Von Anchorage nach Hope in Alaska

Anchorage stellt mit 300.000 Einwohnern mehr als 40% der Gesamtbevölkerung Alaskas. Es liegt am Ende der tief ins Land reichenden Bucht Cook Inlet und wird umschlossen von dessen Ausläufern und den Kenai Mountains. Die Gründung von Anchorage im Jahr 1915 geht ausnahmsweise nicht auf Goldsucher zurück; Pate stand die Alaska Railroad. Anchorage hat auch einen Flughafen und schmückte sich lange mit der Bezeichnung „Air Crossroads of the World“. Das hatte seine Berechtigung, solange Flugzeuge auf den Asien-Routen dort zum Auftanken zwischenlandeten. Heute können Langstreckenjets auf das Auftanken verzichten. Anchorage ist heute dennoch das wirtschaftliche Zentrum Alaskas mit einer, für diese Stadtgröße, immens ausgedehnten kommerziellen Infrastruktur südlich und westlich der überschaubaren Innenstadt. Das allgemeine Preisniveau ist niedriger als anderswo in Alaska, speziell gilt dies für den Supermarkteinkauf, für Fastfood und Benzin. Alles Dinge, die für uns Wohnmobilisten von Bedeutung sind. Darüberhinaus gibt es in der tatsächlich überschaubaren Innenstadt ausgewiesene RV Parkplätze am Wasser. Und, was noch viel wichtiger für uns ist, der große Outdoorhändler Cabela`s lässt  Wohnmobile auf auf seinem riesigen Parkplatz übernachten und das bis zu 48 Stunden. Ausserdem gibt es eine Entsorgungsstation auf dem Gelände.

Wenn das mal keinen Besuch in Anchorage wert ist. Aber mal ganz im Ernst, in Anchorage muss man nicht unbedingt gewesen sein. Von den tatsächlich im Überfluss vorhandenen Geschäften und Märkten aller Art gibt es neben den beiden Brauereien und dem schönen Blumenschmuck in den Straßen nicht wirklich viel zu erkunden.

Allerdings haben es diese beiden Brauhäuser in sich. Da tobt abends der Bär, du musst bis zu zwei Stunden auf einen freien Platz warten. Sie schicken dich an die Bar, dort stehen die Leute aber auch schon in Dreierreihen. Stimmengewirr und laute Musik erzeugen einen immensen Lärmpegel. Diese Situation hat uns ganz stark an unsere Braukultur zu Hause erinnert. Wir hatten uns das Glacier Brewhouse in der 5th. Avenue ausgesucht, weil sie zu ihrem eigen gebrauten Bier auch hervorragendes Seafood versprechen. Das kam uns für unser Hochzeitstagsessen gerade recht. Dementsprechend voll war  aber der Laden. Als wir versuchen uns an der übervollen Bar einen Platz zu suchen, sehen wir an einem Tisch zwei ältere Ladys sitzen und fragen sie ob wir uns dazu setzen können. Sie haben uns sehr freundlich aufgenommen und sich sofort vorgestellt.

Es waren Diana und Sheena aus Detroit in Michigan unterwegs auf einer Kreuzfahrt. Ihr Schiff lag in Seward, sie waren jetzt auf Landausflügen unterwegs, darunter auch in den Denali-NP. Sofort ergab sich eine lebhafte Diskussion über „Gott und die Welt“. Angefangen über die amerikanische Politik und das komplizierte Wahlsystem, sie waren beide entschiedene Trumpgegner, bis hin zu der Erklärung warum die Alaskianer ihn aber gewählt haben. Dann wurden die Staaten im einzelnen politisch unter die Lupe genommen. Wir konnten kaum unser wirklich köstliches Seafood genießen, sie stellten ohne Ende Fragen. Natürlich auch zu unserem früheren beruflichen Background. Wir erzählten Ihnen u.a. auch von unseren politischen Positionen. Jetzt wurde von Diana das amerikanische Gewerkschaftssystem mit dem europäischen verglichen und analysiert und wir wurden weiter befragt, und das alles mit unserem Schulenglisch…..das war schon ganz großes Kino! 🙂

Zum Schluss wollten sie unsere Adressen, Telefonnummern und eMail Kontakte und gaben uns auch ihre Daten. Wir müssen unbedingt nach Michigan kommen und–„it was a great pleasure to meet you“–, wiederholte Diana mehrfach beim Aufbruch. Also haben wir uns doch wohl gut geschlagen. Im Anschluss mussten wir beide noch auf einen Absacker in die zweite Brauerei, die 49 State Brewing CO. am Wasser gehen. Obwohl standesgemäß eine Hochzeitskutsche vor der Tür des Brauhauses stand, sind wir doch zu Fuß gegangen.

Ein wenig Durchatmen nach der weltpolitischen Diskussion war angesagt. Auch in dem Brauhaus war es übervoll, aber mit einem Bier in der Hand ein Eckchen finden geht immer.

Nach einer ruhigen Nacht, in der es endlich mal wieder dunkel wurde und mit ca 200 Wohnmobilen auf dem besagten Parkplatz, sind wir noch bei „Moose Tooth Pub & Pizzeria“ eingekehrt. Diesen wertvollen Tipp hatten wir von der netten Familie Everson aus Anchorage bekommen mit dem Hinweis, dort unbedingt schon früh hinzugehen, weil es ab mittags durchgehend voll ist.

Also haben wir in der Pizzeria unser zweites Frühstück genossen, natürlich mussten wir auch ihr selbstgebrautes Bier probieren. Wir haben lange nicht mehr eine so hervorragende Pizza gegessen, von dem leckeren Bier ganz zu schweigen. Kurzentschlossen haben wir unsere Route geändert. Anstatt über 300 Kilometer nach Homer, sind wir knappe 100 Km nach Hope gefahren. Wieder auf einer tollen Strecke, dem Seward Highway immer am Wasser entlang.

Ein kleines Kaff aber idyllisch gelegen.

Dort stirbt die Hoffnung echt zuletzt…. Auf dem Hope Highway gelangt man dorthin. Hope liegt an der Mündung eines Baches (Resurrection-Creek) der in den Golf von Alaska mündet und voller Lachse ist. Dementsprechend viel los war dort. Es wurde geangelt was das Zeug hält.

Was für uns verwunderlich und auch ein wenig befremdlich war, dass die Angler viele Fische vom Angelhaken befreiten und wieder ins Wasser warfen. Wir haben einen Mann darauf angesprochen und gefragt warum sie das tun. Er sagte es gehe halt ums Angeln an sich und Fische hätten sie schon genug. Ob wir welche wollten….sehr gerne, aber am liebsten nur die Filets….

Hope wurde 1896 von Prospektoren gegründet, die den Bach nach Gold durchwühlten. Hier gilt Goldwaschen auch heute noch als aussichtsreich. Ein Grund mehr, hier nochmal hinzukommen!

In Hope „Downtown“ gibt es ein Café und eine Kneipe. Dort fand heute ein Life-Konzert mit einer jungen Sängerin statt. Sie hatte eine tolle Stimme und der Laden war brechend voll. 🙂

In der „Mainstreat“ fanden wir dann noch weitere Häuser, darunter die Library, die Bibliothek mit schnellen Internet!! Und das in diesem „Lummerland“. unfassbar. Aber das ist wohl Alaska! Danke Tita für diesen Tipp.

Wir fahren später weiter nach Seward. Dort wollen wir einen Ausflug in den Kenai Fjord zu Eisbergen und Gletschern machen. Darauf freuen wir uns sehr.

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