Portugal: Der Südosten; Olhao und der Naturpark „Ria Formosa“

Albufeira – Faro – Olhao – Tavira – Santa Luzia (75 km)

Ja, das hat schon was, sich im November mit Shorts und T-Shirt draußen an den Frühstückstisch setzen zu können. Die Temperaturen in dieser Gegend der Algarve bewegen sich zur Zeit so zwischen 18° und 21°. Es ist angenehm, auch wenn nicht immer die Sonne scheint, wir sind gerne draußen.

 

 

Vielleicht erklärt das ein wenig den Hype der immer größer werdenden Schar der Wohnmobilsten, die mit Anhänger und kleinem Auto, Vor- und Küchenzelten, mit Hund, Katze, Maus, die Camping-und Stellplätze in Spanien u.Portugal und wie wir hören, in Marokko bevölkern. Inzwischen landen wir an dem langen Strand „La Falesia“ unweit von Albufeira. Hier standen wir auf unserer „Genusstour“ vor 4 Jahren, auf dem damals gerade eröffneten Wohnmobilstellplatz, „Algarve-Motorhome-Park, schon einmal. Der Stellplatz hat sich inzwischen verdreifacht, ist wegen der Strandnähe immer rappelvoll. Nebenan ist noch ein Stellplatz entstanden, der „Parque de Autocaravanas Acoteias“.

Hier finden wir einen Platz und bleiben einige Tage. Er kostet 7 Euro plus Strom, es gibt Rabatte, ab zwei Tagen Aufenthalt und Tony, der freundliche Manager, kümmert sich um alles. Wasser u. Strom ist direkt neben dem Wohnmobil. Duschen/Toiletten und Waschmaschinen auf dem Stellplatz. Über die Straße hat sich ein kleiner Supermarkt etabliert, der von den beiden großen Stellplätzen und den umliegenden Ferienwohnungen wahrscheinlich ein gutes Auskommen hat. Die Bushaltestelle direkt vor der Tür. Der Bus bringt dich nach Albufeira und in die Umgebung. Toni besorgt bei Bedarf das kleine Mietauto und bestellt das Taxi zum Flughafen.

 

 

 

Du hast einen Traumstrand, Praia d. Falésia, vor der Nase und einen fantastischen Klippenwanderweg und weitere Wege in die Umgebung. Die nächste Stadt Quarteira ist zum Beispiel ein lohnendes Wanderziel. Also, alles da, was der Überwinterer so braucht. Die Orangenplantagen in der Umgebung bringen die besten Apfelsinen des Landes hervor, klar dass wir uns an den zahlreichen Straßenständen eindecken.

 

Ausgiebig erkunden wir auf langen Spaziergängen den Strand, schauen den Gleitschirmfliegern zu, essen Fisch in Quarteira und tauschen Erfahrungen über das Leben in einem Hymer-Allrad mit Leuten aus Starnberg aus.

 

 

 

 

 

Der Platz ist ansonsten fest in der Hand von Franzosen und Engländern, regelmäßige Bouleturniere tragen zur Völkerverständigung bei. Die paar Tage dort sind schön und vergehen schnell. Es zieht uns allmählich weiter, ich glaube wir sind doch eher die Nomaden. Unser nächstes Ziel ist das „Forum Algarve“ ein großes Shoppingcenter in der Hauptstadt Faro.

 

 

Ist schon komisch, wenn du in Sommerklamotten dort ankommst und von dem Lied „Jingle Bells“ empfangen wirst. Alle Geschäfte sind weihnachtlich geschmückt. Wir lassen uns anstecken und kaufen eine blaue Lichterkette für die Weihnachtszeit in Marokko. Bin gespannt wie der Advent sich dort anfühlt. Weihnachten in einer Oase zu verbringen, das hatte ich noch nicht auf meiner Liste. ;-))

Wir finden hier die Sachen, die wir brauchen, vor allen Dingen eine neue elektrische Zahnbürste. Wir hatten in der letzten Zeit nämlich das Gefühl, wir hätten den „Klabautermann“ in unserem Bad. Die Zahnbürste meinte plötzlich zu jeder Tages-und Nachtzeit sich von selber einzuschalten und vor sich hin zu brummen. Vor allem nachts macht das Spaß. In Handtücher gewickelt, konnten wir das aushalten. Da merkte man erstmal wie lange so ein leistungsstarker Akku, in dem teuren Philips-Teil, hält. Leider fehlt quasi der Hauptschalter zum Stillegen der Apparatur!

