das kann ich so uneingeschränkt nicht bestätigen. Einige „Stinkstiefel“ sind uns schon auf der Reise begegnet. Den Polen wird auch nachgesagt, dass sie ein feierfreudiges Völkchen sind. Wenn ich mir unseren polnischen Reiseleiter so ansehe, unterschreibe ich das sofort.

Und ihr Wodka schmeckt uns ja auch nicht schlecht. Eines mögen die Polen überhaupt nicht: diszipliniert Schlange stehen. Denn das hat man in den Jahren der sozialistischen Mangelwirtschaft zur Genüge getan, und nun heißt es, vor Einlasskontrollen, Ticketschaltern und Marktständen kommunikative Knäulchen zu bilden. Das gefällt mir. Über die polnische Sprache habe ich mich ja schon ausgelassen. Nur soviel noch. Den Polen ist durchaus bewusst, dass sie die mit Abstand schwierigste slawische Sprache haben. Sie anerkennen aber ungemein unsere Sprechversuche auch wenn sich gleich bei zweiten Wort die Zunge verknotet!

Wir verlassen die Gegend um den Krutynia Fluss und fahren zur nächsten Attraktion. Dahin wo Schiffe über Land fahren! Hä, ist das ein Schreibfehler? „Nein“, sagt Matthias beim Austeilen der neuen Koordinaten, „lasst euch überraschen“.

170 km weiter Richtung Ostseeküste, kommen wir mitten im Grünen in Buczyniec/ Buchwald auf einem stillgelegten Campingplatz an (Buczyniec 1: N53.980233; E19.622183).

Bald darauf ertönt eine Glocke, wenige Meter vor uns, du glaubst es nicht—fährt ein Schiff über Land! Und bald darauf sitzen wir auch in so einem Schiff und können diese komplexe und einzigartige Technik aus der Nähe betrachten. 

Der im 19. Jh. erbaute Kanal verläuft von Elbląg nach Osróda und bildet heute ein wertvolles Denkmal der Wasserbaukunst sowie eine Touristenattraktion ohnegleichen. Seine weltweit einzigen in Betrieb befindlichen technischen Kanaleinrichtungen (geneigte Ebenen, Schleusen, Floßgassen, Sicherheitstore) erwecken immer wieder großes Interesse. Um den enormen Höhenunterschied des Wasserspiegels zu bewältigen, wurden unterwegs 5 geneigte Ebenen gebaut, dank denen die Schiffe auf speziellen Schienenfahrzeugen über Land transportiert werden. In der Sommersaison werden Schiffsausflüge veranstaltet. Die Länge des Kanals (von Elbląg nach Ostróda) misst 80 km, und die Fahrt dauert 11 Stunden. Soviel Zeit haben wir nicht. Wir machen eine schöne Fahrt, bei der wir einmal den Kanal einige Kilometer runter -und wieder hoch fahren.

So erleben wir, wie es ist „über Land“ und die „geneigten Ebenen“ auch Rollberge genannt, zu fahren. Unterwegs steigen wir aus und dürfen einen Blick in den Maschinenraum werfen. Das Schiff wird nur durch Wasserkraft angetrieben, an ein Stahlseil befestigt und später für den „Landgang“ in einen Plattformwagen geschoben. Die gesamte Anlage ist 130 Jahre alt, aber mit EU-Mittel frisch restauriert!

Abends stellt Werner seinen Grill zur Verfügung und die Jungs trinken sich Einen!!! auf den schönen Tag!

Am nächsten Tag gratulieren wir meinem Lieblingsmenschen zum Geburtstag und freuen uns im 50 km entfernten Marienburg/Malbork auf die Geburtstagssause und den Besuch in der drittgrößten Burganlage Europas.

Wir stehen auf einem schönen Campingplatz in unmittelbarer Nähe der Burganlage. (Camping Malborg 54.044664; 19.026604)

Schon bei der Anfahrt sieht man die Türme der Burganlage am Ufer der Nogat aufragen.

Die imposante Backsteinburg war einst Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens und ist die größte mittelalterliche Bauanlage dieser Art in Europa (21 ha). Marienburg war im Mittelalter die Hauptstadt des Ordens. Sie beherbergte in den Zeiten der Kreuzzüge auch viele Kreuzritter. Auf Grund ihres historischen Wertes wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Rings um die Burg verläuft eine mächtige Wehrmauer mit Basteien und Toren. Die Burg war im Mittelalter von ihrer Konstruktion her durch mehrere Tore geschützt.

Man hätte sie nur durch Aushungern der dort lebenden Ordensbrüder einnehmen können.

Das Hochmeisterschloss gilt als Meisterwerk der spätgotischen Baukunst. Am prächtigsten ist jedoch der repräsentative Sommerremter. Die gesamte Anlage ist als Museum zugänglich. Wir hatten eine zweistündige hochinteressante Führung mit Theresa. Die Marienburg ist eines der herausragenden historischen Bauwerke Polens und zugleich eine Art Nationalheiligtum. Der erste Spatenstich zu diesem Bau erfolgte um das Jahr 1270.

Theresa R. weist uns am Ende der Führung noch auf die Gewölbedecken hin. Sie sind die einzigen noch original erhaltenen Gewölbedecken ihrer Art weltweit.

Nach soviel Kultur widmen wir uns der Bierkultur wie die Ordensbrüder früher auch. Wir trinken auf Dieters Wohl!

Morgen geht es weiter nach Danzig!


4 Kommentare bei „Rundreise „Ostpreußen“- Masuren: Wo Schiffe über Land fahren und Kreuzritter wohnen!“

  1. Liebe Renate, wenn über die Reise an der man selber auch teilnimmt so schön berichtet, kann man sich schon mal 2 Tage krank ins Bett legen ohne etwas zu verpassen…..außer Dieters Geburtagsparty

  2. Ganz lieben Dank für die schönen Berichte, mit reichlich Fotodokumentation, von euer Polenreise! Wir fahren ein wenig mit …. was wohl auffällt, das ihr immer „viel Kleidung“ an habt. Der Wodka wärmt aber bestimmt schön von Innen…. Der Beitrag lässt uns darüber nachdenken, diese Reise auch mal zu machen! Liebe Grüße und habt noch eine gute zeit in Polen, Saskia

    1. Liebe Saskia,
      seit langer zeit haben wir tatsächlich ziemlich kaltes Wetter. Das ist schade, trübt aber nicht unsere Stimmung. Ich habe eigentlich nur Sommersachen an Bord und ziehe deshalb mehrere Teile übereinander an!Ich würde euch unbedingt empfehlen diese Reise zu machen, ist ein spannendes Land. wir werden wieder hinfahren.

      1. Danke liebe Renate. Im Herbst geht’s erstmal nach Griechenland, Insel Hopping. Für 2020 haben wir eine lange Reise durch Afrika gebucht, aber dann …. wäre das eine schöne Tour! Sonne im Herzen, nette Mitreisende und ein gutes & schön interessantes Programm habt, was will man mehr. Liebe Grüße aus Ouddorp, Saskia (auch hier zu kalt, gut das wir unsere Winterjacken noch im Womo hatten!)

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