Eine Woche Botswana liegt vor uns. Wir sind etwas aufgeregt, unser erster Grenzübertritt steht bevor. Es sind einige Dinge zu beachten, Dollar bereitzuhalten für eine Fahrzeuggebühr und wieder Formulare auszufüllen. Wir sind gut gebrieft durch die Reiseleitung, haben schon im Vorfeld alles ausgefüllt. Die Unterlagen erhält man sonst an der Grenze am jeweiligen Schalter. Warum das alles so sein muss, erschließt sich niemandem. Aber der Reihe nach:
Wir fahren auf die Grenze zu, sie befindet sich zwischen den Orten Polokwane und Palapye. Die Straßen werden schlechter, der Verkehr dichter, die LKW Schlangen besorgniserregend lang. Wir dürfen daran vorbeifahren, bis vor die etwas windschiefen Grenzgebäude. Auf südafrikanischer Seite gehts mit dem Reisepass zum Immigration Schalter. Danach fahren wir ca. 800 m weiter über eine schmale Brücke zur Grenzstation von Botswana. Drei „Stationen“ sind zu durchlaufen: 1. an den Immigration Schalter; dort erhalten wir einen Gatepass, müssen Aufenthaltsdauer und erste Unterkunft nennen. Der Gatepass muss abgestempelt werden und der Fahrer trägt sich in ein Registrierungsbuch ein mit allen persönlichen Angaben und den Fahrzeugdaten aus den Papieren. 2. ein paar Schalter weiter an den Zoll (Customs). Hier deklarieren wir die Einfuhr des Fahrzeugs. 3. Wieder ein paar Schalter weiter zahlen wir für das Fahrzeug eine Gebühr in der Landeswährung Pula. Sie beinhaltet eine zusätzliche Autoversicherung und Straßenbenutzungsgebühr. Ca. 20 Euro hat das gekostet. Alle Belege sorgfältig aufbewahren, man braucht sie nochmals bei der Ausreise. In den engen Zollgebäuden ist es laut, stickig und heiß. Lange Menschenschlangen drängeln sich vor den Schaltern. Die wichtigen Zollbeamten hinter dem Schalter wirken sehr geschäftig und führen langsam und bedächtig ihre Tätigkeiten aus. Man muss geduldig sein und ihnen ein Lächeln schenken, das öffnet Herzen und es geht voran. Ein kleines Kompliment zum Outfit funktioniert auch! Ich schreibe den Grenzvorgang deshalb etwas ausführlicher, damit, wenn ihr oder wir dort mal in der Schlange steht, Bescheid wissen! ;-))
Die Savannen und Sandgebiete der Kalahari-Wüste sind charakteristisch für Botswanas Landschaft. Gräser, Büsche und knorrige Gehölze wie die mächtigen Affenbrotbäume prägen die wilden weiten Flächen, in denen es kilometerweit keine Menschen gibt. Dafür begegnen uns immer wieder Elefantenherden. Es gibt wenig Wasser und diese schlauen Tiere stemmen die Wasserleitungen, die mit Betonplatten versehen sind, auf, um mit ihren langen Rüsseln an Wasser zu gelangen.
Auf einem Territorium, das etwas größer als Frankreich ist, leben weniger Menschen als in Paris. Früher als superarmes Land auf dem afrikanischen Kontinent eingestuft, erhöht sich der Lebensstandard als in den 1970er Jahren große Diamantenfunde etwas Geld für viele, richtigen Reichtum aber nur für die Minenbesitzer brachte. Dennoch hat das Land seit seiner Unabhängigkeit 1966 eine durchweg positive Entwicklung verzeichnen können. Insbesondere die politische Stabilität unter dem demokratischen Staatspräsidenten Mokgweetsi Masisi sorgt dafür, dass Botswana bei Touristen aus aller Welt hoch im Kurs steht. Seit 2012 ist Botswana gemäß dem Demokratie-Index das demokratischste Land auf dem afrikanischen Festland. Es gibt im Land nur noch wenige ältere Menschen. Viele sind an HIV- und später durch Corona gestorben. Mittlerweile hat man beide Krankheiten unter Kontrolle. Mit diesen interessanten Eckdaten versorgt uns unser Guide am abendlichen Lagerfeuer, wenn wir in ein neues Gebiet kommen. Am Ende kommt meistens seine Frage: „Wer weiß denn noch wie der botswanische Staatspräsident heißt?“ Das sorgt immer für Erheiterung. Der Name Ist ein Zungenbrecher, bleibt aber unvergessen. Am Ende der Reise können wir ihn tanzen, den Namen. :-))
In Botswana ist es etwas komplizierter eine neue Sim-Karte zu bekommen. Wir fahren nach Palapye in eine kleine Einkaufsmall. Dort gibt es die Telefongesellschaften Orange und Melcom Mobile. Man muss im südlichen Afrika sogenannte „Airtime“ kaufen. Darin enthalten sind einige Gigabyte, die meistens nach 7 Tagen ablaufen. Das wird oft im Laden nicht ausdrücklich erwähnt. Man denkt, man hätte keinen Empfang, dabei ist noch Datenvolumen da, aber die Zeit abgelaufen.
