Von Brühl zum Bosporus; Teil 17: Auf der „Magistrale“ durch Kroatien

Die spannende Küstenlinie setzt sich auch nach dem Übergang nach Kroatien fort. Es ist wie im Kino, ein Film in Endlosschleife über blauen Himmel, tiefblaues Meer, weiße Segelboote, grüne Hügel. So cruisen wir über die Magistrale in Kroatien immer am Wasser entlang, ohne die gefürchteten Fallwinde, ganz entspannt. Motorradfahrer aus aller Welt begegnen uns. Auch für sie ist das eine tolle Strecke.

Wir kommen nach Dubrovnik. Sie liegt im Süden Kroatiens am Adriatischen Meer. Bekannt ist vor allem die charakteristische Altstadt, die vollständig von einer massiven im 16. Jh. fertiggestellten Steinmauer umgeben ist. Mitten in der Stadt gibt es für Wohnmobilisten einen neuen, vollautomatisierten Stellplatz. Von dort laufen wir 2 Kilometer zu Fuß in den alten Stadtkern. Ich bin schon ganz gespannt, hatte ich als Kind die Stadt doch öfter beschrieben bekommen. Wir hatten seinerzeit Erntehelfer aus „Jugoslawien“ in unserem Dorf und Drago hat mir bei der Traubenlese immer von seiner Heimatstadt Dubrovnik vorgeschwärmt.

Ich glaube er würde sich im Grabe umdrehen, wenn er die Entwicklung seiner Stadt in eine überlaufene Tourihochburg mitbekommen hätte. Die Kreuzfahrtschiffe sorgen mit ihren Passagieren für volle Gassen in der Altstadt und die Preise steigen entsprechend. Obwohl die Leute eigentlich an Land nichts verzehren, wie uns die Bedienung in einer kleinen Kneipe erzählt. Sie haben ja Vollverpflegung an Bord. Wir quetschen uns durch die übervollen engen Altstadtwege, wollen oben über die gut erhaltenen Stadtmauer flanieren. Allein der stolze Preis von 35 Euro pro Person hält uns davon ab. Was ein Glück, dass wir auf der Herfahrt schon einen guten Blick von oben auf die Stadt werfen konnten. Denn, schön ist eigentlich nur das Gesamtbild der Stadt direkt am Meer.

Nur 54 Kilometer weiter die Küste hoch wartet das nächste Highlight auf uns. Ston! Eine Kleinstadt mit wichtigen Aufgaben auf der Halbinsel Pelješac gelegen. Im 14. Jh. wurde mit dem Bau der Befestigungsanlagen begonnen, die Ston mit dem Nachbarort Mali-Ston verbinden. Sie galten dem Schutz und der Zugangskontrolle zur Halbinsel. Es entstanden drei Kastelle, die durch Mauern miteinander verbunden waren. Über 40 Türme waren Teil der ca. 5 Kilometer langen Mauer, von der bis heute noch Teile stehen.

Die Gesamtlänge wurde 1506 fertiggestellt und wird als die längste Festungsmauer in Europa bezeichnet. Man kann entlang der Festungsmauern in den Nachbarort laufen. Wir finden einen schönen Platz im Hafen von Ston und entscheiden uns, den beschwerlichen Aufstieg sein zu lassen. Stattdessen laufen wir unten herum nach Mali Ston. Das ist auch sehr schön. Unbedingt sollte man beide Städtchen besichtigen.

Das rustikale Städtchen Mali-Ston.

Weiter geht es über die futuristische Pelješac-Brücke. Sie wurde im Juli 2022 eröffnet. Mit dem Bau, der zum größten Teil aus EU Mitteln finanziert wurde und beachtliche Summen verschlungen hat, wurde eine innerkroatische Straßenverbindung zwischen Süddalmatien mit Dubrovnik und dem Rest des Landes geschaffen. Dadurch bleiben einem die Grenzkontrollen durch den Korridor Bosnien-Herzigowina erspart.