Weiter gehts es nach Olhao und Fuseta und damit in den Naturpark Ria Formosa. Eine wunderbare Region wenig touristisch, mit vorgelagerten kleinen Inseln, auf die man mit dem Boot gefahren wird. Ein völliges Kontrastprogramm zu der Sand-und Felsenalgarve. Der 60 km lange Küstenstreifen ab Faro in Richtung Osten steht nach seit den 1980ziger Jahren unter Naturschutz und ist eines der wichtigsten Ökosysteme der Algarve. Nehrungen, Lagunen, vorgelagerten Inselchen und Salinenfelder bilden den „Parque Natural da Ria Formosa“. Die Landschaft lebt von den Gezeiten, fruchtbarer Schlamm wird angeschwemmt und bildet den idealen Nährboden für Muscheln Krebse und andere Krustentiere. Ein riesiger hier und da unterbrochener Landstreifen trennt diese einzigartige Lagunenlandschft vom offenen Meer. Nahezu ungestört leben hier Störche, viele Entenarten, Flamingos und Reiher auf den Inseln und Dünen im seichten Wasser. Wir fühlen uns hier an den Bodensee versetzt.

 

 

 

 

Olhao ist von der Lagunenlandschaft der Ria Formosa geprägt. Der Fischereihafen ist nach dem von Portimao der wichtigste an der Algarve. Olhao ist gänzlich anders als alle anderen Algarvestädte. Mit seinen weißen würfelförmigen Häusern, auch Kubenhäuser genannt, vermittelt Olhao ein leicht arabisches Flair. Sie gilt als moderne maurische Stadt mit nordafrikanischer Architektur, erläutert man uns im Touristenbüro. Ein wenig abgerissen kommt sie uns schon vor.

 

 

 

Am Hafen wird kräftig an der Straße gearbeitet und neue Wohnblocks entstehen. Wir lassen uns durch die Altstadt treiben. Das Stadtbild ist eigenwillig. Die weißen Kubenhäuser der Fischerfamilien reihen sich wie Würfel aneinander, einst ebenerdig, je nach Einkommen immer wieder aufgestockt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obenauf ist das Flachdach, das die Seemänner den nordafrikanischen Dörfern abgeschaut haben. Hier wird die Wäsche aufgehängt oder Fisch getrocknet, vornehmlich Hundshaie hängen hier.

Wir sind von dem etwas morbiden Charme ziemlich angetan. So verbringen wir die Nacht mit einigen anderen Wohnmobilen auf dem großen Parkplatz nahe der Altstadt. Dirty Harry hat einen guten Blick auf die, von Graffiti Künstler gestalteten, alten Gebäude, die man verteilt in der Stadt vorfindet.

 

 

Wer hier zum Strand will, muss schon eine kleine Tour mit dem Fährboot in Kauf nehmen. Wir wollen nicht an den Strand, sondern zum größten Anziehungspunkt der Stadt, zu den Markthallen an der Seepromenade. Eine der beiden von Kuppeltürmen gekrönten Backsteinhallen ist für Fisch-und Meeresfrüchte reserviert, die andere für Fleisch, Obst und Gemüse.

 

 

Wir kaufen hier ausgiebig ein. Insbesondere zwei T-Bone-Steaks haben es Dieter angetan. Mal sehen ob die auf unseren Grill passen. :-))

 

Interessante Kirchen runden das Stadtbild ab. An der Außenwand einer Kirche steht die „Capela de Nossa Senhora dos Aflitos“, wo Fischersfrauen bei Unwetter auf See für ihre Männer beteten.

 

 

 

 

Der Nachbarort Fuseta ist eine Kleinausgabe von Olhao. Der kleiner Fischerort, sehr beschaulich, lädt zu einem Spaziergang über Holzstege zu den Salinenfeldern ein.

 

 

 

 

Wir fahren weiter auf der N 125 nach Cabanas und kommen durch den Ort Luz de Tamira. Hier steht mitten im Ort die Kirche Igreja Matriz aus dem 16 Jh. Sie ist eine der wenigen Algarvekirchen die das schwere Erdbeben von 1755 fast unbeschadet überstanden hat.

