Camino de Santiago: Teil 1

Von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Burgos

 

Der Camino de Santiago ist zur Zeit unser Ziel. Wir haben für die ca. 800 km mal vorsichtig 14 Tage eingeplant. Der in das UNESCO/Welterbe aufgenommene „Jakobsweg“ ist schon öfter durch unsere Köpfe gegeistert. Als wir vor einigen Wochen von einer Freundin hörten, dass sie ihn laufen will, hatten wir erneut Bezug dazu. Auf der Reise haben wir dann in Nordfrankreich spontan beschlossen, zumindest so weit es geht, mit dem Wohnmobil die kulturellen Highlights zu erschliessen. Siehe da, wir sind nicht alleine, es soll sogar geführte WoMo-Touren entlang der Strecke zu geben.

Da wir aus Nordfrankreich kommen, ergibt sich der Einstieg über den „Französichen Weg“ Saint-Jean-Pied-de-Port über den Ibaneta-Pass. Der „Aragonesiche Weg“ führt aus Südfrankreich über den Somport-Pass nach Jaca. Beide Wege über die Pyrenäen vereinigen sich südlich von Pamplona im Örtchen Puente la Reina und laufen dann als Hauptweg weiter durch Navarra, La Rioja, Kastilien-Leon und Galizien bis nach Santiago de Compostela.

In Saint-Jean-Pied-de-Port warten wir nach der Ankunft bei strömenden Regen zwei Tage, um bei der Pyrenäen Überquerung bessere Sicht zu haben. Wir nutzen die Zeit, während sich das Wetter bessert, für einen Stadtbummel durch die gepflasterten Gassen und einen Aufstieg zur Zitadelle. Bei der „Pilger-Registrierung“ werden wir freundlich empfangen und erhalten alle Unterlagen für den weiteren Weg, obwohl wir motorisiert und nicht per Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind!

 

 

 

 

 

 

Um ein wenig Pilger-Feeling zu bekommen wandern wir die ersten 10 km auf dem 25 km Weg zur Passhöhe. Hut ab vor den Pilgern, die diese Strecke schon als Einstieg bis zum Kloster Roncesvalles laufen! Wir gehen zurück zu unserem Wohnmobil und genießen den Luxus unserer „Einraum-Wohnung“ im Vergleich zu den Pilgerunterkünften. Saint Jean-Pied-de-Port hat aber auch etwas für seine motorisierten Pilger getan. Es gibt zwei Wohnmobilstellplätze und einen Camping Municipale. Wir stehen auf dem Stellplatz oberhalb der alten Stadtmauer und haben so kurze Wege in dieses alte Städtchen mit seinem ehrwürdigen Stadttor, durch das die Pilger kommend den Jakobsweg beginnen.

 

 

 

Der Ort kultiviert auch seinen Ruf als malerischstes Städtchen im Baskenland. Passend dazu fährt die Toruristenbimmelbahn durch die engen Gassen.

 

 

 

Wir beginnen „unseren“ Camino am nächsten Tag, fahren auf kleinen Nebenstraßen gemütlich von einer Pilgerstätte zur nächsten. Über den Jakobsweg gibt es unzählige Bücher und Reiseberichte. Ich erspare uns an der Stelle in aller Ausführlichkeit zu berichten. Wir schildern hier unsere Erfahrungen als „Pneu-Pilger“ und ich gehe stichwortartig auf die an der Strecke liegenden und für uns erwähnenswerte Orte und Erlebnisse ein:

Der Ibaneta-Pass auf 1057 m wird von „Dirty Harry“ ohne Probleme erklommen. Während wir dort bei herrlicher Aussicht frühstücken und uns über die alte Schlacht im Jahre 778 v.Chr. unterhalten, in der Roland (der Sage nach ein Neffe Karls des Großen) mit der Nachhut Karls in einen tragischen Hinterhalt geriet , machen sich die ersten Pilger an den anstrengenden Anstieg. 

 

Etwas unterhalb des Passes liegt das mächtige Kloster Roncesvalles direkt an der Straße. Beim Betreten ist man gleich in der alten Zeit gefangen. In der gotischen Kirche aus dem 13. Jh befindet sich als besonders Highlight unter einem silbernen Baldachin, die etwa 90 cm große Figur der Madonna von Roncesvalles. Hände und Füße sind aus Zedernholz.