Wir erreichen die Makarska Riviera, eine der schönsten Abschnitte der Küste Kroatiens. Zumindestens wenn man den Hochglanzbroschüren und dem Reiseführer glauben will. Spektakulär sind die hohen Berge, die Küstenstraße verläuft spektakulär kurven- und steigungsreich. In der Nähe des Hauptortes Makarska finden wir einen wunderbaren schattigen Platz in einem Pinienwald, direkt hinter den Strand. Der Chef des Restaurants in dem wir lecker essen, lässt uns für 10 Euro die Nacht dort stehen. Wir bleiben ein paar Tage, erkunden die Gegend, liegen am Strand und genießen das smaragdgrüne Wasser. https://maps.app.goo.gl/4XT

Die malarische Kleinstadt Primosten liegt auf einer Halbinsel. Wir treffen hier liebe Menschen aus der Heimat und verbringen eine schöne Zeit mit Grillen am Strand und dem Erkunden der Altstadt. Ein mächtiges Stadttor führt in ein Labyrinth aus engen Gassen führt an alten dalmatinischen Steinhäusern vorbei zum höchsten Punkt zur Pfarrkirche Sv. Juraj, die im Jahr 1485 erbaut wurde. Auf Badeurlauber warten in Primosten wunderschöne Kieselstrände, Felsstrandabschnitte und etwas außerhalb entspannte ruhige Buchten. Wir verkosten noch den für die Gegend typischen Babic-Wein und fahren später zum nächsten Ziel.

Einer Empfehlung von anderen Wohnmobilisten folgend, landen wir für das Wochenende in Drage im Camp Paradiso. https://maps.app.goo.gl/ay7mmxEsrBLtVdrs6 Der kleine grüne Platz liegt direkt am Wasser, hat aber nicht überall direkten Blick auf die Bucht. Es sind kurze Wege an den Strand. Mario, der Besitzer hat ein Herz aus Gold, spricht deutsch und macht für seine Gäste alles möglich.

Auf dem gut gefüllten Platz sind nur Stammkunden. Viele haben sich auch schon ein Mobilheim hier gekauft. Dieser Boom hält an, es entstehen auf jeder freien Fläche solche Anlagen. Wie schade, die Ursprünglichkeit und Weite verliert ihren Charme, du schaust fast nur noch auf „Plastikhäuser“. :-(( Nichts desto trotz genießen wir die Tage im Camp Paradiso, wo Mario auch wöchentlich für seine Gäste traditionell kocht.

In Zadar machen wir eine längere Pause und laufen in die spannende Stadt. Bekannt sind vor allem die römischen und venezianischen Ruinen in der auf einer Halbinsel gelegenen Altstadt. Zadar blickt auf eine 3000 Jahre alte Vergangenheit zurück, die Wehrmauern gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Diese spektakuläre Kulisse inspirierte auch einen der bekanntesten Filmregisseure aller Zeiten, Alfred Hitchcock, der den Sonnenuntergang in Zadar zu einem der schönsten auf der Welt erklärte.

Die einzigartigen Sehenswürdigkeiten der neueren Zeit sind die Meeresorgel, deren Töne durch die Wellenbewegungen des Meeres unter großen Steinplatten erzeugt werden und das weltberühmte Werk des Architekten Nicola Basic „Gruß an die Sonne“. Es handelt sich dabei um eine im Durchmesser 22 m große Lichtkonstruktion, die in den Boden der Uferpromenade eingelassen wurde. Sobald die Sonne verschwunden ist, setzen die Lichter auf der kreisrunden Fläche zum abwechslungsreichen Tanz an und sorgen für ein einzigartiges Farbspektakel. Das habe ich mir von der netten Dame in der Touristinfomation erfahren. Es lohnt sich also wiederzukommen.

Wir cruisen derweil weiter die zerklüftete Küste hoch, kommen jetzt auf die „Jadranska Magistrale“. Wir können gemütlich fahren, es ist kaum Verkehr, sehr ländlich und ruhig hier. Im Sonnenschein kommen wir gut voran durch den wild-romantischen Nationalpark. Wir sehen im Meer die Inseln Rab und Krk in der untergehenden Sonne im Wasser liegen. Sie sehen aus als hätte ein Riese Steine ins Meer geworfen. Dies ist einer der schönsten Küstenabschnitte. Nicht zugebaut!

Wir genießen ein letztes Bad im grünschillernden glasklaren Wasser der kroatischen Adria, essen im „Restorant Martina“ in Senj und übernachten auf deren Parkplatz mit herrlichem Blick auf die Inseln. https://maps.app.goo.gl/FAJQdTS2yA4UAHnU9

Bei der Weiterfahrt erzählt mir Dieter wie er seinerzeit nach dem Jugoslawien-Krieg im Auftrag unserer Gewerkschaft Hilfstransporte in die Gegend gefahren hat. Die tolle neue Brücke nach Krk bestand damals nur behelfsmäßig aus Pontons. Hilfe, ich hätte zu der Zeit da nicht rüberfahren wollen……

So erreichen wir bald das nächste Land Slowenien. Im letzten Teil dieser Serie „von Brühl zum Bosporus“ erzähle ich dann auch unsere letzte Etappe bis nach Hause.

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