Portugal: Der Osten; Highlights im Grenzgebiet und die Costa de la Luz

Unsere zuverlässige WetterApp hatte uns geraten noch etwas in Portugal zu bleiben. Da wir auch gerne das Hinterland im Osten Portugals erkunden wollen, passte alles zusammen und wir fahren von Santa Luzia noch ein Stück entlang der Ria Formosa, um dann auf der IC 7 in Richtung des Naturparks Guadiana abzubiegen. Wir folgen dem gleichnamigen Grenzfluss ein Stück und sehen auch schon die markante Brücke, die uns später nach Spanien führt. Hier unten prägen die Salzlagunen die Landschaft. Zum ersten Mal sehen wir auch eine kleine Taubenzüchterkolonie.

 

Wir fahren in eine der ärmeren Gegenden Portugals. Hier sind die Einnahmen aus dem Tourismus besonders wichtig. Insbesondere in den Wintermonaten versuchen jetzt einige Gemeinden, kostenlose Stellplätze für Wohnmobilsten zu schaffen. In Castro Marim dem ersten Ort auf unserer Strecke, finden wir den übervollen kleinen Stellplatz gleich. Er hat zwar einen guten Blick auf die beiden mächtig alten Festungen, die das Stadtbild prägen.

 

 

 

 

Er ist aber völlig unzureichend, was die Größe des Platzes und die Entsorgung anbelangt. Die meisten Wohnmobile stehen neben dran auf dem großen Parkplatz des heimischen Stadions. Hier ist dann wieder das gleiche Spiel. Mal werden sie geduldet, mal weggeschickt. Wir durchstreifen kurz den Ort. Alles da was man braucht, die beiden großen Burganlagen und dazwischen die obligatorische Kirche, bieten das richtige Fotomotiv.

 

Bleiben wollen wir allerdings nicht in einem der ältesten Orte der Algarve, es zieht uns eher in die Natur, als auf einen übervollen Stellplatz. Wir fahren weiter durch ein hügeliges Gebiet voller Pinienhaine und grüne Weiden für Kühe und Schafe.

 

Wir hatten gelesen, dass hier im Naturpark mehrmals im Jahr iberische Luchse ausgewildert werden. Ich habe auf der weiteren Strecke aufgepasst wie ein Luchs, es kam aber keines der Tiere vor meine Linse. :-((

Wir machen eine Pause in Alcoutim. Der kleine Ort liegt idyllisch am Ufer des Rio Guadiana. Schon von Weitem ist seine mittelalterliche Burg hoch über dem Dorf auszumachen.

 

Gegenüber liegt das spanische Pendant Sanlùcar de Guadiana ebenso mit einer Festung. Die Zeiten des iberischen Warenschmuggels sind vorbei, man pflegt jetzt eher den kulturellen Austausch. Mehrmals täglich fährt eine Fähre hin und her.

 

Auch hier schauen wir uns den Wohnmobilstellplatz an. Na, ja, ob von den paar Stellplätzen jemand über den Winter kommt, weiß ich nicht. Sie müssen vielleicht noch ein wenig lernen, wie man erfolgreich einen ausreichend großen Stellplatz betreibt. Auch hier wollen wir nicht bleiben. Weiter geht es nach Mértola. Wir hatten gelesen, dass der Besuch dieses Ortes schlichtweg ein Muss sei. Mertola gehöre zu den sehenswertesten und geschichtsträchtigen Orten inmitten des Parque Natural do Vale do Guadiana. In der Tat, schon die Zufahrt in den Ort mit seinen engen Gassen und schneeweißen Häuser war sehenswert. Über eine weiße Bogenbrücke führte die Straße in den Ort und später steil hinab an den kleinen Hafen.

Der riesige  Burgkomplex umschließt mit seinen Mauern nach wie vor die Stadt. Die Gassen zwischen den Häusern sind steil, eng und das Kopfsteinpflaster trägt mit dazu bei, dass man sich hier langsamer bewegt. So gemächlich wie die Natur, bewegen sich hier auch die Menschen.

 

 

Von überall sieht man auf den glitzernden Fluss hinab, der den Ort einst zum Handelszentrum machte und zu Reichtum verhalf. Wir übernachten auf dem Parkplatz am Hafen und lassen die Stadt auf uns wirken. 13 Museen und archäologische Ausgrabungsstätten an jeder Ecke gäbe es hier, sagt man uns im Tourismusbüro. Darauf haben wir im Moment nicht so den Fokus. Mal sehen vielleicht beim nächsten Mal.

