Auf den Spuren von Peter Lenk

Schon in der Schule hatte ich im Kunstunterricht oft das Gefühl, nicht wirklich zu wissen was man von mir wollte. Beim Malen fehlte mir das Talent und ich interessierte mich mehr für die Rolling Stones als für Van Gogh oder andere Künstler. Das ist auch eigentlich heute noch so. Aber als wir von dem Bildhauer und freischaffendem Künstler Peter Lenk hörten, der hier in Bodmann am Bodensee lebt und arbeitet, waren wir dennoch interessiert. Insbesondere als wir hörten, wie seine Werke die Geschmäcker der Menschen hier strapazieren und wie er polarisiert. Er gilt als unbequemer Kopf und Satiriker, der in dreidimensionalen Arbeiten die Jetztzeit aufs Korn nimmt. So stellt er auf satirische Art von ihm empfundene Missstände dar. Seine Werke stoßen immer wieder auf heftige Kritik, da er bewusst Tabus verletzt, z.B. durch die Darstellung nackter Prominenter. Er hat viele Werke geschaffen, insbesondere hier im Bundesland Baden Württemberg. Wir sind einigen seiner dreidimensionalen Reliefe, Skulpturen und Brunnen auf unserer Radtour  „Rund um den Überlinger See“ begegnet und standen mit sehr gemischten Gefühlen vor seiner Darstellung von Kunst; mal befremdet mal begeistert, mal abgestoßen und mal fasziniert. Wir nehmen die „Peter Lenk Spur“ in Radolfzell auf. Mitten in der Stadt, auf dem Weg zum bekannten Outlet „ Seemaxx“ hängt die Skulptur „Kampf um Europa“ an einer Hauswand. Sie ist 13 Meter hoch und thematisiert die deutsche Europapolitik. Hier sind u.a. Angela Merkel, Peer Steinbrück und Andreas Voßkuhle dargestellt. Die Figur der Europa aus der griechischen Mythologie wird von Lobbyisten, Finanzjongleuren und Politikern bedrängt. Und an ihrem Kopfende vom Bundesfinanzminister beschützt.

 

 

 

In Ludwigshafen-Bodmann steigen wir als nächstes vom Rad. Vor dem Rathaus in Ludwigshafen, nahe am See, befindet sich ein dreiteiliges Relief mit dem Titel „ Ludwigs Erbe“. Ausgehend von der Umbenennung Sernatingens in Ludwigshafen in der badischen Zeit, werden weitere Ungereimtheiten der Geschichte thematisiert. Unter anderem sind dort fünf nackte Politiker dargestellt, die sich gegenseitig an die Genitalien fassen. Die auf dem Teilrelief „ Global Players“ dargestellten fünf nackten Personen sind Angela Merkel, Gerhard Schröder, Hans Eichel, Edmund Stoiber und Guido Westerwelle.

 

 

 

In Sichtweite steht das erste Werk seiner Tochter Miriam Lenk, die Skulptur Yolanda, eine gewaltige Figur, die eine nackte Frau darstellt. Sie befindet sich  auf einem Privatgrundstück eines Hotels, denn die Aufstellung im öffentlichen Raum fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Also steht das pfundige Mädchen mit den Plateau-Schuhen jetzt dort für 1 Jahr zur Probe. Wenn man mit Leuten spricht so hört man gemischte Meinungen. Den einen ist sie zu adipös, den anderen zu groß, den dritten zu unangezogen. Anderen wiederum gefällt die dralle Schönheit. Wir haben uns noch nicht ganz entschieden, ich glaube wir müssen dazu noch ein zweites Mal dorthin. Die Künstlerin hat aber schon erreicht was sie wollte. Kunst darf und soll provozieren und zum genauen Hinsehen ermuntern.

 

 

 

In Überlingen erfolgt der nächste Halt, wir betrachten den  „Bodenseereiter-Brunnen“. Peter Lenk hat dort nahe der Schiffsanlegestelle den ortsansässigen „Dichterfürsten“ Martin Walser als Figur verewigt.

 

Er sitzt unvorteilhaft als „ Reiter über den Bodensee“ auf einem alten Gaul mit Schlittschuhen statt Sporen an den Füßen auf dem „ dünnen Eis der deutschen Geschichte“ , umgeben von eher älteren nackten Wasserjungfrauen. Wir haben uns sagen lassen, dass er damit einen Eklat provozierte. Martin Walser hat ohne Erfolg dagegen prozessiert und verloren.

 

 

In Meersburg schließlich folgt ein weiteres Kunstwerk an der Hafenmole, die „ Magische Säule“. In dem filigranen Werk werden Begebenheiten und Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt Meersburg dargestellt. Auf dem oberen Ende der Säule sitzt z.B. Annette von Droste-Hülshoff als freie Möwe.

 

 

Sein bekanntestes Werk, die „Imperia“ in der Konstanzer Hafeneinfahrt ist immer wieder faszinierend anzusehen. Sie steht dort seit 25 Jahren und verkörpert eine italienische Kurtisane zu Zeiten des Konstanzer Konzils. (1414-18) In der einen Hand König Sigismund, in der anderen Papst Martin V., beide entblößt. Sie dreht sich mit Hilfe eines Rundtisches innerhalb von 4 Minuten einmal um die eigene Achse.

