Sunshine-Tour im Winter: Die Ostalgarve; Tavira und Sāo Brás de Alportel

Wir sind in Portugal! Von unserer letzten Station in Isla Cristina aus, ist die portugiesische Grenze über die Autobahn schnell erreicht. Das Erste was auffällt, neben dem großen Begrüßungsschild über der Autobahn, sind die hohen Spritpreise in Portugal. Bei meinem Fahrer steigt der Blutdruck. 60 Cent pro Liter mehr ist auch ganz schön viel. Das verstehe ich! „Hätte ich doch bloß in Spanien nochmal getankt“, schimpft er vor sich hin. Beim nächsten Supermarkt Intermarché gibt es auch eine Tankstelle. Deren Preis ist einigermaßen akzeptabel. Dieter beruhigt sich etwas. ;-))

Unsere erste Station an der Ostalgarve ist das schmucke Städtchen Tavira. Die Stadt ist geteilt durch den Rio Gilāo. Eine historische Brücke spannt sich über den Fluss. Von dort hat man eine schöne Sicht zu beiden Uferseiten.

Ich freue mich schon dort ein wenig herum zu laufen. Wir wollen nämlich auf dem neuen Wohnmobilstellplatz in Tavira übernachten. Die Algarve hat „aufgerüstet“. Wie wir hören, gibt es wohl einige neue Camping-und Stellplätze. Davon berichtet auch ein großer Artikel aus der Wohnmobilzeitschrift Promobil, die wir von netten Menschen aus Deutschland übermittelt bekommen haben. Neues kennenlernen ist immer gut! Als wir vor fast genau zwei Jahren in Tavira waren, gab es nur den Übernachtungsplatz an den Salinen vor der großen Markthalle. Damals sind wir deshalb weitergefahren. Wir begeben uns hin zum „Algarve Motorhome Park Tavira“ und sind etwas erschrocken wie voll der Platz ist. Es ist ein großes Areal, alles neu, sehr funktional, aber irgendwie kahl. Stadt und Strand liegen auch noch ein gutes Stück entfernt. Wir lassen das Ganze auf uns wirken und beschließen nicht dort zu bleiben. Stattdessen fahren wir an den Strand, frühstücken in Ruhe und kaufen später in der Markthalle frische Produkte aus der Region! Honig, Salz aus den nahegelegenen Salinen, frische Mandeln und einen Sack Apfelsinen, schon ist meine Welt wieder in Ordnung.

O.k. Tavira, du hübsches Städtchen, du bist schon einen Besuch wert! Mit dem Stellplatz kann ich mich noch nicht anfreunden. Also biegen wir zunächst einmal rechts ab, verlassen die Küste und machen einen Abstecher ins Hinterland nach Sāo Brás de Alportel. Diese symphatische Kleinstadt hat ca. 10.000 Einwohner und liegt ca. 22 km nördlich von Faro. Sie wird auch die Hauptstadt der Korkeichen genannt und ist das Tor zur „Serra“, umgeben von viel Natur. Und hier in dieser wunderbaren weitläufigen Natur gibt es einige Kilometer weiter im Ortsteil Aportel einen neuen Stellplatz. Der >Motorhome Eco Park Sāo Brás de Alportel< bietet auf einem großzügigen Areal zwischen alten Pinien und Korkeichen 85 Stellplätze vom Feinsten.

Familie Costa begrüßt uns überaus freundlich und zuvorkommend. Paula Costa freut sich, wie sie sagt, mit uns ihre Deutschkenntnisse weiter zu entwickeln, was uns natürlich zu Gute kommt. Später wird sie mir noch die Geschichte des Stellplatzes erzählen. Wir suchen uns einen sonnigen Platz und richten uns ein. Wir erkunden das weitläufige Gelände und erfreuen uns an dem weiten Blick in die Natur. Der Autor des Artikels in der Promobil Peter Cesnak bekommt von uns uneingeschränkt recht; er hebt ausdrücklich hervor: „dass es den Betreibern in Sāo Brás de Alportel gelungen ist, die Anlage zwischen alten Pinien und Korkeichen naturnah zu integrieren – ein Beispiel, das als Vorbild dienen sollte“