 

Es zieht uns weiter in diesen ruhigen Naturpark mitten hinein und an den malarischen Stausee Tapade Grande. Hier auf dem Seeparkplatz ist das Übernachten für Wohnmobile in den Wintermonaten erlaubt. Umgeben sind wir von wunderbaren Erdbeerbäumen, aus denen der hier im Süden bekannte Medronho-Schnaps gebrannt wird. Die runden Früchte schmecken interessant, nicht so wie wir Erdbeergeschmack kennen, eher etwas mehlig. Die Bäume sind immergrün und blühen auch während sie die Früchte tragen. Schön!

 

 

 

 

Der See liegt idyllisch zu unseren Füßen, das Wetter ist verhangen, es gibt dem Ganzen eine mystische Stimmung.

 

 

Es sind noch einige spanische Wohnmobile dort und die einheimische Jugend kommt mit ihren Autos vorbei. Das kommt uns bekannt vor. Ein Wagen erregt meine besondere Aufmerksamkeit, ein aufgemotzter metallicblauer Audi-TT fährt langsam an unserem Wohnmobil vorbei. Am Steuer ein gutaussehender junger Portugiese, der mir aus dem heruntergelassenen Fenster eine anerkennende Kusshand zuwirft—— ich dachte zumindest, dass sie mir galt. Wenig später, dann die Aufklärung, als es an unsere offene Tür klopfte. Es erschien der nette Fahrer mit seiner Begleiterin, die im Verlauf als Dolmetscherin fungierte. Es stellte sich dabei schnell heraus, dass der anerkennende Blick und der „Kussmund“ Dirty Harry galt. Der Mann war ganz verzückt von dem Allrad Fahrzeug. Die Unterhaltung der beiden Männer über die technischen Finessen des Mercedes Allrad, über den Fahrzeugaufbau der Firma Hymer, erfolgte in „allen Sprachen“, wurde aber hauptsächlich aus dem Englischen von der netten Blondine für ihren Freund übersetzt. Herrlich! Ich hätte gerne Fotos gemacht, wollte aber bei einem so wichtigen „Benzingespräch“ nicht stören. Und das in dieser Einöde am Stausee.

 

Am nächsten Tag laufen wir eine Runde und erkunden die Umgebung. Auf großen Hinweistafeln am Straßenrand hatten wir gelesen, dass hier früher ein Minengebiet war. Die Überreste der heute stillgelegten Kupfer- und Eisenerzmine sind zu besichtigen.

 

 

Von 1858 bis 1965 beherrschte sie die gesamte Region und insbesondere den angrenzenden Minenort „Mina de Sao Domingos„. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Vor allem sehr authentisch, da der Zustand des Geländes völlig verfallen ist und nur vorsichtig betreten werden kann.  Wenn man in die kleinen Gassen schaut und die alten, jetzt renovierten Häuser der früheren Minenarbeiter sieht, kann man sich das Leben dort gut vorstellen.

 

 

Heute wohnen hier hauptsächlich alte Menschen oder es sind jetzt Ferienhäuser. Fast in jedem Vorgarten, egal wie alt oder renovierungsbedürftig das Haus auch sein mag, steht ein Apfelsinen-und oder Zitronenbaum. Das fasziniert mich deshalb, weil es diese Bäume in Deutschland ja eher nicht gibt.

 

 

 

 

Natürlich darf auch in so einem, aus der Zeit gefallenen Dorf, die Kirche und die Dorfkneipe nicht fehlen. Bei unserem Rundgang riecht es gut aus der Küche der Kneipe. Die meist älteren Leute winken uns freundlich herein. Es steht allerhand an der Tafel was es aktuell zu essen gibt, die Schrift ist krakelig, die Köchin kann kein Englisch, mein Übersetzungsprogramm versagt, weil ich wegen der undefinierbaren Schrift auf der Tafel nicht weiß was ich eingeben soll.

Da ist guter Rat teuer und der kommt von der Köchin. Beherzt und ohne Scheu erklärt sie, was sie zu bieten hat und zwar indem sie die einzelnen Tiere nachmacht; muh, mäh, grunz, und kikeriki. Es war ihr gar nicht peinlich und uns auch nicht, wir verstanden jetzt wenigstens etwas.

