Spanien: Der Südwesten Andalusiens mit Conil de la Frontera


Die Rückmeldungen zu der Schönheit der weißen Dörfer Andalusiens lassen uns keine Ruhe. So entscheiden wir kurzfristig, einen Teil der Dörfer in der Sierra de Grazalema von unserem derzeitigen Standort Arcos de la Frontera aus, doch noch zu besuchen und dann zu unseren WoMo-Freunden nach Conil de la Frontera zu fahren. Unsere Neugier war einfach zu groß und konnte nicht bis nach der Rückkehr aus Marokko warten. Dieter startet am Morgen das WoMo, ein Blick auf die Anzeige der Luftfederung und es war vorbei mit der Vorfreude auf die weißen Dörfer. Der linke Luftbalg hatte keine Luft mehr, der Zeiger stand auf Null. Im ersten Moment denkt man, vielleicht ist die Anzeige kaputt und klopft mal auf die Hardware, der Zeiger wackelt auch kurz, geht aber nicht hoch. Das Adrenalin beginnt zu steigen, an der nächsten Tankstelle versuchen wir mit einer Notbefüllung den Luftbalg zu füllen, wie es auch in der Gebrauchsanleitung steht. Nichts, auch nicht nach mehrfachen Versuchen.

Wir fahren mit entsprechender Schieflage auf dem direkten Weg nach Conil auf den Campingplatz. Auf dem Weg dorthin werden wir immer wieder mit Gesten und Warnblinkanlagen auf unser merkwürdiges Gefährt hingewiesen. Naja, die 84 km haben wir geschafft. Wir finden einen Platz in der Nähe unserer Freunde, begrüßen sie und Dieter beginnt mit der Fehlersuche. Die Ursache ist schnell gefunden, der linke Luftbalg hat ein Loch. Es ist Wochenende und wir sind erstmal zum Warten verdammt.

 

Wir treffen jetzt Uschi und Jürgen auf ihrem „Grundstück“. Ihr Nickname im Wohnmobilclub ist „Schnieke“. Sie überwintern auf dem „Campingplatz Roche“ in Conil de la Frontera schon zum 4. Mal. Dementsprechend haben sie sich eingerichtet, mit Vorzelt, Küchenzelt und Platz für den kleinen Wagen mit Anhänger.

 

Einen fahrbaren Untersatz braucht man hier schon. Der CP liegt etwas zurück in einer ländlichen ruhigen Pinienlandschaft. Hat aber dafür einige andere Vorzüge, vor allen Dingen was die Preisgestaltung anbelangt.

Man ist in 2 km an einem schönen Strand und die gemütliche Stadt Conil mit allen Einkaufsmöglichkeiten liegt 4 km entfernt. Jürgen hat kaltes Bier parat, Uschi und ich ziehen kalten spanischen Sekt vor. Wir beenden diesen Pannentag mit Gesprächen über Gott und die Welt und erfahren viel über die interessante Umgebung. Die weiteren Strände an der Costa de la Luz sind nicht weit, Cádiz und Jerez de la Frontera sind in der Nähe. Jürgen bietet Dieter an am Montag zu einer Werkstatt zu fahren, deren Besitzer auch Deutsch spricht. Wir verbringen den Sonntag mit Warten, aber auch mit einer schönen Wanderung über einen Klippenweg von fast 10 km.

 

 

Am Montagmorgen beginnt ein wahres Trubleshooting. Anruf bei Goldschmitt mit der Bitte, neue Luftbälge zu schicken. Kein Problem, die gehen per UPS noch am gleichen Tag raus, am nächsten Tag sind sie da. Echt professionelle, schnelle Hilfe vom Goldschmitt-Team und eine super pünktliche Lieferung von UPS nach 22 Stunden seit Auftrag!!

Die Fahrt in die Werkstatt ist nicht von Erfolg gekrönt. Daniel, der Chef entschuldigt sich zwar tausendmal, kann Dieter aber erst in der nächsten Woche einen Termin anbieten. In Spanien sind in dieser Woche 2 Feiertage, er macht jeden Tag Überstunden, es geht einfach nix.