In dem kleinen Telefonladen herrscht Hochbetrieb. Alle sind bemüht uns zu helfen. Es dauert lange, weil unsere Passdaten telefonisch an die Telefongesellschaft übermittelt werden müssen, die Computer waren ausgefallen. Bürokratie pur. Der Empfang ist echt gut in diesem riesigen Land ohne Menschen. Nur in den großen Nationalparks ist man oft ohne. Kann man verstehen Elefanten und Giraffen telefonieren ja nicht so oft. ;-))
Wir kommen nach 320 Kilometern von Orapa nach Maun im Herzen des Okavango Deltas. Unterwegs gibt es nichts außer Straßen bis zum Horizont und abgemagerte Tiere, meistens Kühe oder Schafe, die am Straßenrand versuchen einige grüne Grashalme zu erwischen. Sie gehören armen Bauern, die selber kein Land haben. Die Tiere laufen morgens an die Straßen, finden aber alle abends wieder zu ihren Besitzern zurück, denn dort gibt es Wasser. Auf der einen Straßenseite Kühe, auf der anderen Elefanten. Oder mal eine tolle schwarze Frau in der landestypischen Tracht des Herero-Stammes. Phänomenal! Wir stehen wunderbar auf dem weitläufigen Camp neben dem „The Sedia Riverside Hotel“. Maun ist eine sympathische schwarzafrikanische Kleinstadt.
Hier, im Norden von Botswana liegt also das berühmte Delta des Okavango. Es gehört seit 2014 zum UNESCO- Welterbe. Der Okavango ist der einzige Fluss der Welt, der nicht in einem Meer mündet, sondern sich auffächert und im Kalahari-Becken versickert, bzw. vorher schon, aus Angola kommend, zum größten Teil verdunstet. In Maun werden Rundflüge über das Okavangodelta angeboten. Mein Lieblingsmensch fliegt auch mit. Ich verzichte, als ich die kleinen Flugzeuge sehe, kaufe mir zum Andenken ein schönes grünes T-Shirt, bestickt mit dem Flussdelta. Das war die bessere Wahl, denn als wir „Zurückgebliebenen“ die Fluggäste wieder abholen, haben viele die Farbe meines T-Shirts im Gesicht. Es war ruckelig in den kleinen Fliegern. Dem Okavangofluss begegnen wir später wieder.
Wir sind jetzt in der Malariagegend. Als Prophylaxe wird in einschlägigen Medien die Einnahme von Malariatabletten empfohlen. Wir haben Malarone dabei, die Nebenwirkungen sind aber nicht ohne. Die erfahrene Reiseleitung nimmt keine Tabletten. Sie begegnen den Moskitos mit dem einheimischen Mittel, „Peaceful Sleep“. Genau das tun wir auch. Das Wohnmobil wird vor dem Schlafengehen eingesprüht und wir tagsüber auch. Außerdem tragen wir Klamotten von Craghoppers. Sie bestehen aus Mücken-und Zecken abwehrendem Stoff, sind darüberhinaus super leicht und nach der Handwäsche im Nu wieder trocken. Ein echter Klamotten-Tipp auch für unsere nächsten Reisen. Abends gibts dann eine „Malaria-Prophylaxe der anderen Art. Einen leckeren Gin-Tonic beim Briefing. Wußtet ihr, dass der Gin im südlichen Afrika erfunden wurde? Bestimmt nicht ohne Grund. ;-)) Jedenfalls wird diese Vorgehensweise ein guter Brauch in der Gruppe. Es finden sich immer wieder Spender. Die Mischung schwankt je nach Moskitoaufkommen. Kleiner Scherz!
Und weiter geht die Reise auf leeren Straßen, aber dafür mit Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, sei es um Holz zu holen oder Waren zu transportieren auf dem Kopf. Die meisten haben auch hier kein Auto, sind darauf angewiesen, dass sie mitgenommen werden. Es gibt im südlichen Afrika so gut wie keine Infrastruktur, Minibusse fungieren als Taxis. Wer sich eines leisten kann, winkt am Straßenrand mit einem Geldschein und wird mitgenommen. Für uns Europäer irgendwie unvorstellbar. Ach ja und die riesigen Termitenhügel, sowas kennen wir auch nicht.
