Bevor wir uns dem Naturpark Cabo de Gata widmen, wollen wir noch unseren Olivenöl-Vorrat aufbessern und fahren dazu hoch in die Berge. Von Roquetas aus, fahren wir 50 km und sind in einer ganz anderen Welt. Hier, rund um Tabernas, erwarten einen nicht nur Olivenplantagen ohne Ende, sondern auch Bilder, wie aus einem Westernfilm. Karge, von der Erosion zerfressene Berge aus Fels, Geröll und Sand, bewachsen mit Kakteen und Agaven, erinnern an die Wüstenlandschaften des wilden Westens. Tatsächlich wurden hier viele einschlägige Filme gedreht, wie wir später erfahren. Sergio Leone z.B. drehte in dieser Gegend mit Clint Eastwood >Eine Handvoll Dollar<. Die damals aufgebauten Kulissen haben sich inzwischen die beiden Themenparks Oasys Mini-Hollywood und Fort Bravo zunutze gemacht. In deren Filmstadtkulissen finden in normalen Zeiten spektakuläre Shows für Jung und Alt statt.
Die Ölmühle „Oro del desierto“ in Almazara, direkt an der N-340a gelegen, hat geöffnet. Sie ist wohl eine der besten in Andalusien und erhält für ihr Bio-Olivenöl extra Virgin jedes Jahr Auszeichnungen. Wir werden vom Juniorchef herzlich begrüßt und sehr gut beraten. Es gibt hier so unterschiedliche Olivenöle in den verschiedensten Klassifizierungen und Geschmacksrichtungen. Wir sind für seine Informationen dankbar.
Nach dem erfolgreichen Einkauf wollen wir auf einem der Wohnmobilstellplätze in der Nähe übernachten und uns an der beginnenden Blüte der Mandelbäumen erfreuen. Es ist zwar ein ziemlich diesiger Tag und die Sicht ist eingeschränkt, doch der Duft der blühenden Bäume liegt in der Luft und lockt uns an. Wir fahren zunächst zum nahegelegnen Stellplatz mit dem, für die Gegend, passenden Namen „Little Texas“. Dazu müssen wir über eine schmale Schotterpiste rumpeln. Es stehen schon Wohnmobile dort, es gibt zwar noch Platz. Aber am Tor angekommen, hängt dort ein Zettel. Stellplatz geschlossen! Wir wundern uns, können aber niemanden sehen und fragen. Da wo wir herkommen, am Meer, ist fast alles geöffnet und hier in der Einsamkeit der Berge scheinen strengere Regeln zu gelten?! Ich rufe dann beim nächsten in der Nähe liegenden Stellplatz „Tor zur Wüste“ an und erfahre, dass auch dieser Stellplatz wegen der Pandemie geschlossen ist. Der freundliche deutsche Besitzer Arne erläutert uns, dass hier genauestens die Fallzahlen betrachtet werden. Dabei ist egal, ob es sich um kleine oder große Gemeinden handelt. In dünn besiedelten Gegenden ist eher der für Schließungen verantwortliche Inzidenzwert erreicht! Klingt irgendwie nicht logisch. Ich like diesen besonderen Ort auf Facebook. Zu Arne und seinem Stellplatz wollen wir auf einer späteren Tour mal hin!
Über den interessanten Ort Sorbas, in dem viele Häuser in großer Höhe über dem Abgrund stehen, fahren wir in den Naturpark „Cabo de Gata“. Eigentlich wollten wir auch zu dem gleichnamigen Stellplatz >Cabo de Gata Camperpark< (www.cabogatacamperpark.com). Allein der starke Wind hält uns ab zu diesem Platz, den wir noch nicht kennen, in luftiger Höhe zu fahren. Von den heftigen Windböen der letzten Zeit haben wir genug. Wir finden eine schöne Alternative im „Windschatten“ der Berge auf dem >Agua amarga Camperpark< (GPS: N36°56’25.8″ W1°56’13.6″). Nicht jeder Wohnmobilstellplatz hat eine Webseite. Deshalb kann ich sie in diesem Fall nicht aufschreiben und verlinken. Die meisten Plätze sind mittlerweile auch in Facebook, so dass man gut Kontakt auch über den FB Messenger aufnehmen kann.