Hier wollen wir einige Tage bleiben und dann weiter in den Westen der Algarve fahren. Paula gibt uns Tipps zu der Umgebung und zu Wanderwegen. Auf ein kulinarisches Highlight gleich um die Ecke weist sie uns ausdrücklich hin. Die Bäckerei des Dorfes Aportel „Tesouros da Serra“ bietet köstliche Pralinen und Kuchen in ihrer Auslage an. Schon beim Ansehen spüre ich das Hüftgold wachsen. ;-)) Super leckere Sachen, die man sonst nicht so einfach bekommt. Brot gibt es hier nicht zu kaufen, bei uns in Deutschland fiele so ein Laden eher in die Kategorie Patisserie. Egal, wir lassen es uns schmecken.

Das Hüftgold schmilzt bei einigen Wanderungen auf die Hügel in der Umgebung. Wir wandern durch endlose Korkeichenalleen zu alten Mühlen auf die Höhe. Ist für mich als alte Winzerstochter total spannend einer Korkeiche mal so nahe zu kommen und zu sehen wie die Bäume geschält aussehen und wie der Kork am Baum wächst. Ich kenne Korken nur im Endzustand, wenn sie auf die Weinflaschen sozusagen verpfroft wurden. Mit viel Phantasie riecht es hier auf dem Weg auch ein wenig wie in unserem Weinkeller beim Verkorken der neu abgefüllten Flaschen. ;-))

Was mir hier in der Gegend auch noch sehr auffällt ist, wie gepflegt und schön die Häuser sind. Alles weiß getüncht, das passt so wunderbar in die grüne Landschaft. Das alte Kirchlein im Ortsteil Alportel birgt auch Überraschendes. Bevor die Stunde schlägt, ertönt ein sanftes Glockenspiel. Wie schön ist das denn! Die meisten Kirchturm Uhren schlagen ihre Stunden runter, dass man beim ersten Gong schon aus dem Bett fällt. Hier wird man sehr sanft darauf vorbereitet.

Nur durch Zufall bekommen wir mit dass in Portugal die Uhr eine Stunde zurückgestellt werden muss. Sehr schön! Das gibt mir Gelegenheit von Paula die Geschichte dieses wunderbaren Stellplatzes zu erfahren: Viel Mut und Motivation und der unbedingte Wille etwas in ihrem Leben zu verändern, hat die Beiden dazu gebracht, da zu sein wo sie jetzt sind. Paula war Lehrerin, ihr Mann Polizist, sie wohnten in Lissabon. Mit Mitte 50 war für die beiden Portugiesen klar, wir müssen etwas verändern, sonst raubt uns der tägliche Stress unsere Gesundheit. Sie geben ihre Berufe auf und setzen alles auf eine Karte. Die Familie unterstützt sie dabei. Einen Wohnmobilstellplatz an der Algarve zu haben, das war schon länger ihr Traum. Ihr Wohnmobil freute sich mit. Einen Platz wo es gesund ist und wo das Wetter besser ist, zu finden, war überhaupt nicht einfach, beschreibt Paula. In vielen Gemeinden an der Küste stießen sie auf taube Ohren. Das kam mir ziemlich bekannt vor. In Deutschland gibt es auch engagierte Leute, denen Stein in den Weg gelegt werden, wenn sie in neue Stellplätze investieren wollen. Paula und Norberto haben lange gesucht. Im Februar 2019 wurden sie in der jetzigen Gemeinde fündig und bekamen hier auch die nötige politische Unterstützung. Hier, etwas im Hinterland, will man mehr Touristen hinbekommen. Es werden viele Anstrengungen dazu unternommen. 60.000 qm umfasst das gesamte Gelände. Ein großer Teil davon soll jetzt urbar gemacht, Steine zertrümmert und hunderte Bäume beschnitten werden. Sie arbeiten jeden Tag hart, ein Jahr lang! „Aber wenn man einen Plan hat und ein Ziel, dann weiß man wofür man das macht“, kommentieren sie die schwere Zeit. Ein Jahr später wollen sie eröffnen,—und dann kam Corona! :-(( Sie mussten, wie bei uns auch, eine Zeitlang schließen. Seit einigen Monaten ist der Platz nun geöffnet. Alle „Corona- Regeln“ können hier auf dem weitläufigen Gelände eingehalten werden.

