„Herbstflimmern in Bella Italia“: In die Toskana

Gut geschlafen auf dem Parkplatz in Dorf-Tirol und voller Tatendrang verabschiedet sich Dirty Harry von seinem jüngeren Bruder und weiter geht die Reise gen Süden. 180 km sind es bis nach Borghetto unserem nächsten Ziel. Trotz früher Stunde, ist schon total viel los auf den Straßen. Ich bin gespannt welchen letzten Platz wir heute finden. Borghetto wird als eines der schönsten Dörfer Italiens bezeichnet. Es liegt etwa 13 Kilometer von Peschiera del Garda entfernt im Hinterland und dominiert durch seine imposanten Ruinen die Gegend. Das ehemalige Festungsdorf liegt inmitten zahlreicher Wasserdurchlässe und der berühmten Brücke Ponte Visconteo. Die Brücke ist ein Überbleibsel des gewaltigen Staudamms mit dem der ehemalige Herrscher Visconti den Fluß Mincio staute.

Borghetto ist auch ein Mühlendorf. Früher ernährten die Wassermühlen die Einwohner des historischen Dorfes. Heute sind sie Touristenattraktionen. Uns gefällt es immer wieder gut dort. Wir stehen dieses Mal auf dem neuen großen Stellplatz direkt vor den Toren des Ortes, die weithin sichtbaren Türme der Nachbarstadt Vallegio im Blick. Dorthin wollen wir später laufen und die berühmten „Knoten der Liebe“, wie die Tortellinis umgangssprachlich genannt werden, einkaufen. Der Legende nach wurden hier im Mittelalter die mit Kürbisbrei gefüllten Tortellini di Vallegio erfunden.

Zunächst erkunden wir den großen Wohnmobilstellplatz. Wir stehen mit ein paar anderen Womos auf dem großem Wiesengelände, wir brauchen ja keinen Strom. Hier konnten wir uns tatsächlich den Platz aussuchen. Ein großes modernes Duschhaus ist kurz vor der Fertigstellung. Einige Duschen sind schon in Betrieb. Zwei Minuten kosten 50 Cent. Was würde Obelix wohl dazu sagen….. ich müsste wohl ein Säckchen 50 Cent Stücke mitnehmen wenn ich dorthin duschen ginge.;-))

Es ist Sonntag und gefühlt ganz Italien schiebt sich durch die engen Gassen Borghettos. Wir wandern durch den Ort hoch zu den Türmen des angrenzenden Städtchens Valeggio sul Mincio und kaufen in der Fußgängerzone die „berühmten“ Tortellini bei einer sehr engagierten Verkäuferin. Sie erklärt uns genau, wie sie später zuzubereiten sind. Jede einzelne der „Liebesknoten“ wird vorsichtig mit einer Zange genommen und in eine Schachtel gelegt. Wir kaufen unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Es macht schon Spaß beim Kaufen dieser Köstlichkeiten und noch mehr beim Essen! Genuss pur!

Unser nächstes Ziel ist das Weingut Podere Riosto in Pianoro. Diese Stadt liegt unterhalb von Bologna in der Emilia Romagna. Es beginnt zu regnen, oder besser gesagt zu schütten. 150 km in einem Unwetter zu fahren ist nicht ganz ohne. Auf der Autobahn ist wenig los, aber viel Wasser. Später auf der bergigen Landstraße geht es mit dem Verkehr auch. Die Straßen sind oft völlig überflutet, Dirty Harry meistert alles gut. Wenn wir durch eine Unterführung fahren, ziehe ich automatisch die Beine an. Die Straßen werden enger und kurviger, das Weingut liegt auf einem Hügel in schöner Alleinlage. Wir kennen das Anwesen und die Familie aus früheren „Genussreisen-mobil-erleben“ mit Lars Schober. Auf dem Weingut findet gerade eine Hochzeit statt. In den Weinbergen ist alles gedeckt für die Hochzeitsgesellschaft, es regnet aber ohne Ende! Wie schade für die Braut. Wir stellen uns auf den neuen Parkplatz und schaffen es, in einer Regenpause, einen besonderen Wein namens Pignoletto im Shop einzukaufen. Das ist ein spritziger Weißwein. Sozusagen Frizzante und hervorragend geeignet für schöne Sommerabende. Was wir gerade erleben ist alles andere als das. Aber auch das hat mal ein Ende. So auch dieser sintflutartige Regen. Wir werden mit einem traumhaften Regenbogen belohnt und öffnen die erste Flasche Pignoletto!

Am nächsten Morgen haben wir noch Gelegenheit die Familie zu treffen. Es ist ein warmer Empfang. Wir beglückwünschen die Tochter Christiana, die jetzt das Weingut leitet, zur gelungenen Weiterführung. Eine Weinprobe, wie vom Patron vorgeschlagen, passt an der Stelle für uns nicht. Wir kaufen auf Empfehlung weitere Flaschen Rotwein, so haben wir auf der Reise Gelegenheit zu probieren und überlegen ggf. auf dem Rückweg nochmal in Pianoro vorbeizufahren. Wir sind herzlich willkommen!