 

Eine Pilgergruppe feierte dort mit moderner Gitarrebegleitung eine Messe. Wir durften teilnehmen und haben auch noch den Segen auf den weg mitbekommen. Wollen wir mal hoffen, dass das hilft. :-))

 

Burguete beeindruckt beim Durchfahren durch seine Quadersteinbauten.

 

In Zubiri führt eine sehenswerte gotische Brücke über den Rio Arga. Hier genießen auch viele Pilger den Blick von der Brücke und machen ihre Selfies. Der moderne Pilger von heute, wird von den Herbergen am Weg mit freiem Wifi „gelockt“ und ist online und informiert, was auf dem Weg so los ist. 

 

 

Wir folgen weiterhin der Pilgerroute auf den Landstraßen und erreichen Pamplona mit seiner mächtigen Stadtmauer. Da wir früh genug sind, lassen wir den zentralen Stellplatz links liegen und suchen uns einen geeigneten Parkplatz. Mehrere Stunden wandern wir immer der „Muschel“ folgend durch die Stadt. Die Kathedrale, die Stierkampfarena und das Lieblinkslokal von Ernest Hemingway sind ein Muß.

 

 

 

 

 

 

In Punta de Reina mit der schönen, von der Abendsonne angeleuchteten, romanischen Brücke  verweilen wir kurz an der Stelle, wo sich die beiden Pilgerwege, der französische Jakobsweg und die Route über Aragonien zum Hauptweg vereinen. Der Ort wird mit einem kleinen Pilgerdenkmal  gekennzeichnet.

 

 

 

 

 

Außerdem hat uns die in Navarra beliebteste Hochzeitskirche, Santa Maria de Eunate, begeistert. Über die Ursprünge dieses achteckigen Bauwerks streiten sich die Gelehrten. Manche gehen von einer Gründung durch den Templerorden aus.

 

 

Wir erreichen unseres Stellplatz für die Nacht in Estrella/Ayegui im Schatten des mächtigen ehem. Benediktinerklosters.

 

Die Besonderheit an dieser Stelle der Pilgerstrecke ist der Weinbrunnen  ( Fuentes del Vino) der von der angrenzenden Bodega Irache gesponsert wird. Der hier sprudelnde, kostenlose Wein erfreut Pilger und sonstige Reisende.

 

 

 

Wir besichtigen den Weinkeller und bekommen eine unterhaltsame Verköstigung mit den beiden Angestellten. Somit wandert der erste Crianza aus Navarra in unser Domizil.

 

 

Nach Logrono, mit seiner bezaubernden Kathedrale Santa Maria la Redonda, verlassen wir den Camino für einen Abstecher in die Weinfelder des Rioja. Wir lassen zahlreiche Bodegas rechts und links liegen (überall ist die Weinernte in vollem Gange). 

 

Mit Zwischenstopp in Najera, erkunden wir das Kloster Santa Maria la Real, ein gewaltiger Komplex am Felshang und geraten dabei in abenteuerlich enge Gassen.

 

 

 

 

Später kommen wir in Elciego an und besuchen die Bodega „Marques de Riscal“ mit dem unglaublichen Hotel des Architekten Frank Gehry.

 

 

 

 

Im Ort lädt ein toller kostenloser Stellplatz zum Übernachten ein. Vorher bedarf es aber noch einer Weinprobe in der örtlichen Kooperative. Wieder müssen wir Platz für diesen herrlichen Wein im WoMo schaffen. Mal sehen, wie weit wir damit kommen -:)) 

 

Wir überlisten weiterhin unser Navi und geben -Wohnmobil unter 3,5 t- ein, damit wir überhaupt an diese unglaublich alten Steine, ehrwürdigen Klöster und Kirchen herankommen…Das kann man natürlich auch mit einem größeren Wohnmobil von den Hauptstrecken aus machen, braucht dann aber zumindest ein Fahrrad, Motorroller oder Auto, ggf. hilft auch der regionale Bus, ist aber mühselig!

 

 

 

 

In Santo Domingo de la Calzada, wollen wir unbedingt die Kathedrale mit Hühnerstall sehen! Zwei Hühner, die in der Kirche leben erinnern an die Legende vom „Hühnerwunder“. Ein zum neuen Leben erwachtes Brathuhn bewies einst die Unschuld eines zum Tode verurteilten Jünglings….

