The Maritimes…..

 

Wir sind wieder nach Kanada eingereist, für diese Reise zum letzten Mal. Wir blicken etwas wehmütig zurück auf ein Amerika in dem wir viele Monate durch fast alle Bundesstaaten gereist sind.

Das Land hat zwar zur Zeit einen unwürdigen Präsidenten, aber die Menschen, denen wir begegnet sind, waren überaus freundlich und hilfsbereit. Sie haben uns  willkommen geheißen und fühlten sich geehrt, dass wir da waren!

Die Natur mit der die USA gesegnet sind, ist unbeschreiblich und wird einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Wir hoffen, dass dieser Präsident ein kurzzeitiger Irrtum ist. Uns hat es ja in Deutschland auch schwer erwischt. Ich hoffe, dass das Erstarken der radikalen Parteien auch nur ein kurzzeitiger Irrtum ist.

Nun zurück zu unserer Route. New Brunswick, Prince Edward Island und Nova Scotia sind die kleinsten Provinzen Kanandas. Man nennt sie deshalb „The Maritimes“ da sie ganz oder überwiegend vom Meer begrenzt werden: vom Atlantik, vom Golf des St. Lawrence und der Bay of Fundy.

 

Die Maritimes waren ursprünglich Siedlungsgebiet der Mi’kmaq-Indianer, die nur noch 2% der Bevölkerung ausmachen. Die Entdecker nannten das Gebiet der heutigen Maritimes Acadia. Von Franzosen und Engländern im 17. Jh in Besitz genommen, gab es ein jahrelanges Gerangel um die Vorherrschaft, bei der die französichstämmige Bevölkerung 1755 brutal vertrieben wurde und die Engländer die Provinzen unter ihre Herrschaft brachten. Heute ist es so, dass die meisten Bewohner der Maritimes Nachkommen britischer Einwanderer sind. Sie betrachten ihre Heimat gern als die Geburtsstätte des heutigen Kanada.

Die maritimen Provinzen Kanadas werden bei uns als Reiseziele zur Zeit stärker entdeckt, erfahre ich bei meinen Recherchen. Den Besucher erwartet eine kaum zerstörte Idylle: unverbaute Küsten, kleine intakte Orte und glasklare Seen und Flüsse.

 

 

 

Überall präsent sind Spuren der jahrhundertealten Siedlungsgeschichte und Seefahrertradition. Ein Besuch in den maritimen Provinzen sei ein“ Step back in Time“ eine Reise in die Vergangenheit! Wie schön, dass wir die Provinzen am Ende unserer Reise so genießen dürfen und es auch so vorfinden wie es geschrieben steht.

 

Begonnen haben wir in New Brunswick. Das Gebiet der Provinz „Neu Braunschweig“ wie sie auf deutsch heißt, entspricht ungefähr einem Rechteck. Es grenzt im Westen an Maine und hat damit den riesigen amerikanischen Kontinent quasi im Rücken. Für viele Touristen ist New Brunswick für einige Tage Durchreisegebiet, da Küste und Landschaft sich nicht wesentlich von anderen unterscheiden. So sind auch wir auf der Durchreise auf dem Weg nach Halifax. Informiert haben wir uns schon, was es Interessantes in „Neu Braunschweig“ gibt und sind auf ein einmaliges Phänomen gestoßen was es nur hier gibt. In der Stadt Saint John drängt bei Flut das Wasser der Bay of Fundy mit aller Macht  in die Mündung des Saint John River und lässt ihn flussaufwärts fließen! Dabei entsteht eine Art Wasserfall, der in Saint John von der Brücke am Reversing Falls Information Centre zu beobachten ist. Als wir ankamen war die Flut leider schon sehr hoch gestiegen. Wir konnten trotzdem erkennen was das Wasser da so macht.

 

 

 

 

Beim zweiten „Wasserereignis“ waren wir pünktlich zur Stelle, beim Tidenhub in der Bay of Fundy. Hier nehmen die Ereignisse ihren Anfang. Ein mächtiger Gezeitenstrom pulsiert in der trichterförmigen Bay of Fundy und sorgt an ihren Küsten für mehrere Attraktionen: so dreht die Flut den Wasserfall an der Mündung des Saint John River um, (erwähnte ich eingangs) und schiebt im Peticodiac River, bei der Stadt Moncton, oft bis zu 2 m hohe Riesenwellen vor sich her. Wir waren bei Ebbe auf der Strecke, konnten aber den Fluss und seine Schlammlöcher in Erwartung der Flutwelle sehen.

