Jedem, dem du erzählst du fährst nach Polen, hat so einen Spruch parat, wie- >Dann pass mal auf, dass am nächsten Tag dein Auto noch alle Teile hat<- oder „Kaum gestohlen, schon in Polen“. Ein wenig beunruhigt bist du dann ja schon. Deshalb bin ich auf Spurensuche gegangen um herauszufinden, woher denn diese Vorurteile stammen.
Tatsächlich haben besonders im 20. Jahrhundert viele polnische Bürger geklaut. Ob Lebensmittel, Geld oder Autos, es wurde nichts ausgelassen. Aber woran liegt das genau? Wer nur etwa 40 Jahre in der Geschichte Polens zurückgeht, weiß, das Polen von 1947 bis 1989 unter Kommunismus gelitten hat. Dieser hatte zur Folge, dass die meisten Familien arm waren, aufgrund von Lebensmittelmangel hungerten und die Arbeitslosigkeit rapide stieg. Um seine Familie zu versorgen und zu überleben, blieb den meisten Polen nichts anderes übrig, als auf Diebestour zu gehen. –Mittlerweile hat sich das Klauen allerdings gelegt, das beweisen statistische Zahlen und Diebe gibt es schließlich überall! Wir jedenfalls lassen uns von Vorurteilen nicht leiten und freuen uns auf unsere Tour nach Polen. Für den Fall der Fälle haben wir ja Dagmar und Bert mit ihrer Firma MobiSiL (Mobile Sicherheit Lünenbach) dabei. :-))
Die Reisegruppe legt auf dem Weg bis zur polnischen Grenze in Swiecko, einen Übernachtungsstopp auf dem schönen Wohnmobilstellplatz „Marina Coswig“ in Sachsen Anhalt ein. (www.marina-coswig.de)
Hier an der Elbe lässt es sich gut leben. Die Stellplatzbetreiber sind superfreundlich und haben für die großen Autos auf einem schönen Wiesengrundstück Platz.
Wir beschließen gemeinsam noch einen Tag länger zu bleiben. Dafür müssen wir am nächsten Tag früh losfahren um pünktlich am Treffpunkt in Frankfurt Oder zu sein. Die Einen nutzen den gewonnenen Tag um eine Fahrradtour in die Lutherstadt Wittenberg zu machen (18 km einfache Strecke),
die Anderen wandern an der Elbe entlang zum Anleger der Fähre, die die Gäste in den wunderschönen Wörlitzer Park, der zum Weltnaturerbe gehört, bringt. Eine wunderbare Gegend hier in Coswig.
Auf dem Stellplatz gibt es interessante Gespräche und gegenseitiges Kennenlernen.
Bei Sonnenschein sind wir am nächsten Morgen der frühe Vogel und fahren die 170 km zügig bis zum Treffpunkt auf einem Rastplatz in der Nähe von Frankfurt Oder. Auf der Autobahn trifft man schnell wieder auf die Gruppe, alle haben ja den gleichen Weg. Die Leute in den Dörfern staunen nicht schlecht, als wir bei einer Stauumfahrung, mit zehn „Schränken“ hintereinander durch ihren Ort fahren.
Am Treffpunkt werden wir von Anna und Matthias von HEKA-Reisen herzlich empfangen. Alles ist perfekt vorbereitet. Karten liegen bereit, es gibt Namensschilder, die Go-Boxen sind programmiert und es werden Aufkleber auf die Windschutzscheibe befestigt.
Matthias tauscht uns die ersten 100 Euro in Zloty und macht dabei Witze über seine „betrügerischen“ Landsleute. „Trau keinem Polen, sonst wirst du bestohlen“ etc. Also scheint das Thema ja doch noch aktuell zu sein. ;-)) Zu allem Überfluss zeigt uns unser polnischer Reiseleiter wie schnell ein Wohnmobil legal geknackt werden kann. Eine Eingangstür ließ sich von außen nicht mehr öffnen, Regina wurde von ihrem Mann durch das aufgehebelte Seitenfenster ins Auto gehievt.
Das war ein Lehrstück von positiver Einbrecherkunst. Gut das wir einen polnischen „Fachmann“ dabei haben :-))) Nach 180 km Autobahn und problemlosen Grenzübergang in Swiecko, überqueren wir den Fluss Warthe und kommen wir auf unserem Stellplatz >Hotel Camping Malta< www.campingmalta.poznan.pl im Grünen in Posen/Poznan an.
