Gerade ist die Tour de France zu Ende gegangen und ich schreibe endlich das Ende bzw. den letzten Abschnitt unserer „Primavera“-Tour. Wir haben natürlich einige Abschnitte dieses Radklassikers verfolgt, insbesondere die Pyrenäenetappen. Wir können nicht ermessen, wie sich die Fahrer bei den Anstiegen zu einem Berggipfel fühlen, aber wir können uns in die Zuschauer hineinfühlen, die neben dem sportlichen Ereignis ein grandioses Panorama erleben dürfen. Wir werden wiederkommen in diese spannende Bergregion.
Aber erstmal „juckeln“ wir gemütlich Richtung Heimat, haben die Pyrenäen verlassen und finden im Tal in der Nähe von Arudy einen schönen privaten Stellplatz an einem Bach und unter Bäumen. Der gemütliche Platz liegt mit seinen großen Stellflächen in einem Park. Es ist kühler geworden, Gott sei Dank. Bei 22° haben wir wieder Lust alte Steine anzusehen.
So kommen wir in den berühmten Wallfahrtsort Lourdes. Schon als Kind haben mir meine Oma und meine Tanten die Geschichte der kleinen Bernadette erzählt. Der späteren Ordensschwester ist als 14- jähriges Mädchen im Jahr 1858 mehrfach die Mutter Gottes in einer Grotte erschienen. Genauer gesagt ganze 18 Mal. Wenig später wurden diese kirchlicherseits als Marienerscheinungen gedeutet. Diese Deutung ist bis heute umstritten. Dennoch wird Bernadette in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Um die bescheidene Grotte herum wurden viele Kirchen, teils auch unterirdisch, gebaut, um dem Pilgeransturm, der übrigens bis heute anhält, gerecht zu werden. Das alte Sprichwort: „Der Glaube versetzt Berge“ ist hier irgendwie spürbar. Die Hauptkirche erhebt sich in ihrer ganzen Pracht und Größe direkt über der Grotte am Fluss >Gave de Pau<.
Wir wissen nicht so ganz genau was uns erwartet, als wir vom Parkplatz zur Wallfahrtsstätte gehen (ca. 1 Kilometer, alles beschildert). Normalerweise ist ein solch berühmter Ort gnadenlos touristisch ausgenutzt. Klar waren auf dem Weg viele Andenkenläden, aber je näher wir den Sakralbauten kommen, legte sich eine Ruhe über den großen Platz und keine T-Shirtstände störten den Blick auf die religiöse Stätte. Ich muss gestehen, wir waren berührt und sehr beeindruckt.
Meine Omas und Tanten sind letztendlich aus vielerlei Gründen nie von der Mosel nach Lourdes gepilgert. Aber dafür bin ich jetzt hier. Und ich hab für alle Kerzen angezündet in der pompösen Kirche. Meinen Eltern stelle ich bald geweihte Kerzen aus Lourdes aufs Grab.
Nach diesem aufregenden Tag übernachten wir im kleinen Ort Miélan auf deren etwas rumpeligen aber kostenfreien Gemeindestellplatz. Bigfoot braucht auch mal eine Pause um seinen „Heiligenschein“ zu putzen ;-)).
Romantisch gefrühstückt wird am nächsten Tag an einer alten Kirche. Das passte gerade und liegt auf dem Weg. Obwohl politisch überhaupt nichts mehr passt in der katholischen Kirche. Aber das ist eine andere Baustelle. Nach wie vor üben kirchliche Bauten, ihre Geschichte und ihre Umgebung eine ziemliche Faszination auf mich aus. Ich muss einfach immer mal „kucken“ (meine Schreibweise). Mein Fahrer sagt dann meistens: „Wir haben doch schon hunderte Kirchen besucht, was soll da jetzt anders sein?“. Er geht aber immer mit mir und meistens finden wir noch etwas Neues!
In der Stadt Auch (kein Tippfehler) widmen wir uns nun wieder irdischen Dingen. Bei Leclerc wird in neuesten Waschmaschinen auf dem großen Parkplatz Wäsche gewaschen, Bigfoot betankt und eingekauft. Für diese riesigen Supermärkte in Frankreich bräuchte man Rollschuhe.
