Wir verlassen Portugal in Miranda do Douro und fahren an der gigantischen Staumauer entlang über die Grenze. Es gibt hier immer wieder spektakuläre Ausblicke auf das Wasser. Die felsigen Kurven erinnern an die Loreley am Rhein. In Spanien heißt der Fluss nun Rio Duero. Er ist der drittlängste Fluss der iberischen Halbinsel. Er entspringt in der spanischen Provinz Soria und mündet bei Porto in Portugal in den Atlantik. Seinen Namen gaben ihm die Kelten: Dort steht das Wort >Dur< für Wasser. Die Römer verehrten den Fluss als Gott >Durius<.
In Porto haben wir schon einige Male an der Mündung bei einem Portwein gesessen, die Quelle dagegen kennen wir nicht. Sie ist bald mit Google-Maps ausfindig gemacht und befindet sich in ca. 2000 m Höhe im Gebirge. Man kann ziemlich weit hoch fahren zu einem steinigen Parkplatz. Für solche Wege haben wir Bigfoot. Die letzte Steigung in Duruelo de la Sierra allerdings muss man zu Fuß überwinden. Das Ziel ist programmiert, wir folgen dem Fluss. Er lässt sich leider nicht so oft blicken, wie wir das z.B. von Flusstouren in Deutschland kennen. Ich bin schon ein wenig beleidigt, wie wenig Mühe er sich gibt, sich zu präsentieren, sind wir doch extra aus Deutschland angereist. ;-)) Allerdings bietet er schöne Ortschaften rechts und links des Weges. Zamora am Rio Duero lädt zum Bummeln ein. Wir schlafen in dem nahen Park der Stadt auf dem kostenfreien Stellplatz der Stadt. Noch lange sitzen wir auf der Bank und sehen dem nächtlichen Treiben zu. Die Spanier sitzen bis in die Nacht auf der Wiese beim Picknicken.
Auch Toro, die alte Weinstadt lassen wir nicht aus. Sie hat einen einladenden Stadtkern und die vielen Bodegas laden zur Weinverkostung ein. Bei 33° schmeckt ein kühler Rotwein! Mittlerweile haben wir uns gewissermaßen an die Temperaturen gewöhnt und empfinden 20° schon fast als kühl. Die Spanier tragen auch noch nicht alle Sommerkleidung.
Wir folgen unverdrossen weiter der „Ruta del Duero“, in meiner Phantasie ist der Fluss immer sichtbar. Wir schlafen gut in Simancas, einem alten Dorf mit spannender Gastronomie. Hier findet unterhalb der Burg ein Dorffest statt. wir lassen uns von der Musik des DJ’s anstecken und feiern mit. Über eine alte Steinbrücke gelangt man rasch hinauf ins Dorf. Als wir nachmittags auf dem kleinen Stellplatz am Fluss ankommen, hatten wir ein supernettes Erlebnis. Auf den schmalen Parzellen standen schon einige kleine Wohnmobile. Ein Ire und ein Spanier erklären uns fast gleichzeitig, dass sie zusammenrücken wollen, damit wir auch noch einen Platz finden.
Wir kommen durch das bekannte Weinanbaugebiet >Ribera del Duero< in Zentralspanien. Fast 40 Kilometer fahren wir nur durch Weinberge. Hier ist eine der Gegenden in denen der Tempranillo voll zur Entfaltung kommt. Er heißt hier Tinta del Pais. Sie unterscheidet sich von den Trauben im Rioja, lassen wir uns später erklären. Am Duero sind die Trauben kleiner und die Schalen dicker, der Most ist somit konzentrierter. Ich hätte genau umgekehrt gedacht. Am Fluss gibt es mehr Wasser für die Trauben als in der Weingegend im noch wärmeren Rioja. Wir besuchen natürlich die Hauptstadt dieser Weinregion Aranda del Duero und lassen uns durch die Bodegas treiben und genießen.
