Heute war mal wieder „der frühe Vogel“ angesagt, denn wir hatten uns einiges vorgenommen. Ein frühes Frühstück und ein Stadtbummel in der größten Stadt Vermonts, in Burlington und anschließend der Besuch in Kanadas sympathischer Stadt Montreal.
Burlington liegt direkt am Lake Champlain und ist eine Universitätsstadt. Zentrum des städtischen Lebens ist ein gut 500 m langer verkehrsfreier Abschnitt der Churchstreet über vier Blocks. Bei uns zu Hause heißt das Fußgängerzone. Das ist ein Novum in den USA, dort kennt man meist keine autofreien Zonen, in denen die Restaurants und Kneipen Tische und Stühle rausstellen und man schön in der Sonne sitzen und das Leben genießen kann.
Wir haben dort nett gefrühstückt und uns eine weitere Attraktion dieser Stadt angesehen. In einer Gasse in der Nähe der Fußgängerzone wurde die fensterlose Seitenwand eines Ladengebäudes auf rund 40 m Länge mit einem sagenhaften, plastisch wirkenden durchgehenden Wandbild bemalt.
Thema ist die amerikanische, vermischt mit regionaler Geschichte zwischen 1609 und 2009. Die Übersetzung von Jahren auf diese Zeitachse und deren Ausfüllung mit historischen wie kulturellen Ereignissen, sowie Waffen, Fahnen, Tieren Fahrzeugen und Personen ist an sich schon eine tolle Leistung, von der technisch perfekten Ausführung einschließlich der einen 3D-Eindruck hervorrufenden Maltechnik gar nicht zu reden. Wir waren echt baff!
Anschließend sind wir nach Montreal, der zweitgrößten Stadt Kanadas gefahren. Sie liegt knapp 50 km nördlich der Grenze zu den USA in der Provinz Quebec auf einer Insel, die vom Sankt-Lorenz-Strom und von Mündungsarmen des Ottawa umflossen wird. Wir hatten einfach das Gefühl dort nochmal hinfahren zu müssen. Bei einem Besuch im letzten Jahr waren wir schon angetan vom Charme dieser „französischen“ Stadt (französisch ist die offizielle Sprache) Der Bus hätte zwei Stunden gebraucht, wir haben es in anderthalb geschafft. Gute Entscheidung, doch mit dem Womo zu fahren. Ich habe „meine“ Kneipe wiedergefunden; natürlich haben wir der „Notre Dame de Montreal“ in der Altstadt einen Besuch abgestattet und sind den uns bekannten Pfaden gefolgt. Es hat sich wieder gelohnt!
Nach einer entspannten Nacht fuhren wir am nächsten Tag zurück und weiter durch die idyllischen „Green Mountains“ in Vermont.
Vermont ist ganze 240 km lang und 145 km an seiner breitesten Stelle. Der einzige Neuengland-Staat ohne Zugang zum Meer besteht aus einer dicht bewaldeten Hügel-und Gebirgslandschaft. Les Monts Verts, grüne Berge, nannte Samuel de Champlain den Landstrich östlich des später nach ihm benannten Sees. Die Hauptstadt ist das relativ kleine Montpellier (ca. 8000 Einwohner) mit einem schönen Capitol das wir uns am Ende diesen Tages noch angesehen haben.
Aber vorher genossen wir Vermont in vollen Zügen. Bei herrlichen 28 Grad und Sonnenschein besichtigten wir eine Eiscremefabrik, die längst Kultstatus erlangt hat. Ben und Jerry`s Icecream -Factory.
Die beiden Gründer der Firma, die mittlerweile zu Senioren gereiften Alt-Hippies Ben & Jerry erlernten die Kunst der Eisherstellung 1978 per Fernkurs. Das war es aber nicht was uns an den Beiden fasziniert hat. Sie hatten eine Firmenphilosophie, die wir voll vertreten. Sie propagierten Caring Capitalism, also den fürsorglichen Kapitalismus. Denn der diene dem Wohl der Konsumenten, der ArbeitnehmerInnen und letztlich ganz Vermont. Leider haben die Beiden ihr erfolgreiches Unternehmen im Jahr 2000 an Unilever verkauft, aber immerhin hilft Ben & Jerry´s bis heute auch unter dieser Eignerschaft u.a. regionalen Kleinbetrieben und Dritte-Welt Bauern durch Direktimporte. Das Konzept, „Tue Gutes und sprich darüber“, wird in der zu einem Besucherzentrum ausgebauten Eisfabrik bei Waterbury glaubhaft vermittelt und sorgt für das positive Image der Eismarke, die weltweit vertrieben wird.