Schon seit 1987 steht der rund 60 Kilometer lange Küstenstreifen des >Cabo de Gata< unter Schutz. Es darf seitdem nicht mehr gebaut werden, die wenigen Ortschaften genießen Bestandsschutz. Der Name >Cabo de Gata< bedeutet >Kap der Katze<, hat aber nichts mit Tieren zu tun. Es ist vielmehr eine mit der Zeit etablierte Abkürzung des ursprünglichen „Cabo de Agata“, was als „Achatkap“ schon mehr Sinn ergibt. Die trockene, steppenähnliche Zone hinter der Küste ist vulkanischen Ursprungs, was ihre teils bizarren Felsformationen erklärt. Mit gerade mal 20 Regentagen pro Jahr bleibt die Vegetation auf den sandigen und trockenen Böden ziemlich karg. Man sieht viele Agaven, Zwergpalmen und Ginster. Afrika scheint hier näher als Europa zu sein. Auf unseren Wanderungen auf den Klippen in dieser einzigartigen Landschaft haben wir genau so empfunden! Für Wohnmobile gilt, dass das freie Übernachten im Naturpark nicht gestattet ist. Darüber hatten wir uns vorher informiert. Wir fühlen uns in dem im Winter etwas verschlafenen „Nest“ Aqua Amarga am Ende des Parks wohl. Eine nette Sandstrandbucht vervollständigt das Idyll des kleinen Ortes. Es wird auch nur jeder zweite Stellplatz belegt, was uns entgegenkommt.
Wir bleiben einige Tage und erkunden die Gegend. Ein herrliches Stück Natur. Wir sind begeistert! Die Wanderwege im Park sind alle perfekt ausgeschildert. Hierher wollen wir unbedingt zurückkommen. Die karge Landschaft, die Berge, der Salzgeruch des Meeres in der Luft geht ins Herz und ruft nach mehr! Auch Dirty Harry möchte mal auf eine Klippe und einen Weitblick genießen. Es gibt einige Wege im Naturpark, die man ganz gut hochfahren kann. Den alten Leuchtturm aus der Nähe zu sehen, sich in den Wind stellen, weitere stille Buchten zu entdecken. Das macht Spaß. Dirty Harry und sein Fahrer träumen davon, hier oben zwischen all den alten Steinen auch mal zu übernachten! So ist es richtig, die Träume dürfen nie ausgehen. Das hält jung! :-))
Auf der Weiterfahrt an der Küste entlang an kleinen verträumten Buchten und über den Badeort Carboneras kommen wir nach Mojácar. Der langerstreckte Ort Mojácar Playa ist gnadenlos touristisch vermarktet.
Das 8000 Einwohner zählende weiße Dorf dagegen liegt malerisch im Hinterland auf einem Felsen. Wir durchstreifen es voller Freude über die erhaltenen Ursprünglichkeit Andalusiens. Gigantische Ausblicke tun sich vor uns auf. Wir haben wegen der Wetterlage eine wunderbare Fernsicht und sind restlos begeistert. Leider können wir nirgendwo einkehren. Wegen Corona sind die Lokale geschlossen. Gerne hätten wir der örtlichen Gastronomie etwas Unterstützung zukommen lassen! So aber wartet Dirty Harry mit heißem Kaffee und Plätzchen auf uns.
Wir freuen uns jetzt auf unseren nächsten Übernachtungsplatz in ca. 30 Kilometer Entfernung. Hier wartet das Resort Indalo (www.resortindalo.com) im Hinterland von Vera im Ort Cuevas del Almanzora auf unseren Besuch. Es ist ein Stellplatz der besonderen Art. Allein der Name, >Indalo<, hat bei mir gleich eine Spurensuche ausgelöst.
Der Name Indalo ist eine prähistorische Figur und stammt von einem andalusischen Regengott. Sie wurde als Höhlenmalerei in einer Höhle in der Provinz Almería, in der wir uns immer noch befinden, entdeckt. Die Figur stellt einen Menschen dar, der einen als Regenbogen interpretierten Bogen in den Händen hält. Das zum Indalozeichen mutierte Felsbild wird als Schutz gegen Böse Geister interpretiert und ist als Talisman beliebt. Der Indalo hat uns aber auf der Herfahrt nicht beschützt, sondern hat uns mit den richtig eingegebenen Koordinaten mitten ins Nirgendwo geschickt. Dirty Harry macht sich nicht bang als wir auf einen langgezogenen Feldweg einbiegen.
