Im Havelland, an Saale/Unstrut und der Saar!

Wir sind in der Heimat der Kanzlerin in der Uckermark angekommen. Nach viel Kultur in der Großstadt Stettin zieht es uns jetzt in die Natur. Und die hat die Uckermark reichlich zu bieten. Nach ca. 100 km empfängt uns eine grüne Idylle.

In vielen Dörfern gibt es noch die alten gepflasterten Dorfstraßen. Hier scheint mancherorts die „Wende“  noch nicht wirklich angekommen zu sein. Ich würde ja gerne mal Mäuschen spielen, was Frau Merkel den Leuten in ihrer Heimat vor Wahlen so erzählt. Wie sie Politik macht und warum das im Osten nicht so ankommt. Wir sehen viele AFD Plakate, die anlässlich der Europawahl überall hängen. Ist ein wenig erschreckend.

Auf rumpeligen Landstraßen geht es weiter nach Prenzlau. Hier bewundern wir den großen Dom. Anderen Orts stehen vor solch monumentalen Bauwerken die Menschen Schlange vor dem Eintritt.

Hier ist nix los. Wohltuend, mal nicht überall auf unsere asiatischen Freunde zu treffen. Die Uckermark im Osten Deutschland ist wohl noch nicht in deren Prospekten enthalten. ;-)) So fahren wir gemütlich weiter durchs Boitzenburger Land immer an der Havel entlang, durch große Waldgebiete und kommen schließlich nach 120 km in die Marina von Fürstenberg (www.marina-fuerstenberg.de).

Hier auf dem im TOP- Platz Heft gelisteten Stellplatz, werden wir von der Hafenmeisterin, Frau Erz, überaus zuvorkommend empfangen. Echt wohltuend nach den etwas distanziert wirkenden Menschen mit denen wir es bis hierher zu tun hatten. Dienstleistungen auch freundlich zu überbringen ist hier in der Gegend noch nicht überall selbstverständlich. Ich habe mir aber vorgenommen, solche Leute so lange zu „beflirten“, bis sie nicht anders können als zu lächeln. :-))
Wir richten uns hier in der Marina für einige Tage ein und freuen uns über den schönen Ausblick auf die Boote, die auf dem See dümpeln. Die Sonne kommt raus, wir trinken unser Ankomm-Bier am Wasser. Fürstenberg wird auch die Wasserstadt genannt, sie ist von drei Seen eingerahmt. ( Schwedt-Baalen-Röblinsee) Durch alle Seen fließt die Havel, Schleusen bereiten den Weg für die Boote.

Wir freuen uns auf unsere Radtour an der Havel entlang. Ich komme dabei nicht umhin, mal wieder an Theodor Fontane und sein Gedicht des „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ zu denken. Dank Google kann ich es jetzt wieder auswendig. Schon in der Schule  war ich ein Fan des großzügigen Herrn von Ribbeck. Wer will als Kind nicht schon gerne eine saftige „Beer“ geschenkt bekommen. In meinem Dorf hat jeder streng über seine Früchte gewacht.:-(( Na ja, es gab auch da Mittel und Wege an sein Ziel zu kommen.

Ausgerüstet mit Kartenmaterial und Hinweisen der netten Hafenmeisterin starten wir auf unsere Radtour rund um die Fürstenberger Seen und an der Havel entlang.

Hier orientiert man sich an Radknotenpunkten. Das sind markante Schilder mit Nummern drauf, die jeweils einen Knoten bilden. Aus dem Hafengelände raus geht es rechts auf dem Fahrradweg und schon nach wenigen Metern begegnen wir nun zum wiederholten Mal einem Ort der Greueltaten des Naziregimes. Wir sind auf dem Gelände des Konzentrationslager Ravensbrück angekommen.

Das KZ Ravensbrück war das größte Konzentrationslager für Frauen im sogenannten >Altreich< zur Zeit des Nationalsozialismus. Gemeinsam mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Männerlager, Industriebetrieben, dem KZ Uckermark für Mädchen und junge Frauen und dem Siemenslager Ravensbrück bildete das KZ Ravensbrück einen Lagerkomplex. Ich gehe durch einen Teil dieses riesigen Lagers und bin wieder sprachlos, ob des Grauens, dass immer noch irgendwie in der Luft liegt. Unfassbar diese Größe des Geländes. Man geht davon aus, dass 28.000 Häftlinge in Ravensbrück ums Leben gekommen sind.


Wir fahren in Gedanken versunken durch die schöne Natur, kommen an einer uralten Eiche vorbei, die alle Kriege überstanden hat, im Gegensatz zu den vielen Frauen und Mädchen unweit von dort.

Nach 25 km ist der Rundweg zu Ende und wir sind zum wiederholten Mal froh im „Hier und Jetzt“ zu leben. Übrigens kann man in dieser Gegend „Rad fahren bis der Arzt kommt“, O-Ton der Stellplatzchefin.

