Marokko: Der Südosten; In der Wüste

Die Dünen von Erg Chebbi befinden sich in der Nähe der Grenze zu Algerien. Sie gehören zweifellos zu den malerischsten Wüstenzielen in Marokko. Kaum siehst du bei der Anreise den ersten Zipfel einer Düne, bis du verzaubert. So ging es mir.

Die Wüste hat ihre eigene Faszination und Stimmung. Wir kommen am 1. Weihnachtstag von Tinerhir auf der R 702, die bei Erfoud in die N 13 mündet in der kleinen Wüstenstadt Merzouga an. Hier erstrecken sich die größten und höchsten Sanddünen Marokkos auf einer Länge von 40 km und 6,5 km Breite. Die höchste Düne ist 150 m hoch. Unser Campingplatz „Haven la Chance“ liegt direkt an den Dünen. Das bedeutete: Ankommen, Womo parken, Schuhe aus und rein in den Sand. Herrlich! Sand, Sand, nichts als Sand.

Auf dem Camp stehen außer uns noch die „richtigen“ Wüstentrucks. Solche, die auf ihren breiten Reifen die tiefsten Sandfurchen durchfahren können, aber genauso VW Busse und 12 Meter lange Liner.

Den ersten Sonnenuntergang verbringen wir auf eine der kleineren Dünen direkt hinter dem Platz. Ein tolles Gefühl. Mit uns stehen oder sitzen aber auch viele andere Menschen auf den Sandhügeln. Ab und zu donnern Quads und Geländewagen an uns vorbei über die Dünen.

Touristen werden in Scharen auf den Kamelen, mit dem einen Höcker -:)), von Führern durch die Dünen geführt. Manche übernachten in den Wüstencamps, die an vielen Stellen dafür vorgesehen sind. Man sieht sie kaum, sie liegen immer in einer Senke zwischen den einzelnen Sandbergen.

Das gibt Dir noch das Gefühl, ganz alleine zu sein.  Alles sieht überaus romantisch aus, wie in den Märchen aus 1001 Nacht, ist aber knallharte Vermarktung der Dünen. Jeder will hier seinen Dirham verdienen.




Ich war am Anfang auch dieser Wüstenstimmung erlegen und wollte auf dem Dromedar in den Sonnenuntergang reiten…..Dieter hat mir nen Vogel gezeigt. Er hatte recht, überall tauchten die Führer mit Gruppen auf. Dieter ist ein bisschen allergisch gegen diese touristischen Angebote. Es werden immer allen die gleichen Programme angeboten. Neben den Kamelritten gibt es das Angebot, eine Tour in einem Fahrzeug mit Führer durch die Wüste gefahren zu werden. Es gibt unterwegs Haltepunkte an einem teilweise ausgetrockneten See, man kann nach Fossilien suchen, es gibt ein Mittagessen bei den Berbern und später im Nomadenshop einen Einkaufsstopp. Hassan, der Kalfaktor für alles im Camp, bietet diese Route an. Er bringt morgens das frisch gebackene Brot aus seinem Dorf zu Dir ans Wohnmobil und fängt die Womos schon einige Kilometer vorher ab um sie auf diesen CP zu leiten. 

Sabine u. Thomas entscheiden sich recht schnell für die „touristische Variante“ und wollen sich fahren lassen. Wir wollen selber fahren, aber alleine?? Das ist uns zunächst zu riskant.


Erstmal zu Fuß in die Wüste, auf eine ausgedehnte Wanderung durch die Dünen. Es ist anstrengend, aber ein einmaliges Gefühl durch den weichen rieselnden Sand zu stapfen. Um diese Jahreszeit ist es zwar gut warm, der Sand ist aber kühl.  Wir sehen dabei auch diverse dieser Übernachtungslager, in denen die Touristen nach dem Dromedar-Ritt untergebracht werden. Gut, dass ich mit meiner romantischen Ader, hier vielleicht den Prinzen von Arabien zu treffen,  nicht auf einem solchen Ausflug bestanden habe.

Wir erklettern die höchste Düne und haben von oben einen phantastischen Blick. Fast könnte man meinen, wir sind allein auf der Welt, es dauert nicht lange, da haben unsere asiatischen Freunde mit den neuesten Kameras und Selfie-Sticks die Düne auch erobert. :-))

Abends essen wir lecker in einem Restaurant in den Dünen hinter unserem CP. Wir schauen in den Sonnenuntergang und beeilen uns später mit dem Nachtisch. Sobald die Sonne weg ist, wird es schnell kalt.


Am nächsten Tag erkundigen wir uns bei den erfahrenen Wüstenfüchsen auf dem Camp, ob es für unser Fahrzeug möglich ist, auf der Piste die Umfahrung der Sanddünen zu machen. Im Reiseführer sind zwar mehrere Strecken beschrieben, wir haben keine Wüstenerfahrung, keine genaue Karten bzw. kein geeignetes GPS.