Weiter gehts nun in die Toskana zum Conte Ferdinand Guiccardini in sein Castello in Poppiano. Auch dieses Weingut kennen wir von der eben schon erwähnten Genussreise. Es ist niemand „zuhause“. Wir kaufen im Shop eine gemischte Kiste Rotwein, haben aber auch die Möglichkeit, einiges zu probieren. Unterwegs vertiefen wir dann die Geschmacksrichtungen der einzelnen Weine. Auch hier in Montespertoli ist die Weinernte in vollem Gange. Es riecht nach Trester und Gärung. Kindheitserinnerungen kommen hoch. Wir übernachten auf dem Dorfparkplatz, das ist kein Problem, wird uns gesagt. Wir haben einen schönen Blick in die Weinberge der Umgebung.

Gut ausgeschlafen juckeln wir durch die kurvigen und ziemlich schlechten Bergstraßen des Chianti. Von weitem sehen wir die herrschaftliche Auffahrt zum Castello Gabbiano. Der „schwarze Ritter“ im Wappen ist ihr Markenzeichen. Sie sind bekannt für die guten Chianti Weine, die das Weingut hervorbringt. Wir erinnern uns an die Zeit vor 25 Jahren, als wir hierher, damals noch mit dem PKW, eigene Genussreisen organisiert haben. Mit Freunden wurde ein Landhaus mit großer Küche gemietet, gekocht, getrunken, das Leben und die Hügel der Toskana genossen. Aus dieser Zeit kennen wir die Gegend und die Weine des Chianti mit dem >Gallo Nero< im Etikett sehr gut. Wohlweislich fahren wir aber am Weingut vorbei. Im Moment ist nur noch wenig Platz für neuen Wein im Womo.

Einer geht aber noch. ;-)) Und zwar fahren wir in die Nähe von Arezzo zur bekannten Fattoria La Vialla (www.lavialla.com). Seit Jahren bestellen wir dort die biologischen Produkte der Familie und natürlich auch deren Weine. Es macht Spaß jetzt auch mal das gesamte Areal kennenzulernen. Es gibt mittlerweile einen Wohnmobilstellplatz dort. Wir reservieren vorher, sonst hat man kaum eine Chance. 24 Stunden darf dort kostenlos gestanden werden. Wunderbar. Wir verbringen einen genussreichen Nachmittag bei La Vialla.

Im schönsten Sonnenschein, genießen wir deren herzliche Gastfreundschaft und lernen sympathische Menschen bei der Weinprobe im großen Keller kennen. Friedemann und seine Frau sind Deutsche, leben aber in der Nähe von Grosetto in der Maremma. Sie geben uns einige wertvolle Tipps für die Gegend um Grosetto. Denn dort wollen wir als nächstes hin, ein paar Tage chillen am Strand! Aber noch sind wir in La Vialla und genießen weiter deren Produkte! Mit einer Golfkarre werden wir am Abend zum Wohnmobil gefahren. Wir bedanken uns bei den emphatischen Angestellten, die alles tun, damit sich ihre Gäste wohlfühlen. Ich falle in einem traumlosen Schlaf, erfüllt von einem phantastischen Tag! Dieter macht am nächsten Vormittag noch eine Führung durch die Fattoria. Sehr beeindruckend waren wohl die Ölmühle, das Weinlager und die Bäckerei. Ich schreibe derweil die Eindrücke nieder.

Weitere 160 km quer durch die Toskana, durchgerüttelt von den gruseligen Straßen, kommen wir in der Maremma an und finden einen kleinen Campingplatz in der Nähe von Castiglione della Pescaia, einem schönen alten Städtchen. Wir gewöhnen uns an die relative Dunkelheit unter hohen Pinien, stehen aber ansonsten großzügig in der Nähe der Rezeption. Wie auf einem „Marktplatz“ kommen wir uns dort vor. Sehen und gesehen werden. Dirty Harry bekommt von allen Seiten Komplimente. Er zeigt stolz seine Stollenreifen und erstrahlt darüber in der Morgensonne. :-)) Mich wundert es immer wieder, viel viele Männer auf diesen 4×4 abfahren, aber immer die obligatorische Frage stellen, ob man sowas wirklich braucht! Die Frage beantworten sie damit eigentlich selbst. ;-))

Zum Strand sind es nur wenige Minuten. Der ist super! Wir gehen jeden Morgen vor dem Frühstück zum Schwimmen ins warme Tyrrhenische Meer! Und ich meistens zum Sonnenuntergang nochmal. Das ist Lebensqualität!

