„Roadtrip“ durch das südliche Afrika: Von Johannesburg in den Krüger -Nationalpark

Zurückgekehrt, aber noch immer verbunden mit diesem ans Herz gehenden Teilkontinent „Südliches Afrika“, sitze ich an meinem Rechner, um für uns und Euch diese phantastische Reise voller Abenteuer und Überraschungen, Revue passieren zu lassen.

Ein Aufenthalt in Südafrika ist für mein Verständnis untrennbar mit der Geschichte des Landes verbunden. Denn bei der Ankunft am Flughafen Johannesburg begrüßt dich die überlebensgroße Figur von Oliver Reginald Tambo. Er war mit Nelson Mandela einer der führenden Köpfe der Anti-Apartheit Bewegung und Gründungsmitglied und späterer Präsident des ANC (African National Congress).

Heute auf dem besten Weg eine attraktive Mulitkulti-Gesellschaft zu werden, herrschte in Südafrika lange Zeit ein System von Ungerechtigkeit und Unterdrückung: die Apartheid. Eigentlich ist Apartheid ein harmloses Wort aus dem Afrikaans und steht für Gesondertheit beziehungsweise Trennung. Es hat aber als Begriff einer Jahrzehnte dauernden strikten Rassentrennung in Südafrika seine Belanglosigkeit verloren. Apartheid steht für die systematische Unterdrückung einer nicht weißen Bevölkerungsmehrheit von rund 41 Millionen Menschen durch 4 Millionen Weiße! Sie begann 1910 durch erste Gesetzgebungsmaßnahmen in der damals neu geschaffenen Südafrikanischen Union. So wurden z.B. Schwarze verpflichtet nur niedere Arbeiten zu verrichten! Etwas später wurden Siedlungsgebiete nur für Schwarze ausgewiesen. Ihnen wurde zugleich verboten, außerhalb dieser Gebiete Land zu erwerben. Ihren Höhepunkt erreichte die Apartheid nach dem 2. Weltkrieg, angeheizt durch zahlreiche Streiks schwarzer Minenarbeiter. Schwarze Radikale gründeten 1944 den Widerstandsverband „ANC- Youth League“, eine Jugendorganisation des ANC. „Afrika ist das Land der Schwarzen“ lautete ihr Motto. Gründungsväter waren unter anderem Nelson Mandela, Oliver Tambo und Walter Sisulu.

Immer zahlreicher wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts die diskriminierenden Gesetze, die dazu führten, dass eine weiße Minderheit skrupellos eine schwarze Mehrheit unterdrücken und ausbeuten konnte. Erst nach langen Jahren des Protestes und Widerstandskampfes zeichnete sich in den 1980er Jahren eine Wende ab. Weiße und Schwarze bekämpften sich nicht mehr ausschließlich, sondern es fanden zunehmend Gespräche statt, um ein neues Südafrika aufzubauen. Nelson Mandela war der charismatische schwarze Führer, der das Land in eine neue Epoche führte. Nach 20 jähriger Inhaftierung auf der Insel „Robben Island“ wurde er 1994 der erste schwarze Staatspräsident Südafrikas. Ab dem Zeitpunkt sind Schwarze und Weiße zumindest vor dem Gesetz gleichgestellt.

Ich musste diese Einleitung zur Geschichte des Landes, unserer Reise einfach voranstellen. Denn eigentlich ist sie immer noch spürbar diese Zeit. Uns kommt es im Verlauf so vor, als wären die Schwarzen die arme Verwandtschaft der Weißen. Wir sehen die Townships (Vororte) mit ihren oft armseligsten Wellblechhütten, wir begegnen den schwarzen Menschen überall auf den Landstraßen, wo sie kilometerweit zu Fuß unterwegs sind; die wenigen Autos werden meist von Weißen gefahren. Wir erleben beim Durchfahren des „Caprivi-Streifens“ zwischen Botswana und Namibia bitterste Armut. Dort leben die Menschen ohne Wasser und Elektrizität.

Und dennoch sind sie freundlich, uns gegenüber aufgeschlossen, farbenfroh gekleidet und irgendwie voller Hoffnung.