Wir cruisen gemütlich durch das >Tarn-Tal<, eine wildromantische Gegend. Hierher wollen wir wiederkommen und länger bleiben. Das Erkunden der bekannten Tarnschlucht in der Nähe der Brücke von Millau steht schon länger auf der Liste. In >La Magdalaine Sur Tarn< finden wir einen passenden Übernachtungsplatz an deren schönem See am Ortsrand. Ein Abendspaziergang um den See bildet den romantischen Abschluss eines schönen Tages.
63 Kilometer weiter kommen wir auf der N88 über Toulouse, in die alte Bischofsstadt Albi. Auch sie liegt am Fluß Tarn und kann mit einer monströsen Kathedrale punkten. Wir sind echt von den Socken bei dem Anblick dieses berühmten Backsteinbaus. Sie und die Mama Mundi, der sich anschließende Bischofssitz gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Außerdem beherbergt der >Palais de la Berbie<, angeschmiegt an die grandiose Kathedrale ein international bekanntes Museum: das Musée Toulouse Lautrec. Als kulturell interessierte Menschen, die wir nun mal sind, wäre ein Besuch dieses außergewöhnlichen Museums eigentlich ein Muss gewesen.
Vielleicht später einmal. Wir lassen zunächst mal diese traumschöne Stadt auf uns wirken. Mein Fahrer findet doch tatsächlich auf dem vollen Parkplatz unterhalb der Kathedrale in der Ecke, die für Wohnmobile reserviert ist, noch ein Plätzchen. Unglaublich! Die Leute schauen uns staunend hinterher, wenn sich das große Wohnmobil elegant zwischen den PKWs hindurchschlängelt. Ich mache dann meistens die Augen zu und zolle meinem Fahrer innerlich den größten Respekt!!
So erkunden wir die schmalen Gassen im historischen Zentrum, die von Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter gesäumt sind. Wir laufen durch verwunschene Parks und lassen uns durch das quirlige historische Zentrum treiben, besuchen die architektonisch interessant gestaltete Markthalle. Hier probieren wir Erzeugnisse aus dem Tarn-Tal und sprechen in allen Sprachen mit den freundlichen Verkäuferinnen. Wir erfahren auch, dass die Weinberge des Galliac, hier im südlichen Tarntal, zu den ältesten Weinanbaugebieten Frankreichs gehören. Später im Wohnmobil genießen wir die mitgenommenen Flaschen. Sie schmecken hervorragend, leicht und dennoch voller Geschmack.
Aber das Superlativ dieser Stadt ist diese grandiose Kathedrale Sainte-Cecile. Albi heißt „die Rote“. Der Backstein in all seinen Farbnuancen ist das architektonische Markenzeichen der Bischofstadt. Er wurde von den Römern eingeführt und ist charakteristisch für den Süden rund um Toulouse. Er verleiht Albi Eleganz und ein italienisches Flair. Der Komplex der Kathedrale und der Palais de la Berbie sind die größten Bauwerke aus Backstein weltweit! Wir sind begeistert und haben einen steifen Nacken vor lauter Hochschauen. Wir befinden uns übrigens jetzt in der Region Okzitanien.
Weiter gehts auf der N88 dem nächsten Highlight entgegen. Nach 94 Kilometern kommen wir auf unserem nächsten Übernachtungsplatz in Bozouls an. Eigentlich wollten wir tatsächlich nur übernachten, aber das Naturwunder, dass in der Nähe des neuangelegten kostenfreien Stellplatzes auf uns wartet, können wir uns nicht entgehen lassen. Schon auf der Nationalstraße künden große braune Hinweisschilder das Ereignis an. Den >Canyon de Bozouls<. Unglaublich was es alles gibt! Wir sind natürlich geblieben und genießen die Umgebung und das freie WLAN der Gemeinde. Am Abend laufen wir an der 100 Meter hohen Steilklippe im Dorf entlang und staunen nur noch. Die Kirche und einige Häuser befinden sich auf der schmalen Landzunge gegenüber. Hier hat der Fluss Dourdou über die Jahrhunderte ganze Arbeit geleistet. Die tief eingeschnittene Flussschlinge ist geologisch einzigartig. Am nächsten Tag wandern wir ein paar Kilometer durch die Schlucht. Die Wege sind gut begehbar und ausgeschildert. Aber auch der schöne Stellplatz ist aller Ehren wert. Da können sich andere Gemeinden vielleicht ein Beispiel nehmen. Hier musste nur die Frischwasser Entnahme bezahlt werden.