Die Bodega Severino Sanz in einer Seitenstraße hat es uns besonders angetan. Wein und Tapas von sehr guter Qualität. Immer wieder gerne dorthin! (www.bodegaseverinosanz.es)
Es wird immer wärmer, wir geben den Plan zur Quelle des Duero zu fahren, auf. Bei 35° will ich nicht den Berg hinauf klettern. Wir biegen ab nach Norden und finden in der alten Stadt Lerma den schön begrünten Stellplatz, Las Palmeras (GPS: N42.0281, W3.7648). Der freundliche Betreiber hat alle Parzellen schön bepflanzt und werkelt den ganzen Tag auf seinem Grundstück. Er fragt, ob er unser Wohnmobil fotografieren darf, dieses Modell hätte er ja noch nie gesehen! Bigfoot glänzt vor ihm in der Sonne.
Wir finden Schatten unter alten Bäumen und schauen uns den nahegelegenen Ort mit seinem alten Stadttor an. Um die Ecke liegt einladend das örtlich Schwimmbad. Auch hier, wie schon oft gesehen, ist es geschlossen. Bei fast 40 Grad ist hier noch keine Badesaison. Verstehen muss man das nicht :-((
Wir kommen nach Burgos, einer Traumstadt am Jakobsweg. Hier müssen wir immer mal wieder hin. Die Anfahrt war dieses Mal sehr abenteuerlich und eng. Wir wollten halt nah dran sein und oberhalb der Kathedrale parken. Das hatten sich Bigfoot und sein Fahrer so ausgemacht. Der andere Stellplatz liegt mitten in der Stadt und man muss einige Kilometer am Fluss lang laufen, geht aber auch. Auf jeden Fall versucht Bigfoot sich so klein wie möglich zu machen, hat aber öfter Berührung mit Ästen die ihm sanft übers Haupt streicheln. Allerdings hört sich das im Wagen ganz anders an, grrrr. :-(( Wir parken schön im Schatten und haben gleich das Castello vor uns und der Blick auf die Kathedrale und die Stadt sind von hier oben atemberaubend. Da hat sich die Anstrengung der engen Zufahrt natürlich gelohnt. Burgos ist toll. Wir streifen durch die Innenstadt und kehren auch in Dieter’s Lieblingskneipe ein. Herrlisch, würde der Rheinländer jetzt sagen. :-))
Na, wie viele Jahre liegen da wohl zwischen?! ;-))
Weiter gehts auf kleinen Nebenstrecken Richtung Norden. Kein Mensch fährt hier, da kann Bigfoot sich gut dick machen und die Landschaft genießen. In den engen Dörfern helfen die Einheimischen weiter und rücken die Stühle und Wäscheleinen beiseite, lachen dabei und erfreuen sich am Womo.
Auf der Passhöhe in 1245 m Höhe fahren wir in das Weinanbaugebiet La Rioja! Nach der kurvenreichen Bergstrecke erholen wir uns im Dorf Ezcaray auf deren neuem Stellplatz am Dorfrand. Der Stellplatz an der Radstrecke „Via Verde“, einer stillgelegten Bahntrassenlinie, bietet alles was das Camperherz begehrt. Er liegt wunderbar ruhig mitten in der Natur, hat Schatten, Picknicktische, Grillplätze und Brunnen. Hier kommen Wanderer und Radfahrer vorbei und picknicken unter Bäumen. Wir machen einige kleinere Wanderungen, ich schreibe an einem Reisebericht und Dieter plant die Route durch die Pyrenäen und wandert hoch auf den „Hausfelsen“. So ist er näher bei den Adlern, die ihren jungen das Fliegen beibringen. Wunderbare Gegend und alles kostenfrei am Oberlauf des Rio Oja auf 800 Meter Höhe. Hier ist auch das Klima angenehm.
Die Zufahrt zum Stellplatz war ziemlich interessant. Die Höhe der Bäume hat aber gepasst.
Auf der >Ruta del Vino< kommen wir nun nach Elciego, einem bekannten Weinort im Rioja. Hier kehren wir ein in die Bodega der Familie Valdelana, man kennt sich! Wir machen eine ausgiebige Weinprobe, es gibt viel Neues. Maria erklärt uns die neuen Etiketten. Früher waren Familienmitglieder auf den Weinflaschen abgebildet, das haben sie geändert. Man muss öfter mal einen Relaunch vornehmen, sagen sie. Und ich muss sagen, mir fehlt beim Einschenken des Weins der Blick des Großvaters im Etikett. ;-)) In Memorium darf ich eine der letzten Flaschen als Geschenk mitnehmen!