Das vorweggeschickt erleben wir dennoch zwei unbeschreibliche Monate in grandioser Natur, mit hautnah erlebten Tieren, mit Wüstendurchquerungen, brandendem Atlantik und grünem Indischen Ozean. Zahllose Nationalparks mit ihren einfachen Buschcamps, Geschichten am Lagerfeuer, flirrende Hitze, Nachtkälte. Ein in die Jahre gekommenes Wohnmobil fährt uns 11.000 Kilometer durch vier Staaten. Wir stehen zum Sonnenaufgang auf und gehen nach dem Sonnenuntergang schlafen, so müde von all dem Erlebten am Tag. Auch wenn wir uns in einer Gruppe befinden, gestaltet jeder seinen Tag und Abend selber. Und jetzt gehts los mit dem Bericht von der ersten Etappe:

Ein ruhiger Lufthansa-Flug bringt uns von Frankfurt nach Johannesburg. Von dort gehts mit dem Bus durch die Millionenstadt. Sie liegt auf 1700 Meter Höhe. Merken tut man die Höhe nicht. Die Stadt hat keinen Charme ist mit Vorsicht zu genießen, hat eine hohe Kriminalitätsrate. Wir halten am historischsten Punkt der Stadt, am Constitution-Hill. Hier brennt die Flamme der Demokratie vor dem Verfassungsgericht! Innen begegnen wir vielen jungen Menschen, die stolz in das Allerheiligste strömen, in den Sitzungssaal, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Auch wir dürfen hinein. Ich komme mit zwei tollen Frauen ins Gespräch. Sie sind stolz auf ihr Land und dass sie an diesem Ort sein dürfen. Sie bewundern uns Deutsche ob unserer Freiheiten.

Unsere ersten Tage verbringen wir auf der traumhaft gelegenen „Cradle Moon Lakeside Game Lodge„, (www.cradlemoon.co.za). In typischen aber ziemlich luxuriösen Rundhütten kommen wir in Afrika an, schlafen wunderbar und begegnen den ersten Zebras. Wir genießen herzhaftes südafrikanisches Essen und erfahren die Geschichte der Lodge. Sie wurde von dem deutschen Auswanderer Franz Richter Anfang der 1970er Jahre aufgebaut und erfolgreich geführt. Nach dem Tod seiner Frau verliebte er sich neu in seine Geschäftsführerin, eine Schwarze. Diese hatte leider nur eines im Sinn, die erfolgreiche Lodge für sich alleine zu haben. Sie ließ Franz Richter durch drei Männer ihres Stammes umbringen. Gott sei Dank wurden die Männer gefasst und auch sie sitzt heute immer noch im Gefängnis! Das war sogar dem Kölner Stadtanzeiger einen Bericht wert, den ich damals bestimmt gelesen aber nicht weiter beachtet habe. Schade, dass auch vor einer solch traumhaften Umgebung das Verbrechen keinen Halt macht.

Der nächste Ausflug bringt uns nach Pretoria, der politische Hauptstadt des Landes. Wir besuchen das weithin sichtbare 62 Meter hohe Vortrekker-Denkmal. Dieser monumentale Granitbau wurde zu Ehren der Menschen errichtet, die die Kap-Kolonie Mitte des 19. Jahrhunderts verließen, um weitere Gebiete des heutigen Südafrika zu besiedeln. Sie waren meist holländischer Abstammung, Buren genannt. Kurz vorher war deren ehemalige Heimat von den Engländern annektiert worden, die auch die Sklaverei abschafften. Einzelheiten des abenteuerlichen Treks mit seinen vielen Entbehrungen und Überfällen werden im Inneren des Denkmals in Szenerien sehr anschaulich dargestellt. Außen zieren 64 Ochsenwagen das Denkmal.

Es erinnert in seiner Gesamtheit sehr an das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Von oben hat man einen guten Überblick über die Hauptstadt. Wir besichtigen später auch das Regierungsviertel und gehen dort zum lebensgroßen Denkmal des Nelson Mandela. In diesem Park hat er seine berühmte Rede gehalten, kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie. Ganze Straßenzüge Pretorias sind mit Jacaranda Bäumen bepflanzt. Sie blühen als wir dort waren in voller Pracht und sind ein Touristenmagnet.