Aber weiter geht unser Weg, immer weiter. Die N88 führt uns ins Zentralmassiv Richtung Saint Etienne. Wir kommen in den Nationalpark der Cevennen, der ins UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen wurde. Eine tolle Strecke, du kannst kilometerweit schauen. Natürlich haben wir im Juni tolles Wetter. Auf der Strecke liegt der sympathische Ort Pradelles. Dort mal unbedingt durchlaufen und die Aussicht genießen!
Wir übernachten in Yissinggeaux auf dem ehemaligen städtischen Campingplatz, fast direkt an der Nationalstraße. Den Verkehr hört man nicht. Jetzt ist er ein Wohnmobilstellplatz . An der Schranke bezahlen wir 9.90 Euro und fahren auf den fast leeren Platz mit vielen hohen Hecken. Hier sind dann die Duschen und der Strom inclusive. Wir finden aber noch eine Stelle an der man ein wenig die Berge der Cevennen sehen kann.
Am nächsten Tag reisen wir auf kleinen Nebenstraßen weiträumig um Lyon herum. Wir kommen uns besonders auf den einstelligen Nebenstrecken (D7) vor wie in der Eifel. Wenn dann zwischendurch z.B. eine D 103 auftaucht freuen wir uns, da geht es schneller voran. Also es gilt, je größer die Zahl desto breiter die Straße. Wie haben ja Zeit, man sieht was vom Land und es gibt wenig Kreisverkehre. Mittlerweile sind wir in der Region Auvergne und haben eine gute Fernsicht auf die Alpen. Übernachten wollen wir in Saint-Jean-de-Bourney. Leider ist Kirmes im Dorf und der großzügige Stellplatz ist mit Fahrgeschäften gefüllt. Gott sei Dank hatten wir vor dem Ort ein Schild gesehen, dass auf einen Parkplatz am See hinwies. Wir fahren zurück und finden dort einen Platz. Der >l’etang de Montjoux< entpuppt sich als idyllischer kleiner See. Für die Fischer sind dort extra Stege ins Wasser gebaut. Wir setzen uns mit einem Getränk ans Ufer des Sees.
Ich komme mit einer jungen Frau ins Gespräch, die ganz alleine am Ufer sitzt und Scrabble spielt. Französische Worte zusammenstellen, hab ich noch nie gemacht. Wir hatten Spaß. Und die Fischer hatten am nächsten Morgen Spaß, weil sie Dieter beim Rasieren zuschauen konnten. So lieben wir das. Ein ruhiges Plätzchen und ein Schwätzchen mit den Leuten. Frühstücken tun wir im Rhonetal, im Hafen von Montalieu-Vercieu, laufen danach eine Runde an den Fluss und weiter gehts. Das machen wir übrigens auch oft. Wir übernachten irgendwo und fahren zum frühstücken woanders hin. So sehen wir viele Orte und kommen an Plätze wo wir vielleicht nochmal hinkommen wollen oder auch nicht.
Auf der D 996 kommen wir gut voran und sind 106 Kilometer weiter in Louhans, die auch die Stadt der 157 Arkaden genannt wird. Hier stehen wir im idyllischen Jachthafen der Stadt. Ein paar Euro zahlt man am Automaten, wenn er kaputt ist, kostet es nix. ;-)) Von dort aus ist man schnell in der alten Stadt. ein Rundgang schadet nicht, die Arkaden sind echt sehenswert. Louhans ist die Hauptstadt der burgundischen Bresse. Mittlerweile haben wir 8000 Kilometer auf der Uhr.
In Dole, der Stadt mit der ebenfalls sehenswerten Stiftskirche Notre-Dame und Geburtsstadt von Louis Pasteur, bleiben wir über Nacht. Direkt vor der Altstadt, gibt es einen großen Parkplatz, auf dem viele Wohnmobile Platz finden. Ein Bummel durch die Stadt lohnt sich. Die vielen hohen Schornsteine sind auffällig und auch unterirdisch gibt es einiges zu sehen.
