Cassiar-Highway; Watson-Lake in Yukon; Alaska-Highway

Nach unserem Aufenthalt in Hyder und dem erfolglosen Besuch am Fish Creek bei den Bären, die dort eigentlich im Fluss stehend Lachse fressen sollten, fahren wir weiter auf dem Cassiar Highway Richtung Watson Lake. Bald begegnen uns hier die ersten Schwarzbären an den Böschungen des Highways. Wenn wir anhalten verschwinden sie schnell. So ist es mir noch nicht gelungen ein Foto zu erhaschen. Werner hatte da schon mehr Glück.

Der Cassair Highway ist eingerahmt von den Coast Mountains im Westen und den Skeena Mountains im Osten. Die Strecke, die wir auf der 37 nach Norden fahren, soll “ landschaftlich fantastische Abschnitte haben, die vom Alaska Highway kaum in ähnlicher Art erreicht, geschweige denn überboten werden“….

Die einschlägigen Prospekte überbieten sich in der Aufzählung der Highlights auf den jeweiligen Strecken. Es scheint als gäbe es eine Art Konkurrenzkampf untereinander. 🙂
So nach dem Motto: „Wer ist der schönste Highway im ganzen Land…“ preisen sie ihre Vorzüge an. Wir erfreuen uns natürlich an der schönen Landschaft, den endlosen Wäldern, den langgezogenen Seen.

Aber wir erfreuen uns auch an der guten Bodenbeschaffenheit eines Highways. Von den teilweise auch schlechten Straßenabschnitten erzählen der Reiseführer und die bunten Prospekte nämlich nichts. Bis jetzt sind die Straßenverhältnisse gut, Schlaglöcher werden ausgebessert, es stehen frühzeitig Schilder am Rand, die den Zustand der Straße beschreiben. Dafür sind wir den Kanadiern echt dankbar. Bei den Amis gab es meistens keine Vorwarnung. Dennoch ist der Asphalt rauer als bei uns und es rappelt gewaltig im Womo. Abends wird dann geschaut was neu festgemacht werden muss…

Bei größeren Baustellen und wenn der frische Asphalt mit Split  (Gravel) abgestreut wurde, fährt ein“ Safty-Car“ der Straßenbautruppe vorneweg. Alle müssen dann in Kolonne und langsam hinterher fahren.

Übernachtet haben wir wieder auf einem kostenlosen Gemeinde-Campground im Wald am Morchuea Lake. Morgens Spuren von Bärentatzen auf dem Boden um das Womo herum zu sehen, ist mal ganz was Neues.

Watson Lake ist nach Whitehorse (unser nächstes Ziel) der wichtigste Verkehrsknotenpunkt  der kanadischen Provinz Yukon. Siedlung und See wurden benannt nach Trapper Frank Watson, den es vor einem Jahrhundert mit seiner indianischen Frau in die Abgeschiedenheit dieser Gegend zog. Mit der Ruhe war es vorbei, als 1939 der See für Starts und Landungen von Wasserflugzeugen erwählt wurde. Es entstand eine richtige Landebahn mit Versorgungscamps für die Arbeiter. Beim Bau des Alaska Highway wuchs Watson Lake deshalb eine nachschubtechnische Schlüsselrolle zu.

Ihre Bekanntheit verdankt die mit ca 800 Einwohnern bereits drittgrößte Stadt in Yukon in erster Linie den Watson Lake „Sign Posts“.

Das sind zahlreiche unübersehbare Holzmasten am Alaska Highway, an die Besucher aus aller Welt Wegweiser, Autokennzeichen, Orts- und andere in irgendeiner Form beschriftete Schilder genagelt haben. Der heimwehkranke Soldat Carl K. Lindley aus Danville Illinois, hat während der Bauarbeiten am Alaska Highway mit einem Schild seines Heimatortes den Anstoß zu dieser Sammlung gegeben. Andere Arbeiter, Lastwagenfahrer und Touristen folgten seinem Beispiel. Mittlerweile ist die unglaubliche Schildersammlung  auf über 72.000 angewachsen. Die Stadt stellt laufend weitere Pfosten auf, da der Platz immer wieder knapp wird. Die erreichten Ausmaße des Schilderwaldes sind ebenso erstaunlich wie die Vielfalt der dort zusammengekommenen  „Trophäen“ aus aller Herren Länder. Auch wir haben uns dort „verewigt“!

Hier in Watson Lake, kommen wir zum ersten Mal mit dem „berühmten“ Alaska-Highway in Kontakt.

Der  ca. 2400 km lange Alaska Highway ist genaugenommen nichts weiter als eine breit ausgebaute Verbindungsstraße zwischen Dawson Creek in BC Kananda und Fairbanks in Alaska. Der Plan, eine durchgehende Straße nach Alaska zu bauen, reicht bis in die Zeiten des Goldrausches zurück. Alle Ansätze zur Realisierung scheiterten aber zunächst. Zu stark war die Furcht der Kanadier vor einem unkontrollierten Eindringen des am Landweg nach Alaska interessierten Nachbarn USA. Was in Friedenszeiten unmöglich schien, gelang schließlich während des zweiten Weltkriegs. Die japanische Bedrohung nach dem Angriff auf Pearl Harbour im Dezember 1941 lieferte den USA ein Argument, dem sich die Kanadier nicht mehr verschließen konnten: Eine Nachschubstraße sollte den US-Staat im hohen Norden gegen eine damals tatsächlich befürchtete japanische Invasion sichern helfen.

Die Bauarbeiten kamen trotz schwieriger äußerer Bedingungen rasch voran. Weder Mensch noch Maschine wurden geschont. Die in Dawson Creek( British Columbia) Whitehorse ( Yukon) und Delta Junction ( Alaska) gleichzeitig gestarteten  Baukolonnen trafen sich nach nur 6 Monaten am 24. September 1942 am deshalb so benannten Contact Creek und am 28. Oktober am Beaver Creek. Am 20. November erfolgte die offizielle Einweihung der neuen Straße am Soldier’s Summit. Als echte Allwetterstraße war der Alaska Highway aber erst ein gutes Jahr später zu benutzen. Er konnte zunächst nur von Bulldozern befahren werden und bereits ein weiteres Jahr später musste er saniert und teilweise verlegt werden.

Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen aber waren schon während der Bauzeit beträchtlich. Orte wie Watson Lake, Fort Nelson und Tok erlebten dank ihrer Lage am Alaska Highway einen ungeahnten Aufschwung.
Wir sind gespannt auf die heutigen Zustände der Orte und der Straße…

 

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