>Im Elbsandsteingebirge gibt es viel zu sehen und noch mehr zu erleben: bizarre Felsformationen, die Romantik des Elbufers, abwechslungsreiche Wanderwege und unglaublich schöne Natur<. So titelt der Flyer, den ich in der Touristinformation in Dresden mitgenommen habe. Wir sind schon ganz gespannt in die für uns unbekannten Gegend zu kommen, freuen uns aber in erster Linie auf Ruhe und Natur nach den turbulenten Tagen in einer Großstadt. Dieter hat einen Stellplatz ausgesucht, in dessen Nähe ein Shuttlebus abfährt, der die Leute zu den Sehenswürdigkeiten rund um das Gebiet der berühmten „Bastei“ bringt. Das Highlight schlechthin im diesem 700 Quadratkilometer großen Nationalpark, lerne ich später. In Bad Schandau ist das Nationalparkzentrum, dort will ich mich mit weiterem Kartenmaterial eindecken. Mit diesem Plan starten wir in Dresden, werfen noch einen wehmütigen Blick zurück als wir über die Elbbrücke fahren.
Bei schönstem Wetter folgen wir der Elbe in das vorwiegend aus Sandstein aufgebaute Mittelgebirge am Oberlauf dieses idyllischen Flusses im Bundesland Sachsen. Der Nationalpark Sächsische Schweiz selber erstreckt sich noch weiter bis nach Nordböhmen in Tschechien und liegt 723 Meter über dem Meeresspiegel.
Die Anreise über das immer enger werdende Elbetal birgt einige Unwägbarkeiten. Wir suchen vergeblich einen Frühstückplatz am Ufer der Elbe in der alten Barockstadt Pirna. Es gibt nur Parkplätze für PKWs, der Dreamliner ist schon ganz beleidigt. In Bad Schandau, wo ich mir doch Infomaterial besorgen wollte, gibt es keinen Zentimeter Platz um zumindestens mal anzuhalten. Himmel und Menschen sind unterwegs. Das kann ja heiter werden. Der Magen hängt uns schon auf den Knien, es hilft alles nichts. Weiterfahren! Dann wird’s an einer Engstelle auch noch hell im Wohnmobil, ein Blitzer hat uns erwischt. Jetzt sind Fahrer und Mobil richtig sauer. Gott sei Dank finden wir irgendwann am Ufer neben einem alten Kahn einen Picknickplatz. Uff, das ist ja nochmal gutgegangen. Schön ist ja hier, stellen wir übereinstimmend fest. Hoch über uns ragen schon einige charakteristische Felsnasen in den Himmel. Der wohl bekannteste der Tafelberge mit der Festung Königstein ist von überallher sichtbar. Es ist heiß, ich will ankommen! Hoffentlich gibt es auf dem Stellplatz einen Platz für uns. Man kann dort nicht reservieren. Außerdem gibt es einige schlechte Kritiken im Netz, von denen wir uns aber nicht abhalten lassen, dorthin zu fahren. Wir bilden uns lieber selber eine Meinung.
Auf dem Plateau angekommen, empfängt uns der naturbelassene Reisemobilpark- Bastei (www.reisemobilpark-bastei.de) mit offenen Armen. Es gibt Platz und der Stellplatzchef ist uns bei der Suche nach einem geeigneten Platz für unsere Länge behilflich. Es gibt einige lange Plätze die auch mit entsprechenden Hinweisen gekennzeichnet sind. Wer steht da drin, die kleinen VW Busse. Dieses Phänomen kennen wir auch von woanders. Wir nehmen einen freien Platz, werden aber am nächsten Tag umziehen auf einen Eckplatz mit schöner Fernsicht. Später kommen wir auch mit dem Betreiberehepaar ins Gespräch. Sie erzählen uns die Geschichte des Stellplatzes.