Wir, und bestimmt noch viele andere Wohnmobilsten sind so dankbar, dass es solche engagierte Menschen gibt, die so ein Projekt auf sich nehmen. Denn die Arbeit ist ja nicht vorbei. Es gibt immer was zu tun auf dem weitläufigen Gelände.

Schöne Duschen, Waschmaschinen und Trockner, Strom und Wasser an jedem Platz, freundliche hilfsbereite Betreiber was will man mehr! Ich höre jetzt mal auf, kommt her und erlebt selbst. (https://camperdream.weebly.com) Auf ihrer Facebookseite haben die Beiden auch einen kleinen Film über die Anfangszeit eingestellt.

Auf dem Weg zurück an die Küste, kaufen wir in Sāo Brás de Alportel ein und bewundern in der Altstadt die schöne alte Kathedrale. Vom Vorplatz aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Atlantik. Das Wetter war bewölkt an dem Tag, es war kein Foto möglich.

Der Weg in die Altstadt war mal wieder ziemlich abenteuerlich!

Zurück an der Küste erleben wir eine Überraschung. Alle einschlägigen Plätze sind übervoll. Von Abstand halten, keine Spur. Alle stehen auf der Reihe, die Tür des Nachbarn im Kreuz. Ganz zu schweigen von einem Blick in die Natur. Nein, hier wollen wir nicht bleiben. >Nit für Kooche< singt Wolfgang Niedecken von BAP sehr treffend in einem Lied mit zwar anderem Inhalt, aber so treffend! Hab ich zwar schon mal geschrieben, passt aber wieder.

Erholen tun wir uns am Strand von Armacāo de Pera. Bei einem langen Spazierwalk über die Klippen des Algarve Strandes ändern wir unseren eigentlichen Plan, an einem küstennahen Stellplatz einige Wochen zu verbringen. Wir übernachten am Strand und fahren dann zurück in die Korkeichengegend zu Paula und Norberto. Sie freuen sich uns wiederzusehen.

Wir errichten jetzt auf diesem wunderbaren Naturstellplatz mit viel Platz um uns herum unsere >Home-Base< für den Dezember. An die Traumstrände der Algarve fahren wir dann mit Dirty Harry oder einem kleinen Mietwagen. Dazu dann mehr im nächsten Bericht!

Wir wünschen Euch einen schönen 1. Advent und eine besinnliche und gesunde Vorweihnachtszeit.

Nachtrag:

Mittlerweile haben wir auch erfahren, dass die portugiesische Regierung seit dem 27.11.2020 eine drastische Verschärfung des Verkehrsrechtes eingeführt hat. Hier ein Auszug:

>Die jahrelange Ignoranz und Intoleranz vieler notorischer Freisteher, Möchtegern-Hippies und das Überhandnehmen von Surfcampern sind die Ursachen! Zugemüllte oder als Toilette benutzte Natur hat auch bei der Bevölkerung zu erheblichen Beschwerden geführt!<

Leider! Wir haben das bei unserer Tour vor zwei Jahren schon befürchtet! Natürlich hat auch die aktuelle Gesundheitssituation damit zu tun, da in den wilden Camps kaum Regeln beachtet werden!

Daher erklären sich wohl auch, unter anderem, die jetzt vollen regulären Stellplätze. Wohnmobilisten, die im Naturpark oder an Stränden des Landes übernachten, können jetzt erheblich bestraft werden! Nachzulesen bei portugalforum.de

Leider ist damit eine der letzten Regionen Europas mit einer gewissen Freizügigkeit für Wohnmobile wahrscheinlich Vergangenheit und diese Entwicklung liegt mit Sicherheit nicht an den Einheimischen!

Ein Kommentar bei „Sunshine-Tour im Winter: Die Ostalgarve; Tavira und Sāo Brás de Alportel“

  1. Hallo dream-team
    sehr interessant deine Berichte
    und traurig, dass sich so mancher Camper nicht benehmen kann…
    Absolut sympathisch die Stellplatzbetreiber, ich hab‘ alles notiert.
    Dieses schöne Fleckchen Erde kommt auf jeden Fall auf unsere “ To visit“ Liste.
    Viel Spaß auf eurer Home Base und herzliche Grüße
    Martina und Roland

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