Am nächsten Tag werden die Wohnmobile bei der südafrikanischen Firma Maui abgeholt. Ich werde im nächsten Berichtsteil auf dieses Thema noch genauer eingehen! Man könnte ganze Bände nur über unser „Rhinomobil“ schreiben. Nur eines sei schon verraten. Alles sehr Afrikanisch! ;-))

Versehen mit einem ausführlichen Roadbook und allen Koordinaten auf dem Navi, machen wir uns auf den Weg. Über Berg und Tal fahren wir 350 Kilometer durch eine wunderbar grüne afrikanische Landschaft. Die Sonne scheint, die Straßen sind einigermaßen in Ordnung, einige Potholes (runde Löcher), auf die aber per Schild hingewiesen wird, erfordern die Aufmerksamkeit des Fahrers! So kommen wir nach Sabie ins „Merry Pebble Resort„, auf unseren ersten Campingplatz. Sehr gepflegt, schöne Pflanzen und ein kleiner Swimmingpool laden zum Verweilen ein. Im weiteren Verlauf der Reise freuen wir uns jedes Mal darauf in einen Pool zu springen! Diesen „Luxus“ hatte ich auf den Afrikanischen Camps nicht erwartet.

Ein Problem ist die immerwährende Thematik mit dem Strom. Wir mussten die Wohnmobile immer sofort an den Strom anschließen, damit der Kompressorkühlschrank, ein ungemein wichtiges Utensil, versorgt war. Oft war der Strom für mehrere Stunden weg, das ist in Südafrika schon lange so. Die Menschen dort haben sich daran gewöhnt! Wir im Laufe der Reise dann auch. Aber zunächst ist ein Stromausfall bei uns mit Stress verbunden. Die Sicherungen machen des Öfteren die Grätsche, man sucht sich dann einen neuen Platz und hofft, dass der Strom fließt. Die Klimaanlage anmachen ist oft wegen der niedrigen Spannung nicht möglich. Dann sitzt du halt so lange draußen wie es geht, trinkst einen Whisky mehr! Er erweist sich als guter Schlaftrunk!

Wir lernen den grandiosen „Blyde-River Canyon“ kennen. Ein Muss für jeden Afrika-Besucher! Auf allen Plakaten findet man die schroffen Felsformationen. Es war wegen der großen Hitze sehr diesig. Das sieht man auch auf den Fotos. Wieder hatten wir sympathische Begegnungen mit afrikanischen Frauen. Sie zeigen sich stolz in ihrer ganzen Breite und Figürlichkeit. Herrlich unkompliziert tragen sie ihre Pfunde auf den Hüften und kleiden sich farbenfroh!

Das Panorama Restcamp in Graskop ( www.panoramaviewchalets.co.za) liegt direkt über dem Canyon und bietet später den richtigen Rahmen, um diese wilde Natur noch etwas länger genießen zu können.

Im Krüger-Nationalpark fahren wir durch das „Paul Krüger Gate“ und haben gleich die schönsten Tierbegegnungen. Wir durchfahren den weltberühmten Park von Süd- nach Nord und übernachten auf vier verschiedenen Camps (Berg en Dal Restcamp; Skukuza Camp; Satara; Letaba). Jedes hat seinen eigenen Charme. Wer dort hinfahren möchte, sollte diese Camps unbedingt vorbuchen, sonst hat man kaum eine Chance im Krüger Park unterzukommen. Zuhause haben wir uns übers Internet mit einer „Wild Card“ versorgt. Sie kostet ca. 300 Euro und gilt für alle Nationalparks in Südafrika. Das ist ein Tipp, spart Geld und erleichtert die Formalitäten am Parkeingang. (www.wildcard.co.za) Dennoch muss man immer geduldig sein. Die Afrikaner lieben es wohl viele Formulare ausfüllen zu lassen. Hakuna Matata kann ich da nur sagen. Oder auf Deutsch: 3x durchatmen und ein kleines Liedchen summen in der Warteschlange. Dann gehts! :-))

