„Herbstflimmern in Bella Italia“: Salve Sicilia! Teil 2

Die Stadt Syrakus war in der Antike über mehrere Jahrhunderte der größte und mächtigste Staatenverbund Siziliens und dessen kulturelles Zentrum. Schon Cicero beschrieb sie in seinen Reden als „die größte und schönste aller griechischen Städte“. 2005 nahm die UNESCO Syrakus in das Weltkulturerbe auf. Der Kern der Altstadt befindet sich auf der 40 ha großen Insel Ortigia. Diese liegt zwischen zwei Naturhäfen und ist nur durch eine enge Durchfahrt vom Festland getrennt. Über die Brücke Ponte Nuovo gelangen wir mit dem Motorroller aus der Neustadt auf die Insel. Wir parken am Hafen, wo 413 v. Chr. die für Syrakus erfolgreiche Seeschlacht gegen Athen stattfand.

Ein wenig spürt man noch den Geist diese früheren Zeit, wenn man durch das große steinerne Tor die Altstadt betritt. Die bekannte ergiebige Süßwasserquelle bzw. der Brunnen Fonte Aretusa liegt um die Ecke und ist nur wenige Meter vom Meer entfernt.

Der Sage nach verwandelte sich die griechische Nymphe Arethusa mit Hilfe der Göttin Artemis in eine Quelle, um sich den Nachstellungen eines Jägers zu entziehen und entsprang auf Ortigia. Der Jäger verwandelte sich daraufhin in einem Fluss und erreichte, ohne sich mit dem Meer zu vermischen, die Insel, um sich mit Arethusa zu vereinen. Ja, die griechische Mythologie begegnet uns hier auf der Insel auf Schritt und Tritt, einige Liebesgeschichten müssen einfach erzählt werden!

Wir lassen uns durch die engen Gassen treiben, es ist herrlich in dem Straßengewimmel herumzulaufen. In jeder noch so engen Gasse, sind Tische aufgestellt, um die vielen Gäste zu verköstigen. Wir kommen irgendwann auf die prächtige Piazza del Duomo und bewundern auch hier die barocke Kunst des Doms und der umliegenden Kirchen. Wir lassen uns auf den Stufen zum Dom nieder, essen ein leckeres italienisches Eis und lauschen der Musik von zwei Straßenmusikern. Man hat so das Gefühl, als kommen die Griechen und Römer jeden Moment in ihren langen Gewändern zu uns auf die Domtreppe. Wunderbar!

Später spazieren wir noch an die Südspitze der Insel zum Castello Maniace. Ununterbrochen branden die Wellen seit dem 13. Jahrhundert gegen die Festungsmauern.

Auf dem Rückweg kommen wir nicht umhin, bei der weithin sichtbaren größten Wallfahrtskirche Siziliens, der Santuario della Madonna delle Lacrime, einen Stopp einzulegen. So lang wie der Name so groß ist der Vorplatz und die gesamte Kirch hoch. Sie ist von überallher sichtbar und wird als das neue Heiligtum Syrakus‘ bezeichnet. Ich finde, „schön“ ist anders!

Den großen weitläufigen archäologischen Park >della Neapolis< schauen wir uns nur von außen an. Soviel alte Steine wie hier auf Sizilien habe ich noch nirgendwo anders gesehen. Dieter sagt bei solchen Gelegenheiten immer: „Die Steine liegen schon so lange hier, da können sie auch warten bis ich ggf. nochmals vorbeikomme“! ;-))

Dirty Harry wartet auf dem Stellplatz ClaudCar (www.sostacamperclaudcar.it) auf unsere Rückkehr. Der sehr gepflegte und schön begrünte Platz liegt ein paar Kilometer außerhalb an der Schnellstraße nach Syrakus. Der Autoverkehr ist ziemlich stark zu hören. Das ist aber auch der einzige Nachteil. Ansonsten kümmert sich Claudio sehr um seine Gäste. Er bietet für 2.50 pro Person Fahrten in seinem Kleinbus zur Insel Ortiga an. Bootstouren kann man auch bei ihm buchen. Wir sind einige Tage geblieben, es gibt so viel zu erkunden.

Nun zieht es uns aber ins „Val di Noto“. Im Südosten Siziliens gelegen, wurde es für seine spektakulären spätbarocken Städte, 2002 zu den italienischen Stätten der >UNESCO World Heritage List< eingefügt. Die acht Städte des Tals existierten bereits zu Zeiten des Mittelalters, wurden nach dem katastrophalen Erdbeben 1693 jedoch fast komplett nach dem Baustil der damaligen Architektur wiederaufgebaut. Wir besuchen die beiden Orte Noto und Modica. Romane könnte ich schreiben über diese Pracht, diese Kultur, diese Kirchen, diese Baustile. Wir laufen mit offenem Mund herum. So einzigartig hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Da stört der Müll, der in der Tat mehr oder weniger viel an manchen Stellen herumliegt, nicht wirklich. Mein Fahrer und Dirty Harry verbringen mal wieder Höchstleistungen in den engen Straßen der alten Städte. Manche Anfahrten zu den jeweiligen Parkplätze sind auch spektakulär. ;-))

In Noto laufen wir durch die Prachtstraße „Corso Vittorio Emanuele“, die man am sinnvollsten durch das königliche Stadttor „Porta Reale Noto“ betritt. Hier ist man mitten im barocken Stadtkern, in dem sich die wesentlichen Sehenswürdigkeiten befinden.