 

 

 

Trotz müder Beine blieben wir weiter auf „Peter Lenks Spuren“ und machten noch einen Abstecher nach Bodmann zu seinem neuesten noch unvollendeten Werk, dem „ Narrenschiff“.

 

Es befindet sich in seinem Heimatort am Hafen an der Außenwand des Seeum, einem modernen Gastrowürfel, im Uferpark. Wieder hat er hier ein plastisches Vielfiguren-Werk geschaffen. Wieder mischt er kleine und große Berühmtheiten mit erfundenen Typen. Die Prominenten, die dieses Mal ihr Fett abbekommen, sind aus den Nachrichten bestens bekannt. Drei Vorstände der Autobranche sind dabei, die der Bildhauer wegen des Diesel-Skandals einbezogen hat.

 

 

Mit grimmiger Miene und verzogenem Mund stellt er Joachim Gauck dar. Ihm lastet Lenk an, dass er neue Auslandseinsätze der Bundeswehr forderte. Gut gelungen ist Beatrix von Storch, die  AFD Politikerin, im Kampfanzug. Sie hatte sich ja dafür ausgesprochen auf Flüchtlinge an der Grenze notfalls zu schießen, da war für Lenk das Maß voll. Er stellt deshalb von Storch mit verruchten Gesicht und Waffe dar.

 

 

Freundlich wird nur der CDU Politiker Peter Altmaier gezeichnet- als Kapitän des Luxusliners, ein Pfundskerl und Genussmensch. Das Narrenschiff ist also kein gewöhnlicher Kahn, sondern ein Kreuzfahrtschiff, dessen All-inclusive-Betrieb Lenk auf die Schippe nimmt. An Bord herrschen Völlerei und Trunksucht….. Da alles erfuhren wir von einer freundlichen Dame am Infostand des Seeums; nur gut das wir unsere Schiffsreisen bisher mit „AIDA“ gemacht haben. Dort gibt es keinen All-inclusive Service. :-))

Aber diese Radtour „Rund um den Überlinger See“ hatte noch mehr zu bieten.

 

 

Du durchquerst wunderbare Orte, wie z.B. die schon erwähnte traditionsreiche Gartenstadt Überlingen mit ihrer Markthalle direkt am See, die einlädt dich mit einem Glas Spätburgunder Weissherbst zu stärken;

 

 

 

fährst durch kilometerlange Apfelplantagen,

 

 

kommst an Weltkulturerbestätten wie der Barockkirche Birnau vorbei, der Aufstieg ist nicht ohne, der geile Ausblick entschädigt für alles;

 

 

 

 

 

 

du passierst den kleinen Ort Seefelden, schaust einen Moment auf unser idyllisches „Hochzeitshotel“,

 

 

strampelst weiter nach Unteruhldingen zum Pfahlbautenmuseumsdorf, isst unterwegs ein frisches Fischbrötchen, gehst durch die Altstadt von Meersburg zur erwähnten Hafenmole;

 

 

 

von dort auf die Fähre nach Konstanz

 

 

und überquerst den „Bodanrück“ um dann glücklich und zufrieden nach fast 70 km am Campingplatz in Markelfingen wieder anzukommen.

 

 

Dann schmeckt dir die Flasche Wein mit deinem Liebling ganz besonders gut.

 

Diese Tour war eine geballte Ladung frischer Luft, Kultur und Genuss. Natürlich ist auf dieser erlebnisreiche Strecke viel los. Die Fußgänger, die sich ja auch schon mal auf die Radwege verirren, sind immer ganz verschreckt wenn man klingelt. Sie hechten dann vor dir auf irgendeine Seite, du weißt aber nicht auf welche. Das ist manchmal nicht ohne. Also habe ich mir gedacht, ich singe lieber um auf mich aufmerksam zu machen. Was mir in Kanada gegen die Bären geholfen hat, wird mir auch am Bodensee nutzen. Mein rheinisches Liedgut mit seinem großen Repertoire lässt mich nicht im Stich und so singe ich ……“ Klingelingeling, klingelingeling hier kommt der Eiermann…….“ mit großem Erfolg, die Leute gucken zwar erstaunt, lächeln, singen gelegentlich auch mit, und gehen auf Seite. Alles gut! Jeder ist irgendwie zufrieden.

 

Zwischen den Wochenenden trainieren wir  jeden Vormittag auf der Mettnau, werden immer fitter.

 

Dieser Fleiß hat uns dazu befähigt, am vergangenen Wochenende zu unserer längsten Radtour aufbrechen zu können. Sie führte „ Rund um den Untersee“ von Markelfingen, über Radolfzell nach Stein am Rhein, über die Brücke in die Schweiz und am Rhein entlang in Konstanz zurück nach Deutschland.