3 Jahre hat es gedauert von der Planung bis zur Realisierung ihrer 62, teilweise terrassierten Plätze im Landschaftsschutzgebiet, erzählen die Beiden. Sie hatten durch die unmittelbare Nähe zum Nationalpark große Auflagen durch die Naturschutzbehörde zu erfüllen. Der Platz ist naturbelassen, bestimmte Bereiche dürfen nicht gemäht werden. Deshalb lauten auch manche Kommentare, es sähe dort ungepflegt aus. Jetzt werden Schilder aufgestellt, die den Besuchern erklären, dass Biotope für das ökologische Gleichgewicht in der Natur wichtig sind und deshalb nicht abgemäht werden dürfen. Auch bei der Entsorgung gibt es durch die biologische Kläranlage einiges zu beachten. Herr Kirsten hilft und erläutert alles. Es gibt einigen Komfort auf dem Platz. Moderne Stromanschlüsse, innovative Nachtlichter, ein Sanitärgebäude mit Geschirrspülraum und vier einzelnen Raumbädern, natürlich Ver- und Entsorgung und eine Hundedusche. Sie wollen jetzt für die Wohnmobilsten einen Flyer entwickeln der die Besonderheiten des Naturschutzes und auch die Preispolitik erläutern. Der Grundpreis beträgt 14 Euro. Für Zusatzleistungen, wie Strom, Dusche etc. zahlt man extra. Wir finden das vernünftig.
Frau Kirsten überreicht uns Informationsbroschüren und weist auf einige schöne Wanderwege hin. Super! Ich sehe schon, wir bleiben länger. Wir haben Hochzeitstag und was kann es Schöneres geben, als mit meinem Lieblingsmenschen am späten Nachmittag auf einen Sundowner zu einem der berühmtesten Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz zu wandern.
Wir brauchen auch keinen Shuttlebus. Wir gehen vom Stellplatz knapp 3 Kilometer durch den Wald und schon stehen wir auf der steinerne Brücke umgeben von den Ruinen der alten Felsenburg Neurathen. Es bieten sich grandiose Ausblicke auf das 200 m tiefer unter uns liegende Elbetal. Es ist zwar immer noch viel los, aber es geht! Zu diesem späteren Zeitpunkt zu gehen war die richtige Entscheidung. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es wäre wenn unsere asiatischen Freunde auch noch alle hier herumliefen……
Das ist sie also, die berühmte 76 Meter lange Basteibrücke. Ein bisschen surreal wirkt das 170jährige Viadukt zwischen den knubbeligen Felsentürmen. Sandstein im Sandstein, Menschenwerk und doch Teil der Landschaft.
Später lassen wir den besonderen Tag bei einer guten Flasche Jahrgangssekt mit dem Konterfei von „August dem Starken“ aus der im letzten Bericht erwähnten sächsischen Weingegend ausklingen. Nachts träume ich dennoch von dem südafrikanischen Weingut, auf dem wir ohne Corona jetzt gewesen wären.
Am nächsten Tag gehen wir auf eine längere Hiking-Tour und folgen dem „Malerweg“ durch die wildromantische Felsenschlucht runter ins Tal in den Kurort Rathen an der Elbe.
Hier ist gerade die mit Wasserkraft am Schleppseil hängende Fähre angekommen. Die kleinen Dorfstraßen wird vollgestopft mit Menschen. Auch die steinernen 600 Stufen hoch zur Bastei quollen über vor Besuchern. Sogar Kinderwagen rumpelten über die unebenen Pfade, geschoben von Männern mit vor Anstrengung hochrotem Kopf. Alle strömen nach oben als gäb’s kein Morgen mehr. Oh nein, schnell weg hier.
Wir entscheiden uns, diese Menschenmassen großräumig zu umwandern und gehen schön gemütlich über den Elberadeweg in die 3 km entfernte Stadt Wehlen. Dort steigen wir den Berg hoch und wandern entspannt über Wiesen und Felder. Ein letzter Abstieg durch ein enges Felsentor, den sog. Höllenschlund und wir sind wieder am Stellplatz. Einkehrmöglichkeiten gibt es hier in der Gegend eher wenig bis gar nicht. Und wenn dann haben sie krude Öffnungszeiten, so von 14.00 Uhr bis 17.00. :-((
Wir verlängern noch einen Tag. Hier ist es einfach zu schön und es gibt viele Wandermöglichkeiten mit attraktiven Zielen. Auch lädt das Waldschwimmbad Rathewalde um die Ecke mit einer FKK-Wiese zum Verweilen ein. Es sind heiße Sommertage während unserer Zeit dort, aber durch die Höhenlage des Reisemobilparks ist es gut auszuhalten. Es weht ein stetiger leichter Wind, abends ziehe ich eine Jacke an. Nachts kühlt es ab und wir schlafen in herrlicher Ruhe.
