Bevor wir das Gaspedal endgültig durchtreten und auf der Interstate 90 nach Chicago düsen, wollten wir noch dorthin, wo jeder „aufrechte“ Amerikaner mindestens 1x in seinem Leben gewesen sein muss, am berühmten „Mount Rushmore“ wo die Köpfe von 4 Präsidenten in den Granit gehauen sind.
Bevor wir dort angekommen sind, gab es auf der Strecke noch einiges zu sehen. Von unserem Übernachtungsplatz in Gilette fuhren wir am frühen Morgen zunächst zum Devil’s Tower National Monument, das gerade noch in Wyoming liegt.
Der „Teufelsturm“, ein abgeplatteter Klotz aus Säulenbasalt, erhebt sich weithin sichtbar ca. 270 m über die auslaufenden Black Hills. Die Geologen interpretieren den Devils Tower als Volcanic Plug, den erkalteten Kern eines Vulkans, dessen umgebendes, weicheres Gestein nach und nach erodiert. Es ranken sich aber auch viele Mythen um seine Entstehung. So auch diese, dass 7 kleine Indianermädchen sich vor herannahenden Grizzlybären auf einen kleinen Hügel gerettet haben. Dort haben sie gebetet, dass der Hügel in den Himmel wachsen soll, um sie so vor den Bären zu retten. Und der Hügel wuchs und wuchs. Die Bären haben wütend ihre Krallen in den Stein gehauen. So entstanden die tiefen Rillen im Gestein und die Mädchen sind als 7 kleine Sterne am Himmel über dem Devils Tower zu sehen. Also, ich habs nicht so mit der Wissenschaft…. 🙂
Wir fahren weiter durch die Landschaft der schwarzwaldähnlichen Black Hills und kommen nach South Dakota.
Dort durchfahren wir einige ehemalige Goldgräber-und Westernstädtchen, die versuchen die Zeit der Cowboys und Indiander aufrecht zu erhalten. In Deadwood z.B. ist zur Abrundung der historischen Realität das Glücksspiel wieder zugelassen.
So verbergen sich in der Mainstreet hinter den alten Westernfassaden jeweils eine kleine Spielhölle. Dadurch sind die Besucherzahlen enorm gestiegen.
Ebenso fester Bestandteil des sommerlichen Touristenprogramms ist die unendliche Wiederbelebung der dramatischen Ermordung der Wildwestgröße Wild Bill Hickock.
Gleich mehrfach am Tag lässt man ihn im Saloon Nr. 10 an der Main Street sterben. Wir haben darauf verzichtet das Ereignis mitzuerleben.
Für unsere Begriffe sind diese Orte alle ziemlich aus der Zeit gefallen und Geschmacksache. Die Beurteilung liegt wie immer im Auge des Betrachters. So wie auch unser nächstes Ziel, das Crazy Horse Memorial.
Der 1982 verstorbene Bildhauer Korzcak Ziolkowski begann auf Einladung der Sioux im Jahre 1949 (!) mit der Sisyphusarbeit am „Memorial for all North American Indians“, das nach Fertigstellung den Sioux-Häuptling “ Crazy Horse“ samt Pferd als 170 m hohe Felsskulptur zeigen soll.
Die Nachkommen des Künstlers machen schon heute ein blendendes Geschäft mit den Touristen. Um näher an die “ Baustelle“ heranzukommen, muss man Eintritt bezahlen ( z.Z. 11 Dollar p.P.). Das haben wir uns geschenkt, weil man nur auf einen Parkplatz geleitet wird, und das Ganze aus der Ferne fotografiert. Wir werden den Fortschritt bei unserem nächsten Besuch begutachten.
Dem „Leitspruch“ dieser Lebensaufgabe kann ich sogar etwas abgewinnen.
Das touristische Highlight in den Black Hills aber ist das schon erwähnte Mount Rushmore National Memorial. Schon die Zufahrt auf den Berg ist spektakulär und die Vorfreude groß.
Über eine Allee von fahnengeschmückten Säulen für alle US Bundesstaaten geht es in gerader Linie auf die hoch oben die Szenerie überwachenden über 20 m hohen Köpfe der vier Präsidenten zu: Georg Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodor Roosevelt.
Ganz unbestritten ist das eine unübertroffene bildhauerische Mammutleistung. Der von seiner Idee besessene Schöpfer der vier Köpfe, Gutzon Borglum, hat 14 Jahre mit unzähligen Helfern dieses Werk geschaffen. ( 1927 bis 1941 ) und damit für eine der meist fotografierten Attraktion in den USA gesorgt.
Wir kamen am Nachmittag dort an und waren völlig überwältigt von diesem Anblick. Das Licht zum Fotografieren war nicht mehr ganz so gut, die Zeit länger zu bleiben hatten wir auch nicht. Alles egal, wir haben den Augenblick genossen und beschlossen wiederzukommen.
Diesen ereignisreichen Tag beendeten wir in Rapid City, einer überaus sympathischen Stadt, die uns positiv überrascht hat. Eigentlich wollten wir nur noch den Walmart Parkplatz anfahren um dort zu übernachten. Auf der Autobahn fiel uns eine große Reklametafel auf mit einem davor geparkten Feuerwehrauto auf. Beworben wurde die „Firehouse Brewery“ in Rapid City, als älteste Brauerei in South Dakota!
Das war schon mal ein Anlass nach „Down Town“ Rapid City zu fahren. Im VisitorCenter bekamen wir obendrein einen Stadtplan. Dort waren jeweils an den Straßenecken Bronzefiguren vieler amerikanischer Präsidenten abgebildet, eingeschlossen derer von denen wir gerade kamen. Auch gab es wieder bemalte Wände (painted murials) zu sehen.
Das war eine wirkliche Überraschung und wir hatten Spaß dabei unsere Lieblingspräsidenten zu besuchen. Demokraten, versteht sich! Der anschließende Brauereibesuch war der krönende Abschluss eines wunderschönen Tages in South Dakota! Wir tranken doch tatsächlich mal ein „German Lager“ mit dem schönen deutschen Namen Zeltfest…
„We Will Never Give Up“ diese Stadt spricht mir aus der Seele….
Jetzt liegen die ersten 600 km Interstate 90 auf dem Weg nach Chicago hinter uns. Mit einem Schlenker z.B. durch die Badlands und schönen Pausenplätzen wie hier am Missouri lässt es sich gut fahren.
Im Bundesstaat Minnesota in einer netten Kleinstadt sind wir sehr freundlich von Deutsch-Amerikanern“ aufgenommen worden. sie hatten auch ein kaltes Bier für uns. Um das mal mit einem Spruch meiner verstorbenen Mutter zu kommentieren, die bei solchen Gelegenheiten immer sagte: „Herz, was willste mehr“!