 

 

85 km später kamen wir in Markelfingen wieder an und fühlten uns immer noch gut. Leider waren in Steckborn, wo wir immer im Lokal „ Schiffsländle“ am Anlegesteg Mittagspause machen, die Rösti aus. :-((

 

 

Den Tränen zwar nah, aber tapfer, bin ich ohne Mittagessen weitergefahren. Denn wenn die Schweizer eins können, dann sind es Rösti; und da kann man auch nix anderes bestellen….. also wir jedenfalls nicht!

 

Am Abend haben wir es uns aber dafür bei unseren beiden Gastronomen im Restaurant ZAPA in Bohlingen gut gehen lassen.

 

 

Wir kennen die beiden Chefs schon viele Jahre. Sie betrieben früher in Radolfzell die Weinstube „Zur alten Mosterei“. Dort verbrachten wir mit unseren Seminarteilnehmern gemütliche und weinselige Stunden. Wer mal in die Gegend kommt, sollte im ZAPA mal vorbeischauen oder noch besser sich im dazugehörenden Hotel verwöhnen lassen. Gays sind bei den beiden „Jungs“ besonders willkommen.

 

Die Insel Mainau wollte nochmal besucht werden, was wir auch gemacht haben, dieses Mal mit dem Fahrrad. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch an Ostern, erstrahlt die Insel im Glanz der blühenden Tulpen und anderen wunderschönen Blumen.

 

 

 

 

 

Das Motto in diesem Jahr auf der Mainau heißt Afrika. Überall wird dem Thema Rechnung getragen, es gibt Blumenbeete in den afrikanischen Farben und Vorträge zu vielen Themen des Kontinents.

 

Auch dem „Ruf“ der Insel Reichenau sind wir ein zweites Mal gefolgt. Hier verbrachten wir einen schönen Nachmittag in dem idyllischen Café auf dem Hochwarth, der höchsten Erhebung der Insel. Hier wächst der beste Inselwein und der 360° Rundblick auf dem Bodensee ist sensationell.

 

 

 

Immer wieder bekommen wir auf „unserem“ Campingplatz in Markelfingen zwischendurch Besuch von netten Menschen, wie von Martina und Dirk aus Langenau, die mit ihrem Großpudel Emily für ein Wochenende vorbeischauten, und auch Marion und Stefan aus Hanau, die wir in Sexten kennengelernt hatten, verbrachten mit uns Zeit und einen wunderbaren Tag in der schönen Altstadt von Konstanz.

 

Mit unseren Lieblingsmenschen aus Radolfzell Rike und Oliver und ihren Freunden Jutta und Edi erkunden wir die heimische Gastronomie und treffen uns auf dem Campingplatz, wo uns am 1. Mai die einheimische Musikkapelle ein Ständchen gebracht hat.

Sogar der Kurdirektor Herr Scholz, ließ uns eine Einladung zukommen. Diese „Privataudienz“ hatten wir unserer Absage wegen Terminüberschneidung beim Gästestammtisch zu verdanken. Dort werden langjährige Gäste der Mettnaukur mit einem Geschenk für ihre Treue belohnt. Wir  trafen ihn in seinem Büro im Scheffelschlößchen auf dem Kurgelände.

 

 

Hier hatten wir die Gelegenheit mit ihm politisch über dies und das zu plaudern. Insbesondere die Weiterentwicklung der Mettnaukur und die diesbezüglichen Pläne haben uns interessiert. Wir wollen ja schließlich noch oft wiederkommen. In dem Gespräch könnten wir auch unsere Wünsche loswerden. Mal sehen was die Zukunft auf dieser herrlichen Halbinsel Mettnau mitten in Radolfzell noch so bringt. Bei diesem Termin überreichte er uns auch das besagte Geschenk. Nun besitzen auch wir eine geschmackvolle „ Mettnau-Uhr“.

 

 

Gäste der besonderen Art kommen immer um 17.30 Uhr zu uns. Ein Entenpaar erwartet wie selbstverständlich sein Abendessen, was sie natürlich auch bekommen. Wunderbar wie einfach doch das Leben sein kann.

 

 

So langsam geht diese ruhige, aber doch ereignisreiche, sportliche und genussvolle Zeit hier am Bodensee zu Ende. Das Motto der Mettnau „Bewegung ist Leben“ nehmen wir mit und lassen uns davon inspirieren. Unser Dreamliner hat sich als „Basis-Hotel“ für den 4 wöchigen Aufenthalt bestens bewährt. Die Bilder vom Bodensee bleiben in unserem Herzen.

 

 

Wir freuen uns auf einen bewegungsreichen Sommer zu Hause mit und bei Familie und Freunden. Dabei planen wir unsere Portugal-Spanien-Marokko-Tour. Sie soll Ende August, Anfang September starten. Ich werde darüber berichten….

 

 

Ein Kommentar bei „Auf den Spuren von Peter Lenk“

  1. Spannend, unterhaltend, lustig und macht Lust auf eigene Erkundung. Dieses Jahr ist schon alles verplant, aber im nächsten Jahr hab ich Urlaub ohne Begrenzung . Lasst es euch gut gehen und immer in Bewegung bleiben. In dem Sinne einen lieben Gruß von mir.

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