Wir kommen nach Gweta und hier in ein typisches Buschcamp. Ein Erdferkel markiert den Abzweig ins Camp. Es ist flirrend heiß, das gelbe Buschgras riecht nach Honig, der Feldweg ist uneben, die Büsche tragen lange Dornen, man muss sehr aufpassen. Das Wohnmobil macht schon einiges mit. Das Camp trägt den Namen „Planet Boabab“ heißt übersetzt „Planet der Affenbrotbäume“. Die riesigen Bäume sind abends angestrahlt und ergeben herrliche Fotomotive wenn die Sonne untergeht. Auch ansonsten gibt es jeden Luxus. Einen tollen großen Swimmingpool, eine gefüllte Bar und kleinen Rundhäuser, um im Schatten sitzen zu können. Das hätten wir bei der Anfahrt nicht gedacht. Die sympathische Chefin des Camps freut sich über die Komplimente. Wir haben Gänsehaut vor lauter Wohlbefinden, trotz der Hitze. Es ist so unglaublich anders hier in der Kalahari! Das ist Afrika, sagt unser Guide abends am Feuer. Da hat er sowas von Recht!
So kommen wir in den äußersten Nordosten Botswanas. 390 Kilometer Nichts liegen vor uns, sagt der Reiseleiter. In Nata ließe sich eine Pause einlegen, aber der Ort hätte sich in den letzten 20 Jahren Zeit nicht weiterentwickelt, bemerkt er noch ärgerlich. „Sie machen einfach nichts draus und bleiben dadurch arm. Das lässt mich an eine Liedzeile aus einem kölschen Lied von BAP denken: „wenn die dä Arsch nit huhkrieje, ess et eines Dachs zo spät“. Dabei ist Nata ein äußerst wichtiger Knotenpunkt, ein windschiefer Burgerladen aus den Siebzigern lädt nicht gerade zum Einkehren ein. Wir machen auf einem einigermaßen sauberen Rastplatz am Wegesrand eine Pause und freuen uns auf einen weiteren Höhepunkt der Reise: Die Victoria Fälle!
Dazu fahren wir vorher zu unserem Übernachtungsplatz auf ein interessantes Camp. Mitten im Nichts in der Nähe von Lesoma liegt das Senyati Safari Camp (www.senyatisafaricampbotswana.com) Die Anfahrt ist etwas abenteuerlich und auch im Camp muss man tiefem Sand auf den Wegen ausweichen. Wir finden einen schönen Platz mit Blick in die Gegend wo die Elefanten einfach so vorbeilaufen. Denn die Lodge hat ein großes Wasserloch. Es ist abends angestrahlt. Das Besondere daran ist aber, dass man durch einen unterirdischen Gang ganz nah an die Tiere rankommt. Uuuii, echt unheimlich, wenn dich so ein Wasserbüffel witternd anschaut, obwohl er dich nicht sehen kann.
Am nächsten Morgen gehts mit dem Bus über die Grenze nach Simbabwe. Zu Fuß laufen wir mit unserem Reisepass und über den Grenzübergang und erhalten dort für 30 Dollar unser Visum für den Tag. Überall wird hier kassiert. Weiter geht die Fahrt. Nach zwei Stunden sind die weltberühmten Wasserfälle erreicht. Der Eintritt kostet ebenfalls 30 Dollar. Es lohnt sich allemal. Auf ausgeschilderten Pfaden kommt man zu 10 Viewpunkten und an manchen Stellen den Fällen ganz nah. Der Fluss Sambesi stürzt hier 300 Meter in die Tiefe hat über die Jahrhunderte eine mehrere Kilometer lange Schlucht gegraben. Schon ganz lange wollte ich hierherkommen. Am 23. Oktober 2022 ist es dann soweit. Gänsehaut pur!
Noch mehr Gänsehaut löst die Aussicht über einen Hubschrauberflug über die Fälle aus. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und setze mich neben Tom den Piloten! Unbeschreiblich and unforgettable, wie Tom sagt, dieser 20 minütige Rundflug. Er erklärt uns die Gegend, es ist super interessant ihm zuzuhören! Es kommt im Laufe der Jahre weniger Wasser, erzählt er uns. Das ist etwas, was mit Besorgnis gesehen wird. Dieser Klimawandel macht vor nichts halt. Hubschrauber fliegen ist wie Busfahren nur in der Luft, hat vorher jemand gesagt. Das stimmt. Ich bin nachhaltig begeistert.
