„Herbstflimmern in Bella Italia“: Anreise über’n Rechenpass

Eben noch in Dänemark und jetzt in Italien! Ein kleiner Kulturschock zwar, aber spannend. Ich komme im Weiteren noch darauf zurück. Nach der Dänemark-Tour haben wir ein Wochenende Zeit, um die Waschmaschine laufen zu lassen und für die geplanten Ausflüge in Italien den Motorroller einzuladen. Dann geht es Dienstags auch schon los Richtung Süden.

Erste Station ist Landau in der Pfalz. Hier hat die Firma Caratec ihren Sitz. Wir sind in Dänemark plötzlich „sprachlos“ geworden. Unser Bordcomputer hat keine Sprache mehr übertragen, weder beim Navi, noch beim Radio und Fernsehen. Wir übernachten auf dem neuen und modern eingerichteten Firmengelände der Firma im Industriegebiet von Landau. Pünktlich um 08.00 Uhr am nächsten Morgens werden wir vom freundlichen Leiter der Serviceabteilung begrüßt und mit einem leckeren Kaffee ausgestattet in den Wartebereich geführt. Hier ergibt sich mit einem anderen Kunden aus unserem früheren NiBi-Club ein interessantes Gespräch über Italien und andere Länder, die er und wir schon besucht haben. Die Italien-Tipps werden von mir gleich notiert, wir waren noch nie weiter als bis in die Toskana in diesem südlich gelegenen „Stiefel-Land“. Diese Reise soll unter anderem dazu dienen, einen Überblick über das südliche Italien zu bekommen und auszuloten, in welche Regionen wir später ausführlicher reisen wollen. Wir haben zwei Monate Zeit. Mal sehen was uns erwartet und wie weit wir kommen. Ich habe einen ungefähren Reiseverlauf im Kopf und auf der Landkarte eingezeichnet. Und wir lassen uns außerdem von unseren spontanen Bauchentscheidungen leiten.

So, nach diesem positiven Start bei der Firma Caratec, deren Mitarbeiter schnell, kompetent und sehr freundlich unser Software-Thema gelöst haben, kann es endlich losgehen nach Bella Italia. Unser Weg soll wie immer über den Rechenpass nach Italien führen und die erste Station ist auch wie immer auf dem Wohnmobilstellplatz in Nesselwang. Es ist jetzt im September traumhaftes Wetter. Dementsprechend voll ist der Stellplatz, um nicht zu sagen knallvoll. Da wir aber unbedingt, und das auch traditionell, an einem Mittwoch im nahegelegenen Brauhaus zur Post eine Haxe essen und ein paar von deren leckeren selbstgebrauten Bieren trinken wollen, nehmen wir den letzten Platz in der Ecke zwischen 50 anderen Wohnmobilen in Kauf. Wie schön entspannt war es doch in Dänemark, werde ich im Verlauf der Reise nicht zum letzten Mal denken. Wir kommen mit unseren Womo-Nachbarn ins Gespräch, die mit vollen Stellplätzen in der letzten Zeit auch nervige Erfahrungen gemacht haben. Gott sei Dank, dann bin ich nicht die einzige, die manchmal stöhnt ob der weißen Armada.


Am nächsten Morgen starten wir frohgemut Richtung Rechenpass und werden schon bald völlig ausgebremst. Ein Rückstau bildet sich bis nach Reutte, die Fernpassstraße ist gesperrt, warum weiß kein Mensch. Wir können gerade noch so rausfahren und versuchen unser Glück am Lech entlang über das Hahntennjoch. Gerade freuen wir uns über diese landschaftlich schöne Umfahrung, schon kommt das nächste Problem, ein Schild, auf dem stehen die Sperrungen verschiedener Pässe. Unter anderem ist auch unser Hahntennjoch bis 13.00 Uhr gesperrt. Uff, das geht ja noch, wir machen auf einem Parkplatz am Fluss in der Sonne eine frühere Mittagspause und warten auf die Öffnung des Passes.

„In Dänemark wäre das nicht passiert“, murmele ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Wir fragen uns schon, ob irgendwas uns abhalten will in den Süden zu gelangen…. 
Wir wollen aber doch nicht abergläubisch werden! Die Passstraße windet sich auf 1890 m hoch, wir haben eine tolle Fernsicht und genießen die Fahrt. Trotz der Verzögerung wollen wir noch nach Samnaun fahren, dort zollfrei tanken und tradionell Whisky einkaufen. Mein Fahrer hat für danach am Rechensee einen Übernachtungsplatz für uns in der entsprechenden App gefunden. Das müsste zeitlich zu schaffen sein. Denkste Puppe, wie man so schön sagt. Außer uns sind gefühlt alle Deutschen in Südtirol unterwegs. Unser Übernachtungsplan ging an der Stelle nicht auf. Überall voll. Gott sein Dank kannten wir von der letzten Reise noch einen Platz am Ende des Rechensees. Hinter Graun und dem versunkenen Kirchturm im See, liegt St. Valentin auf der Haide. Hier in der Kirchgasse 25 bekommen wir mal wieder den letzten Platz am dem Stellplatz hinter der Pizzaria. Ach, was für ein Glück. Letzte Plätze zu bekommen, ist wohl jetzt der neue Sport. Kostet aber Nerven, kann ich nur sagen, vor allem wenn es langsam dunkel wird. Ein traumleckere Pizza und ein guter Roter aus der Gegend entschädigen für alles. 