Kleiner Tipp: Du kannst aber auch vom Parkplatz aus (Koordinaten in der App Park4night) nach rechts die Straße runter gehen und läufst quasi die Hauptstraße vom Ende her durch.

Auf einem Hügel gelegen, mit seinen alten Häusern und Kirchen, die alle nah beieinander liegen, ist die Stadt Modica ein unvergesslicher Anblick. Sie ist von Schluchten umgeben und um in den historischen Teil der Stadt zu gelangen, gibt es nur einen Weg, nach oben! ;-)) Gefühlt sind wir an dem Tag 1000 Treppenstufen gelaufen. Jede einzelne hat sich gelohnt. Den Mittelpunkt bildet die Kathedrale San Giorgio, aber auch die Kirche San Pietro mit ihrer herrlichen Freitreppe am unteren Ende der Stadt hat ihren Reiz. Wie eigentlich alles in Modica. Die Stadt wird auch als die Stadt der hundert Kirchen bezeichnet, hat aber auch noch anderes zu bieten.

Zentral auf einem Felsvorsprung befindet sich der Uhrturm, dessen mechanische Uhr seit 1725 gut sichtbar die Zeit anzeigt. Besonders zu erwähnen sind die traditionellen Schokoladenspezialitäten, die nach alten Rezepten der Azteken hergestellt werden. Natürlich musste ich diese Besonderheit kosten und kaufen. Die kleine Tafel war ziemlich teuer und hat sehr gesund geschmeckt.;-))

So, nach so viel Kultur und alten Steinen, zieht es uns wieder zurück ans Wasser. Die anderen Städte des „Val di Noto“ wie Caltagirone, Ragusa oder das kleinere Schmuckstück Scicli, besuchen wir beim nächsten Mal. Es geht nun durch die eindrucksvollen Schluchten runter ans Meer. In Marina di Ragusa hat mein Lieblingsmensch einen schönen Stellplatz in der App, Park4night, gefunden, den wir aber nicht finden.:-((

Das gibt es doch gar nicht. Mehrfach drehen wir in den Straßen unsere Runden. Mitten in Ferienwohnungen und Bungalows suchen wir einen Stellplatz. Der ist doch nicht so klein, dass man den nicht findet. Meistens sieht man die Dächer von den Wohnmobilen schon von weitem. Ich steige aus und schaue über alle Zäune und Büsche, ob wir vielleicht doch etwas übersehen. Es wird langsam dämmrig und ich sage zu Dieter: „Wenn uns hier jemand beobachtet, wie ich überall durch die Zäune starre, rufen die Leute nachher noch die Polizei“. Er hatte inzwischen „Ersatz“ gefunden. Wir landen auf dem kleinen asphaltierten Stellplatz eines italienischen Campingclubs und werden dort herzlich aufgenommen ( Il Carrubo Area Sosta Camper).

Für 5 Euro die Nacht, nicht schlecht. Zu allem Überfluss haben wir noch ein technisches Problem. Vermutlich durch eine Überspannung, hat unsere Batterie abgeschaltet. Es geht nix mehr, auch die Treppe fährt nicht raus. Unsere deutsche Nachbarin hat das mitbekommen. Sie ist hier auf dem Platz Stammgast und kennt alle. Schon bald ist Dirty Harry umringt von italienischen „Elektronikspezialisten“. Alle wollen helfen. Dieter kriegt zuviel, er muss sich selber erstmal einen Überblick verschaffen und vertröstet die Jungs in allen Sprachen und mit Händen und Füßen auf den nächsten Tag. Das Problem kann am Abend durch ein Telefonat und Unterstützung durch die MLT- Facebookgruppe gelöst werden. Gott sei Dank!

Am nächsten Morgen stehen die Technikjungs vom Campingclub pünktlich auf der Matte! Echt cool. Dieter hebt beide Daumen, alles wieder gut! Das verstehen sie und gehen zurück zu ihren Leuten. Und wir gehen an den Strand! Verbringen dort einen herrlichen Sonnentag. Das kleine Örtchen Marina di Ragusa gefällt uns sehr gut. Es gibt eine stabile Hoch-Wetterlage und wir bleiben das Wochenende dort. Beim nächsten Mal kommen wir nochmal hierher, vielleicht finden wir dann auch den ursprünglich ausgewählten Wohnmobilstellplatz.;-))

Weiter geht es nun an der Südküste der Insel entlang. Eine spannende Strecke mit vielen neuen Eindrücken.

2 Kommentare bei „„Herbstflimmern in Bella Italia“: Salve Sicilia! Teil 2“

  1. Hallo ihr beiden..Ihr macht das genau richtig..Hier in deutschland ist es nicht mehr schön.Die Inzidenz Zahlen steigen und steigen wo soll das nur hinführen und ob das mit dem 11.11.2o21 alles richtig war ich bezweifele es..Aber ok man w22ill ja wieder feiern ich kenne das….:( Hoffe es wird mal wieder besser in diesem Sinne macht weiter so…bleibt Gesund..mit allen Regeln Gesund ..Glück und Geborgenheit…
    Es grüsst eine Ehemahlige aus Nippes die jetzt schon 23 Jahre in dem Dorf wohnt..Düsseldorf. 🙂 🙂

    1. Moin liebe Hannelore,
      schön, von Dir zu hören! Ja, ich freue mich, dass wir so unterwegs sein können. Wir passen auf und sehen uns vor. Ich bin mit den Berichten über die Italienreise etwas im Verzug. Es gibt so viel zu sehen und zu erleben, da habe ich nicht richtige Zeit zum Schreiben.
      Liebe Grüße Renate

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