Unsere letzte Nacht in Frankreich verbringen wir am Fluss Le Doubs in Montbéliard. Viele Kilometer fahren wir auf der D 683 an diesem gemütlich dahinfließenden Fluss entlang bis in den Hafen auf den ziemlich vollen Stellplatz. Kuschelcamping ist angesagt. „Da können wir uns gleich an die Situation in Deutschland gewöhnen“, sagt Dieter! Den Gedanken verdränge ich schnell wieder und wir laufen durch die nahegelegene blumengeschmückte Stadt. Alles in allem ein schöner Reiseabschluss.
In Deutschland warten aber auch noch einige attraktive Ziele und Treffen mit liebenswürdigen Menschen auf uns. Bei Weil am Rhein kommen wir über die Grenze und besuchen in Lörrach die Womofreunde Erika und Bernd. Hier begegnen sich auf dem Parkplatz vorm Haus „Bigfoot“ und die „feine Lady“, wie ich das neue Wohnmobil der Beiden nenne. Ich glaube, dass sie sich trotz der Unterschiedlichkeit gut vertragen haben.;-))
Die A5 bringt uns weiter hoch nach Meißenheim. Hier auf dem ruhigen grünen Stellplatz „Womopark Ortenau“ (www.womoparkortenau.de) mit Pferden auf der Koppel, kann man gut entspannen. Im Ort gibt es eine ausgezeichnete Metzgerei und eine Bäckerei im kleinen Lebensmittelladen mit süchtig machendem Kuchen. Wir treffen uns auch mit Corina, einer netten Spanienbekanntschaft.
Im ganz in der Nähe liegenden Neuried besuchen wir die Firma RSM-Bike (www.rsm-bike.de). Wir hatten schon viel von deren Modell >Mobilist< gehört und uns zu einer Probefahrt angemeldet. Das Wohnmobil parkt bei der Sporthalle und wir gehen die paar Meter zu Fuß zu der Firma, die ihren Sitz in einem Wohnhaus hat. Wir können die unterschiedlichen Ausführungen des Klappfahrrades Probe fahren und so die Unterschiede perfekt kennenlernen. Unterwegs bewundern wir die großen Sonnenblumenfelder. Herrn Richter hat Zeit für uns und erklärt alle Modelle sehr gut. Ein interessantes Geschäftsmodell: Der Rahmen kommt aus China und die wichtigen Komponenten, wie Gangschaltung, Bremsen und Licht werden hier am Rand des Schwarzwalds eingebaut.
Wir begegnen im Odenwald dem Städtchen Mosbach und sind ganz begeistert von dem romantischen Fachwerkort. Übernachten können wir am Ortsrand auf dem Gemeindestellplatz am Fluss. Vor der Weiterfahrt machen wir noch einen Morningwalk durch den schönen Park. Hier kreuzt auch der Main-Neckar Radweg und Teile des römischen Befestigungswalls Limes sind auf Wanderwegen zu erreichen.
Am Neckar entlang gehts für uns weiter an den Main. In Mainstockheim auf dem großen Wohnmobilstellplatz gucken wir Schiffe und schauen der Fähre hinterher, die rüber nach Albertsheim fährt, wo es auch direkt am Ufer einen kleinen Stellplatz gibt.
Der nächste Weinort am Main ist Dettelbach. Den besuchen wir beim nächsten Mal, denn wir sind eigentlich auf dem Weg nach Aschbach. Hier hat die Wohnmobilfirma Concorde ihren Sitz. Wir sind zur Durchsicht und Mängelbeseitigung, die sich aber im Rahmen halten, angemeldet und verbringen zwei Tage auf deren großzügigen Stellplatz. Ein von der Firma kostenlos zu Verfügung gestelltes Mietfahrzeug, bringt uns in die schöne alte Stadt Bamberg mit dem hervorragenden fränkischen Bier. Leider hat es viel geregnet an dem Tag, aber Essen und Trinken kann man in Franken wirklich gut.
