„Hygge-Time“ in Dänemark: Die Westküste Jütlands; Teil 1

>Hygge<“ was ist das denn nun eigentlich und wie funktioniert >Hygge< ? „Ganz einfach“, erklären mir meine dänischen Freunde. „Denn alles was du für Hygge brauchst, bist im Grunde du selbst. Es geht darum, den Moment zu genießen und Negatives hinter sich zu lassen; sich und anderen etwas Gutes zu tun, das leben so angenehm und schön wie möglich zu gestalten. Eben um die kleinen Glücksmomente des Alltags“. Wunderbar! Dann sind wir ziemlich hyggellig unterwegs! ;-))

Von Skagen aus, geht es weiter an der Westküste Jütlands entlang. Wir lassen es langsam angehen, wollen wir doch möglichst viel sehen von diesem schönen Fleckchen Erde!

Råbjerg Mile ist unser nächstes Ziel. Die riesige Wanderdüne breitet sich kurz hinter Skagen aus. Wir parken direkt vor der Düne und staunen wieder einmal über die gute Infrastruktur in Dänemark. An den Parkplätzen vor den Sehenswürdigkeiten gibt es oft ausgewiesene Parkflächen für Wohnmobile, es sind immer Toiletten da, die auch offen sind und Picknicktische und Mülleimer.

Die Wanderdüne Råbjerg Mile an der Nordspitze Jütlands, steht seit 1900 unter Naturschutz. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die Dünenwanderung ungehindert fortsetzen kann. Jedes Jahr legt die Düne durchschnittlich 15 Meter zurück. Die Sandmassen erreichen Höhen von über 40 Metern.

Es ist ein hyggelliges Gefühl, wenn du die Schuhe ausziehst und in diesem warmen weißen feinkörnigen Sand auf der Düne laufen kannst solange du möchtest. Irgendwann setzen wir uns in den warmen Sand und genießen die Stille in diesem Naturphänomen.

Das nächste Wohlfühlerlebnis lässt nicht lange auf sich warten. Kurz vor Hirtshals fahren wir auf den Kjul Strand. Ein phantastischer Strand, der sich über viele Kilometer in jede Richtung erstreckt und mit dem Auto befahren werden darf. Dirty Harry lässt den Sand unter seinen Stollenreifen knirschen. Wir suchen uns einen schönen Platz vor den Dünen und genießen. Ich gehe mal kurz ins Wasser, die Nordsee ist trotz des warmen Wetters erfrischend kühl. ;-)). Schön, wenn man so kurze Wege hat. Es sind auch viele Surfer unterwegs mit ihren Bullys. Wir kommen ins Gespräch und informieren uns wo es noch Möglichkeiten gibt, auf Strände zu fahren.

Wir übernachten nicht am Strand, sondern fahren ein paar Kilometer über Hirtshals zu einem angeblichen Geheimplatz, der aber schon lange keiner mehr ist! Sobald er in der App >Park4night< auftaucht, ist es vorbei mit dem Geheimen. Wir haben Glück und finden noch einen Platz an der Klippe in Lønsdrup. Einen grandiosen Blick hat man von hier oben. Und einen Sonnenuntergang, zum Weinen schön dürfen wir hier erleben: >Hygge Time< eben! Ich bin zum wiederholten Mal froh, dass wir mit Dirty Harry in fast jede Parklücke und auf jeden Traumplatz an der Klippe passen. Das ist Lebensqualität. Längere Fahrzeuge haben an vielen schönen Orten und auch an einem wie diesem kaum eine Chance. Unsere Nachbarn auf der Klippe sind Petra und Hans-Jürgen aus Neuwied. Beim Sundowner kommen wir ins Gespräch. Er packt seine Drohne aus und macht wunderbare Aufnahmen von unserem Sonnenuntergang auf der Klippe. Es stellt sich heraus dass Hans-Jürgen sich mit dem Umgang der Drohnentechnik und insbesondere mit den damit einhergehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen bestens auskennt. Er hat beruflich damit zu tun und gibt uns gute Tipps, welcher Drohnentyp zu uns passen könnte und was wir alles zu beachten haben. Klasse!