Trotz der Hitze, mittlerweile 41 °, gehen wir noch in das futuristische Hotel und in die Vinothek des „Marques de Riscal“, auch ein bekannter Wein des Riojas. Die klimatisierte Bodega ist verführerisch.
Die heißen Temperaturen veranlassen uns aber, nicht auf dem schattenlosen Asphaltstellplatz im Ort zu bleiben. Wir fahren weiter und zwar in das kleine Dorf Figarol. Dort genießen wir, in der einzigen Kneipe bei Maria, ein einfaches aber schmackhaftes Abendessen mit einer hervorragenden Gaspacho (kalte Tomatensuppe) als Vorspeise. Übernachten wollen wir auf ihrem kleinen Hof aber nicht, obwohl sie es uns anbietet. Millionen Fliegen und die stehende Hitze lassen das nicht zu.
Diese Hitzewelle in Nordspanien macht uns schon zu schaffen, obwohl wir schon 2 Monate bei herrlichem Wetter und durchaus warmen Temperaturen unterwegs sind. Wir finden in einem kleinen Dorf in Layana einen schönen Stellplatz ganz für uns alleine. Ein heißer Wind fegt durchs Wohnmobil, wir sitzen draußen, lassen uns „beföhnen“ und fühlen uns wie 2017 in Las Vegas. Dort herrschten auch solche Temperaturen und wir haben bei offener Tür geschlafen.
Was solls, da müssen wir nun durch. Dabei dachte ich, wenn wir im Juni im Norden Spaniens sind, ist es nicht so heiß, wie im Süden. Zumindest in Deutschland trifft das meistens zu. Wir juckeln also weiter, allein zu zweit drei Tage durch die Region Navarra, bevölkerungsarm und trocken. Alles gelb um uns herum. Und wieder denke ich an eine Zigarettenwerbung aus den 70zigern. Da kam immer der Marlboro-Mann über die gelben Hügel geritten und hat sich genüsslich eine Zigarette angezündet. Das wäre hier in dieser vor Trockenheit und Hitze flirrenden Luft unmöglich. Ein Funke und alles brennt lichterloh. Auf den Fotos kann man den Hitzefilm regelrecht sehen. Sie sehen so „verwaschen“aus, als wenn die Linse nicht richtig sauber wäre.
Die Hauptstadt Pamplona lassen wir liegen, es ist zu heiß. Dann eher im kleinen Dorf Biel im Schatten der mächtigen Burg verweilen. Hier begegnen wir auch wieder Pilgern auf dem Jakobsweg.
Es hat leider keinen Zweck länger hier in dieser schönen ursprünglichen Gegend zu bleiben. Auf der Strecke kommen wir uns manchmal vor wie im Grand Canyon in den USA. Traumhaft schön. Aber es ist einfach zu heiß. Die Hitze klebt so richtig an Dir. Allerdings nicht vorne im Führerhaus. Was bin ich froh, dass wir jetzt den Alkoven über uns haben. Der schattet uns ab. Die große Scheibe im Flair war immer wie ein Brennglas.
Wir „fliehen“ hoch in die Berge. Die Pyrenäen liegen vor uns. Also nix wie hin. Zunächst wollen wir noch nach Jaca in die Provinz Aragon. Eine Versorgungsfahrt, wie wir es nennen. Einkaufen, tanken, Entsorgen! In Jaca gibt es einen großen Stellplatz mitten in der Stadt. Mich trifft der Schlag als wir dort ankommen. Wohnmobile ohne Ende stehen da auf den schmalen Parkstreifen in der Sonne. Wir ergattern einen der letzten Plätze. Kuschelcamping und das bei der stehenden Luft. Im angrenzenden Park finden wir Schatten unter einem großen Baum. Nie wieder nach Jaca! Die Stadt ist der Dreh-und Angelpunkt für an- und abreisende Wohnmobilsten aus Frankreich durch die Pyrenäen nach Spanien und umgekehrt. Endlich gehts weiter hoch in die Berge.