Ich musste zwar zwischendurch immer an das Spiel „Activity“ (hier soll man auch Begriffe erklären, malen oder pantomimisch vormachen) denken, und innerlich griemeln. Ich dachte, so nun können wir bestellen.

Die Köchin hatte aber noch was in „Petto“ und wollte uns noch nicht erlösen. Dafür machte sie den Mund mit vorgeschobenen Lippen immer lautlos auf und zu. Ich dachte, oh Gott, die Arme hat jetzt vor lauter Tiergeräusche nachmachen, Schnappatmung gekriegt. Mitnichten, als sie dann noch Schwimmbewegungen machte, kamen wir drauf. Sie wollte uns noch ihren besten Fisch anbieten.

Wir haben alle so gelacht und uns den Bauch gehalten über die Situationskomik. Dieses Mittagessen und die beherzte Frau mit dem Haarnetz und der Küchenschürze werden wir nie vergessen. :-)) Zumal das komplette Menü des Tages: Schüssel mit Gemüse-Eintopf (hätte schon alleine gereicht), Lamm mit Kartoffeln, Schokoladenpudding u. Kaffee inclusive. 1 Liter Hauswein für 8,50 pro Nase zu haben war!! Wenn wir jetzt irgendwo essen gehen, frage ich Dieter vorher: „Essen wir heute muh oder mäh“? :-)) :-))

 

 

Mittlerweile sind wir über die Grenzbrücke bei Villa Real de Santo António nach Spanien gefahren und machen einen ersten Stopp an der andalusischen Atlantikküste auf dem neueröffneten „Camperpark playas de Luz“ in der Nähe von Isla Christina.

 

Umgeben von einem riesigen Feuchtgebiet kommen hier insbesondere Vogelliebhaber auf ihre Kosten. Störche überwintern hier ebenso wie Flamingos und zahllose Wasservogelarten.

 

Der Stellplatzbetreiber ist sehr bemüht um seine Gäste, spricht Englisch, stattet dich mit Kartenmaterial aus, erläutert die Gegend und empfiehlt dir Restaurants. Der Platz ist terrassenförmig angelegt und teilweise noch in der Entstehung. Es gibt Toiletten, Duschen, eine Spülküche und freies WLAN. Der Platz kostet 10,- ohne Strom. Wenn man länger bleibt gibt es Rabatt. Unsere Meinung zu dem Platz und der Umgebung ist: Kann man hinfahren, muss es aber nicht!

 

Wir schauen uns den Ort Isla Christina an. Er liegt einen gute halbe Stunde Fußweg vom Stellplatz entfernt und hat ein schönes altes Hafengelände und einen riesigen Sandstrand.

 

 

 

In einer Hafenkneipe haben wir nach einem ausgedehnten Walk durch die Stadt und den Strand wunderbare Fischtapas gegessen. Die nahe dem Stellplatz gelegene Thunfischfabrik wurde von uns natürlich auch besucht und eingekauft haben wir ganz viel dort. Die niedrigen Preise haben durchaus verführt.

Unser Weg führt uns weiter in einen wunderbaren Nationalpark Spaniens, in den „Coto de Donana“. Wir befinden uns immer noch an der Atlantikküste Andalusiens, besser bekannt als Costa de la Luz. Hier besuchen wir zunächst El Rocío. Dieser kleine Ort am Rande des Nationalparks, mit seinen überwiegend zweistöckig errichteten Häuser und den Straßen und Plätzen aus Sand, lassen den Eindruck einer verlassenen Weiterstadt entstehen.

 

 

 

Tatsächlich ist die Stadt meist verlassen, sie hat nur 800 Einwohner. An Pfingsten allerdings, kommen ca. 1 Million Menschen zu einer berühmten Wallfahrt in die Stadt. Es wird die heilige Jungfrau von El Rocío verehrt. Neben der großen Kathedrale gibt es viele kleine Gotteshäuser, damit zeigen die reichen Familien was sie haben.

 

 

 

 

 

 

Als wir ankommen hatte es gerade geregnet. Für unseren Allrad war die Fahrt durch die sandigen und mit Schlaglöchern und großen Pfützen durchzogenen Straßen  kein Problem. Man kommt sich hier tatsächlich ein wenig vor, wie im vorigen Jahrhundert.