Italienische Campingplätze sind manchmal sehr speziell und so gar nicht unser Ding. In den heißen Sommermonaten braucht man wohl den Schutz der Bäume. Die Parzellen sind irgendwie von Bäumen und Büschen abgeschottet, es fühlt sich an wie in einer Höhle. Wir fahren mit dem Motorroller die Gegend erkunden einmal links rum nach Punta Ala und einmal rechts rum nach Castiglione d.P. und kommen auch in die Cala Violina, die Violinenbucht. Sie hat ihren Namen angeblich davon, dass wenn man durch den Sand geht, es zwischen den Zehen wie ein Violinenspiel klingt.

Na ja! Als ich nach über zwei Kilometern staubiger Straße, die bergauf und bergab führt, total verschwitzt endlich in der berühmten Bucht ankomme, höre ich keine Violinenklänge sondern sehe viele Menschen am Strand. Es gelingt nur schwer ein Foto ohne Körper zu machen. Die smaragdgrüne Farbe des Wassers ist bei Sonnenschein schon sehenswert. Um die Violinenklänge hören zu können, fehlte mir an dem Nachmittag die Muße. ;-))

Warum die Menschen mit Kind und Kegel und mit allem was man für einen Strandtag so braucht, sich diesen Weg antun, erschloss sich mir nicht. Dieter hatte auf dem Parkplatz auf mich gewartet! Ich war erschöpft, aber meine Neugierde war befriedigt! Auf jeden Fall hatte ich eine sportliche Leistung hinter mich gebracht, die mit einem leckeren Sundowner belohnt wurde.

Von Grosetto aus in südlicher Richtung erstreckt sich der Naturpark der Maremma. Früher konnten wir noch bis an die weißen Sandstrände mit dem Auto fahren. Heute fährt ein Shuttlebus dorthin. Diese Gegend heben wir uns für einen nächsten Besuch auf. Einen Blick auf den Strand konnte ich dennoch erhaschen, es gibt einige Wanderwege dorthin!

Weiter geht es nun in die Gegend von Neapel. Das nächste Abenteuer wartet, der Vesuv!

Zum Schluss nochmal ein Hinweis für die eMail Empfänger*innen der Reiseberichte: Bitte auf die blaue Überschrift tippen, dann gelangt ihr in die lesefreundliche Fassung des Blogs! Die Bilder aus der Galerie lassen sich vergrößern wenn man länger auf ein Bild tippt.

9 Kommentare bei „„Herbstflimmern in Bella Italia“: In die Toskana“

  1. Saturnia ist auch sehenswert. Einen Tag an der Quelle der Therme verbringen; beim /im Hotel !

    1. Bei so einem schönen Reisebericht steigt die Vorfreude auf das Reisen! Von La Vialla beziehen wir ab und zu das leckere Olivenöl, nun haben wir, dank dir/euch liebes Dream Team auch einen bildlichen Eindruck von der Fattoria.

    2. Hallo Otto,
      ja, danke für den Hinweis. Wir waren vor vielen Jahren schon mal dort! Ich nehme das Ziel auf die nächste Reiseliste auf. Es gibt tatsächlich Orte, da kann man mehrmals hinfahren. herzliche Grüße von uns!

  2. Dieser wunderschöne Reisebericht lässt uns vom Reisen träumen &steigert unsere Vorfreude darauf! Appetit hat er auch gemacht…wir beziehen unser Olivenöl von La Vialla wirklich sehr lecker! Ganz lieben Dank & weiterhin schöne Touren

    1. Hallo Monika, es gibt viele schöne Gegenden in der Toskana! La Vialla gehört dazu. Hierher kommen fast nur Deutsche, weil die Fattoria in Deutschland sehr viele Kunden hat. Sie vermieten auch Ferienhäuser. vielleicht mal ein Reiseziel für Euch! Herzliche Grüße von uns!

  3. Hallo Ihr Beiden,
    ihr unternehmt immer wieder schöne interessante Reisen. Schön Euch dabei virtuell zu begleiten.
    Liebe Grüße Udo

    1. Danke Udo, schön dass Du dabei bist. so hören wir hin und wieder voneinander. Ihr seid aber auch an schönen Orten unterwegs. Pass auf Dich auf! Herzliche Grüße Renate

  4. Hallo ihr Lieben, einiges kommt mir von unseren zwei Reisen in die Toskana bekannt vor und ich kann mich an Dieters Erzählungen von euren Genußreisen mit Freunden erinnern. Wieder ein sehr lesenswerter Reisebericht. LG Evy

    1. Hallo liebe Evy,
      ja die Toskana ist immer eine Reise wert! Wir sind schon in vielen Ecken dort gewesen.Es ist viel Tourismus dort. In das Naturschutzgebiet der Maremma wollen wir dennoch nochmal hin!. Viele herzliche Grüße von uns!

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