Der Aufenthalt im Park ist eines unserer größten Highlights auf der Tour. Den Tieren in freier Wildbahn so hautnah begegnen zu dürfen, löst auch jetzt beim Schreiben noch Gänsehaut aus. Morgens auf Pirschfahrt an den Wasserlöchern im Womo Kaffee trinken und die Tiere beobachten, rührt einen zu Tränen. Auch wie die riesigen Elefantenkühe mit ihren Kleinen umgehen, wie die ganze Herde die Jungen beschützt, wie immer einige Jungbullen beim Trinken der Anderen, die Umgebung bewachen. Das ist extraordinär!

Wir freuen uns sehr, die Big Five zu erleben, ( Löwe, Elefant, Wasserbüffel, Nashorn, Leopard), sind am ersten Tag schon ziemlich erfolgreich, nur der Leopard, ein sehr scheuer Zeitgenosse, lässt auf sich warten. Auf einer geführten Safari sehen wir ihn dann auch. Die Ranger wissen, wo die Jungs sich rumtreiben.

Für mich aber ist die Giraffe das Tier schlechthin. wie sie sich bewegt, langsam und graziös, wie sie behutsam die Blätter vom Baum zupft, wie sie auf ihr Junges acht gibt. Ich könnte ihr ewig zusehen. Millionen Bilder hab ich gemacht, aber irgendwie wird keines ihr so richtig gerecht. Mein Fahrer war sehr geduldig mit mir, aber jeder Giraffe im Park hinterherfahren, wollte er dann doch nicht.;-))

Das Leben in einem afrikanischen Buschcamp ist auch etwas ganz Besonderes. Morgens um fünf, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist, sozusagen im ersten Morgenrot, wuselt dort schon alles umeinander. Vor den Zelten wird Feuer gemacht, der Wasserkessel hängt über der offenen Flamme. Alle freuen sich auf den ersten Kaffee. Die meisten Besucher sind mit Zelt oder einem Dachzelt-Caravan oder Pickups unterwegs. Unsere biederen Wohnmobile fallen da schon auf, zwischen all den geländegängigen Wüstenfahrzeugen. Es ist eine unbeschreibliche Atmosphäre, gerade frühmorgens, die hat uns geprägt, wir sind jetzt Frühaufsteher.

Eines Morgens, als ich vor lauter Schauen in die Feuerstellen, etwas trödelig endlich bei meiner Duschkabine im Waschhaus ankomme, lässt sich die Türe nicht zuschließen. Ich wollte schon wieder rausgehen, da sehe ich den großen Stein am Boden liegen. Aha, so lässt sich die Türe also auch zuhalten. Warum dann den Türriegel reparieren wenn das auch mit dieser Lösung geht, denken sich die Campbetreiber wohl. Eine afrikanische Lösung. Das wird in der Folge ein geflügeltes Wort für uns wenn Situationen entstehen, die man auf irgendeine Art lösen muss. Dann heißt es oft: Machen wir es richtig oder reicht es auch afrikanisch!? :-))

Übrigens, der Krüger Nationalpark ist mit einer Größe von rund 2 Millionen Hektar einer der größten Nationalparks in Afrika. Seine Fläche entspricht etwa der Größe von Rheinland Pfalz. Er ist 380 Km lang und 60 Kilometer breit. Also groß genug um nochmal wiederzukommen! ;-))

Als nächstes kommen wir nach Botswana!

4 Kommentare bei „„Roadtrip“ durch das südliche Afrika: Von Johannesburg in den Krüger -Nationalpark“

  1. Hallo Renate da bist du wieder einmal die BESTE Schreiberin !
    Es macht einfach Spaß hier eure Reise zu verfolgen !!!!
    Gruss aus Lörrach und schöne Feiertage von den SMARTYS.

    1. Danke für das Kompliment ihr Lieben. Schöne Weihnachtstage und kommt gesund ins neue Jahr!

  2. Du schreibst wie immer sehr schön!

    1. Herzlichen Dank und schöne Weihnachten!

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