Ein Anruf bei der Auslandshotline von Mercedes verspricht Hoffnung. Wir bekommen in der Werkstatt in Cádiz einen Termin für Donnerstags; kurz die Tage gerechnet, passt, wir wollen samstags nach Marokko übersetzen. Wir freuen uns über den Termin, wollen uns zurücklehnen, da kommt bei Gesprächen mit Leuten auf dem CP das Thema Feiertage wieder aufs Tapet. An besagtem Donnerstag ist ein spanischer Nationalfeiertag! Ein weiterer Anruf bei der Auslandshotline ist nur insofern von Erfolg gekrönt, dass die sich entschuldigen und anbieten einen neuen Termin zu machen.

Wir kümmern uns jetzt lieber nochmal selber drum. Dieter hatte auch schon Plan B überdacht, den Luftbalg im Zweifel selber zu wechseln. Allerdings braucht man Spezialwerkzeug dazu. Jürgen hatte in der Beziehung schon Hilfe angeboten. An der Rezeption des CP  telefonierte die Chefin zunächst nochmal mit der Mercedes-Werkstatt in Cádiz.

Ja, der Termin stünde im Computer, aber es wäre doch Feiertag. Sie bieten uns einen Neuen an, sogar am Tag vorher. Als sie aber mitbekommen, dass wir Ersatzteile mitbringen, kommt die Aussage, dass sie keine angelieferten Teile einbauen. Da helfen auch keine Erklärungen zum Fahrzeug und der eingebauten Technik! Das war echt der Höhepunkt der Fassungslosigkeit! Man hätte in die Tischkante beißen können.

Maria bleibt aber ganz cool, sie telefonierte weiter und findet tatsächlich eine Werkstatt im Industriegebiet von Conil. Gott sei Dank, sie haben für uns am nächsten Tag, mittwochs einen Termin, um 8.30 Uhr.

Ob sie die Reparatur wohl durchführen können….mit diesem Gedanken fuhren wir am nächsten Morgen dorthin und treffen eine äußerst kompetente Mannschaft an. Sie kennen zwar den Mercedes Sprinter als Fahrzeug, haben ihn aber noch nie als Wohnmobil gesehen. Deshalb waren sie dankbar für Dieters Hilfe bei der Montage. Nach anderthalb Stunden sind wir wieder fahrbereit und die Rechnung ist um ein vielfaches günstiger als erwartet. Hurra, unserer Weiterreise steht nun nichts mehr im Wege.

 

Glücklich und bei herrlichem Sonnenschein fahren wir noch ein paar lohnenswerte Ziele in der Umgebung an. Als erstes an einen historischen Ort 15 km von Conil entfernt, zum Leuchtturm von Trafalgar. Hier fand 1805 die historische Schlacht zwischen Spanien und der englischen Flotte statt. Die spanische Armada wurde von Lord Nelson vernichtend geschlagen. Es gibt dort einen wunderbaren kilometerlangen Strandwanderweg. Die Wellen schlagen laut wie Kanonenkugeln auf den Strand auf. Man kann sich das damalige Schlachtgetümmel gut vorstellen.

 

 

Anschließend fahren wir in die andalusische Kleinstadt Vejer de la Frontera. Sie liegt 9 km von der Küste und vom Kap Trafalgar entfernt auf einem 200 m hohen Berg. Das Zentrum des Ortes ist vollständig von einer Mauer umgeben. Vier Stadttore, Wachtürme , Kirche und Kloster sind vorhanden. Eine mächtige Burg wurde auf dem höchsten Punkt der Altstadt angelegt. Windmühlen komplettieren das romantische Bild.