Unsere letzte Wanderung führt uns auf dem Malerweg in die andere Richtung nach <Hohnstein<. Wir gehen wieder durch den kleinen Ort Rathenwalde und treten hinaus auf eine weite, offene Hochebene mit Feldern, über denen die Hitze flimmert. Die Tafelberge liegen im Dunst als ferne Kulisse hinter uns. Das Feld, an dem wir langlaufen, zeigt, wie schön biologische Landwirtschaft sein kann: Zischen den Halmen leuchten blaue Kornblumen und andere Gräser. Bald führt der Malerweg wieder in den Wald zurück. Von der Hockstein-Aussicht sehen wir weit hinab in das Polenztal und erblicken durch das Blätterdickicht die ersten Dächer des gegenüberliegenden Ortes Hohnstein.
Ein aus Felsen gemeißeltes Spitzbogentor markiert den Einstieg zum Abstieg in das besagte Tal. Auf Metallstufen gelangen wir in die Wolfsschlucht zwischen den beiden gewaltigen Felsen hindurch die den Hockstein bilden. An einigen Stellen stehen die Felswände kaum mehr als schulterbreit auseinander. Ich fluche mal wieder vor mich hin. wenn ich in diesen „Schlund“ hinabschaue. Ich komme heil unten an, der weitere Weg durch das grüne Tal in dem es nach Moos und feuchten Felsen riecht, verläuft problemlos.
Am Ende steigen wir wieder hoch in die kleine schmucke Stadt Hohnstein. Hier thront unübersehbar auf einem Felsen die Burg aus dem 12. Jahrhundert. Sie prägt maßgeblich das Gesamtbild des beschaulichen Ortes. Sie ist heute eine Jugendherberge und es gibt einen kleinen Biergarten mit Gaststätte. Gerne hätten wir im Schatten der mächtigen Bäume ein Bier getrunken und auch was gegessen, aber auch hier waren die Öffnungszeiten (14.00-18.00 Uhr) für uns nicht passend.
Wir machen uns wieder auf den Rückweg und ich denke mit Schrecken an den Aufstieg in der Wolfsschlucht! Aber mein Pfadfinder Dieter hat für mich eine altersgerechte Alternativstrecke gefunden! Super! Bei einem Imker am Weg, der seine Bienen mit Namen kennt, kaufen wir Honig der hervorragend nach der Gegend schmeckt.;-))
Jetzt noch kurz um die Ecke, schon kommt der Stellplatz in Sicht. Und mein Fahrer bleibt zum wiederholten Mal vor seinem Traumfahrzeug stehen. Dieter, lass das nur den Dreamliner nicht sehen. :-))
So gehen diese wunderschönen ereignisreichen Tage auf dem Bastei-Plateau im Nationalpark Sächsische Schweiz zu Ende. Gute 50 Kilometer haben wir während der Zeit unseres Aufenthaltes auf Schusters Rappen zurückgelegt. Darauf bin ich stolz! Wir bedanken uns bei dem engagierten Ehepaar Kirsten, wünschen ihnen alles Gute und verständnisvolle Stellplatzgäste.
Übrigens entstand der Name >Sächsische Schweiz< im 18. Jahrhundert. Zwei Schweizer Künstler waren 1766 an die Dresdner Kunstakademie berufen worden. Von dort aus sahen sie ostwärts, etwa einen Tagesmarsch entfernt, ein Gebirge liegen. Sie fühlten sich durch diese Landschaft an ihre Heimat erinnert und berichteten in ihrem Briefwechsel zur Unterscheidung von ihrer Heimat von der „Sächsischen Schweiz“!
Für uns geht es weiter ins Erzgebirge!
Ihr Lieben, immer wieder sehr schön eure tollen Weg-Erfahrungen & Abenteuer zu lesen und ein klein wenig „dabei“ zu sein! Es grüßt euch ganz herzlich die Saskia, die sonst mit euch den Rotwein im südlichen Afrika getrunken hätte!!
Hallo Saskia,
schön von Dir zu hören.
Mit dem Rotwein ist ja hoffentlich nur vertagt!?
Herzliche Grüße auch an Peter, aktuell schon vom Bodensee.
Dreamteam
Renate+Dieter
Wunderbarer und realistischer Bericht mit grandiosen Fotos. Ein Genuss für Campingfreunde die diese Urlaubsart über 50 Jahre bevorzugt haben. Vielen Dank. dream – team. Anne und Werner
Danke Anne für die symphatischen Worte.
Wir haben uns in der Gegend sehr wohl gefühlt. Wir waren in Dresden für die Kultur, für Radtouren an der Elbe u. im Elbsandsteingebirge zum Wandern.
Viele Grüße aus dem Rheinland.