Das Tüpfelchen auf dem i kommt aber noch. Unsere Reiseleitung lädt uns ein in das bekannte gleichnamige Hotel in Victoria Falls. „The Victoria Falls Hotel“. Das Hotel ist seit seiner Erbauung 1904 das beherrschende Hotel direkt bei den Victoria Fällen. Das Gebäude versprüht kolonialen Charme aus der Zeit Edwards VII und wurde in jüngster Zeit umfangreich renoviert. Wir laufen von den Wasserfällen 10 Minuten zu Fuß durch die nette Stadt. Seit über 100 Jahren logieren hier Staatsmänner, Adlige und andere berühmte Reisende und wir sind jetzt auch da! Innen ist tatsächlich die Zeit stehen geblieben. Dennoch kann man sich hier wohlfühlen und auf der „Stanley Terrace“ im Garten, mit tollem Blick auf die berühmte Victoria-Falls-Brücke, schön entspannen. Wer hier wohnt, hat auf einem privaten Pfad Zugang zum Eingang des Victoria-Fälle-Nationalparks. In der legendären Stanley Bar genießen wir einen hervorragenden Gin-Tonic! Der Tag bleibt unvergessen!
Wir übernachten nochmal in der Senyati Lodge, lassen den spannenden Tag in Victoria Falls Revue passieren und beobachten wieder die Tiere am Wasserloch. Nur 20 Kilometer sind am nächsten Tag zu fahren in den nahegelegenen Chobe-Nationalpark. Vorher gibts noch ein paar Geschenke für die Kinder aus den Dörfern ringsum.
Auch der Aufenthalt im Chobe- Nationalpark bleibt unvergessen. Wir stehen direkt am Chobe-River in Kasane bei der „Chobe-Safari-Lodge„, einem weitläufigen relativ luxuriösen Hotel und Campingkomplex. Unser Gruppenplatz ist eher klein, wir haben heute Kuschelcamping. Egal wir sind sowieso nicht am Wohnmobil, sondern brechen sofort auf zu einer 3 stündigen Fahrt auf dem Chobe River. Wieder kann ich nur in Superlativen formulieren. Es war beeindruckend, außerordentlich still auf dem Fluss, die Hippos (Flußpferde) tauchen träge auf und ab, Krokodile liegen regungslos in der Sonne. Der Sonnenuntergang fulminant schön. Die Stunden auf dem Wasser vergehen wie im Flug.
Eine Morning-Safari lässt uns am nächsten Tag sehr früh aufstehen. In gefederten Jeeps und gut gelaunten Rangern gehts in den Nationalpark zu beeindruckenden Tierbegegnungen. In der aufgehenden Sonne tanzt meine Freundin, die Giraffe über den Weg. Ein wütender Elefantenbulle taucht trompetend hinter unserem Wagen auf. Wir haben ihn wohl beim Liebesspiel gestört, denn gleich darauf laufen zwei Elefantendamen aus einem Gebüsch kommend, schnell davon. Wir kommen einem Löwenrudel unglaublich nah. Einmalig!
Und schon ist die Woche in Botswana vorbei. Wir bereiten die Grenzformalitäten nach Namibia vor!
Übrigens hier nochmal der Hinweis für die eMail Empfänger des Reiseblogs: bitte auf die schwarze Überschrift tippen, dann kommt ihr in die lesefreundliche Fassung der kostenfreien Webseite! Dort gibt es weitere spannende Berichte über unsere anderen Reisen!
wie immer und herzliche Grüße
Rena und Helmut
Wahnsinnig tolle Reiseberichte, liebe Renate!
Merry Christmas und GLG aus Hong Kong
Danke Anke! Schön von Dir zu hören! Ihr habt ja auch eine phantastische Reise nach Indien gemacht. Ich wünsche euch schöne Weihnachten und ein tolles gesundes neues Jahr!Lass uns doch dann mal telefonieren. GLG aus Brühl
Liebe Reisefreunde,
wer hat uns nur zusammengeführt :-)) egal, wir sagen einfach mal DANKE.
Und freuen uns auf ein Treffen und natürlich auf weitere Reiseberichte.
Eine besinnliche Weihnachtszeit wünschen euch
Roland und Martina
Eine glückliche Fügung hat uns zusammengeführt ihr lieben Herzensmenschen! lasst es euch weiter gut gehen, während ich in Namibia-Erinnerungen schwelge und sie zu Papier bringe! Allein der Gedanke an die afrikanische Sonne wärmt schon mein Herz!