Das Eis hat natürlich super geschmeckt; witzig war für uns dass es einen sog. Flavor Graveyard gibt. Auf dem Friedhof sind alle produzierten, aber heute nicht mehr vertriebenen Eissorten „begraben“.
Wir fahren weiter auf der Route 100, die auch das grüne Herz des Staates genannt wird und hinter jeder Kurve Postkartenmotive bereithält.
Die Cold Hollow Cidre Mill hat gehalten was uns dazu versprochen wurde.
Frisch gestärkt fuhren wir unserem nächsten Ziel, der Trapp Family Lodge in Stowe entgegen, mit einem lecker duftenden Apfelkuchen im Gepäck.
Die Geschichte der Trapp-Familie hatte mir meine Mutter schon insofern erzählt, dass in den Fünfzigern an der Mosel in den Sälen der Hotels ein Heimatfilm über das Schicksal dieser österreichischen Waisenkinder und ihrem Vater gezeigt wurde.
Ruth Leuwerik und Hans Holt wurden vom Regisseur Wolfgang Liebeneiner in Szene gesetzt…
Die Salzburger Adelsfamilie von Trapp verließ nach dem Einmarsch Hitlers ihre Heimat und erlangte singend Weltruhm!
Hollywood nahm sich der rührenden Familiengeschichte im Film und bis heute immer noch gespielten Musical (Sound of Music) an:
Der verwitwete Baron von Trapp, bereits mit reicher Kinderschar gesegnet, heiratet die Novizin Maria, die Gouvernante der Kinder.
Es wird in der Familie gesungen und musiziert und zwar so gut, das internationale Aufmerksamkeit entsteht. Schließlich lässt sich die Familie in Stowe, Vermont nieder…im Film, wie im Leben.
Fast alle Kinder sind in Stowe geblieben, ein Enkel des Barons führt die Family Lodge. Bereits 1942 kauften sie die Hilltop Farm und bauten sie in den folgenden Jahren zum ersten Cross-Country Skiressort in Amerika aus.
2010 folgte der Aufbau einer Brauerei, die eine sehr erfolgreiche Entwicklung nahm… davon haben wir uns natürlich selber überzeugen können. Überhaupt war das weitläufige Gelände mit seinen alpenländig angehauchten Holzgebäuden und weitem Blick über die grünen Hügel sehenswert.
Mittlerweile sind wir in den White Mountains unterwegs und im Bundesstaat New Hampshire angekommen. Die White Mountains mit Gipfeln bis zu 2000 m sind das höchste Gebirge im Nordosten der USA. Seinen Namen bekam das Wintersportrevier von seinen oft schneebedeckten Berggipfeln.
In dem beschaulichen Örtchen Bath mit dem ältesten Generalstore der USA, wurden wir überraschend zum „Cider- Frühstück“ in der nebenan liegenden Kirche eingeladen. Es war ein Erlebnis für sich mit den Oldies des Ortes.
Berühmt sind die White Mountains auch für den Ort Bretten Woods. Im dortigen Mount Washington Hotel fand 1944 die Konferenz zur Neuordnung der Finanzwelt nach dem zweiten Weltkrieg statt. Da mussten wir hin. Große Politik in luftiger Höhe schnuppern, wo gibt es das schon.
Unser Dreamliner konnte sich auch hier sehen lassen. 🙂
Im Innern war das Hotel sehr gediegen. Wir konnten den Konferenzraum, wo damals die richtungsweisenden Entscheidungen getroffen wurden, besichtigen. Wir waren ganz still in dem Raum.
Schönes Wetter hat unseren Ausflug begleitet, alle Berggipfel waren zu sehen nur der Mount Washington, der höchste Berg Neuenglands, hat sich nicht herabgelassen sich ganz zu zeigen.
Wir sind dennoch zufrieden, ist er doch für sein stürmisches Wetter berüchtigt und für eine Weltrekord-Windgeschwindigkeit von 372 km/h gemessen 1934.
Das schmale New Hampshire, mit nur 20 Meilen Küstenlinie, ist hügelig und reich an Seen. New Hampshire ist ländlich strukturiert und die White Mountains sind das touristische Zentrum und ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Hauptstadt ist Concord.