 

 

In Cabanas spazieren wir durch den idyllischen Ort zum Hafen. Auch hier wiederholt sich das Bild. Eine beschauliche Uferpromenade und kleine Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein.

 

 

 

 

 

Wir bestaunen noch das alte Fort und seine schöne Lage von außen. Es befindet sich im Privatbesitz und darf nicht betreten werden. Ob die Verbotsschilder auch schon für die Wiese galten, auf der wir herumgelaufen sind ?! Umso mehr freuen wir uns dann auf einen Vinho Verde zum Sonnenuntergang auf unserem Campingplatz. Insbesondere Dieter freut sich auf das Grillen der riesigen Steaks.

 

 

Der „Parque de Campismo da Ria Formosa“ bietet den Rahmen für dieses Unterfangen. Ansonsten ist der Platz zweckmäßig aufgebaut, mit vielen Überwintereren aus F, GB u. NL bevölkert, hat einen großen Swimmingpool und gutes WLAN. Für mich und meine Reiseberichtserstellung super. Am nächsten Tag geht es in das nahegelegene Tavira.

Tavira ist eine schmucke Stadt und erstreckt sich zu beiden Seiten des Rio Gilao.

 

 

 

 

Zu früherer Zeit gab es hier 37 Kirchen und das für weniger als 1000 Menschen! Den Überblick bietet die Burgruine oberhalb des Zentrums. Direkt neben der Burg steht die „Igreja de Santa Maria do Castelo“ aus dem 13.Jh. eine mit den typischen portugiesischen  Kacheln geschmückte Seitenkapelle. Auf dem Weg durch kopfsteingepflasterte Gassen ins Zentrum passieren wir die bedeutendste Renaissance-Kirche der Algarve mit barocken Kachelgemälden und einem Rokoko-Altar  aus dem 18.Jh. Über die Ponte Romana gelangt man ans andere Ufer des Gilao, das einen schönen Blick auf die Häuserfront am Wasser bietet.

 

 

 

Wir besuchen das Dorf Santa Luzia. „Capital do Polvo“, (Hauptstadt des Tintenfischs) nennt sich der kleine Fischerort, der nur aus wenigen Häuserreihen mit noch algarvetypischer Architektur besteht. Der Hafen ist durch Sandbänke vor dem offenen Meer geschützt. Ebbe und Flut geben den Rhythmus vor, wann man zum Fischen ausfahren kann. Am Kai stapeln sich runde Tongefäße mit denen die Tintenfische gefangen werden.

 

 

 

In einem der vielen kleinen Restaurants am Hafen, essen wir natürlich Tintenfisch und trinken Weißwein aus der Region dazu. Die Sonne meint es gut mit uns und so beschließen wir hier zu bleiben.

Auf dem kostenlosen Gemeindestellplatz ist es uns zu rumpelig. Gegen einen kleinen Obulus, können wir auf dem, in dieser Zeit, fast leeren Parkplatz einer Ferienanlage direkt am Wasser übernachten. Super! Alles strahlt hier in der Ria Formosa eine Ruhe und Beschaulichkeit aus. Wir werden bestimmt gut schlafen.

 

Vorher machen wir noch einen Strandspaziergang. Die Besonderheit hier ist, dass eine kleine Bimmelbahn direkt vor der Ferienanlage lostuckert und dich in 5 Minuten an den weitläufigen flachen Badestrand von Barril bringt.

 

 

Ein Ankerfriedhof am Strand erinnert an den Niedergang der Fischerei.

Wir laufen das Stück und schauen fasziniert diesem, sowas von aus der Zeit gefallenen Transportmittel hinterher. Ich muss mal wieder an „Jim Knopf“ denken. :-))

Eine traumschöne Abendstimmung empfängt uns auf dem Rückweg und vollendet einen wunderschönen Tag.

 

 

 

Das Wochenende verbringen wir im Naturpark „Vale do Guadiana“ und werden danach die nahe Grenze nach Spanien überqueren. Dort treffen wir Wohnmobilfreunde, die in Conil de la Frontera ihr „Winterlager“ aufgeschlagen haben. Aber mehr dazu im nächsten Bericht.

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