 

 

An den Ufern der Bay of Fundy haben Ebbstrom und Flutwasser die Felsformationen derart erodiert, dass die berühmten Flowerpots entstanden sind.
Hunderte Billionen Wasser drücken zweimal täglich vom offenen Atlantik in die Bay of Fundy. An bestimmten Stellen der Bucht erreicht der Tidenhub unter extremen Bedingungen Werte bis zu 16 m Höhe, die Höhe eines vierstöckigen Hauses. Das ist einmalig auf der Welt.

 

 

 

 

 

 

 

Das Leben der Küstenbewohner wird bestimmt durch den Rhythmus des Meeres. Stundenlang liegen die Boote bei Ebbe auf dem rötlichen Boden der Bucht und die Fischer müssen warten, bis das Wasser wieder die Stege erreicht. Dafür werden sie mit guten Fängen belohnt, denn viele Fischarten gedeihen bei hohem Wasseraustausch.

 

Wir genossen den „Fundy Bay Nationalpark“ wo wir quasi auf dem Meersboden entlangwanderten und fuhren später weiter über die 13 km langen Confederation Bridge nach Prince Edward Island ( P.E.I.)

 

 

Die Lage der Insel erinnert an eine Fledermaus. Sie ist 224 km lang und zwischen 6 km und 64 km breit.

 

 

P.E.I. ist gekennzeichnet durch eine überwiegend sanfte grüne, kaum bewaldetet Hügellandschaft und zahllose Buchten, Lagunen und Strände. Sie erinnert ein wenig an Lummerland.

 

 

 

 

 

Benannt ist die Provinz nach Edward Augustus, Duke of Kent, dem Vater von Königin Victoria. P.E.I. ist die kleinste der kanadische Provinzen und ihr Wahlspruch: „Die Kleine unter dem Schutz des Großen“, ist klug gewählt. Es gibt keine Industrie auf der Insel, hier lebt man von der Landwirtschaft, speziell von Viehzucht und dem Anbau von Kartoffeln. Wir haben die Fahrt über die Insel in den Nationalpark im Norden sehr genossen. Ein langer Strandspaziergang und ein warmes Bad im „Golf von St. Lawrence“  hat den Tag abgerundet.

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag besuchen wir den alten Leuchtturm bei  Covehead Bay und die Hauptstadt Charlottetown. 

 

 

 

 

Nach einem ausgedehnten Strandtag bummeln wir durch diese sympathische Stadt. Im Hafen werden wir auf deutsch begrüßt: „Willkommen auf P.E.I“ ruft uns eine Einheimische deutschsprachige Frau zu. Alles guckt, wir freuen uns und grüßen zurück….

Charlottetown ist die Hauptstadt der wirklich hübschen Agrar-und Ferieninsel Prince Edward Island und ist die Wiege der Konföderation Kanadas. 1864 einigten sich die 23 Vertreter der britischen Kolonien Nordamerikas im Province House auf einen föderalen Bund. Leider wird das Gebäude aktuell saniert.

 

 

 

Wir konnten die historischen Räume deshalb nicht besuchen. Der Spaziergang durch das charmante Städtchen hat sich trotzdem gelohnt.

 

 

 

Es gibt einen Boardwalk an der Harbourfront. Bei dem schönem Wetter und einem leckeren Eis aus der angeblich besten Eisdiele Kanadas ein Genuss.

 

 

 

 

Es gäbe noch viel zu erzählen über P.E.I. Nicht wegzudenken aus dieser Region ist z.B. Anne, Heldin der „Anne“ Buchserie, erschaffen 1908 und ständig 15 Jahre alt mit Sommersprossen und Strohhut, aus dem rote Zöpfe baumeln–eine frühere aber etwas ältere Pipi Langstrumpf. Bei uns ist „Anne“, in zwanzig Sprachen übersetzt, indirekt bekannt durch „Anne Franks Tagebuch“. (Sie liest in ihrem Versteck „Anne of Green Gables“) In Canada ist die Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery ebenso wie ihre Romanfigur eine nationale Berühmtheit. Im „Green Gable House“ auf der Insel ließ sie Anne aufwachsen. Im Ort Cavendish wird alles vermarktet. Unser nächster Besuch wird auch dorthin führen.

 

 

 

 

Morgen geht es weiter zur letzten Provinz der Maritimen, nach Nova Scotia.

Schreibe einen Kommentar