Unser nächstes Ziel ist auch schon in Sichtweite. Zum „versandeten Leuchtturm“ Rubjerk Knude Fyr wandern wir im Sonnenschein des nächsten Morgens. Ein Stück Sahara in Jütland tut sich vor uns auf, aus der ein fast surreal wirkender Leuchtturm ragt. Die Wanderdüne, die dem Leuchtturm seinen Namen gab, wuchs und wuchs bis sie sogar das Scheinen seines Leuchtfeuers unmöglich machte. Der 120 Jahre alte Leuchtturm musste 2019 umziehen. Der 23 Meter hohe und 700 Tonnen schwere Koloss wurde mit monströsen Hydraulikpressen in die Luft gehievt, um dann im Schneckentempo auf Schienen gut 70 Meter ins Landesinnere bugsiert zu werden. Er wäre sonst die Klippen hinabgestürzt. Man kann die Fundamente an der Kante noch gut erkennen.

Leider sind viele der Ferienhäuser, der brüchigen Abbruchkante schon zum Opfer gefallen. Auf dem Wanderweg zu Leuchtturm fällt auch hier auf, wie oft der Weg schon nach hinten verändert wurde, so windandfällig ist diese sandige Abbruchkante. Und Sand ist das richtige Stichwort. Nachts träume ich von Sand und singe im Schlaf ein Lied von der kölschen Band Black Fööss mit abgewandeltem Text: Eigentlich heißt es Pänz, Pänz, Pänz….; ich singe Sand, Sand Sand wo man jeit und steit nur Sand, Sand, Sand….

Wir bleiben zwei Tage an diesem magischen Ort neben dem verwunschenen Friedhof, auf dem vor dem Absturz bewahrte Grabsteine aufgereiht stehen und wandern auch an den traumhaften Strand, der sich unterhalb der Klippen erstreckt. Hier hat ein kreativer Mensch aus Strandgut eine sehenswerte Hütte gebaut. Diese leuchtenden Sonnenuntergänge hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Ich werde süchtig nach mehr. ;-))

Entlang der >Jammerbucht<, die sich über 100 Kilometer an der Nordwestküste Jütlands erstreckt, fahren wir weiter. Da haben wir ja noch was zu tun, sagt Dieter. „Wenn wir zu jedem Strand fahren wollen, kommen wir wir überhaupt nicht mehr nach Hause“, jammert er. Apropos jammern, wieso hat dieser traumhafte Küstenabschnitt eigentlich so einen unpassenden Namen. Ich erfahre, dass sich in früheren Zeiten hier überall zahllose Strandungen ereignet haben. Sie bedeuteten den jammervollen Tod vieler Seeleute. So leitet sich der Name der Bucht vermutlich von Jammer ab.

Auf einen Strand fahren wir aber noch, nachdem wir Løkken haben liegen lassen. Man muss sich ja für eine weitere Reise noch Ziele lassen. Und das wir wiederkommen, steht jetzt schon fest. In Blokhus pflügt sich Dirty Harry einen Weg durch die Dünen. Dieser wunderbar breite weiße Strand ist nicht überall festgefahren sondern eher ein wenig tricky. Es gibt durch den Wind aufgeschichtete Sandhaufen, die man nicht sofort als solche erkennen kann. Deshalb parken viele direkt links und rechts der Einfahrt. Aber unser Allrad und sein Fahrer bringen mich sicher ans Ziel.

Entlang der Margueritrouten, deren Erkennungszeichen eine weiße Margerite auf einem Holzschild am Wegrand ist, die auf eine landschaftliche schöne Strecke verweist, juckeln wir noch nach Fjerritslev und schlafen gut in den Dünen des Slettestrands. Beim Abendspaziergang sehen wir, wie die Schiffe auf den Strand gezogen werden. Es gibt hier nämlich keinen Hafen. Das war ganz spannend.

Und spannend geht es auch im nächsten Bericht weiter mit Geschichten rund um die >Hygge-Time< des Dreamteams an der Küste Jütlands.

Ein Kommentar bei „„Hygge-Time“ in Dänemark: Die Westküste Jütlands; Teil 1“

  1. Ohne Worte :-)))

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