Auch nicht als der Weg einen relativ steilen Hügel hinaufführt. Der Platz ist in der Ferne auch schon zu sehen. Dieter sagt: Augen zu und durch, das kriegen wir hin! Wir landen dann aber mitten auf einem Brokkoli Feld. Das ist zwar schon zur Hälfte abgeerntet, es riecht super nach eben dem Gemüse, ich bekomm schon Appetit auf eine leckere Suppe. Bevor aber der große Trecker seine Kurve fährt und unser dann ansichtig wird, drehen wir lieber um und kommen irgendwann auf die Zufahrtsstraße zum Stellplatz. Weil das nicht nur uns passiert, sind auf der Internetseite entsprechende Hinweise notiert.
Quasi unter dem Indalozeichen hindurch fahren wir auf den Platz. Er ist an vielen Stellen sehr schön künstlerisch gestaltet. Aber der erste Eindruck ist eher sportlicher Natur. Links und rechts der Einfahrt befinden sich Tennisplätze, Squashcourts und Bouleplätze. Es gibt neben den Stellplätzen auch kleine Bungalows gruppiert um einen großen Swimmingpool. Ein kleines Paradies inmitten der kargen und wüstenähnlichen Landschaft.
Der Stellplatz bzw. Campingplatz selber zieht sich über mehrere Etagen und endet auf einem großen Plateau. Dieses Areal ist relativ neu, während der ältere Teil des Platzes halt etwas in die „Jahre“ gekommen ist. Auf dem neueren Teil gibt es die Ver-und Entsorgung direkt am Platz. Es stehen einige große Wohnmobile verteilt, meistens Franzosen, die den Vorteil haben, sich wegen der Anschlüsse nicht vom Platz wegbewegen zu müssen. Neben dem Duschhaus wurde auch noch eine weitere Ver- und Entsorgung gebaut.
Auf den Etagen im älteren Teil stehen vereinzelt Wohnmobile. Das Besondere hier ist, dass man dabei in asphaltierten Boxen steht. So nenne ich die Stellplätze mal. Die Bepflanzung rundherum lockert allerdings alles auf. So das ein Gefühl, auf einem Parkplatz zu stehen, bei uns nicht aufkommt. Wir richten uns zunächst auf dem Plateau ein, von wo aus man einen phantastischen Rundblick hat. Aber nicht für lange. Wenn nachmittags die Sonne hoch steigt, bläst wieder ein fauchender Wind über die Berge und schüttelt die Wohnmobile durch. Die Franzosen lassen das stoisch über sich ergehen, ziehen aber doch hin und wieder ihre Slide Outs ein oder verzurren stärker ihre Vorzelte. Wir halten den Wind auch eine Zeit lang aus, fahren dann aber zwei Kurven nach unten und stellen uns neben einen blühenden Baum in eine Asphaltbox. So halten wir es die nächsten Tage. Morgens zum Frühstück nach oben, gegen Abend wieder nach unten. Wir schlafen ruhig ohne Schaukelbewegung, das ist die Hauptsache.
Die Franzosen haben Spaß und winken schon, wenn wir morgens wieder um die Ecke kommen. Wir bleiben eine Woche und erfreuen uns auf Spaziergängen an dieser Wüstenlandschaft. Die Gemüsefelder und Olivenplantagen müssen alle mühsam bewässert werden, erzählt uns der Patron des Resorts. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, zum kilometerlangen Sandstrand von Vera, sind es ca. 8 Kilometer. Wer einen fahrbaren Untersatz dabei hat, ist hier bestens aufgehoben. An Weiberfastnacht mache ich mal eben eine kleine Polonaise über den Platz, das muss einfach sein. Der Karnevalsjeck in mir braucht das einfach! Dieter kennt das schon und macht die Musik für mich an. Bei dem Lied “ Dat Hätz vun dr Welt“ von der Kölschband >Höhner< muss ich doch ein paar Tränchen verdrücken.
Bald heißt es Abschied nehmen von diesem interessanten Resort-Indalo. Wir wollen ja noch weiter die Küste hoch und finden einen Traumplatz direkt am Strand.
Davon erzähle ich beim nächsten Mal.