 

 

 

 

 

 

Die Gassen der Altstadt sind eng und steil. Man solle das Auto vor dem Ort auf dem Parkplatz lassen, hatte man uns vorher gesagt. Wir fahren den Berg hoch, sehen keinen Parkplatz, fahren weiter, kommen in den Ort, bestaunen die schöne Plaza de Espana, als Mittelpunkt des Städtchens. Fragen uns, wo denn wohl der besagte Parkplatz sei und finden uns dann in den engen Gassen wieder.

 

Es gibt auf einmal kaum ein Vor- aber auch kein Zurück mehr, es wird immer enger und enger. Was sollen wir tun. Dieter meint trocken: “Wenn wir jetzt stecken bleiben, können wir nur über die Dachluke raus“ -:(( Es sind keine Zentimeter zwischen den weißen Wänden links und rechts sondern Millimeter.

Obendrein rutscht unser Markisekasten gerade so unter vorstehenden Balkonen vorbei. Die Leute kommen aus den Häusern, schlagen die Hände über den Köpfen zusammen, bleibe aber abwartend ruhig. Wir klappen beide Spiegel ein und ich halte aus dem Beifahrerfenster, die auf Putz liegenden, dicken Kabel hoch so gut es geht.

 

 

 

Die eine oder andere vorstehende Schelle hinterlässt Kratzer auf der Markisenfassung. Der rettende Parkplatz naht, alles applaudiert, die Häuser stehen noch und Dirty Harry, plus seinem genialen Fahrer, atmen auf. Wir laufen durch diesen idyllischen Ort, ich kann mich kaum beruhigen. Das war etwas zuviel für mein Nervenkostüm.

 

 

 

Am nächsten Morgen verlassen wir nach 5 Tagen Zwangsaufenthalt den netten Campingplatz in Conil de la Frontera. Wir verabschieden uns von unseren Womo Freunden Uschi und Jürgen und von der deutschen Community rund herum.

 

Den Motoroller lassen wir in einem Container auf dem Camp zurück. Wir holen ihn nach unserer Rückkehr aus Marokko dort ab und starten dann unsere Runde durch die weißen Dörfer bis nach Ronda und weiter die Ostküste Spaniens hoch.

Aber erst geht es heute  weiter ins 60 km entfernte Tarifa zur nächsten Gastankstelle. Danach finden wir am Strand „Playa de Los Lances“ einen tollen Platz mit Meerblick. Hier am bekannten kilometerlangen und superbreiten Surferstrand, wird das Übernachten der Wohnmobile bisher geduldet. Der Sonnenuntergang ist magisch und Balsam auf unsere etwas strapazierte Seele.

 

 

 

 

Das war eine nervenaufreibende Woche mit einigen „Ups and Downs“.

Unsere Freunde Sabine und Thomas sind mit ihrem Pick-Up auf der langen Anreise aus Deutschland.

 

Wir werden sie in Algeciras treffen. Wenn alles klappt, sind wir am Samstag auf der Fähre nach Marokko. Von dort kommt dann unser nächster Bericht, sobald wir entsprechende Prepaid-Karten haben.

2 Kommentare bei „Spanien: Der Südwesten Andalusiens mit Conil de la Frontera“

  1. Hallo Renate & Dieter,
    das war ja spannender zu lesen, als so mancher Krimi! Da habt ihr ja so einiges die letzten Tage „aushalten“ müssen, oh oh die Nerven lagen bestimmt blank, das kann ich verstehen. Gut das dass noch in Spanien repariert werden konnte.
    Wünsche euch eine gute Überfahrt nach Marokko und dort eine wunderbare -stressfreie- Zeit. Wir waren Anfang des Jahres dort, ein interessantes Land, sehr abwechslungsreich.
    Liebe Grüße,
    Saskia Lorenz

    1. Hallo Saskia,
      ja wir waren wegen der geplanten Marokko Tour etwas nervös, ob wir denn die Überfahrt verschieben müssen und unsere Freunde erstmal alleine starten.
      Wir stehen jetzt zusammen in Algeciras und morgen geht es los. Danke für die guten Wünsche, wir sind sehr gespannt

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