Kaum haben wir unsere Plätze bezogen, wird sofort der „Versorgungswagen“ von Matthias in Betrieb genommen und es gibt zur Begrüßung guten polnischen Wodka und ein Faß Bier. Herrlich unkompliziert sind unsere Gastgeber!
Reisebegleiter mit Herz! Das ist sofort erkennbar. Auch unsere Gruppe wächst zusammen.
Silke und Christel backen Waffeln für alle. Der Teig wird natürlich in Sekundenschnelle im Thermomix zubereitet. Die erste Waffel bekommt das erste Geburtstagskind in der Runde.
Die Männer versuchen gemeinschaftlich das besagte kaputte Schloß in der Wohnmobiltür zu reparieren.
Es gelingt nur provisorisch, die Ersatzteile werden bestellt und Matthias organisiert den Transport zu einem der nächsten Campingplätze. Ein leckeres polnisches Abendessen beschließt einen wunderbaren ereignisreichen Tag.
Heute steht eine Stadtbesichtigung in Posen, der fünftgrößten Stadt des Landes, auf dem Programm. Wir werden mit einem Bus abgeholt und in die Stadt gebracht. Unsere Stadtführerin Barbara bringt uns auf anschauliche Art die Geschichte Ihrer Stadt näher. Die erste Nennung Posens fällt mit der Erwähnung der Stadt als erstem polnischen Bischofssitz im Jahre 968 zusammen. Aus dieser Zeit stammt auch der erste Vorgängerbau des Posener Doms, der auf der sog. Dominsel steht, umgeben von den beiden Flüssen Warthe und Netze.
In dieser wunderschönen Kathedrale „Peter & Paul“ haben wir eine interessante Führung. Barbara zeigt uns in den Katakomben wo alles begann….
Die Posener Domkirche besteht seit den Anfängen des Christentums in Polen. Sie ist die älteste Kathedrale und ein Denkmal des Jahrtausends christlicher Kultur.
Das Herz der Altstadt ist der „Alte Markt“ mit seinem eindrucksvollem Rathaus.
Hierzu erzählt sie uns folgende Anekdote: Vor ganz langer Zeit, kam ein Bauer in die Stadt um seine beiden Ziegenböcke zu verkaufen. Da er lange unterwegs war, hatte er mächtigen Durst und kehrte ausgiebig ins Wirtshaus ein. Seine Ziegen mussten draußen bleiben. Diese wurden von frechen Jungs auf das Dach des Rathauses gezogen. Dort liefen sie meckernd herum und alles schaute nach oben. So konnte schnell ein Brand bemerkt werden, der sich auf dem Dach des Rathauses auszubreiten begann. Und damit hatten zwei Ziegenböcke das wunderbare Rathaus gerettet. Jeden Mittag um 12.00 Uhr kommen die beiden Ziegen aus einer eisernen Tür oberhalb der Rathausuhr und der Turmbläser spielt dazu eine immer gleiche Melodie. Herrlich eine so alte Tradition mitzuerleben.
Leider hat einsetzender Regen uns dazu veranlasst, etwas schneller durch diese wunderbare Stadt zu gehen. Wir kehren in ein alteingesessenes Lokal ein und essen dort die Spezialität Polens Piroggen! Das sind Maultaschen mit verschiedenen Füllungen. Dazu wird das berühmte Bier der Stadt gereicht. „Lech-Bier“!
Das veranlasst unseren Reiseleiter einen seiner Sprüche loszuwerden: >Lech muss wech> oder >Zum Wohle, sagt der Pole<! Es macht viel Spaß mit Anna & Matthias unterwegs zu sein.
Die „Basilika-Minor“ wird auch noch besichtigt und beeindruckt durch ihre barocken Formen.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Lech-Bier noch in der Stadt gebraut. Das große Brauereigelände wurde aber mittlerweile in einen modernen Einkaufskomplex umgewandelt. Wir staunen nicht schlecht, als wir dort hindurchgeführt wurden.
So haben wir in wenigen Stunden das alte und neue Gesicht Posens erleben dürfen. Ich bin mächtig beeindruckt! Barbara, unsere kompetente Stadtführerin hat uns herzlich eingeladen wiederzukommen. Das können wir uns durchaus vorstellen.
Unsere nächste Etappe führt uns in das 150 km entfernte Thorn/Torun. Es ist der Geburtsort von Nikolaus Kopernikus. Dazu mehr im nächsten Bericht.
Sehr beeindruckend, sehr schöne Bilder und wie immer bei dir, liebe Renate, auch Hintergrund-Info. toll.
Monika