Die Jungs sind supernett, sagen wir können die Strecke fahren und geben uns ihre Handynummer und kämen uns im Zweifel sogar rausziehen. Man merkt richtig, das sind Kumpels, die nicht belehren und die Augen verdrehen, sondern Spass haben zu Helfen. Wir sind schnell auf einer Wellenlänge. Diese Hilfsbereitschaft finde ich auch in einem Forum bei Campofant.de. Mit Roberta hatte ich einige Male über eine Wüstenfahrt gechattet, weil unsere Landkarte keine Pisten enthält. Sie bietet uns sogar an, mit Ihnen auf die südliche große Runde an der algerischen Grenze entlang, bis nach Zagora zu den Chegaga Sanddünen zu kommen. Wir haben uns über das Angebot sehr gefreut, leider geht es in die für uns falsche Richtung und braucht einige Tage Zeit. Wir heben uns diese lange Piste für das nächste Mal auf und werden dann auch mindestens zu Zweit fahren! Ausgestattet mit guten Ratschlägen und begleitet von dem positiven Gefühl im Camp im Zweifel Hilfe zu bekommen, machen wir uns auf die kleinere ca. 40 km Piste.

Es ist ein besonderes Gefühl im Sand zu fahren, so weich und manchmal fühlt es sich an, wie auf Schmierseife. Es ist aber auch anstrengend, die Sorge ist bei den vielen Fahrspuren auf dem „richtigen“ Weg zu bleiben. Unser Navi trudelt an vielen Stellen, wir haben halt keine Pistensoftware. Auch kann man nicht immer einschätzen, wie tief die Spuren sind. Wir wollen uns ja nicht festfahren bzw. eingraben. Auf den Dünen ist überall Handy-Empfang. Die Strecke ist gut frequentiert von Fahrzeugen aller Art. Sobald wir stehen bleiben, fragt der Nächste schon der vorbeikommt, ob wir Hilfe brauchen. Dieter gefällt die Tour, mir eigentlich auch. Nach ca. 40 km kommen wir gut durchgeschüttelt am Rand der Dünen an und übernachten dort nochmal, bevor wir unsere Reise gen Norden antreten. Diese Wüstenerfahrung rundet für uns das Bild von diesem ungewöhnlichen Land ab.

Allerdings darf auch nicht verschwiegen werden, das diese Form der touristischen Erschließung (immer mehr Herbergen, Quad- u. Autofahrer) der Natur schadet. Der enorme Wasserverbrauch hat bereits die Landwirtschaft dort zum Erliegen gebracht und der Tourismus wird zur einzigen Einnahmequelle. Uns ist natürlich bewusst, das wir Teil des Problems sind!

Jetzt wollen aber ans Meer. Thomas und Sabine bleiben noch im Camp, um dann später direkt den Rückweg nach Hause anzutreten. Das kommt uns entgegen, da wir mehr Zeit haben, können wir unsere Route ausweiten. Bevor wir an die Küste abbiegen, wollen wir aber noch einem marokkanischen Weingut einen Besuch abstatten. Wir haben den Tipp bekommen das Weingut Volubilia zu besuchen. 
Es liegt vor den Toren der Königsstadt Meknes. Wunderbar, Kultur und Wein haben immer schon gut zusammen gepasst. Also auf nach Norden, ich rieche den Wein schon, obwohl über 350 km auf der N 13 vor uns liegen und mindestens noch eine Übernachtung!


Wir wünschen Euch ein gesundes und glückliches neues Jahr!

2 Kommentare bei „Marokko: Der Südosten; In der Wüste“

  1. Liebe Renate, lieber Dieter,

    ich wünsche euch ein gutes Neues Jahr 2018 mit viel Gesundheit, damit ihr noch viele so tolle Reisen unternehmen könnt.

    Ihr habt beeindruckende Fotos von der Wüste und den Sonnenuntergängen, besonders gelungen ist auch euer beider Beduinenfoto.

    Ich erinnere mich gerne an einen Urlaub in Marokko 1983 mit meinen Eltern. Unvergessen ist natürlich Marrakesch.

    Euch beiden weiterhin tolle Erlebnisse und bis zum Karneval,

    herzliche Grüße

    Susanne

    1. Liebe Susanne,
      hast du ein Glück gehabt, als Jugendliche schon dieses interessante Land bereisen zu können!Wir sind nicht zum letzten Mal hier.
      Übrigens sehen wir uns an Karneval nicht. Da bin ich schon wieder on Tour, aber dieses Mal mit dem Schiff. Wir sehen uns aber in Scheidegg. Alles Gute und bis bald.

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