Schon bald nach der Einfahrt in den Waterton Lakes Nationalpark, steht auf einer kleinen Anhöhe das erste Highlight des Parks, das „Prince Of Wales Hotel“. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass man das Hotel und seine Umgebung nach einem kurzen Anstieg auf den Bear’s Hump besonders gut sehen kann und das sollte man auf keinen Fall verpassen! Wir also nicht faul, machten wir uns mit unseren Crocs und Fotoapparat auf zu dem kurzen Anstieg. Von wegen kurz, der wollte einfach nicht enden dieser Anstieg. Über Stock und Stein und viele Stufen ging es immer höher den Berg hinauf. Verflixter Reiseführer, dem werde ich eine Mail schreiben….. meine Crocs und ich haben irgendwie durchgehalten und so kamen wir auf dem Felsplateau an. Der Aufstieg hatte sich aber gelohnt und in Gedanken formulierte ich den Text meiner Mail an den Verlag etwas um.
Anschließend mussten wir das Hotel aus dem Jahr 1907 aber auch von innen sehen. Standesgemäß fuhren wir mit unserem Dreamliner vor.
Vielleicht war ja Prince Charles anwesend und wollte eine Führung durch unser Womo, wie so viele Leute, die wir getroffen haben….. Aber nur ein neugieriges Deer schaute bei uns rein.
Das Innere des Hotels war gediegen und etwas aus der Zeit gefallen. Der Afternoon Tea very British, die Clubsessel sehr bequem. Wir nahmen uns die Zeit um uns von dem anstrengenden Aufstieg zu erholen und die gefahrene Strecke Revue passieren zu lassen.
Wir waren von Fernie aus auf dem Highway 3 unterwegs und passierten ein großes Kohleabbaugebiet. In dieser Region um den Crowsnest Pass begann 1898 nachdem die Gleise der Canadien Pacific Railway verlegt worden waren, die Ausbeutung von Kohlevorkommen. Bei der Ortschaft Frank führt die Straße durch ein mehrere Quadratkilometer großes Felsgeröllfeld, das 1903 durch den folgenschwersten Bergsturz Canadas entstand.
Wir haben uns im Frank Slide Interpretive Center über die Hintergründe und Folgen des Sturzes vom Turtle Mountain, der seinerzeit im Dorf Frank 70 Menschen in den Tod riss und das Dorf komplett unter sich begrub, informiert. Zu diesem Felssturz kam es aufgrund der geologischen Beschaffenheit des Berges und vermutlich der damaligen Bergbauaktivitäten. Heutzutage werden die umliegenden Berge mit sensiblen Messgeräten überwacht, da ein weiterer Bergrutsch in den nächsten Jahrzehnten nicht auszuschließen ist. Es war ein mulmiges Gefühl sich dort aufzuhalten.
Weiter auf dem Highway in Richtung Waterton fiel uns die Änderung der Landschaft ins Auge. Die Berge traten zurück und machten Getreidefeldern Platz. Fast alles war bereits abgeerntet, es erinnerte an einen Spätsommertag zu Hause.
Bis auf die Elchkuh in einem der Felder, die passte nicht ganz zu dem Gedanken an Deutschland. 🙂
Wir nahmen dann an der Hotelbar noch einen Drink. Prince Charles kam nicht, so machten wir uns auf den Weg in unseren nahegelegenen Campground, wo wir für zwei Tage einen Stellplatz gebucht hatten.
Am nächsten Morgen gab es ein tolles Frühstück a la Dieter am Platz. Danach machten wir uns auf zu unserer zweiten Hiking Tour. Wir wollten zu den Bertha Falls und zum gleichnamigen Bergsee wandern. Das hieß dann übersetzt, fünf Kilometer den Berg hinauf. Am liebsten wäre ich auf den roten Stühlen sitzen geblieben. 🙂
Wir haben uns aber vorgenommen, in den letzten Wochen bis zu unserer Abreise, alle Möglichkeiten zu nutzen um uns zu bewegen. Die langen Monate am Steuer und auf dem Beifahrersitz haben den Hintern breiter und das Hüftgold glänzender werden lassen. Damit ist es jetzt vorbei. Meine Motivation die Berge hochzugehen ist, dass ich mir dabei vorstelle wie das Fett, welches sich in die Körperzellen eingeschlichen hat, langsam schmilzt und über den Schweiß aus dem Körper wieder rauskommt. Das mag anatomisch nicht richtig sein, mir hilft es, irgendwann wieder “ In Shape“ zu sein. 🙂
Fast hätte ich heute auch wieder angefangen zu singen….. Rechtzeitig habe ich die bemoosten Bäume gesehen. Gott sein Dank, bei diesem Anstieg wäre mir bald die Puste ausgegangen, oder nur Volkslieder eingefallen……
Dieter hat sich ins eiskalte Wasser des Lake Bertha getraut…
Der Waterton Lakes NP auf der kanadischen Seite grenzt unmittelbar an den Glacier NP auf der amerikanischen Seite. Im frühen 20. Jh wurden die beiden Parks als International PeacePark ausgewiesen. Beide Parks sind UNESCO-Weltkulturerbe und berühmt für ihre Gipfel, Bergseen und Wälder. Wir empfanden den Waterton Lakes NP als wohltuend und erholsam. Hierher und in die in der Nähe liegenden Yoho NP und Kootenay werden wir nochmal wiederkommen. Wir wären auch gerne auf unserem weiteren Weg ein Stück durch den Glacier NP auf der amerikanischen Seite gefahren und zwar auf der Hochgebirgsstraße mit dem schönen Namen „Going to the Sun Road“. Allerdings gibt es dort wegen Felsvorsprüngen eine Höhen- und Längenbegrenzung. Wir hätten das Wohnmobil auf dem Parkplatz des Visitorcenters stehen lassen und mit einem Shuttlebus die 50 Kilometer auf dieser spektakulären Straße fahren können. Das Moped auspacken und damit fahren wäre auch eine Option gewesen. Bei dem heute sehr dunstigen Wetter haben wir uns dagegen entschieden und sind gemütlich außen rum gefahren.
Wir haben nun Kanada vorerst verlassen und fahren zur Zeit durch den US Bundesstaat Montana. Bis zu unserer Ankunft am Samstag im Yellowstone NP bleibt genug Zeit um uns hier und in Idaho etwas umzusehen.
P.S. Für die LeserInnen des Reiseblogs auf IPhone oder iPad: Bitte auf die Überschrift touchen, danach kommt ihr in die Reader Version des Blogs.
Immer interessant, was ihr so erlebt und darüber schreibt. Verfolge den Blog schon lange und freu mich immer, wenns was Neues zu lesen gibt. LG Evy