Wir werden wiederkommen, sagen wir beim Abschied, auch weil die Stadt selber einiges zu bieten hat.

Nun geht es weiter an der Havel entlang über Oranienburg in Richtung Westen. Unterwegs besuchen wir „Karls Freizeitpark Elstal“ in der Nähe des Geländes des ehemaligen Olympiadorfes oberhalb von Potsdam. Hier dreht sich alles um die Erdbeere! Ich hatte davon noch nie etwas gehört; einige Teilnehmer unserer Gruppe waren schon in einem dieser Läden und berichteten davon, da war ich einfach neugierig. Die Geschäftsidee ist genial, wir haben auch eingekauft, der Erdbeergeruch hing mir aber noch lange in der Nase. Kann man mal hinfahren, muss man aber nicht, war unser Résumé.

Die Havel weist uns den weiteren Weg und plötzlich stehen wir vor einer Fähre. Einige Fahrradfahrer, die sich schon auf der Fähre befinden schauen etwas sparsam als sie uns sehen. Auch wir fragen uns beim Anblick der schnuckeligen kleinen Nussschale, ob wir da wohl draufpassen. Der Fährmeister winkt gelassen und wir entern die Fähre.

Danach geht nix mehr. „Flair an Fähre“ kann ich da nur sagen. Ich hab Spaß an der kurzen Überfahrt, passt sie doch in die Idylle, in der wir uns gerade befinden. Jetzt fehlen nur noch die reifen Birnen des Herrn von Ribbeck zu meinem Glück. Wir kommen zur Erntezeit einmal wieder. Irgendwo im Nirgendwo genauer gesagt in Schmergow (www.stellplatz-schmergow.de) finden wir einen interessanten Übernachtungsplatz für kleines Geld auf einer großen Wiese hinter einem Gasthaus.

Was es alles gibt! Hier hat man auch das starke Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Auf welchem Weg wollen wir nun weiterfahren, überlegen wir am nächsten Morgen. Über Magdeburg, Leipzig oder Dresden? Mit solchen schwierigen Fragen müssen wir uns in unserer Freizeit also herumschlagen. :-)) Während ich mir so auf der Karte die Gegend anschaue, dringt irgendwie Weingeruch in meine Nase. Aah, ich habs! Das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet Deutschlands liegt einfach auf dem Weg. Na, ja es ist halt so klein, deshalb war es uns nicht gleich ins Auge gefallen. Also nichts wie hin in die Saale-Unstrut-Region.

Landschaften mit Weinbergen, Steilterassen, jahrhundertealten Trockenmauern, Weinbergshäuschen und Flusstälern prägen das rund 760 Hektar große Weinbaugebiet Saale-Unstrut, in dem seit über 1000 Jahren Weinbau betrieben wird.

60 km lang ist die gleichnamige Weinstraße. Wir finden einen kleinen aber feinen Stellplatz (12 Plätze) direkt am Saalebogen auf dem Privatgrundstück von Herrn Schepers in Bad Kösen-Stendorf (N51°6’53.42″ E11°41’46.75″).

Hier genießen wir die Sonne am Ufer der Saale und wandern zum Sundowner hoch zur Berggaststätte Himmelreich.

Von dort erleben wir mit einem trockenen Müller-Thurgau aus dem Landesweingut Kloster Pforta einen herrlichen Rundblick auf die Burgen Saaleck und Rudelsburg.

Am nächsten Tag gehts auf einer Fahrradtour an Saale und Unstrut entlang. Wir kommen auf dem „Saale-Radweg“ zunächst durch die schöne Stadt Naumburg mit ihrem berühmten Dom, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

Nach dem Zusammenfluss der beiden Flüsse fahren wir weiter nach Freyburg an der Unstrut.

Hier besuchen wir natürlich die Rotkäppchen-Sektkellerei. Wir lernen auf dem Weg viel von dieser besonderen Weingegend. Hier gibt es über 50 verschiedene Rebsorten, die vorwiegend trocken ausgebaut werden. Ganz oben auf der Weißweinliste stehen Müller-Thurgau, Weiß-und Grauburgunder sowie Bacchus, Riesling, Silvaner, Gutedel und Kerner. Gebietstypisch zeichnen sich die Weine von Saale-Unstrut durch ein feingliedriges und fruchtiges Bukett mit mineralischen Nuancen aus. Muschelkalkverwitterungsböden, die man auch überall optisch sieht, tragen dazu bei. In den Flusstälern sorgen „Wärmeinseln“ für ein besonders mildes Mikroklima.

Bei „Rotkäppchen“ finden wir wieder diese besondere Art der Gastfreundschaft vor. >Wie etwas trinken wollen Sie und auch noch Sekt kaufen und Geschenke<. Man konnte förmlich sehen wie dieser Mann hinter der Verkaufstheke darauf Lust hatte, ein Geschäft zu machen. Ich war gut drauf und hab es geschafft, dem Miesepeter noch ein Geschenktütchen für unsere Freunde zu Hause abzuflirten. Wir lassen uns nicht beeindrucken. Hat alles super geschmeckt.