Auf der weiteren eigentlich wunderschönen Strecke nach Meran, schiebt sich am nächsten Morgen ein unglaublicher Verkehr, vorbei an den in der Sonne glänzenden Apfelplantagen und durch engste Ortschaften. An einigen Stellen gibt es schon Tunnel. Gott sei Dank für die Menschen, die hier leben und Urlaub machen und die oft nicht wissen, wann sie über die Straße kommen. Der dichte Verkehr bietet kaum Lücken. Die Apfelbauern mit ihren Schmalspur-Traktoren und den dahinter hängenden Anhängern voller goldgelber Äpfel tragen zum Verkehrschaos bei. Es riecht aber wunderbar nach Frucht und Gärung. 


Auch in Meran wollen wir aus alter Verbundenheit Station machen. Das stellt sich auch als sehr unmöglich heraus. Der Verkehr wird immer dichter in der Stadt. Zum geplanten Campingplatz gibt’s kein Durchkommen und sowieso keinen Platz mehr, wir fahren deshalb weiter hoch nach Dorf Tirol. Später finden wir auf dem Parkplatz im Ort ein Plätzchen für Dirty Harry, der inzwischen motorisch auch ziemlich genervt klingt. Der Parkplatzwächter sagt, wir sollen uns irgendwo hinstellen, später sind die PKWs weg, dann findet ihr einen ebenen Parkplatz. Wir machen eine schöne Wanderung zu den Burgen und staunen immer wieder was hier los ist. Jung und Alt ist mit Wanderklamotten auf den Wanderwegen unterwegs. Der kleinen Pfarrkirche St. Peter, westlich von Dorf Tirol, statten wir wieder mal einen Besuch ab. Sie ist eine der ältesten Taufkirchen der ganzen Umgebung. Die Kirche besitzt mehrere kostbare romanische und gotische Wandgemälde. Sie empfängt uns mit einer wohltuenden Stille.

Wir gehen ein Stück weiter. Die dunklen Trauben hängen erntereif am Stock und konkurrieren mit den dicken Äpfeln um die Wette. Es riecht auch hier wunderbar nach Natur. Die Sonne scheint, als wolle sie alles wieder gut machen! Eine kleine Straußenwirtschaft am Wanderweg lädt zur Einkehr ein. Es gibt frischen Traubenmost, der direkt im Weinberg hergestellt wird.

Eine Brotzeit und ein herrlicher Sonnenuntergang lässt uns die stressige Anreise endgültig vergessen.

Wir kaufen schnell noch ein paar Lebensmittel ein und kehren zum Parkplatz zurück. Der Parkwächter hat Recht, es leert sich langsam. Gerade als wir die Lebensmittel verstauen wollen, kommt ein MLT Camperkollege auf uns zu, sagt, wir sollen uns beeilen, neben ihm sei ein guter Platz freigeworden. Super! Ich gehe schon mal hin, um Dieter einzuweisen. Der beeilt sich, ich höre es schon von weitem knirschen. Das Eierpaket, welches mein Fahrer auf dem Vorderreifen abgestellt hatte, war runtergefallen und lag nun da, der Stollenreifen vom Wohnmobil hatte es auch noch touchiert.

Egal, ich hebe es auf und am nächsten Morgen gab es „Rühreier a la Dirty Harry“ :-))

Mal sehen wie die nächsten „letzten Plätze“ auf der weiteren Reise aussehen! Es geht in die Toskana!

4 Kommentare bei „„Herbstflimmern in Bella Italia“: Anreise über’n Rechenpass“

  1. Es war wieder schön von euren Reiseerfahrungen zu lesen, wir freuen uns schon auf weitere!

    1. Hallo Ihr Beiden,
      ja Reisen ist die schönste Nebensache der Welt! Lasst es euch weiter gut gehen! Liebe Grüße von uns!

  2. Ihr Lieben, in St. Valentin auf der Haide haben wir vor ein paar Jahren mal Urlaub in einer Ferienwohnung gemacht und fast täglich die Kirche im Rechensee abgelichtet. Danach ging es weiter zum Comer See und nur noch in den Regen. Und alle Unterkünfte vorgebucht und bezahlt. Wie schön ist das doch, jetzt spontan weiterfahren oder gar nicht anreisen, selbst wenn damit der letzte Stellplatz in der letzten Ecke verbunden ist. Aber – et kütt, wie et kütt Liebe Grüsse, Mari und Joh

    1. Hallo zurück,
      ja, den Frust kann ich mir gut vorstellen, man hat alles vorgebucht und dann nur Regen! da haben wir es tatsächlich jetzt besser…. Schön, ab und zu von Euch zu hören. Gute Reise weiterhin! Liebe Grüße von uns!

Schreibe einen Kommentar zu Renate Treis Antworten abbrechen