So vergeht der Werksaufenthalt schnell und schon sind wir wieder auf der Autobahn. Aber noch nicht Richtung Heimat, nein, sondern zurück an den Bodensee, es ist der 08. Juli. In Radolfzell warten Herzensmenschen auf uns, die vorher beruflich verhindert waren. Wir verbringen ein kulinarisches Wochenende an unserem geliebten Bodensee. Rike und Oliver servieren ein leckeres Menü mit schöner Aussicht auf dem heimischen Balkon, wir fahren zum Schnapsbauern unseres Vertrauens nach Rickenbach, (www.senft-destillerie.de) lassen uns die neuesten Kreationen munden und kaufen in dem stylischen Laden leckere Getränke ein. Anschließend essen wir im Seegarten (www.seegarten-restaurant.de) in Allensbach. Ein idyllischer Ort, direkt am See. Wir haben viele Erinnerungen an „unsere Bank“.
Den Abschluss bildet ein ausgezeichnetes Mittagessen am Sonntag auf der Höri in Horn im Gasthaus Hirschen. Ich habe das schon öfter geschrieben, wer mal in der Nähe ist, sollte unbedingt dort einkehren! Glücklicherweise hatten wir noch den letzten Platz auf dem etwas rumpeligen Stellplatz >Wohnmobilpark im Herzen< in Radolfzell bekommen. Es war schon ein gewisses Risiko, an einem Freitagnachmittag bei schönstem Wetter mitten in der Saison an den Bodensee zu fahren. Was tut man nicht alles für beste Freunde. Und- et hätt jo alles „Jot Jejange“ wie der Rheinländer so schön sagt!
Und immer noch sind wir nicht zuhause aber jetzt wieder auf dem Weg Richtung Rheinland. Wir machen noch Station in Mainhardt bei dem Fensteranbieter VanGlas GmbH (www.vanglas.de). Hier erleben wir ein kompetentes Beratungsgespräch über die verschiedenen Tönungsfolien, die auf die Echtglasscheiben aufgebracht werden. Bigfoot hört auch genau zu und freut sich auch, dass die Kunststoffscheiben ausgetauscht werden. Das wertet dieses tolle Wohnmobil total auf.
Am Abend vorher treffen wir uns ganz in der Nähe mit lieben Reisefreunden und zwar in Mönchsberg, im Wald bei den Räubern. Ja, die gab es hier wirklich. Um 1750 rebellierten die Mainhardter Bewohner gegen ihren Landesherren, den Fürsten zu Hohenlohe. Sie verweigerten ihm jegliche Steuerzahlung und Naturalabgabe. Die Forderungen ihres Fürsten fanden sie nämlich unerträglich hoch. Ihnen blieb kaum was zum Leben. Den von ihnen angestrengten Prozess verloren sie, der Kaiser entschied zugunsten des Fürsten. War ja klar. Die Folge davon waren hochverschuldete und dadurch bettelarme Untertanen. Bald darauf bildetet sich eine Räuberbande, vornehmlich aus Bewohnern des Mainhardter Waldes. Sie überfiel und beraubte Reisende und Handelszüge auf den Fernstraßen im Wald. Die Überfälle verübten die Räuber in der sogenannten Fuchsmanier—- also nicht in der Nähe ihrer Wohnorte, sondern weit fort von zuhause. Leider geht die Geschichte nicht gut aus. Eine Laienspielgruppe vom Mainhardter Wald lässt die Geschichten von damals unter großem Publikumsandrang immer wieder aufleben. Unter dem Titel: „Aufstand im Mainhardter Wald- Von Rebellen zu Räubern“ kann man im Internet in deren online-Shop Karten erwerben. (www.laienschauspiel-mainhardt.de) Das werden wir mit Sicherheit tun. Ich liebe Traditionen. Auf engen Wegen durch den Wald zu unserem Ziel zu fahren, war auf jeden Fall schon ganz schön gruselig.