Ich freue mich schon auf einen Rotkäppchen-Sekt in unserem Garten. Im Übrigen ist Freyburg ein nettes und sehenswertes Städtchen.

Da wir ungern den gleichen Weg zurück fahren, liegen auf unserem selbstgewählten Rückweg einige Unwägbarkeiten.;-))


In einem urigen Landgsthof stärken wir uns für kleines Geld und trinken einen Müller-Thurgau vom Weingut Herzer. „Drüben sind sie pleite gegangen und hier fluppt es“, erzählt uns der Wirt. Mit „Drüben“, meint er die Pfalz, wo diese Familie zunächst ihren Wein angebaut hatte.

Zurück auf dem Stellplatz haben wir 48 km auf der Uhr und sind um viele Informationen reicher. Wir haben sogar gelernt, dass Noah nicht nur die Arche gebaut hat, sondern auch Weinanbau betrieben hat.

Bevor wir uns endgültig wieder nach „Drüben“ begeben, machen wir noch einen Stopp in Eisenach. Wir besuchen die Wartburg! Sie liegt am nordwestlichen Ende des Thüringer Waldes und wurde 1067 gegründet. Sie gehört seit Ende der neunziger Jahre zum UNESCO-Weltkulturerbe. Viele berühmte Menschen besuchten bzw. wohnten auf der Wartburg. U.a. übersetzte der Reformator Martin Luther hier das Neue Testament der Bibel.

Ursprünglich wollten wir unten in der Stadt auf dem Stellplatz übernachten. Anlässlich der Europa-Wahlen hingen mir hier aber zu viele NPD Plakate! Wir fahren weiter und finden in Echzell vor Hanau einen kostenlosen Gemeindestellplatz mit Strom und Entsorgung. Das Essen in dem angrenzenden Balkanrestaurant ist allerdings nicht empfehlenswert!

So kommen wir an der letzten Station unserer Frühlingsreise an, wir erreichen die Saar und fahren nach Saarburg (www.reisemobilpark-saarburg.de). Mit diesem direkt an der Saar gelegenen Stellplatz und ihren Besitzern verbindet uns eine langjährige gute Freundschaft.

Seit der Eröffnung des Stellplatzes vor über 10 Jahren fahren wir traditionell über Christi- Himmelfahrt dorthin. Wir treffen nette Menschen, fahren Fahrrad und erleben die „Kellertage in Ayl“, der ursprünglichen Heimat der beiden Betreiber Bernd und Rudi Eilenz.

Wir wandern über die Panoramawege und bewundern zum wiederholten Mal den innerstädtischen Wasserfall in der Altstadt von Saarburg. Bei wunderschönem Wetter genießen wir die Tage an der Saar und freuen uns schon wieder auf das nächste Jahr.

Jetzt sind wir aber erstmal über den Sommer Zuhause im Rheinland. Hier kümmern wir uns um unsere Familie und die Freunde ohne Wohnmobil. Es gibt noch einige Events die von uns besucht werden, wie z.B. die Offroad Messe in Bad Kissingen und das Burgunderfest in Ahrweiler. Auch unser Garten freut sich, wenn er nun sommerlich bepflanzt wird. Wir bringen im nahen Wald und im Brühler Schwimmbad unsere Figur wieder „in Shape“ und bereiten schon langsam unsere große Afrika-Reise im nächsten Jahr vor. Die Bloggerin Renate geht jetzt auch in die Sommerpause. Zum Start der für September/Oktober geplante >Herbstreise an Nord-und Ostsee< des Dreamteams, ist sie zurück!

Darauf einen Rotkäppchen-Sekt!


3 Kommentare bei „Im Havelland, an Saale/Unstrut und der Saar!“

  1. Schade, dass es mit einem spontanen Treffen nicht geklappt hat in Fürstenberg. Ja, die sparsame und versteckte Freundlichkeit der Menschen hier in einigen Gegenden muss man hervorlocken können. Mit etwas Beharrlichkeit gelingt es meist. Buchtip von mir: Daniel Biskup: Wendejahre. Ist ein Bildband eines Fotografen aus dem Westen, der die Zeit zwischen 1990 bis 95 zeigt. Ich hab ihn im Interview diese Woche auf MDR um 4 gesehen. Hat mich angesprochen. Ansonsten wie immer ein lesenswerter Bericht. Genießt den Sommer zu Hause. LG Evy

  2. Wie immer schön geschrieben….zumal wir ja auf Euren Spuren gewandelt sind
    Viel Spaß in der Sommerpause, wir sehen uns
    Bis Bald, LG Bert & Dagmar

  3. Martina Schreiber sagt: Antworten

    Ihr macht tolle Reisen und schreibst schöne Berichte. Danke Renate und achönen Sommer! Herzliche Grüße Martina

Schreibe einen Kommentar