 

 

 

Nach dem Besuch zog es uns wieder ans Wasser. Wir hatten von einem kleinen Stellplatz am Ende des Ortes Matalascanas gehört. Wir freuten uns auf die Natur im Nationalpark, mussten aber zunächst kilometerlang an Hotels und Ferienparks vorbeifahren. Die Küste ist noch für den Tourismus freigegeben und völlig zugebaut.

Damit es für die Menschen, die hier langfahren nicht zu langweilig wird, gibt es zwischendurch sehr kreative Kreisverkehre. Hier ein Beispiel:

 

Am Ende der unzähligen Häuserreihen beginnen die menschenleeren Dünen des NP. Wir hätten nicht gedacht, dass tatsächlich am Ende des Weges, so ein schöner, menschenleerer Strand existiert. Wir kommen an dem Parkplatz an, oh Wunder nur ein Wohnmobil steht dort und wir nehmen den Platz in der ersten Reihe neben dem geschlossenen Restaurant. Hier liegt der Sand höher, man sieht an den Spuren, dass schon mehrere versucht haben dort zu parken.

 

 

Mit unserem Fahrzeug wieder kein Problem und so stehen wir so nah wie nie an einem Traumstrand und sind happy. Wir genießen mehrere Tage diese kleine heile Welt und haben phantastische Sonnenuntergänge.

 

 

 

 

 

 

 

 

Als uns eines Morgens der Wind um die Ohren pfeift und ein bedeckter Himmel einen eher trüberen Tag ankündigt, beschließen wir, weiter zu fahren und zwar nach Sevilla. Das richtige Wetter für einen Stadtbesuch. Welch ein Kontrastprogramm! Eben noch am Traumstrand, und knapp zwei Stunden später in einer Traumstadt. Das geht nur mit dem Wohnmobil. :-))

 

 

 

 

 

 

In der Hauptstadt Andalusiens gibt es viel zu sehen. Die Kathedrale ist immer ein Muss. Sie ist so groß und imposant, man müsste sie eigentlich filmen. Das Haupteingangstor ist schon eine Herausforderung.

 

 

Das wußte auch schon Christoph Kolumbus. Sein Denkmal im Park ist nicht zu übersehen.

 

Schwerpunktmäßig beschäftigen wir uns bei diesem Besuch mit der größten Altstadt Spaniens und lassen uns durch deren Gassen treiben.

 

 

 

 

Unseren Durst löschen wir in der ältesten Tapasbar „El Rinconcillo“.

 

Das Wohnmobil steht sicher auf einem bewachten Übernachtungsplatz stadtnah am Ufer des Flusses Guadalquivir. (Parking Puente de los Remedios)

Unsere Weinvorräte gehen so langsam zur Neige und wir überlegen welchen Wein wir kaufen und vor allen Dingen wo wir das tun wollen. Da kommt genau zum richtigen Zeitpunkt ein Tipp von unserem Freund Wolfgang aus Deutschland. Wir sollen nach Arcos de la Frontera fahren und dort Barbazul probieren und der Ort sei auch ganz nett.  Da wir gerade in Sevilla waren und unser nächstes Ziel Conil de la Frontera sein sollte, war der kleine Abstecher nach Arcos kein Problem. Wir wurden belohnt in mehrfacher Hinsicht. Bei herrlicher Fernsicht war die Fahrt schon ein Genuss.

 

Wir kaufen in der Bodega Huerta de Alba, direkt an der Quelle sozusagen den Rotwein und finden Platz auf dem großen Gemeindeareal.

 

 

Direkt unter den Augen der Polizei, vor deren Station und mit Blick auf den steilen Felsen der Altstadt lassen wir das Wohnmobil stehen und erklimmen die engen Gassen der Altstadt mit ihren weißgetünchten Häusern. Arcos de la Frontera, so lernen wir, ist der Hauptort und das Tor zur Route der weißen Dörfer und gilt als eines der schönsten Orte Spaniens. In den engen Gässchen fallen die vielen Stützbogen auf, sie verbinden die Häuser miteinander.

 

 

 

 

 

 

In einem Hotel neben der Burg trinken wir einen Weißwein aus der Gegend und genießen die wunderbaren Rundblicke.

 

 

 

 

 

 

In diese Gegend Andalusiens und auf die Route der weißen Dörfer kommen wir nach unserem „Abstecher“ nach Marokko noch mal zurück.

 

 

 

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