In dem Dorf Mönchsberg gibt es einen kleinen Stellplatz auf einer Wiese, etwas knubbelig aber ganz lieb zurechtgemacht und mit einem großen Schild versehen, damit auch keiner vorbeifährt. Das ist aber noch nicht alles. Ein toller Biergarten mitten in der Natur lädt ein zu schwäbischen Köstlichkeiten, wie z.B. „Backhäusle Blooz“( ähnlich Flammkuchen) und kühles Helles. Wir hatten einen schönen Abend mit Martina und Roland. Beim Absacker in unserem Wohnmobil gibt Roland noch einige Geschichten der Mainhardter Räuber zum Besten. Die Nachfahren sind auf jeden Fall höchst lebendig und wohnen alle noch in der Gegend. Vielleicht hat uns ja heute einer davon unseren Blooz serviert. ;-)) Was für ein Erlebnis!
Und wir, wir bleiben von Räubern verschont und machen einen letzten Halt in der Pfalz.
Wir sind in Hainfeld mit Betty und Werner, unseren Saarländerfreunden, verabredet. Sie sind im Kurzurlaub in der Pfalz zum Fahrradfahren. Wir stehen auf dem Parkplatz des Weingutes Koch in den Weinbergen. (vorher fragen) Zum Weingut gehört auch das urige Weinlokal „Wann’s Licht brennt isch uff“ ! Hier trinken wir „Pfälzer Gedeck“. Das sind eine Flasche Wein und eine Flasche Wasser zu einem noch moderaten Preis. Das ist zum einen bei der Wärme ein wunderbares Getränk und der Preis grenzt sich wohltuend ab, zu vielen nicht wirklich nachvollziehbaren Preissteigerungen in der Gastronomie sowie im Lebensmittelladen.
Wir besuchen gemeinsam das geschichtsträchtige Hambacher Schloss, die „Wiege“ der deutschen Demokratie. Im Café Ludwig in Rhodt unter Riedburg gibt es wieder diese unvergleichliche Schwarzwälder- Kirschtorte, bei der der Kirschschnaps von der Bedienung separat auf den Kuchen gegossen wird und zwar so lange, bist du Stopp sagst! :-))
Ein Highlight war auch der Besuch des rustikalen Gasthauses „Zeter Berghaus„, mitten im Pfälzer Wald gelegen (www.zeter-berghaus.com). Es gibt deftige lokale Gerichte. Man sitzt auf Terrassen mit Blick auf die Rheinebene. Phantastisch! Dorthin kommt man nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Nach dem letzten Absacker im Weinberg und der Verabredung zu einer Kölschkur bei uns im Rheinland, verabschieden wir uns von den lieben Menschen und begeben uns nun endlich nach Hause!
Nach 107 Tagen, 9500 Kilometern und Aufenthalt an 75 verschiedenen Orten, genießen wir unseren Garten, der von tollen Nachbarfreunden super in Schuss gehalten wurde.
Hier nun das Fazit meines Cockpitchefs:
Das war wirklich eine in jeder Hinsicht schöne Reise! Quasi die „Jungfernfahrt“ mit unserem neuen „Bigfoot“! Das daraus direkt so viele Kilometer geworden sind, war zwar nicht geplant, aber unserer Reise- und Entdeckungslust geschuldet!
Mit frostigen Temperaturen in Saarburg gestartet und mit 41 Grad in Zentralspanien haben wir eine ziemliche Temperaturentwicklung erlebt. Mensch und Fahrzeug haben es gut überstanden. Es war auch für uns eine neue Erfahrung im Zeitraum von Anfang April bis Mitte Juli unterwegs zu sein. Die Natur grünt und blüht, obwohl meist im Hinterland der Küsten, bereits abgeerntete Getreidefelder und verdorrte Grasflächen mit Brauntönen vorherrschten. In Portugal und Spanien waren die „Winter-Camper“ bereits weitgehend abgereist und dementsprechend viel Platz auch in den Hotspots! Wir haben diesmal die ganz kleinen Camps, Gemeindestellplätze und die freie Natur bevorzugt, oftmals waren die Tagesetappen nicht mehr als 30km lang! Mit unserem „Bigfoot“ lassen sich solche „Tingeltouren“ gut machen und wir gewinnen immer mehr Freude an dieser Art des Reisens. Quasi auch weg vom „Kuschelcamping“, das ist uns erst wieder verstärkt am Bodensee, wie berichtet begegnet! Manchmal halt nicht zu vermeiden, allerdings nicht mehr unser Ding! Wir sind auf der Reise durchweg freundlichen Menschen begegnet und hatten keinerlei Probleme.