 

 

 

Aber auch sonst ist die Kathedrale unglaublich ausgestattet und sehenswert.

Auf dem weiteren Weg zum 70 km entfernten Burgos sind noch einmal eine Passhöhe mit 1150 Höhenmeter zu überwinden und wir bewundern die Pilger, die auch um diese Jahreszeit, Einzeln oder zu Zweit den häufig parallel zur Straße laufenden Weg wandern.

 

Vorbei an alten Einsiedeleien und Kirchen kommen wir in Burgos an.

 

 

Der Stellplatz ist rappelvoll mit Fahrzeugen aus fast ganz Europa. Man merkt, das hier auch eine der Hauptachsen aus Nordfrankreich Richtung Mittelmeer verläuft. Natürlich ist auch die Stadt mit ihrer monumentale Gotik eine Attraktion. Darüber mehr im nächsten Berichtsteil.

Wir stehen hier heute mal Tür an Tür, fast wie in Köln. Der Platz ist kostenlos und hat Ver- und Entsorgung . Allerdings keinen Strom…Wir gehen davon aus, dass wie bisher, auf den ca. 350 km des Camino, auf der weiteren Strecke, nur wenige Wohnmobile unterwegs sind und sich schönere weitere Übernachtungsmöglichkeiten ergeben!

 

6 Kommentare bei „Camino de Santiago: Teil 1“

  1. Hallo Renate,
    Ein toller Bericht besser und viel interessanter als deine Protokolle von früher
    Imposante Eindrücke
    Lasst es euch gut gehen
    Liebe Grüße aus dem Weserbergland
    Timo

    1. Ja, mein Lieber man lernt nie aus! Außerdem habe ich meinen „Redakteur“ dabei. Schön von Dir zu hören. LG

  2. Saskia de Gruijter-Lorenz sagt: Antworten

    Hallo Renate und Dieter,
    persönlich kennen wir uns nicht, aber ich begleite/lese schon geraume Zeit mit ….
    Ich freue mich immer wieder wenn es eine neue Mail gibt und kann es garnicht erwarten, diese am Computer – auf dem Handy sind die tollen Bilder viele zu klein – zu bestaunen!!
    Ganz toll und vielen Dank für die interessanten Eindrücke.
    All Zeit gute Fahrt mit Eurem Dirty Harry und viele schöne Begebenheiten wünsche ich Euch!
    Ach ja, wir haben Freunde von Euch kennen gelernt, Peter und Gabi aus Düsseldorf. Wir waren zusammen in der Schweiz unterwegs…. Viele Grüße vom Westzipfel Deutschlands, Saskia

    1. Hallo Saskia,
      das freut uns…obwohl wir die Qualität der Bilder wegen des Datenvolumens runter setzen müssen ist das wohl noch ausreichend..
      Es macht jedenfalls immer noch Spaß spontane Eindrücke zu schildern und positive Rückmeldungen zu bekommen. Für uns ist das Ganze auch so eine Art „Reisetagebuch“. Schön das Ihr die Beiden Düsseldorfer kennengelernt habt. Wir mögen sie auch sehr!

      Beste Grüße
      Dieter+Renate

  3. Servus Ihr Lieben,

    irgendwo scheint mein Kommentar zwischen dem Wilden Kaiser und dem Camino verschütt gegangen zu sein – also nochmal.

    Ich finde Dirty Harry und seine Besatzung umgibt schon ein echter Heiligenschein. Registriert, ein paar Meilen zu Fuß und ansonsten mit Allrad auf Jakob‘s Spuren sollten reichen für Euren Sündenerlass, oder?

    Ganz liebe Grüße von Hannibal, Reiseleitung und Driver.
    Keep on running,
    Toni

    1. Hallo Toni, hoffen wir auch..
      wir sind wirklich überrascht was hier so alles am Wegesrand zu sehen und zu erleben ist! Wir wundern uns welche Strapazen die Menschen auf sich nehmen, um zu sich selber zu finden oder aus sonstigen Gründen. Wir werden wohl noch mindestens eine Woche brauchen um quasi auf dem Trail zu bleiben und in Santiago zu landen…hätte nicht gedacht, das diese Jahrhunderte alte Pilgerroute so interessant und spannend zu erkunden ist.
      LG Dieter+Renate

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