Es wird zwar nur wenig kühler, aber die Luft ist besser. Wir entscheiden uns für den Col de Pourtulet. Den Berg kennen wir von früheren Übertragungen der „Tour de France“. Unbeschreiblich schön, diese Bergwelt! Wir atmen herrliche Bergluft. Im „Nationalpark Pyrenäen“ darf man nicht übernachten. Wir bleiben tagsüber auf einem der Wanderparkplätze stehen, genießen den plätschernden Wildbach, die klare Luft, die Aussicht. An diesem Traumplatz findet auch ein weiterer von mir gemalter „Kölner Dom“ seinen Platz. Bewundernd schauen wir den unermüdlichen Radfahrer*innen zu, die sich die hier die Passstraße hoch quälen.
Viele haben sogar noch einen anerkennenden Blick oder „Daumen hoch“ für Bigfoot. Ich applaudiere dann zurück. Ein Wahnsinn, was die hier freiwillig alle machen. Auf dem Grenzübergang am Gipfel des Col du Pourtalet in 1800 m Höhe ist einiges los. Wir kaufen zollfrei ein, der Laden da oben macht süchtig. Die erste Nacht verbringen wir unten im Tal, in Laruns. Es gibt in der kleinen Stadt einen Stellplatz. Es ist wie in einer Waschküche, wenn man 1000 Meter tiefer ist. Ein Pilger schlägt in unserem Schatten sein Zelt auf. Wir prosten uns mit einem kühlen Bier zu. Ich meckere nicht mehr über die Hitze, bei dem Anblick seinen Gepäcks. Wir lernen dazu, im Tal ist es zu heiß. Wir also wieder hoch, trotz etwas „haariger Strecke“.
Überall an der Passstrecke und außerhalb des Nationalparks darf man stehen. Wir finden am Lac de Fabrèges einen Platz, direkt in der ersten Reihe mit Blick auf den Spiegelsee und in die Berge. Hier werden die Wohnmobile geduldet. Wir danken den Menschen, die solche Plätze möglich machen, zum tausendsten Mal. Das wäre in Deutschland unmöglich oder unbezahlbar. Wäre ich Johann Wolfgang von Goethe würde ich sagen: „Werd‘ ich zum Augenblick sagen; Verweile doch! du bist so schön“!
Ja, hier oben kann man poetisch werden. ;-)) Hier fassen wir auch den Beschluss, wiederzukommen und alle Pyrenäenpässe, die wir fahren können, in dieser herrlichen Hochgebirgslandschaft zu erkunden. Einige sind nämlich für größere Fahrzeuge gesperrt, wegen enger Kurven und überhängenden Felsnasen. An den jeweiligen Zufahrten stehen entsprechende Schilder. Bigfoot hat seinen ersten Pyrenäenberg super gemeistert, obwohl auf der französischen Seite vor Laruns, die Überhänge und die Tunneleinfahrt ziemlich „tricky“ waren. Aber mit meist rücksichtsvollem Gegenverkehr, und ab und zu vor und zurück und mit ein wenig Herzklopfen hat es gepasst! Bei der Beifahrerin war das Herzklopfen so groß, dass kaum ein Foto zustande kam. Sie gelobt aber Besserung.;-))
So, nun juckeln wir gemütlich und mautfrei durch Frankreich Richtung Deutschland. Wir haben durch die „Flucht“ vor der übergroßen Hitze in Nordspanien Zeit gewonnen. Über diese schöne Wegstrecke und die spannenden und sehenswerten Orte in Frankreich erzähle ich im Abschlussbericht, der dann auch unser Fazit enthält.
Übrigens: ich habe an mehreren markanten Orten auf der Reise meine >happy Stones< hinterlassen. Wenn mal jemand auf unseren Spuren wandelt und einen findet, bitte melden!
♥lichen Dank für für den herrlichen Bericht. Endlich mal ein Tourbericht von A bis Z.
Den können wir gut nachfahren.
Ganz liebe Grüße aus der Vulkan-Eifel. ♥
Danke für die tollen Reiseberichte.
Wir sind auf Euch über Inge und Gerd Dirks aus Moormerland, Ostfriesland aufmerksam geworden.
Bitte weiter so und immer viel Glück, Gesundheit und wenig Schäden auf Euren Reisen.
Beate und Jens, ebenfalls Moormerland