Iveco-International hat uns einmal mit einer Werkstatt im Rahmen der Mobilitätsgarantie unterstützt! Das Ölleck im Motorbereich wurde schnell gefunden u. wir konnten problemlos weiterreisen.
Wo wir jetzt schon mal beim Fahrzeug sind:
Mit dieser Wahl haben wir für unsere Bedürfnisse alles richtig gemacht. Die Rundsitzgruppe im Heck gewährt fantastische Ausblicke. Der Schlafbereich im Alkoven ist geräumig. Dusche und Toilette ein Traum! Ja und die abgetrennte Fahrzeugkabine hält Temperaturen und neugierige Blicke fern und ist beim Parken zusätzlicher Stauraum. Mit den beiden Türen dort, haben wir praktisch drei Ein-/Ausgänge, was wir gegenüber unseren früheren „Linern“ gut finden. Schmunzeln musste ich öfter, wenn interessierte Menschen erstaunt schauten oder fragten, warum ich denn zum Öffnen der Klappen die Hand zärtlich an das Fahrzeug lege. Ja, die neue Sensortechnik, ob sie sich bewährt, mal sehen! Ansonsten ist natürlich die Höhe mit fast 3,75 m gewöhnungsbedürftig und immer zu berücksichtigen. Hat aber bis auf ein paar Äste hier und da gut geklappt!
Die Lautstärke des Verteilergetriebes unseres 4×4 macht uns noch zu schaffen. Da bin ich mit IVECO im Gespräch. Wir werden wohl ein anderes bekommen!
Ansonsten, klar wie immer bei neuen Fahrzeugen, kleinere Mängel wurden im Concorde Werk in Aschbach auf der Rückreise behoben! Jetzt steht noch ein Wechsel des Kühlschrankes an, da der Kompressor nicht so gut kühlt, wie das sein muss! Verbesserungspotential haben wir für uns natürlich auch schon entdeckt: Geänderte Stoßdämpfer mit Zug-und Druckstufe der Firma Marquardt, gegen das Schaukeln, werden eingebaut. Neue Echtglasfenster von VanGlas, Maxxfan Dachlüfter, eine mobile Solaranlage für den Winterbetrieb, Keramikversiegelung, ggf. Unterbodenschutz und geänderte Folierung stehen noch auf der Wunschliste. Mal sehen was das Sparschwein so hergibt.;-))
Ansonsten, nach der Reise ist vor der Reise…..
Wir enden heute mit Rainer Maria Rilke: „Die schönsten Momente im Leben sind nicht die, in denen man atmet, sondern die, die einem den Atem rauben.“
In diesem Sinne, bis bald!
Ach ihr Lieben,
mit euch zu Reisen macht Laune und beschert uns den einen oder anderen tollen Tipp. Vielen Dank dafür.
Passt gut auf euch auf, damit wir bald wieder einen 43er on the rocks genießen können, gemeinsam :-))
Fühlt euch gedrückt und gebusselt von
Roland und Martina
sehr gerne! Wir „befruchten“ uns gegenseitig. Die Flasche 43er liegt kalt! Alles Liebe!
Wie immer ein wunderbarer authentischer Bericht.
Wir freuen uns schon auf neue Abenteuer von big foot. Vielen Dank
Danke! Wir freuen uns auch der weitere spannende Reisen mit Euch als treue Leser*innen. Herzliche Grüße von uns!
Hallo Ihr Ihr Lieben,
ein ganz toller Bericht von Eurer Reise, ich konnte nicht aufhören ihn bis zum Ende zu lesen. Ich hatte das Gefühl dabei zu sein, und wäre es auch gerne gewesen. Vielleicht sehen wir uns ja hier in Brühl einmal wieder.
Bis dahin; bleibt gesund, ich freue mich schon auf Euren nächsten Reisebericht.
Liebe Grüße Andreas
Danke Andreas! Wenn wir in Brühl sind, sind wir auch immer irgendwie busy.:-)) aber vielleicht ergibt sich ja mal ein Treffen: Herzliche Grüße von uns.